Kriegsgefahr aus dem Norden: 6,1–30
1Flieht, ihr Leute von Benjamin, / hinaus aus Jerusalem!
Stoßt in Tekoa ins Widderhorn / und richtet über Bet-Kerem ein Zeichen auf!
Denn von Norden droht Unheil / und großes Verderben.
2Die Schöne und Verwöhnte, / die Tochter Zion, ich vernichte sie.
3Hirten kommen zu ihr mit ihren Herden; / sie schlagen rings um sie ihre Zelte auf, / jeder weidet seinen Bereich ab.
4Verhängt gegen Zion den Krieg! / Auf! Greifen wir an am Mittag! -
Weh uns: Schon neigt sich der Tag, / die Abendschatten strecken sich.
5Auf! Greifen wir an in der Nacht, / zerstören wir ihre Paläste!
6Denn so spricht der HERR der Heerscharen:
Fällt ihre Bäume / und werft einen Wall auf gegen Jerusalem!
Das ist die Stadt, die heimgesucht werden muss. / Alles in ihr ist Unterdrückung.
7Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln lässt, / so lässt sie ihre Schlechtigkeit sprudeln.
Von Gewalttat und Unrecht hört man in ihr; / ständig sind mir vor Augen Leid und Misshandlung.
8Lass dich warnen, Jerusalem, / sonst trenne ich mich von dir,
sonst mache ich dich zur Wüste, / zum Land ohne Bewohner!
9So spricht der HERR der Heerscharen:
Genaue Nachlese wie am Weinstock / soll man halten am Rest Israels.
Leg deine Hand an / wie ein Winzer an die Reben!
10Zu wem soll ich reden / und wen ermahnen, dass sie hören?
Siehe, ihr Ohr ist unbeschnitten, / sie können nichts vernehmen.
Das Wort des HERRN dient ihnen zum Spott; / es gefällt ihnen nicht.
11Darum bin ich erfüllt vom Zorn des HERRN, / bin es müde, ihn länger zurückzuhalten. -
Gieß ihn aus über das Kind auf der Straße / und zugleich über die Schar der jungen Männer!
Ja, alle werden gefangen genommen, / Mann und Frau, Greis und Hochbetagter.
12Ihre Häuser gehen an andere über, / die Felder und auch die Frauen.
Denn ich strecke meine Hand aus / gegen die Bewohner des Landes - Spruch des HERRN.
13Sie alle, von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, / sind nur auf Gewinn aus;
vom Propheten bis zum Priester / betrügen sie alle.
14Den Schaden meines Volkes möchten sie leichthin heilen, indem sie sagen: / Frieden! Frieden! - Aber da ist kein Friede.
15Schämen müssten sie sich, / weil sie Gräuel verübt haben.
Doch sie schämen sich nicht; / Scham ist ihnen unbekannt.
Deshalb müssen sie mit denen fallen, / die fallen.
Sobald ich sie heimsuche, / werden sie stürzen, spricht der HERR.
16So spricht der HERR:
Stellt euch an die Wege und haltet Ausschau, / fragt nach den Pfaden der Vorzeit,
fragt, wo der Weg zum Guten liegt; / geht auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele! / Sie aber sagten: Wir gehen nicht.
17Auch habe ich Wächter für euch aufgestellt: / Achtet auf den Schall des Widderhorns! - / Sie aber sagten: Wir achten nicht darauf.
18Darum hört, ihr Völker, und erkenne, / Versammlung, was mit ihnen geschieht!
19Höre, Erde! / Siehe, ich bringe Unheil über dieses Volk / als Frucht seiner Gedanken.
Denn auf meine Worte haben sie nicht geachtet / und meine Weisung haben sie verschmäht.
20Was soll mir der Weihrauch aus Saba / und das gute Gewürzrohr aus fernem Land?
Eure Brandopfer gefallen mir nicht, / eure Schlachtopfer sind mir nicht angenehm.
21Darum - so spricht der HERR:
Siehe, ich lege diesem Volk Hindernisse in den Weg, / sodass sie darüber straucheln.
Väter und Söhne zusammen, / einer wie der andere geht zugrunde.
22So spricht der HERR:
Siehe, ein Volk zieht vom Nordland heran, / eine große Nation bricht auf / von den Grenzen der Erde.
23Sie kommen mit Bogen und Sichelschwert, / grausam sind sie und ohne Erbarmen.
Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres / und sie reiten auf Rossen,
Krieger, zum Kampf gerüstet / gegen dich, Tochter Zion.
24Kaum hörten wir diese Nachricht, / da erschlafften uns die Hände,
es packte uns die Angst, / das Zittern wie eine Gebärende.
25Geht nicht aufs Feld hinaus, / macht euch nicht auf den Weg; / denn der Feind greift zum Schwert - Grauen ringsum!
26Tochter, mein Volk, leg das Trauerkleid an / und wälz dich im Staub!
Halte Trauer wie um den einzigen Sohn, bitterste Klage: / Ach, jählings kam über uns der Verwüster.
27Zum Prüfer für mein Volk habe ich dich bestellt, voll Festigkeit; / du sollst sein Verhalten erkennen und prüfen.
28Sie alle sind schlimme Empörer, / Verleumder sind sie,
Bronze und Eisen sind sie, / alle zusammen Verbrecher.
29Der Blasebalg schnaubt, / doch das Blei bleibt unberührt vom Feuer.
Umsonst hat der Schmelzer geschmolzen; / die Bösen ließen sich nicht ausscheiden.
30Verworfenes Silber nennt man sie; / denn verworfen hat sie der HERR.