1Ich komme in meinen Garten, meine Schwester Braut, / ich pflücke meine Myrrhe samt meinem Balsam, ich esse meine Wabe samt meinem Honig, / ich trinke meinen Wein samt meiner Milch.
Esst, Freunde, trinkt, / berauscht euch an der Liebe!
Verpasste Begegnung: 5,2–8
2Ich schlief, doch mein Herz war wach. / Horch, mein Geliebter klopft:
Öffne mir, meine Schwester, meine Freundin, / meine Taube, meine Makellose,
denn mein Haupt ist voll Tau, / aus meinen Locken tropft die Nacht!
3Ich habe mein Kleid schon abgelegt - / soll ich es wieder anziehen?
Meine Füße habe ich gewaschen - / soll ich sie wieder beschmutzen?
4Mein Geliebter streckte die Hand durch die Luke; / da bebte mein Herz ihm entgegen.
5Ich stand auf, meinem Geliebten zu öffnen. / Da tropften meine Hände von Myrrhe, meine Finger von ausfließender Myrrhe an den Griffen des Riegels.
6Ich öffnete meinem Geliebten: / Doch mein Geliebter war weg, verschwunden. / Meine Seele war außer sich, als er zu mir sprach.
Ich suchte ihn und fand ihn nicht. / Ich rief ihn und er antwortete mir nicht.
7Da fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; / sie schlugen, sie verletzten mich.
Meinen Mantel entrissen sie mir, / die Wächter der Mauern.
8Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems: / Wenn ihr meinen Geliebten findet, was sollt ihr ihm sagen? / Dass ich krank bin vor Liebe!
Gegenseitige Bewunderung: 5,9–7,11
9Was hat dein Geliebter den andern voraus, / du schönste der Frauen?
Was hat dein Geliebter den andern voraus, / dass du uns so beschwörst?
10Mein Geliebter ist weiß und rot, / ausgezeichnet vor Tausenden.
11Sein Haupt ist reines Gold, / seine Locken sind Rispen, rabenschwarz.
12Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen, / gebadet in Milch, sitzend am Wasser.
13Seine Wangen sind wie Balsambeete, / darin Gewürzkräuter sprießen,
seine Lippen wie Lilien; / sie tropfen von flüssiger Myrrhe.
14Seine Hände sind Rollen aus Gold, / mit Steinen aus Tarschisch besetzt.
Sein Leib ist eine Platte aus Elfenbein, / mit Saphiren bedeckt.
15Seine Schenkel sind Säulen aus Marmor, / auf Sockel von Feingold gestellt.
Seine Gestalt ist wie der Libanon, / erlesen wie Zedern.
16Sein Gaumen ist Süße, / alles ist Wonne an ihm.
Das ist mein Geliebter, / ja, das ist mein Freund, / ihr Töchter Jerusalems.