1Ich betete: Herr, du Gott meiner Vorfahren, du Gott voll Erbarmen! Durch dein Wort hast du das Weltall geschaffen, 2durch deine Weisheit den Menschen ins Dasein gerufen. Du hast ihm den Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen, 3die Schöpfung nach deinen guten Weisungen zu bewahren und unbestechlich über dem Recht zu wachen.
4Gib mir die Weisheit, die mit dir den Thron teilt! Schließ mich nicht aus von deinen Kindern! 5Ich bin nur dein Sklave, deine Sklavin hat mich geboren; ein schwacher Mensch bin ich, dem ein kurzes Leben zugemessen ist. Ich verstehe mich viel zu wenig auf Recht und Gesetz. 6Selbst wenn ein Mensch vollkommen wäre, wäre er nichts ohne die Weisheit, die von dir kommt. 7Du aber hast mich sogar zum König deines Volkes bestimmt, zum Richter über deine Söhne und Töchter. 8Du hast mir den Auftrag gegeben, auf deinem heiligen Berg und in der Stadt, in der du wohnst, einen Tempel und einen Altar für dich zu bauen – nach dem Vorbild des Heiligen Zeltes, das du am Anfang der Welt gebildet hast.
9Bei dir, Herr, wohnt die Weisheit, die alle deine Werke kennt; denn sie war dabei, als du die Welt geschaffen hast. Sie kennt auch deinen Willen und weiß, was nach deinen Geboten recht und gut ist. 10Sende sie herab aus deinem Himmel, schicke sie mir von deinem Thron, damit sie mir hilft und ich begreifen lerne, was in deinen Augen gut ist. 11Denn sie weiß und versteht alles. Sie wird mich leiten, damit ich umsichtig handle, und wird mich durch ihren leuchtenden Glanz vor Irrtum bewahren. 12Dann werden meine Taten dir, Herr, gefallen. Ich werde dein Volk gerecht regieren und ein würdiger Nachfolger auf dem Thron meines Vaters sein.
13Welcher Mensch ist denn fähig, deinen Willen zu erkennen und zu wissen, was du, Herr, von ihm forderst? 14Unser Denken ist schwach und armselig, die Schlüsse, die wir ziehen, sind unsicher. 15Denn unser vergänglicher Leib hängt sich wie ein Bleigewicht an die Seele und erfüllt unser Denken mit irdischen Sorgen.
16Wir begreifen kaum die Dinge auf dieser Erde; wir verstehen nur mit Mühe, was wir doch mit den Händen anfassen können. Wie könnten wir da ergründen, was im Himmel ist? 17Kein Mensch kann deinen Willen erkennen, wenn du ihm nicht Weisheit gibst und vom Himmel deinen heiligen Geist zu ihm herabschickst.
18Und so ist es auch geschehen: Durch deine Weisheit hast du die Menschen auf der Erde den rechten Weg geführt und ihnen gezeigt, was dir gefällt. Durch die Weisheit hast du ihnen Rettung gebracht.