Das 16. Kapitel 16
Das 16. Kapitel
Hiobs vierte Gegenrede: von seinen Freunden nicht verstanden klagt er seinen Jammer Gott.
1Hiob antwortete und sprach: 2Ich habe solches oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster! 3Wollen die leeren Worte kein Ende haben? Oder was macht dich so frech, also zu reden? 4Ich könnte auch wohl reden wie ihr. Wäre eure Seele an meiner Seele Statt, so wollte ich auch Worte wider euch zusammenbringen und mein Haupt also über euch schütteln. 5Ich wollte euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten. 6Aber wenn ich schon rede, so schont mein der Schmerz nicht; lasse ich’s anstehen, so geht er nicht von mir.
7Nun aber macht er mich müde und verstört alles, was ich bin. 8Er hat mich runzlig gemacht, das zeugt wider mich; und mein Elend steht wider mich auf und verklagt mich ins Angesicht. 9Sein Grimm zerreißt, und der mir gram ist, beißt die Zähne über mich zusammen; mein Widersacher funkelt mit seinen Augen auf mich. 10Sie haben ihren Mund aufgesperrt wider mich und haben mich schmählich auf meine Backen geschlagen; sie haben ihren Mut miteinander an mir gekühlt. 11Gott hat mich übergeben dem Ungerechten und hat mich in der Gottlosen Hände lassen kommen. 12Ich war in Frieden, aber er hat mich zunichte gemacht; er hat mich beim Hals genommen und zerstoßen und hat mich ihm zum Ziel aufgerichtet. 13Er hat mich umgeben mit seinen Schützen; er hat meine Nieren gespalten und nicht verschont; er hat meine Galle auf die Erde geschüttet. 14Er hat mir eine Wunde über die andere gemacht; er ist an mich gelaufen wie ein Gewaltiger. 15Ich habe einen Sack um meine Haut genäht und habe mein Horn in den Staub gelegt. 16Mein Antlitz ist geschwollen von Weinen, und meine Augenlider sind verdunkelt, 17wiewohl kein Frevel in meiner Hand ist und mein Gebet ist rein.
18Ach Erde, bedecke mein Blut nicht! und mein Geschrei finde keine Ruhestätte! 19Auch siehe da, mein Zeuge ist im Himmel; und der mich kennt, ist in der Höhe. 20Meine Freunde sind meine Spötter; aber mein Auge tränt zu Gott, 21daß er entscheiden möge zwischen dem Mann und Gott, zwischen dem Menschenkind und seinem Freunde. 22Denn die bestimmten Jahre sind gekommen, und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wiederkommen werde.
Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers. Neu durchgesehen nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss genehmigten Text (1912). © der digitalen Ausgabe 1999, 2018 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart