Die Weisheit stellt sich vor
1Die Weisheit preist sich selbst; inmitten Israels, ihres eigenen Volkes, besingt sie ihren Ruhm. 2In der Gemeinde Gottes, des Höchsten, und vor seinen mächtigen Engeln singt sie ihr Lied:
3»Aus dem Mund des Höchsten ging ich hervor
und wie ein Nebel bedeckte ich die Erde.
4Im hohen Himmel war meine Wohnung,
auf einer Wolkensäule stand mein Thron.
5Allein umschritt ich den Kreis des Himmels
und ging umher in den Tiefen des Abgrunds.
6Ich herrschte über das wogende Meer,
über alle Länder und alle Völker
7und suchte überall nach einem Ruheort.
Wo war das Land, in dem ich bleiben konnte?
8Da gab der Schöpfer der ganzen Welt mir Weisung,
er, der auch mich geschaffen hat, befahl:
›In Israel nimm deinen festen Wohnsitz,
die Nachkommen Jakobs sollen dir gehören!‹
9Am Anfang schuf er mich, vor aller Zeit,
und bis in Ewigkeit werde ich nicht vergehen.
10Ich diente ihm in seinem Heiligen Zelt,
dann wurde der Zionsberg mein fester Platz.
11In Jerusalem, der geliebten Stadt,
ließ er mich ein Zuhause finden,
dort übe ich jetzt meine Herrschaft aus.
12Ich schlug Wurzeln bei dem viel gerühmten Volk,
das der Herr sich zum Eigentum erwählt hat.
13Wie die Libanonzeder wuchs ich empor,
wie eine Zypresse hoch auf dem Hermon;
14ich wuchs wie die Palmen in En-Gedi,
wie Oleanderbüsche in Jericho,
wie ein prächtiger Ölbaum im ebenen Land,
wie eine Platane wuchs ich empor.
15Der lieblichste Duft ging von mir aus,
wie Duft von Zimt, Gewürzrohr und Myrrhe,
wie der von Galbanum, Onyx und Stakte,
von den Weihrauchwolken im Heiligen Zelt.
16Ich breitete mich aus wie eine Eiche
mit stattlichen, wunderschönen Zweigen.
17Wie ein Weinstock trieb ich herrliche Ranken,
aus meinen Blüten wurde reiche, beste Frucht.
19Kommt alle her, die ihr mich haben wollt!
Kommt, esst euch satt an meinen Früchten!
20Schon allein an mich zu denken
ist köstlicher als jede Leckerei,
und mich für immer zu besitzen
erfreut mehr als der süßeste Honig.
21Esst mich, dann habt ihr Hunger nach mehr;
trinkt mich, dann habt ihr Durst auf mehr!
22Gehorcht mir, dann werdet ihr nicht enttäuscht!
Tut, was ich sage, und ihr bleibt frei von Schuld!«
Die Weisheit und das Gesetz
23Alles, was hier von der Weisheit gesagt ist, gilt zugleich vom Buch des Bundes, den Gott, der Höchste, mit uns geschlossen hat. Es gilt von dem Gesetz, das Mose uns verkündet hat und das die Nachkommen Jakobs in ihren Synagogengemeinden als ewigen Besitz hüten. 25Dieses Gesetz ist voll von Weisheit, randvoll wie der Pischonfluss, wie der Tigris zur Zeit der ersten Früchte. 26Es ist voll von Erkenntnis, überfließend wie der Eufrat, wie der Jordan zur Zeit der Ernte. 27Es strömt über von Unterweisung wie der Nil, wie der Gihon zur Zeit der Weinlese.
28Der erste Mensch, der diese Weisheit erforschen wollte, ist nie damit fertig geworden, und auch der letzte wird sie nicht ausschöpfen. 29Denn ihre Gedanken reichen weiter als das Meer und ihre Einsicht ist tiefer als der tiefste Abgrund.
30Ich selbst, Jesus Sirach, wollte wie ein Kanal das Wasser der Weisheit in meinen Garten leiten. 31Ich sagte: »Ich will meinen Garten bewässern und meine Beete tränken!« Aber der Kanal schwoll an zum Strom und der Strom wurde zum Meer. 32Nun will ich weitergeben, was ich in Erfahrung gebracht habe; es soll hinausstrahlen und weithin leuchten wie die Morgensonne. 33Wie ein Prophet will ich Belehrung von mir geben und sie den kommenden Generationen hinterlassen. 34Ihr werdet sehen: Nicht nur für mich selbst habe ich mir so viel Mühe gegeben, sondern für alle, die nach der Weisheit fragen.