Von Gott verstoßen?
1Ein Gedicht der Korachiter.
2Gott, mit eigenen Ohren
haben wir es gehört,
unsere Väter und Vorväter
haben es uns erzählt,
was du vollbracht hast in ihren Tagen –
damals, vor langer Zeit:
3Fremde Völker hast du aus dem Land vertrieben
und unsere Väter darin wohnen lassen.
Die Fremden hast du hart geschlagen,
damit unsere Väter in Freiheit leben konnten.
4Sie haben zwar das Land erobert,
doch nicht durch ihre Schwerter kam der Sieg
und nicht durch ihre eigene Kraft:
Durch deine Hand und deine Macht
und deine Gegenwart ist es geschehen,
denn du liebtest sie!
5Du, Gott, bist unser König,
du gibst den Nachkommen Jakobs den Sieg.
6Mit deiner Hilfe stoßen wir die Gegner nieder,
durch deine Macht zertreten wir unsere Feinde.
7Wir verlassen uns nicht auf unseren Bogen,
wir erwarten nicht,
dass unser Schwert uns rettet:
8Nur du befreist uns von unseren Feinden
und stürzt die in Schande, die uns hassen.
9Alle Tage wollen wir dich rühmen
und dir, unserem Gott, ohne Ende danken!
10Nun aber hast du uns verstoßen
und uns in Schmach und Schande gestürzt;
du ziehst nicht mehr mit unseren Heeren in den Kampf.
11Du lässt zu, dass wir fliehen müssen
vor unseren Feinden, die uns hassen;
hemmungslos dürfen sie Beute machen.
12Wie Schlachtvieh lieferst du uns an sie aus,
du zerstreust uns unter fremde Völker.
13Du verkaufst dein Volk
zu einem lächerlichen Preis,
nicht den kleinsten Gewinn machst du dabei.
14Du lässt uns von unseren Nachbarn verhöhnen,
sie dürfen uns verlachen und beschimpfen.
15Du machst uns zur Spottfigur für die Völker,
sie alle schütteln über uns den Kopf.
16Den ganzen Tag empfinden wir die Schande,
und das Gesicht brennt uns vor Scham,
17wenn wir den Hohn der Feinde hören,
wie sie in ihrer Rachsucht uns beleidigen.
18Dies alles ist über uns hereingebrochen –
doch wir hatten dich nicht vergessen
und den Bund mit dir nicht aufgekündigt!
19Wir haben uns nicht von dir abgewandt
und sind keinen Schritt von deinem Weg gewichen.
20Du aber hast uns zu Boden geschlagen,
wir müssen in den Trümmern hausen wie Schakale,
auch nicht die kleinste Hoffnung lässt du uns.
21Hätten wir dich, unseren Gott, vergessen
und zu anderen Göttern gebetet,
22du hättest es sofort gewusst,
du kennst doch die Tiefen unseres Herzens!
23Weil wir zu dir gehören,
sind wir täglich in Todesgefahr.
Wir werden angesehen wie Schafe,
die zum Schlachten bestimmt sind.
24Wach auf, Herr! Warum schläfst du?
Wach endlich auf,
verstoß uns nicht für immer!
25Warum blickst du nicht mehr auf uns?
Warum fragst du nicht danach,
wie man uns quält und unterdrückt?
26Erniedrigt liegen wir am Boden,
kraftlos hingestreckt in den Staub.
27Greif ein und hilf uns, mach uns frei!
Wir berufen uns auf deine Güte!