Bosheit des Volkes: 9,1–25
1Hätte ich doch eine Herberge in der Wüste! / Dann könnte ich mein Volk verlassen und von ihm weggehen.
Denn sie sind alle Ehebrecher, / eine Rotte von Treulosen.
2Sie machen ihre Zunge zu einem gespannten Bogen; / Lüge, nicht Wahrhaftigkeit herrscht im Land.
Ja, sie schreiten von Verbrechen zu Verbrechen; / mich aber kennen sie nicht - Spruch des HERRN.
3Nehmt euch in Acht vor eurem Nächsten, / keiner traue seinem Bruder!
Denn jeder Bruder betrügt / und jeder Nächste verleumdet.
4Ein jeder täuscht seinen Nächsten, / die Wahrheit reden sie nicht.
Sie haben ihre Zunge gelehrt, Lügen zu reden, / sie handeln verkehrt, zur Umkehr sind sie zu träge.
5Überall Unterdrückung, nichts als Betrug! / Sie weigern sich, mich zu kennen - / Spruch des HERRN.
6Darum - so spricht der HERR der Heerscharen: / Siehe, ich werde sie schmelzen und prüfen;
denn wie sollte ich sonst verfahren / mit der Tochter, meinem Volk?
7Ein tödlicher Pfeil ist ihre Zunge, / Betrug redet sie.
Mit seinem Mund sagt man Friede zum Nächsten, / doch mit seinem Inneren legt man ihm den Hinterhalt.
8Sollte ich sie dafür nicht heimsuchen - Spruch des HERRN - / und an einem solchen Volk nicht Vergeltung üben?
9Über die Berge hin will ich Weinen und Klagen erheben, / über die Weideplätze der Steppe ein Totenlied!
Denn sie sind verwüstet, niemand zieht hindurch / und sie hören die Stimme der Herden nicht mehr.
Von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh / ist alles geflohen, auf und davon.
10Jerusalem mache ich zum Trümmerhaufen, / zur Behausung für Schakale.
Judas Städte mache ich zum Ödland, / das niemand bewohnt.
11Wer ist so weise, dass er dies einsieht? Zu wem hat der Mund des HERRN geredet, dass er verkünden kann, warum das Land zugrunde geht, warum es verwüstet ist gleich der Wüste, die niemand durchzieht? 12Der HERR erwiderte: Weil sie meine Weisung aufgaben, die ich ihnen vorgelegt habe, nicht auf meine Stimme hörten und nicht meine Weisung befolgten, 13sondern der Verstocktheit ihres Herzens folgten und den Baalen nachliefen, an die ihre Väter sie gewöhnt hatten. 14Darum - so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich gebe ihnen, diesem Volk, Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken. 15Ich zerstreue sie unter die Völker, von denen weder sie noch ihre Väter wussten, und schicke das Schwert hinter ihnen her, bis ich sie vernichtet habe.
16So spricht der HERR der Heerscharen:
Begreift es! Ruft die Klagefrauen und sie sollen kommen! / Schickt nach den weisen Frauen und sie sollen kommen!
17Schnell sollen sie kommen / und Klage über uns anstimmen,
sodass unsre Augen von Tränen fließen / und unsre Wimpern von Wasser triefen.
18Da, horch, ein Klagelied ist aus Zion zu hören: / Ach, wie sind wir misshandelt, / in große Schande gestürzt!
Wir mussten die Heimat verlassen, / unsre Wohnungen hat man zerstört.
19Ja, hört, ihr Frauen, das Wort des HERRN, / euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes.
Lehrt eure Töchter die Klage, / eine lehre die andere das Totenlied:
20Der Tod ist durch unsre Fenster gestiegen, / eingedrungen in unsre Paläste.
Er rafft das Kind von der Straße weg, / von den Plätzen die jungen Männer.
21Rede! So lautet der Spruch des HERRN:
Die Leichen der Leute / liegen wie Dünger auf dem Feld,
wie Garben hinter dem Schnitter; / keiner ist da, der sie sammelt.
22So spricht der HERR:
Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, / der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, / der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums.
23Nein, wer sich rühmen will, rühme sich dessen, / dass er Einsicht hat und mich erkennt,
nämlich dass er weiß: Ich, der HERR, bin es, / der auf der Erde Gnade, Recht und Gerechtigkeit wirkt.
Denn an solchen Menschen habe ich Gefallen - / Spruch des HERRN.
24Fürwahr, es werden Tage kommen - Spruch des HERRN - , da suche ich alle heim, die an der Vorhaut beschnitten sind: 25Ägypten und Juda und Edom und die Ammoniter und Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen, denn alle Nationen sind unbeschnitten - und das ganze Haus Israel ist unbeschnitten am Herzen.