GERICHTSWORTE GEGEN ISRAEL UND SEINE FÜHRER
(Kapitel 4–10)
Die Priester als die Hauptschuldigen
1Hört das Wort des Herrn, ihr Leute von Israel! Der Herr erhebt Anklage gegen die Bewohner des Landes, denn nirgends mehr gibt es Treue und Liebe, niemand kennt Gott und seinen Willen. 2Sie missbrauchen den Gottesnamen, um andere zu verfluchen; sie verdrehen die Wahrheit, sie morden, stehlen, brechen die Ehe; ein Verbrechen reiht sich ans andere. 3Deshalb vertrocknet das Land und seine Bewohner verdursten, auch die Tiere des Feldes und die Vögel; sogar die Fische verenden.
4»Aber nicht das Volk soll man dafür zur Rechenschaft ziehen«, sagt der Herr. »Dein Volk hat allen Grund, die Priester anzuklagen!
5Ihr Priester werdet am helllichten Tag zu Fall kommen und die Propheten werden mit euch fallen bei Nacht; ich lasse euch mit eurer ganzen Sippschaft zugrunde gehen. 6Denn mein Volk rennt in den Untergang, weil es den rechten Weg nicht kennt. Ihr habt euch geweigert, meine Weisungen weiterzugeben; darum weigere auch ich mich, euch noch länger als meine Priester gelten zu lassen. Ihr habt mein Gesetz vergessen, darum werde ich eure Nachkommen vergessen.
7Je zahlreicher sie wurden, die Priester, desto mehr haben sie gegen mich gesündigt. Deshalb entziehe ich ihnen ihre Ehrenstellung und stürze sie in Schimpf und Schande. 8Sie mästen sich von den Sühneopfern meines Volkes, deshalb sind sie so gierig nach seinen Verfehlungen.
9Darum wird es den Priestern ergehen wie dem Volk: Ich bestrafe sie für ihren Ungehorsam und lasse ihre Taten auf sie selbst zurückfallen. 10Sie essen und werden nicht satt. Sie treiben Hurerei, aber haben keine Nachkommen. So ergeht es ihnen, weil sie mir, dem Herrn, die Treue gebrochen haben.«
Der Götzendienst der Israeliten
11Der Herr sagt: »Hurerei und neuer Wein rauben den Verstand! 12Mein Volk holt sich Rat bei seinen Götzenbildern aus Holz, seine Orakelstäbe sollen ihm Weisung geben. Es lässt sich vom Geist der Hurerei verführen und in die Irre locken. Treulos wenden sich alle von mir ab, von ihrem Gott, dem sie doch gehören. 13Sie verbrennen Opfergaben und halten Opfermähler auf den Bergen und Hügeln, unter den Eichen, Pappeln und Terebinthen. In deren Schatten ist es so angenehm!
Daher kommt es, dass eure Töchter zu Huren werden und eure Schwiegertöchter die Ehe brechen. 14Aber nicht sie ziehe ich zur Rechenschaft! Die Priester selbst gehen mit den Huren beiseite und schlachten Opfertiere zusammen mit den geweihten Frauen. Kein Wunder, dass das unwissende Volk es ihnen nachmacht!
15Aber wenn es auch die Leute von Israel so treiben und mir untreu werden: Ihr Leute von Juda sollt nicht dieselbe Schuld auf euch laden! Geht nicht zu den Heiligtümern von Gilgal oder Bet-El und schwört dort nicht: ›So gewiss der Herr lebt!‹«
16Israel ist wie eine störrische Kuh. Wie könnte der Herr es auf freiem Feld weiden lassen wie die fügsamen Lämmer? 17Die Leute von Efraïm haben sich mit den Götzen verbündet; ihnen ist nicht zu helfen. 18Im Saufen und Huren sind sie groß; am schlimmsten treiben es ihre Führer. Aber es nimmt mit ihnen ein böses Ende. 19Ein Sturmwind fegt sie hinweg. Dann helfen ihnen ihre Opfer nichts mehr.