Der Zöllner Zachäus in Jericho: 19,1–10
1Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. 2Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich. 3Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. 4Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. 5Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben. 6Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. 7Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. 8Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. 9Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. 10Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Das Gleichnis vom anvertrauten Geld: 19,11–27
11Weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, meinten die Menschen, die von alldem hörten, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. Daher erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis. 12Er sagte: Ein Mann von vornehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen, um die Königswürde für sich zu erlangen und dann zurückzukehren. 13Er rief zehn seiner Diener zu sich, verteilte unter sie zehn Minen und sagte: Macht Geschäfte damit, bis ich wiederkomme! 14Seine Bürger jedoch hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser Mann über uns König wird. 15Und es geschah, als er die Königswürde empfangen hatte und zurückkehrte, da ließ er die Diener, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen. Er wollte sehen, welchen Gewinn sie bei ihren Geschäften erzielt hatten. 16Der erste kam und sagte: Herr, deine Mine hat zehn Minen eingebracht. 17Da sagte der König zu ihm: Sehr gut, du bist ein guter Diener. Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Herr über zehn Städte werden. 18Der zweite kam und sagte: Herr, deine Mine hat fünf Minen eingebracht. 19Zu ihm sagte der König: Du sollst über fünf Städte herrschen. 20Nun kam ein anderer und sagte: Herr, siehe deine Mine. Ich habe sie in einem Schweißtuch aufbewahrt; 21denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein strenger Mann bist: Du hebst ab, was du nicht eingezahlt hast, und erntest, was du nicht gesät hast. 22Der König antwortete: Aus deinem eigenen Mund spreche ich dir das Urteil. Du bist ein schlechter Diener. Du hast gewusst, dass ich ein strenger Mann bin? Dass ich abhebe, was ich nicht eingezahlt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe? 23Warum hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht? Dann hätte ich es bei der Rückkehr mit Zinsen abheben können. 24Und zu denen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm die Mine weg und gebt sie dem, der die zehn Minen hat! 25Sie sagten zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn. 26Ich sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. 27Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde - bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!
DAS WIRKEN JESU IN JERUSALEM: 19,28–21,38
Der Einzug in Jerusalem: 19,28–40
28Nach dieser Rede zog Jesus voran und ging nach Jerusalem hinauf. 29Und es geschah: Er kam in die Nähe von Betfage und Betanien, an den Berg, der Ölberg heißt, da schickte er zwei seiner Jünger aus 30und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! 31Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann antwortet: Der Herr braucht es. 32Die Ausgesandten machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. 33Als sie das Fohlen losbanden, sagten die Leute, denen es gehörte: Warum bindet ihr das Fohlen los? 34Sie antworteten: Weil der Herr es braucht. 35Dann führten sie es zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Fohlen und halfen Jesus hinauf. 36Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus. 37Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. 38Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! 39Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! 40Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.
Die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems: 19,41–44
41Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie 42und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was Frieden bringt. Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen. 43Denn es werden Tage über dich kommen, in denen deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. 44Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein in dir auf dem andern lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.
Die Reinigung des Tempels: 19,45–48
45Dann ging er in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben. 46Er sagte zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.
47Er lehrte täglich im Tempel. Die Hohepriester, die Schriftgelehrten und die Ersten im Volk aber suchten ihn umzubringen. 48Sie wussten jedoch nicht, was sie machen sollten, denn das ganze Volk hing an ihm, um ihn zu hören.