Der Prophet kündet den Sturz Babylons an
1Der Herr sagt:
»Steig von deinem Thron herunter,
Babylon, du stolze Jungfrau!
In den Staub musst du dich setzen,
niemand wird dich fortan nennen
›die verwöhnte zarte Dame‹.
2Sklavenarbeit wird dein Los sein:
Bück dich nieder, dreh den Mühlstein.
Weg den Schleier, weg die Schleppe!
Raff das Kleid hoch, geh durch Pfützen!
3Jeder sehe deine Blöße,
offenbar sei deine Schande.
Ich, der Herr, will jetzt vergelten,
niemand soll mich daran hindern.«
4Ja, der Herr ist unser Retter,
ihm gehorchen alle Mächte,
er ist unser heiliger Gott.
5»Hör, was ich, der Herr, dir sage:
Babylon, du musst ins Dunkel,
einsam in der Stille sitzen,
niemand wird dich künftig nennen
›Herrin vieler Königreiche‹.
6Auf mein Volk war ich sehr zornig,
gab mein Land dem Feinde preis,
lieferte mein Volk dir aus.
Doch du hattest kein Erbarmen;
auch die hochbetagten Alten
hast du mitleidlos geschunden.
7Und du sagtest: ›Ewig leb ich,
ewig bleibe ich die Herrin!‹
Dachtest nicht, was deine Taten
dir am Ende bringen würden.
8Üppig lebst du, Wohlstand liebst du,
wiegst dich stets in Sicherheit.
Ja, du sagst: ›Ich bin die Größte!
Neben mir kommt keiner auf.
Niemals werd ich Witwe sein,
ohne Zahl sind meine Kinder!‹
9Doch an einem Tag verlierst du,
was bis jetzt dein Ruhm und Stolz ist:
Du verlierst den Mann, die Kinder,
einsam, schutzlos stehst du da.
Nichts kann dich davor bewahren,
Zaubersprüche helfen nicht.
10Doch du denkst noch: ›Ungestraft
bleiben meine bösen Taten;
es gibt keinen, der sie sieht.‹
Durch dein Wissen, deine Weisheit
ließt du dich zum Stolz verleiten,
sagtest: ›Ja, ich bin die Größte!
Neben mir kommt keiner auf!‹
11Doch schon naht sich dir das Unglück!
Eh du dessen dich versiehst,
stürzt du plötzlich ins Verderben.
Du hast es nicht kommen sehen
und du kannst ihm nicht entrinnen,
nicht durch Zauber, nicht durch Opfer.
12Stell dich hin, brauch deine Künste,
mit Beschwörungen versuch es!
Darin bist du ja geübt,
schon seit deiner Jugendzeit!
Sieh, ob sie dir helfen können,
um das Unheil abzuwenden!
13Hast du dich nicht stets bemüht,
von den Sternen Rat zu holen?
Ruf doch deine Himmelsdeuter,
die dir Horoskope stellen!
Ob sie dich wohl retten können?
14Wie den Stoppeln geht es ihnen,
die im Nu das Feuer frisst:
Keiner kann sein Leben retten,
wenn der Feuersturm hereinbricht.
Das ist dann kein Lagerfeuer,
dran man sich die Hände wärmt,
nichts für eine traute Runde!
15Wahrlich, schöne Stützen sind sie,
dieses ganze Händlervolk!
Seit der frühen Jugendzeit
hast du viel für sie getan.
Aber jetzt stehst du allein da:
Einer wie der andere taumelt
seines Weges – fort, nach Hause!
Da ist niemand, der dir hilft.«