Mordechai träumt von Not und Rettung seines Volkes
(EÜ 1,1a-l; Lu84 6,1-9)
1Im zweiten Regierungsjahr des großen Königs Artaxerxes, am ersten Tag des Frühlingsmonats Nisan, hatte Mordechai einen Traum. Mordechai war ein Sohn Jaïrs aus dem Stamm Benjamin, ein Nachkomme von Schimi und Kisch. 2Er lebte in der Stadt Susa, war ein angesehener Mann und hatte ein Amt am Königshof. 3Er stammte aus dem Kreis der Judäer, die König Nebukadnezzar zusammen mit Jojachin, dem König von Juda, nach Babylonien weggeführt hatte.
4In seinem Traum hörte Mordechai ein gewaltiges Getöse, es donnerte und die Erde bebte; Angst und Schrecken erfassten die Menschen. 5Plötzlich kamen zwei Drachen hervor, bereit, sich im Kampf aufeinanderzustürzen. Sie brüllten mächtig 6und auf ihr Gebrüll hin rüsteten sich alle Völker zum Krieg gegen das Volk Gottes.
7Am helllichten Tag brach Finsternis herein; Jammer und Not, Leid und schreckliche Angst verbreiteten sich auf der Erde. 8Im Volk Gottes wurden alle von Entsetzen gepackt, sie zitterten vor dem, was ihnen drohte, und rechneten fest mit ihrem Untergang.
9Als sie aber zu Gott um Hilfe riefen, entsprang aus einer kleinen Quelle ein Strom, der immer größer wurde und zuletzt zu einer mächtigen Flut anschwoll. 10Die Sonne ging auf, es wurde heller Tag; die Unterdrückten wurden aufgerichtet und überwältigten ihre siegessicheren Feinde.
11So sah Mordechai im Traum, was Gott zu tun beabsichtigte. Er behielt alles genau im Gedächtnis und mühte sich den ganzen Tag über, seinen Traum zu verstehen.
Mordechai rettet das Leben des Königs
(EÜ 1,1m-r; Lu84 entfällt)
12Mordechai schlief einmal nachts in der Torhalle des Königspalastes. Dort waren zwei Eunuchen, Gabata und Tarra, die den Zugang zum Palast bewachen mussten. 13Mordechai hörte, wie sie sich unterhielten, und suchte herauszufinden, was sie so sehr beschäftigte. Da entdeckte er, dass sie die Absicht hatten, König Artaxerxes umzubringen.
Mordechai machte dem König davon Meldung. 14Der verhörte die beiden und als sie ein Geständnis ablegten, ließ er sie abführen und hinrichten. 15Der König ließ den Vorfall schriftlich festhalten und auch Mordechai machte sich Aufzeichnungen darüber. 16Der König bestätigte Mordechai in seinem Hofamt und belohnte ihn mit Geschenken.
17Am Hof war aber auch ein Mann namens Haman, der Sohn Hammedatas, ein Bugäer, der beim König in hohem Ansehen stand. Dieser suchte nach einer Gelegenheit, sich an Mordechai und seinem Volk für den Tod der beiden Eunuchen zu rächen.
1Macht und Reichtum des Perserkönigs
1Nach diesen Vorgängen geschah Folgendes, immer noch während der Regierungszeit des Königs Artaxerxes. Dieser herrschte über ein Reich aus 127 Provinzen, das bis nach Indien reichte; 2sein Königsthron stand in der Stadt Susa. 3In seinem dritten Regierungsjahr nun lud er die Freunde des Königs und den hohen Adel aus Persien und Medien, dazu die Vertreter der übrigen Völker und die Statthalter der Provinzen nach Susa ein. 4Volle sechs Monate lang stellte er den Reichtum seines Hofes vor ihnen zur Schau und unterhielt seine Gäste aufs Glanzvollste.
5Anschließend veranstaltete der König ein Fest für die Menschen aller Völker, die in der Stadt lebten. Sechs Tage lang wurde im Schlosshof gefeiert. 6Zwischen Säulen aus Marmor und Alabaster waren Vorhänge aus Leinen und feinster Baumwolle ausgespannt; sie hingen an weißen und purpurroten Schnüren, die an silbernen und goldenen Haken befestigt waren. Polsterbetten mit goldenen und silbernen Füßen standen auf dem kostbaren Fußboden aus verschiedenfarbigen Steinplatten. Auf den Polstern lagen schimmernde, bunt bestickte Decken, die am Rand ringsum mit Rosen besetzt waren.
7Es gab goldene und silberne Becher und man zeigte sogar einen kleinen Becher aus Granat, dessen Wert mehr als 1000 Tonnen Silber betrug. Bester Wein, wie ihn der König selbst trank, wurde in Fülle ausgeschenkt. 8Jeder konnte trinken, so viel er wollte. So hatte es der König angeordnet und er hatte seine Diener angewiesen, nicht nur ihm selbst, sondern auch seinen Gästen jeden Wunsch zu erfüllen.
Die Königin fällt in Ungnade
9Königin Astin veranstaltete gleichzeitig im Palast des Königs ein Fest für die Frauen. 10Am siebten Tag des Festes rief König Artaxerxes die sieben Eunuchen zu sich, die ihn persönlich bedienten: Haman, Bazan, Tarra, Boraze, Zatolta, Abataza und Taraba. In seiner Weinlaune befahl er ihnen, 11die Königin zu ihm zu bringen. Er wollte sie auf seinem Thron Platz nehmen lassen, ihr die Krone aufsetzen und sie so seinen Gästen vorführen, den vornehmen Männern wie den Männern aus dem Volk. Sie war nämlich außerordentlich schön.
12Aber Königin Astin weigerte sich, den Eunuchen zu folgen. Der König war verärgert und ihn packte der Zorn. 13Er sagte zu seinen Ratgebern: »Die Königin weigert sich zu kommen! Fällt ein Urteil, was nun nach dem Gesetz zu geschehen hat!«
14Darauf traten Arkesaios, Sarsataios und Malesear zu ihm, die drei Reichsfürsten der Perser und Meder, die den höchsten Rang nach dem König hatten. 15Sie sagten ihm, was nach dem Gesetz mit Königin Astin zu geschehen habe, als Strafe dafür, dass sie sich dem königlichen Befehl widersetzt hatte, den die Eunuchen ihr übermittelten.
16Darauf trat Muchaios vor und sagte zum König und zu den Fürsten: »Königin Astin hat sich nicht nur am König vergangen, sondern auch an seinen Fürsten und an allen führenden Männern seines Reiches. 17-18Die Frauen der Fürsten im Reich werden erfahren, wie sie dem König geantwortet hat – der König hatte dies seinen Leuten wortwörtlich berichtet –, und sie werden dazu ermutigt werden, ihren Männern genauso den Gehorsam zu verweigern.
19Wenn der König es für richtig hält, sollte er einen königlichen Befehl erlassen, dass Astin nie wieder vor ihm erscheinen darf. Dies müsste unter die Gesetze der Meder und Perser aufgenommen werden, die unwiderruflich sind. Eine andere Entscheidung ist ausgeschlossen. Und dann sollte der König an ihrer Stelle eine andere zur Königin machen, die diese Würde auch verdient. 20Das Gesetz, das der König erlässt, muss in seinem ganzen Reich bekannt gemacht werden, damit alle Frauen, von den vornehmsten bis zu den einfachsten Familien, ihren Männern die schuldige Ehre erweisen.«
21Der Vorschlag gefiel dem König und seinen Fürsten. Wie Muchaios geraten hatte, 22schickte der König einen Erlass in alle Provinzen seines Reiches, jeweils in der Schrift und Sprache des betreffenden Landes, damit in allen Familien dem Mann der schuldige Respekt erwiesen werde.