Amos 3
II. Drei Strafreden an Israel über die Notwendigkeit des göttlichen Gerichts
(Kap. 3–6)
1. Erste Strafrede über das nahende Gericht
a) Israels Verantwortlichkeit infolge seiner Erwählung zum Volke Gottes
1Vernehmt dieses Wort, das der HERR gegen euch, ihr Israeliten, ausgesprochen hat, gegen das ganze Geschlecht, das ich aus Ägyptenland hergeführt habe! Es lautet so: 2»Euch allein habe ich mir aus allen Geschlechtern (= Völkern) des Erdbodens erwählt; darum will ich euch für alle eure Verschuldungen büßen lassen!«
b) Amos redet als Prophet aus zwingenden Gründen
3Wandern wohl zwei Menschen miteinander, ohne daß sie sich verabredet (oder: getroffen) haben? 4Brüllt wohl der Löwe im Walde, ohne Beute zu haben? Läßt der Jungleu seine Stimme aus seiner Höhle erschallen, ohne daß er einen Fang getan hat? 5Gerät wohl ein Vogel in die Falle am Boden, ohne daß ihm eine Schlinge gelegt ist? Schnellt wohl ein Fangnetz vom Erdboden empor, ohne daß es etwas gefangen hat? 6Wird die Posaune in einer Stadt geblasen, ohne daß die Leute erschrecken? Tritt ein Unglück in einer Stadt ein, ohne daß Gott der HERR es verursacht hat? 7Nein, Gott der HERR tut nichts, ohne zuvor seinen Ratschluß seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart zu haben. 8Der Löwe hat gebrüllt: wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR hat geredet: wer sollte (oder: müßte) nicht als Prophet reden?
c) Ankündigung der Zerstörung der in Üppigkeit und tolles Treiben versunkenen Stadt Samaria (nebst Drohung gegen Bethel)
9Ruft es aus über die Paläste von Assyrien hin und über die Paläste des Landes Ägypten hin und macht bekannt: »Versammelt euch auf dem Berge von Samaria und seht euch das wilde Treiben in seinem Innern an und die Bedrückungen in seiner Mitte!« 10»Sie verstehen nicht zu tun, was recht ist« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »sie, die da Frevel und Gewalttaten aufspeichern in ihren Palästen.« 11Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Der Feind wird dein Land ringsum bedrängen und deine starke Mauer von dir hinabstürzen, und deine Paläste sollen geplündert werden!« –
12So hat der HERR gesprochen: »Gleichwie der Hirt nur zwei Beinchen oder ein Ohrläppchen aus dem Rachen des Löwen rettet, so werden auch die Israeliten, die in Samaria wohnen, sich nur mit dem Teppich des Diwans und mit dem Seidengewebe ihres Ruhebettes retten!« –
13»Hört und bezeugt es dem Hause Jakob« – so lautet der Ausspruch des HERRN, des Gottes der Heerscharen –: 14»An dem Tage, an dem ich die Freveltaten der Israeliten an ihnen heimsuche, da werde ich sie (auch) an den Altären von Bethel heimsuchen, so daß die Hörner des Altars abgehauen werden und zu Boden fallen. 15Da will ich das Winterhaus (oder: die Winterpaläste) in Trümmer schlagen samt dem Sommerhaus (oder: den Sommerhäusern), und die Elfenbeinsäle sollen zugrunde gehen und gar viele Häuser (oder: die Ebenholzhäuser) verschwinden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
Die Heilige Schrift, übersetzt von Hermann Menge. Neuausgabe © 1949/2003 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Apokryphen aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, übersetzt von Hermann Menge © 1967, Württembergischen Bibelanstalt, Stuttgart