Zweiter Exkurs: Abrechnung mit dem Götzendienst
Der Mensch im Bann der Natur
1Die Menschen, die Gott nicht erkannten, waren alle von Natur aus der Nichtigkeit verfallen. Sie waren nicht fähig, aus den guten und vollkommenen Dingen, die sie vor Augen hatten, auf den zu schließen, der der wahrhaft Seiende ist. Sie sahen die Werke, aber sie erkannten nicht den Meister, der sie schuf. 2Stattdessen hielten sie das Feuer, den Wind und die flüchtige Luft, die kreisenden Sterne, das mächtige Wasser und die großen Himmelslichter für die Herren der Welt und für Götter.
3Wenn sie von deren Schönheit so hingerissen waren, dass sie in ihnen Götter sahen, hätten sie doch erkennen müssen, wie viel höher der Herr steht, der als Urheber des Schönen alle diese schönen Dinge geschaffen hat. 4Und wenn deren Macht und wirkende Kraft sie in Staunen versetzte, hätten sie einsehen müssen, wie viel mächtiger der ist, der dies alles hervorgebracht hat. 5Denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe aus lässt sich durch einen Rückschluss deren Urheber erkennen.
6Trotzdem sind sie nicht allzu hart zu tadeln; denn sie irrten zwar, aber sie waren ehrlich bemüht, Gott zu finden. 7Sie suchten ihn, aber sie blieben an seinen Werken hängen; der Augenschein verführte sie, weil die sichtbare Welt so verlockend ist. 8Aber sie sind auch nicht ganz von Schuld freizusprechen. 9Wenn sie fähig waren, die ganze Welt zu durchforschen und dabei so viele Erkenntnisse zu gewinnen, hätten sie dann nicht schon längst den Herrn der Welt finden müssen?
Der Mensch im Bann selbst gemachter Götterbilder
10Bemitleidenswert aber sind diese Menschen, weil sie auf tote Dinge ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand Götter nennen! Sie beten zu Kunstwerken aus Gold und Silber, zu Bildern von Tieren, zu unbrauchbaren Steinen, die irgendwann in der Vorzeit ein Meister behauen hat.
11Da sägt etwa ein Holzschnitzer sich ein Stück von einem Baumstamm zurecht, schält ringsum die Rinde ab und fertigt aus dem Holz mit aller Kunst ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch. 12Aus den Holzabfällen macht er ein Feuer, bereitet sich eine Mahlzeit und füllt sich den Bauch.
13Ein Stück vom Abfall aber, das zu gar nichts zu gebrauchen ist, ein verwachsenes Holz voller Astlöcher, nimmt er und bearbeitet es am Feierabend. Mit Sorgfalt und in aller Ruhe schnitzt er daran und gibt ihm die Gestalt eines Menschen 14oder auch irgendeines armseligen Tieres. Er malt es an und bestreicht es mit roter Schminke; alle Löcher schmiert er zu.
15Darauf zimmert er ihm eine passende Behausung, stellt es in eine Mauernische und nagelt es dort fest. 16Er sorgt dafür, dass es nicht herunterfällt; denn er weiß, dass es sich selber nicht helfen kann. Es ist ja nur ein Bild, das auf fremde Hilfe angewiesen ist.
17Aber wenn er sich um seinen Besitz sorgt, um seine Ehe und seine Kinder, schämt er sich nicht, den leblosen Gegenstand um Hilfe anzurufen. Er bittet das abgestorbene Holz um Gesundheit, 18das tote Stück Holz um Leben. Er sucht Rat bei etwas, das keinerlei Erfahrung besitzt, Beistand für die Reise bei etwas, das nicht einen Schritt tun kann. 19Er betet um Erfolg bei der Arbeit, in Handel und Handwerk zu etwas, das überhaupt keine Kraft in den Händen hat.