II. Zweiter (ermahnender) Hauptteil: Mahnungen an die Leser zu einem ihrer Berufung würdigen Wandel
1. Mahnung zur Eintracht und zum Glaubenswachstum in der Gemeinde bei aller Mannigfaltigkeit der Gaben
1So ermahne ich euch denn, ich, der Gefangene im Herrn (oder: um des Herrn willen): Wandelt würdig der Berufung, die an euch ergangen ist, 2mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld als solche, die einander in Liebe ertragen, 3und seid eifrig bemüht, die Einheit des Geistes (oder: die Einigkeit im Geist) durch das Band des Friedens zu erhalten: 4ein Leib und ein Geist, wie ihr ja auch bei eurer Berufung aufgrund einer Hoffnung berufen worden seid; 5ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6ein Gott und Vater aller, der da ist (= waltet) über allen und durch alle (wirkt) und in allen (wohnt). 7Jedem einzelnen von uns aber ist die Gnade nach dem Maße verliehen worden, wie Christus sie ihm zugeteilt hat. 8Daher heißt es ja auch (Ps 68,19): »Aufgestiegen in die Höhe, hat er Gefangene weggeführt und den Menschen Gaben verliehen.« 9Daß er aber hinaufgestiegen ist, welchen Sinn hat das als den, daß er auch (zuvor) in die niederen Gegenden der Erde hinabgestiegen ist? 10Er, der Hinabgestiegene, ist derselbe, der hoch über alle Himmel hinaus aufgestiegen ist, um das ganze Weltall zu erfüllen. 11Und eben dieser ist es auch, der die einen zu Aposteln (= Heilsboten) bestellt hat, andere zu Propheten (vgl. 1. Kor 12,28), andere zu Evangelisten (d. h. Predigern der Heilsbotschaft), noch andere zu Hirten (= Seelsorgern) und Lehrern, 12um die Heiligen tüchtig zu machen für die Ausübung des Gemeindedienstes, für die Erbauung (oder: den Aufbau) des Leibes Christi, 13bis wir endlich allesamt zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses in der Fülle Christi. 14Denn wir sollen nicht länger unmündige Kinder sein, die von jedem Wind der Lehre durch das Trugspiel der Menschen, die mit Arglist auf Irreführung ausgehen, wie Meereswogen hin und her geworfen und umhergetrieben werden; 15vielmehr sollen wir, die Wahrheit übend (oder: der wahren Lehre getreu), in (oder: durch die) Liebe in allen Stücken in ihn hineinwachsen (oder: zu ihm heranwachsen), der das Haupt ist, Christus; 16denn von ihm aus wird der ganze Leib fest zusammengefügt und zusammengehalten und vollzieht durch jedes Glied, das seinen Dienst nach der Wirksamkeit verrichtet, die dem Maß jedes einzelnen Teiles entspricht, das Wachstum des Leibes zu seinem eigenen Aufbau in Liebe.
2. Ermahnung an die Gemeindeglieder, als neue Menschen zu wandeln
a) Vom alten und neuen Menschen im allgemeinen; Unterschied zwischen heidnischer und christlicher Lebensführung
17So sage (= gebiete) ich also folgendes und spreche die ernste Mahnung im Herrn aus: Wandelt nicht mehr so, wie die Heiden in der Nichtigkeit ihres Sinnes wandeln! 18Sie sind ja in ihrem (ganzen) Denken verfinstert, dem Leben Gottes entfremdet infolge der Unwissenheit, die in ihnen wegen der Verstocktheit ihres Herzens wohnt. 19Sittlich völlig abgestumpft, haben sie sich dem Genußleben hingegeben zur Verübung jeder Art von Unsittlichkeit in Verbindung mit Habgier (oder: Gewinnsucht). 20Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt, 21wenn ihr überhaupt von ihm gehört habt und in ihm so unterwiesen worden seid, wie es Wahrheit in Jesus ist: 22daß ihr nämlich im Hinblick auf den früheren Lebenswandel den alten Menschen ablegen müßt, der sich infolge der trügerischen (oder: verführerischen) Begierden zugrunde richtet, 23daß ihr dagegen im tiefsten Inneren eures Geisteslebens erneuert werden müßt 24und den neuen Menschen anziehet, der nach Gottes Ebenbild geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Reinheit.
b) Einzelne sittliche Ermahnungen (besonders Warnung vor heidnischen Sünden)
aa) Ermahnungen bezüglich des Verhaltens im Verkehr untereinander
25Darum leget die Lüge ab und »redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten« (Sach 8,16); wir sind ja untereinander (oder: füreinander) Glieder (desselben Leibes). – 26»Zürnet ihr, so sündiget dabei nicht« (Ps 4,5); laßt die Sonne über eurem Zorn nicht untergehen 27und gebt dem Verleumder (oder: Teufel) keinen Raum! – 28Der Dieb stehle fortan nicht mehr, sondern arbeite vielmehr angestrengt und erwerbe mit seiner Hände Arbeit das Gute (= Erforderliche), damit er imstande ist, den Notleidenden zu unterstützen. – 29Laßt keine faule (= häßliche, unanständige) Rede aus eurem Munde hervorgehen, sondern nur eine solche, die da, wo es nottut, zur Erbauung dient, damit sie den Hörern Segen bringe. 30Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr auf den Tag der Erlösung versiegelt seid. – 31Alle Bitterkeit, aller Zorn und Groll, alles Schreien und Schmähen sei aus eurer Mitte weggetan, überhaupt alles boshafte Wesen. 32Zeigt euch vielmehr gütig und herzlich gegeneinander, und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat!