Ich schwöre ...
1Mit meinen Augen schloss ich den Vertrag,
niemals ein Mädchen lüstern anzusehen.
2Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten?
Was wäre seine Antwort auf mein Tun?
3Er schickt Verderben, straft mit Missgeschick,
wenn jemand böse ist und Unrecht tut.
4Gott sieht doch, was ich tue und was nicht;
er zählt doch alle meine Schritte nach!
5Ich schwöre, dass ich nie zur Lüge griff
und nie versuchte, andere zu betrügen.
6Wenn Gott mich auf gerechter Waage wiegt,
dann muss er meine Unschuld anerkennen.
7Wenn ich vom rechten Weg gewichen bin,
wenn ich mein Herz den Augen folgen ließ,
wenn meine Hände schmutzig sind von Schuld,
8dann soll ein anderer essen, was ich säte,
oder die Ernte soll vernichtet werden.
9Wenn ich für meines Nachbarn Frau entbrannte
und auf sie lauerte an seiner Tür,
10soll meine Frau für einen andern kochen
und andere Männer sollen mit ihr schlafen!
11Denn mein Vergehen wäre eine Schandtat,
die jeder Richter hart bestrafen müsste;
12ein Feuer wäre es, das mich vernichtet
und restlos niederbrennt, was mir gehört.
13Wenn einer meiner Knechte sich beklagte,
wenn eine Magd sich über mich beschwerte,
hab ich zu keiner Zeit ihr Recht missachtet.
14Wie könnte ich sonst Gott vor Augen treten
und mich verteidigen, wenn er mich prüfte?
15Derselbe, der mich schuf im Mutterleib,
hat doch auch die geschaffen, die mir dienen!
16Den Armen schlug ich keine Bitte ab
und keine Witwe ging verzweifelt fort.
17Mein Mittagsmahl war nie für mich allein,
kein Waisenkind blieb ohne seinen Anteil.
18Von Jugend auf, solang ich denken kann,
nahm ich es wie ein Vater bei der Hand.
19Wenn einer nichts mehr anzuziehen hatte,
zu arm war, eine Decke zu bezahlen,
20dann half ich ihm und gab ihm warme Kleidung,
gewebt aus Wolle meiner eigenen Schafe;
er aber dankte mir mit Segenswünschen.
21Wenn ich die Elternlosen unterdrückte,
weil alle Richter meine Freunde waren,
22dann soll mein Arm am Ellenbogen brechen
und meine Schulter sich vom Rücken lösen!
23Die Furcht vor Gottes Strafe schreckt mich ab
und seine Hoheit kann ich nicht ertragen.
24Ich hab mich niemals auf mein Gold verlassen,
es nie als meine Sicherheit betrachtet.
25Mein Wohlstand hat mich niemals stolz gemacht,
auch meine Arbeit nicht, die stets gelang.
26Wenn ich die Sonne sah in ihrem Glanz,
den Mond auf seiner Bahn in voller Pracht,
27dann war ich nie versucht, sie zu verehren
und ihnen eine Kusshand zuzuwerfen.
28Der Richter müsste solche Sünde strafen,
weil ich den höchsten Gott verleugnet hätte!
29Ich hab nie schadenfroh dabeigestanden,
wenn meine Feinde Not und Unglück traf.
30Ich hab auch niemals meinem Mund erlaubt,
den Tod auf einen Feind herabzuwünschen.
31Wer je mein Gast war, wird es mir bezeugen,
dass jeder gut und reich bewirtet wurde.
32Kein Fremder musste draußen übernachten,
denn meine Tür stand immer allen offen.
33Ich habe nie versucht, wie viele andere,
mein Unrecht vor den Leuten zu verbergen.
34Ich hatte niemals Angst vor ihrem Reden;
ich bin auch niemals stumm zu Haus geblieben,
weil ich ihr Spottgeschrei gefürchtet hätte.
38Wenn sich mein Acker über mich beklagt
und alle seine Furchen weinen müssen,
39weil ich nur erntete und ihn nicht pflegte
und seinem Herrn im Himmel nicht gehorchte,
40adann soll er Dornen tragen statt des Weizens
und statt der Gerste Unkraut wachsen lassen!
35Gäb es doch einen, der mich hören wollte!
Was ich gesagt hab, kann ich unterschreiben.
Gott, der Gewaltige, soll Antwort geben!
Er zeige mir die Klageschrift des Gegners!
36Ich will sie stolz auf meiner Schulter tragen,
sie mir als Kranz um meine Schläfen winden.
37Ich würde Gott mein Leben offen legen
und ohne Furcht ihm nahen wie ein Fürst!«
40bHier enden die Worte Ijobs.