IJOBS GEGENREDE: 9,1–10,22
Gottes Macht und die Ohnmacht des Menschen: 9,1–35
1Da antwortete Ijob und sprach:
2Wahrhaftig weiß ich, dass es so ist: / Wie wäre ein Mensch bei Gott im Recht!
3Wenn er mit ihm rechten wollte, / nicht auf eins von tausend könnte er ihm Antwort geben.
4Weisen Sinnes und stark an Macht - / wer böte ihm Trotz und bliebe heil?
5Er versetzt Berge; sie merken es nicht, / dass er in seinem Zorn sie umstürzt.
6Er erschüttert die Erde an ihrem Ort, / sodass ihre Säulen erzittern.
7Er spricht zur Sonne, sodass sie nicht strahlt, / er versiegelt die Sterne.
8Er spannt allein den Himmel aus / und schreitet einher auf den Höhen des Meeres.
9Er macht das Sternbild des Bären, den Orion, / das Siebengestirn, die Kammern des Südens.
10Er macht so Großes, es ist nicht zu erforschen, / Wunderdinge, sie sind nicht zu zählen.
11Zieht er an mir vorüber, ich sehe ihn nicht, / fährt er daher, ich bemerke ihn nicht.
12Rafft er hinweg, wer hält ihn zurück? / Wer darf zu ihm sagen: Was machst du da?
13Gott hält seinen Zorn nicht zurück, / unter ihm mussten selbst Rahabs Helfer sich beugen.
14Wie sollte denn ich ihm Antwort geben, / wie meine Worte gegen ihn wählen?
15Und wäre ich im Recht, ich könnte nicht antworten, / um Gnade müsste ich bei meinem Richter flehen.
16Wollte ich rufen, würde er mir Antwort geben? / Ich glaube nicht, dass er auf meine Stimme hört.
17Er, der im Sturm mich niedertritt, / ohne Grund meine Wunden mehrt,
18er lässt mich nicht zu Atem kommen, / er sättigt mich mit Bitternis.
19Geht es um Kraft, er ist der Starke, / geht es um Recht, wer lädt mich vor?
20Wäre ich im Recht, mein eigener Mund spräche mich schuldig, / wäre ich ohne Tadel, er machte mich krumm.
21Schuldlos bin ich, doch achte ich nicht auf mich, / mein Leben werfe ich hin.
22Einerlei ist es, so sage ich es denn: / Schuldlos wie schuldig bringt er um.
23Wenn die Geißel plötzlich tötet, / spottet er über der Unschuldigen Angst.
24Die Erde ist in Frevlerhand gegeben, / das Gesicht ihrer Richter deckt er zu. / Ist er es nicht, wer ist es dann?
25Schneller als ein Läufer eilen meine Tage, / sie fliehen dahin und schauen kein Glück.
26Sie gleiten vorbei wie Kähne aus Schilf, / dem Adler gleich, der sich auf Beute stürzt.
27Sage ich: Ich will meine Klage vergessen, / meine Miene ändern und heiter blicken!,
28so graut mir vor all meinen Schmerzen. / Ich weiß, du sprichst mich nicht frei.
29Ich muss nun einmal schuldig sein, / wozu mühe ich mich umsonst?
30Wollte ich auch mit Schnee mich waschen, / meine Hände mit Lauge reinigen,
31du würdest mich doch in die Grube tauchen, / sodass meinen Kleidern vor mir ekelt.
32Denn er ist kein Mann wie ich, / dem ich entgegnen könnte: / Lasst uns zusammen zum Gericht gehen!
33Es gibt keinen Schiedsmann zwischen uns, / der seine Hand auf uns beide legte.
34Er nehme von mir seine Rute, / sein Schrecken soll mich nicht mehr ängstigen;
35dann will ich reden, ohne ihn zu fürchten. / Doch so ist es nicht um mich bestellt.