Zum zweiten Mal an der Grenze zu Kanaan (Kapitel 20,1 bis 25,18)
Mose und Aaron entäuschen den Herrn
1Im ersten Monat des vierzigsten Jahres erreichte die ganze Gemeinschaft der Israeliten die Wüste Zin und schlug ihr Lager in Kadesch auf. Dort starb Mirjam und wurde begraben.
2⸂In Kadesch⸃ gab es nicht genug Trinkwasser für das Volk, darum rebellierten sie gegen Mose und Aaron. 3Sie machten Mose schwere Vorwürfe: »Wären wir doch auch umgekommen, als der Herr unsere Landsleute dahinraffte! 4Warum habt ihr das Volk des Herrn in diese Wüste geführt? Damit wir und unser Vieh hier sterben? 5Warum habt ihr uns aus Ägypten geholt und an diesen schrecklichen Ort gebracht? Hier wächst ja gar nichts: kein Getreide, keine Feigenbäume, Weinstöcke oder Granatapfelbäume. Nicht einmal Trinkwasser haben wir!«
6Mose und Aaron wichen vor der ⸂aufgebrachten⸃ Menge bis zum Eingang des Begegnungszeltes zurück und warfen sich dort nieder. Da erschien ihnen die Herrlichkeit des Herrn. 7Der Herr sagte zu Mose: 8»Nimm deinen Stab! Ruf gemeinsam mit deinem Bruder Aaron das ganze Volk zusammen. Vor ihren Augen sollt ihr dem Felsen dort befehlen, euch Wasser zu geben. Auf dein Wort hin wird Wasser aus ihm sprudeln, damit Menschen und Tiere zu trinken haben.«
9Mose holte den Stab aus dem Heiligtum, wie der Herr es ihm aufgetragen hatte. 10Gemeinsam mit Aaron ließ er die ganze Gemeinschaft beim Felsen zusammenkommen und sagte: »Ihr seid ein widerspenstiges Volk! Schaut her! Wir werden jetzt für euch Wasser aus diesem Felsen fließen lassen!« 11Mose hob seine Hand und schlug mit seinem Stab zweimal gegen den Felsen. Da strömte so viel Wasser heraus, dass alle Menschen und Tiere genug zu trinken hatten.
12Aber der Herr sagte zu Mose und Aaron: »Ihr habt mir nicht vertraut und mich nicht vor den Israeliten als heiligen und mächtigen Gott geehrt. Darum dürft ihr dieses Volk nicht in das Land bringen, das ich ihnen geben werde.«
13Die Quelle bekam den Namen Meriba (»Vorwurf«), weil die Israeliten dort schwere Vorwürfe gegen den Herrn erhoben hatten. Er aber hatte ihnen seine Heiligkeit und Macht gezeigt.
Die Edomiter verweigern den Israeliten den Durchzug
14Von Kadesch aus sandte Mose Boten zum König von Edom ⸂mit folgender Botschaft⸃: »Dein Brudervolk Israel lässt dir ausrichten: Du weißt, wie viel Leid wir schon erfahren haben. 15Unsere Vorfahren zogen nach Ägypten und haben dort eine lange Zeit gelebt. Aber die Ägypter zwangen uns zum Sklavendienst. 16Da schrien wir zum Herrn um Hilfe. Er hörte uns und schickte einen Engel, der uns aus Ägypten führte. Jetzt sind wir in der Stadt Kadesch an der Grenze deines Gebiets. 17Bitte gestatte uns, durch dein Land zu ziehen! Wir werden eure Äcker und Weinberge nicht betreten und kein Wasser aus euren Brunnen trinken. Wir bleiben auf der Königsstraße und weichen keinen Schritt von ihr ab, bis wir dein Land durchquert haben.«
18Aber die Edomiter antworteten: »Ihr dürft unser Land nicht durchqueren, sonst kommen wir euch mit dem Schwert in der Hand entgegen!« 19Die Israeliten versicherten noch einmal: »Wir werden auf der befestigten Straße bleiben. Sollten wir oder unser Vieh Wasser brauchen, werden wir auf jeden Fall dafür bezahlen. Wir möchten nur zu Fuß durch euer Land ziehen, sonst nichts.« 20Doch die Edomiter blieben dabei: »Ihr dürft nicht durchziehen!« Sie zogen den Israeliten mit einem großen und starken Heer entgegen.
21Weil die Edomiter ihnen den Durchzug verweigerten, schlugen die Israeliten einen anderen Weg ein.
Aaron stirbt, und Eleasar wird Hoherpriester
22Die ganze Gemeinschaft der Israeliten verließ Kadesch und zog an der Grenze Edoms entlang zum Berg Hor. 23Dort sagte der Herr zu Mose und Aaron: 24»⸂Auf diesem Berg⸃ wird Aaron sterben und ⸂im Tod⸃ mit seinen Vorfahren vereint werden. Er darf das Land nicht betreten, das ich den Israeliten geben werde. Denn ihr habt euch bei der Quelle Meriba meinen Anweisungen widersetzt.« 25⸂Zu Mose sagte er:⸃ »Steig mit Aaron und seinem Sohn Eleasar auf den Berg Hor. 26Zieh dort Aaron die Priestergewänder aus und lege sie seinem Sohn Eleasar an. Danach wird Aaron sterben und ⸂im Tod mit seinen Vorfahren⸃ vereint werden.«
27Mose tat, was der Herr befohlen hatte. Vor den Augen des ganzen Volkes stieg er mit den beiden auf den Berg Hor. 28Oben auf dem Gipfel zog er Aaron die Priestergewänder aus und legte sie dessen Sohn Eleasar an. Dann starb Aaron. Mose und Eleasar kamen ⸂ohne ihn⸃ zurück. 29Als die Israeliten sahen, dass Aaron gestorben war, trauerte das ganze Volk dreißig Tage um ihn.