DIE ZWEITE SAMMLUNG VON RATSCHLÄGEN SALOMOS
1Die nun folgenden Sprüche sind wieder von Salomo. Lehrer am Hof des Königs Hiskija von Juda haben sie gesammelt.
Wenn dein Feind hungrig ist ...
2Gott wird geehrt für das, was er verborgen hält; Könige werden geehrt für das, was sie aufdecken.
3Wie die Höhe des Himmels und die Tiefe der Erde, so unerforschlich sind die Gedanken der Könige.
4Entferne die Schlacke aus dem Silber, dann kann der Künstler ein erlesenes Gefäß daraus machen. 5Entferne üble Berater aus der Nähe des Königs, dann wird er gerecht regieren und seine Herrschaft wird Bestand haben.
6Tritt am Hof des Königs bescheiden auf und halte dich nicht für die Hauptperson. 7Es ist ehrenvoller, wenn man dich auf einen besseren Platz bittet, als wenn man dich von einem Platz verweist, der für einen Vornehmeren bestimmt war.
8Wenn dir bei deinem Nachbarn oder deiner Nachbarin etwas verdächtig erscheint, dann bring es nicht gleich vor Gericht. Wie stehst du da, wenn sie dir beweisen können, dass du dich getäuscht hast?
9Wenn du einen Streit mit deinem Nachbarn hast, dann berufe dich nicht auf das, was jemand dir im Vertrauen gesagt hat. 10Sonst wissen bald alle, dass du nichts für dich behalten kannst, und um deinen guten Ruf ist es geschehen.
11Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen, so sind treffende Worte im richtigen Augenblick. 12Wie ein schmückender Ohrring aus feinstem Gold, so wertvoll ist weiser Rat für ein hörendes Ohr.
13Erledigst du einen Auftrag zuverlässig, so freuen sich deine Vorgesetzten, wie man sich bei der Ernte über ein kühles Getränk freut.
14Wie Wolken und Wind ohne Regen, so ist ein Mensch, der Versprechungen macht und sie nicht hält.
15Eine sanfte Zunge zerbricht Knochen: Mit geduldigen Worten kannst du mächtige Leute umstimmen.
16Wenn du zu viel Honig isst, schlägt er dir auf den Magen und du bekommst ihn über. 17Wenn du deine Bekannten zu oft besuchst, fällst du ihnen auf die Nerven und sie werden dich leid.
18Wie eine Keule, ein Schwert oder ein spitzer Pfeil, so tödlich ist eine falsche Aussage vor Gericht.
19In der Not auf treulose Freunde vertrauen, das ist so wie mit einem brüchigen Zahn kauen oder mit einem lahmen Fuß laufen.
20An einem kalten Tag die Kleider ablegen oder Essig in eine Wunde gießen – so wirkt es, wenn du einem traurigen Menschen lustige Lieder vorsingst.
21Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. 22Dann wird es ihm bald leidtun, dein Feind zu sein, und der Herr wird dich belohnen.
23Bei Westwind gibt’s Regen und bei Klatsch gibt’s Ärger.
24Ein ruhiger Winkel unterm Dach ist besser als ein ganzes Haus gemeinsam mit einer ständig nörgelnden Frau.
25Wie kühles Wasser für einen Durstigen, so ist eine gute Nachricht aus fernem Land.
26Wie eine verschmutzte Quelle oder ein vergifteter Brunnen, so ist ein guter Mensch, der sich von einem bösen irremachen lässt.
27Zu viel Honig und zu viel Ehre sind unbekömmlich.
28Wie eine Stadt ohne Schutzwall, so ist ein Mann ohne Selbstbeherrschung.