DAVID ALS KÖNIG ÜBER JUDA
(Kapitel 1–4)
David erfährt vom Ende Sauls und Jonatans
1-2Die Nachricht von Sauls Tod erreichte David, nachdem er von seinem Sieg über die Amalekiter nach Ziklag zurückgekehrt war. Er war gerade den dritten Tag wieder in der Stadt, da kam ein Mann zu ihm, der aus der Schlacht entkommen war, einer aus der näheren Umgebung Sauls. Zum Zeichen der Trauer hatte er seine Kleider zerrissen und Erde auf seinen Kopf gestreut. Er warf sich vor David zu Boden und erwies ihm Ehre wie einem König.
3»Wo kommst du her?«, fragte ihn David.
Der Mann antwortete: »Vom Heer Israels. Ich konnte mich vor den Philistern retten.«
4»Wie steht es?«, fragte David. »Berichte mir!«
Da erzählte er: »Unser Heer wurde in die Flucht geschlagen. Viele sind gefallen, auch Saul und Jonatan sind tot.«
5David fragte den jungen Mann, der ihm die Nachricht brachte: »Saul und Jonatan tot? Woher weißt du das?«
6Der Mann erzählte: »Ganz zufällig kam ich auf das Gilboa-Gebirge. Da sah ich Saul stehen, wie er sich auf seinen Speer stützte. Die Streitwagen der Philister hatten ihn schon fast erreicht. 7Als er sich umwandte, sah er mich und rief mich zu sich. ›Ja, Herr?‹, sagte ich. 8Er fragte: ›Wer bist du?‹, und ich antwortete: ›Ein Amalekiter.‹ 9Da rief er: ›Komm her und gib mir den Todesstoß! Ich lebe noch, aber ich habe keine Kraft mehr.‹
10Ich wusste, dass er seine Niederlage nicht überleben würde. Darum ging ich hin und gab ihm den Todesstoß. Dann nahm ich ihm den Stirnreif und die Armspange ab. Ich habe sie dir gebracht, Herr, hier sind sie!«
11Als David das hörte, zerriss er sein Gewand, und dasselbe taten die Männer, die bei ihm waren. 12Sie weinten und fasteten bis zum Abend und hielten die Totenklage um Saul und um seinen Sohn Jonatan und um das Heer des Herrn, um alle Männer Israels, die in der Schlacht gefallen waren.
13David fragte den jungen Mann, der ihm die Nachricht überbracht hatte: »Woher stammst du?«
Er antwortete: »Ich bin der Sohn eines Fremden, eines Amalekiters, der in Israel Aufnahme gefunden hat.«
14Da fuhr David ihn an: »Wie konntest du es wagen, den gesalbten König des Herrn zu töten!« 15Er rief einem seiner Männer zu: »Komm her, stoß ihn nieder!«, und der schlug ihn tot.
16David aber sagte noch zu dem Amalekiter: »Dein Blut finde keinen Rächer! Du hast dir selbst das Urteil gesprochen, als du sagtest: ›Ich habe den gesalbten König des Herrn getötet.‹«
Davids Klagelied
17David stimmte über Saul und seinen Sohn Jonatan die Totenklage an. 18Er sprach die Worte, die bekanntlich ins Buch der Heldenlieder aufgenommen sind. Dort tragen sie die Überschrift »Lehrt die Männer von Juda den Bogenkampf«; sie lauten:
19Erschlagen liegen sie auf deinen Bergen,
die Besten, die du hattest, Israel,
dein Ruhm und Stolz, gefallen sind sie – tot!
20Sprecht nicht davon in Gat und Aschkelon,
verschweigt es auf den Gassen dieser Städte!
Sonst freuen sich die Frauen der Philister,
die Töchter dieser Unbeschnittenen jubeln.
21Ihr Höhen von Gilboa, seid verflucht!
Nie sollen Tau und Regen auf euch fallen,
nie sollen Felder voller Frucht euch zieren,
weil dort die Schilde unserer Helden liegen,
Sauls Schild im Staub, entweiht für alle Zeit!
22Der Pfeil vom Bogen Jonatans traf stets sein Ziel
und nie zog Saul sein Schwert vergeblich,
in Scharen sanken ihre Feinde nieder.
23Geliebt und hoch geachtet waren sie,
im Leben unzertrennlich, Saul und Jonatan –
nun sind sie auch im Tode noch vereint!
Sie waren schneller als der schnelle Adler,
den Löwen übertrafen sie an Kraft.
24Ihr Frauen Israels, auf, klagt um Saul!
Er war es, der euch Purpurkleider gab
und euch mit goldenem Schmuck so reich beschenkte.
25Die Tapfersten sind tot, im Kampf erschlagen!
Auch Jonatan liegt tot dort oben auf den Bergen!
26Mein Bruder Jonatan, mein bester Freund,
voll Schmerz und Trauer weine ich um dich;
denn deine Freundschaft hat mir mehr bedeutet,
als Frauenliebe je bedeuten kann!
27Die besten Krieger tot, im Kampf erschlagen,
für immer sind die Tapfersten dahin!