VISIONEN UND AUSWEISUNG DES PROPHETEN
(Kapitel 7–9)
Drei Visionen: Die Strafe ist unabwendbar
1Hört, was der Herr, der mächtige Gott, mich schauen ließ: Ich sah, wie er einen Heuschreckenschwarm schuf. Es war nicht lange, nachdem das Gras für den König gemäht worden war; die Sommersaat ging gerade auf. 2Die Heuschrecken machten sich daran, alles Grün aufzufressen.
Da sagte ich: »Herr, du mächtiger Gott, vergib doch deinem Volk! Wie kann es sonst überleben? Es ist ja so klein!«
3Dem Herrn tat es leid und er sagte: »Gut, es soll nicht geschehen.«
4Dann ließ der Herr, der mächtige Gott, mich etwas anderes sehen: Er rief eine Gluthitze herbei, die zehrte alles Wasser auf. Als sie anfing, auch das Ackerland zu verzehren, 5sagte ich: »Herr, du mächtiger Gott, halt doch ein! Wie kann dein Volk sonst überleben? Es ist ja so klein!«
6Dem Herrn tat es leid und er sagte: »Gut, es soll nicht geschehen.«
7Dann ließ der Herr mich wieder etwas anderes sehen: Er selbst stand auf einer Mauer aus Zinn und hielt einen Klumpen Zinn in der Hand. 8Er fragte mich: »Amos, was siehst du?«
»Einen Zinnklumpen«, antwortete ich.
Da sagte er: »Ja, ich werfe einen Zinnklumpen mitten in mein Volk Israel! Ich werde es jetzt nicht mehr verschonen. 9Die Opferstätten der Nachkommen Isaaks und die Staatsheiligtümer Israels sollen verwüstet werden und gegen das Königshaus Jerobeams werde ich mit dem Schwert vorgehen.«
Amos wird aus dem Reich Israel ausgewiesen
10Amazja, der oberste Priester in Bet-El, ließ Jerobeam, dem König des Reiches Israel, melden: »Amos zettelt mitten in Israel eine Verschwörung gegen dich an! Was er redet, ist unerträglich. 11Er hat gesagt: ›Jerobeam wird durchs Schwert umkommen und das Volk Israel wird aus seinem Land in ein anderes verschleppt.‹«
12Zu Amos aber sagte Amazja: »Du Prophet, flieh von hier und geh nach Juda! Rede dort als Prophet; sie werden dir dort sicher zu essen geben. 13Hier in Bet-El darfst du nicht mehr auftreten; denn dies ist ein Reichsheiligtum, das dem König von Israel gehört.«
14Amos erwiderte: »Ich bin kein berufsmäßiger Prophet und gehöre auch zu keiner Prophetengemeinschaft. Ich bin unabhängig; ich besitze Rinder und Maulbeerfeigenbäume. 15Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und gesagt: ›Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!‹
16So höre nun das Wort des Herrn! Du sagst: ›Rede nicht als Prophet gegen Israel; verkünde den Nachkommen Isaaks keine Drohbotschaften!‹ 17Deshalb sagt der Herr: ›Deine Frau wird hier in der Stadt zur Hure gemacht, deine Söhne und Töchter werden im Krieg umkommen, dein Grundbesitz wird verteilt und du selbst wirst in der Fremde sterben, in einem unreinen Land.‹ Denn das Volk Israel muss sein Land verlassen und in die Verbannung gehen.«