»Herr, achte auf mein Schreien.« Bitte um Vergebung für unbedachtes Reden in großer Not
1Ein Lied Davids, für Jedutun.
2Ich hatte mir vorgenommen,
auf mich aufzupassen
und nichts zu sagen,
wodurch ich schuldig würde,
in Gegenwart von Schurken stillzuschweigen,
als hätte ich einen Knebel im Mund.
3Ich habe mich in Schweigen gehüllt,
doch nichts hat sich dadurch gebessert,
denn meine Qualen wurden immer schlimmer:
4Im Herzen wurde mir immer heißer,
mein Stöhnen brachte die Glut zum Brennen,
es musste heraus!
5Sag es mir, Herr, wie viel Zeit mir noch bleibt.
Wie lang ist mein Leben bemessen?
Ich will wissen, wann es zu Ende ist!
6Es ist so kurz, das bisschen Leben,
das du mir zugemessen hast;
eine Handbreit nur,
ein Nichts verglichen mit dir.
Wie fest meint jeder Mensch zu stehen
und ist in Wahrheit nur ein Hauch!
7Er kommt und geht
wie die Bilder eines Traums;
er ist geschäftig und lärmt – für nichts;
er sammelt und speichert
und weiß nicht, wer’s bekommt.
8Herr, was hab ich da noch zu erhoffen?
Ich setze meine ganze Hoffnung auf dich!
9Befreie mich von aller meiner Schuld
und mach mich nicht zum Spott für Menschen,
die dich und deine Gebote missachten!
10Ich bin jetzt still,
ich werde nichts mehr sagen;
von dir kommt alles, was geschehen ist.
11Doch lass es genug sein;
hör auf, mich zu plagen;
ich halte deine Schläge nicht mehr aus!
12Du strafst einen Menschen für seine Schuld;
das Wertvollste, was er hat, sein Leben,
zerstörst du wie die Motte, die ein Kleid zerfrisst.
Ein Hauch ist jeder Mensch – mehr nicht!
13Höre mein Gebet, Herr,
achte auf mein Schreien;
sei nicht taub für mein Klagen und Weinen!
Ich bin nur ein Gast bei dir
wie alle meine Ahnen,
ein rechtloser Fremder,
der auf deine Güte zählt.
14Wende deinen strafenden Blick von mir ab,
damit ich noch einmal aufatmen kann,
bevor ich gehen muss und nicht mehr bin!