Micha 1
I. Das Weltgericht; Gottes Drohungen gegen Samaria (= Israel) und Juda
(Kap. 1–3)
1. Gerichtsankündigung und Klage des Propheten
a) Die Überschrift; Gottes Kommen zum Weltgericht über die Heiden sowie über Israel und Juda
1(Dies ist) das Wort des HERRN, das an Micha aus Moreseth (vgl. 1,14; Jer 26,18) in den Tagen der judäischen Könige Jotham, Ahas und Hiskia ergangen ist und das er über Samaria (= Israel) und Jerusalem geschaut (= in Gesichten vernommen) hat.
2Höret, ihr Völker allesamt; merke auf, o Erde und alles, was sie erfüllt! Und es sei Gott der HERR Zeuge gegen euch, der Allherr von seinem heiligen Tempel aus! 3Denn sehet: der HERR verläßt seine Wohnstätte, er steigt herab und schreitet dahin über die Höhen der Erde. 4Da zerfließen (= zergehen in Trümmer) die Berge unter seinen Schritten, und die Täler (oder: Ebenen) spalten sich – wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser an einem Abhang hinabstürzt. 5Dies alles (geschieht) wegen der Untreue Jakobs und wegen der Sünden des Hauses Israel! Wer ist es aber, der die Untreue Jakobs verübt? Doch wohl Samaria! Und wer vollführt die Sünde des Höhendienstes Judas? Doch wohl Jerusalem!
b) Ankündigung des Untergangs Samarias
6»So will ich denn Samaria zu einem Steinhaufen im Felde machen, zum Gelände für Weinberge; ich will die Steine der Stadt ins Tal hinabstürzen und ihre Grundmauern bloßlegen. 7Alle ihre Schnitzbilder sollen zerschlagen und alle ihre buhlerischen Weihegaben im Feuer verbrannt werden, und alle ihre Götzenbilder will ich der Vernichtung preisgeben; denn vom Buhlerlohn sind sie zusammengebracht: so sollen sie auch wieder zu Buhlerlohn werden!«
c) Michas Klage über das von Samaria (= Israel) her auch gegen Juda durch einen übermächtigen Feind heranziehende Strafgericht
8Darüber will ich wehklagen und jammern, will barfuß und ohne Obergewand einhergehen! Ich will eine Wehklage anstimmen wie die Schakale und ein Trauerlied wie die Strauße! 9Denn unheilbar ist der Schlag (der Samaria getroffen hat): er dringt bis nach Juda, reicht bis an die Tore meines Volkes, bis nach Jerusalem. 10In Gath (d. h. Kundstadt) tut es nicht kund! In Akko (d. h. Wein-Au) veranstaltet kein Weinen! In Beth-Leophra (d. h. Staubheim) wälzt euch im Staube! 11Mache dich auf den Weg, Einwohnerschaft von Saphir (d. h. Schmuckstadt), in schimpflicher Entblößung! Die Bevölkerung von Zaanan (d. h. Auszug) zieht nicht mehr aus! Die Trauer Beth-Haezels (d. h. Nimmhausen oder: Raststadt) nimmt euch die Lust, dort zu rasten. 12Ach, es zittert um ihr Heil die Bevölkerung von Maroth (d. h. Bitterkeiten), denn Unheil fährt vom HERRN her an die Tore Jerusalems herab! 13Schirre die Renner an den Wagen, Einwohnerschaft von Lachis (d. h. Rennstadt)! Dort ist der Anfang der Versündigung für die Tochter Zion gewesen; denn bei dir (zuerst) haben sich die Missetaten Israels vorgefunden. 14Darum mußt du das Entlassungsgeschenk (oder: den Scheidebrief) geben an Moreseth-Gath (d. h. Brautstadt bei Gath). Die Häuser von Achsib (d. h. Trugheim) werden für die Könige von Israel trüglich werden. 15Einen neuen Besitzer (oder: Erben) bringe ich dir, Bewohnerschaft von Maresa (d. h. Besitztum oder: Erbenhausen). Auf ewig geht Adullam zugrunde (wie) die Herrlichkeit Israels (vgl. 1. Sam 4,22). 16Mache dir das Haupt kahl und schere dir den Bart ab um deine geliebten Kinder! Mache dir die Glatze so breit wie die eines Geiers! Denn sie (d. h. deine Kinder) müssen fort von dir (in die Gefangenschaft) wandern!
Die Heilige Schrift, übersetzt von Hermann Menge. Neuausgabe © 1949/2003 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Apokryphen aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, übersetzt von Hermann Menge © 1967, Württembergischen Bibelanstalt, Stuttgart