KULTURKAMPF GEGEN DAS JUDENTUM: 1,1–64
Weltgeschichtlicher Rahmen: 1,1–10
1Und es geschah: Als der Mazedonier Alexander, Sohn des Philippus, damals vom Land der Kittäer ausgezogen war, besiegte er Darius, den König der Perser und Meder, und wurde als erster König von Griechenland sein Nachfolger.
2Er führte viele Kriege, eroberte Festungen und ließ die Könige der Erde erschlagen; 3er kam bis an das Ende der Welt, plünderte viele Völker aus und die ganze Erde lag ihm wehrlos zu Füßen. Da wurde sein Herz stolz und überheblich. 4Er stellte ein sehr großes Heer auf, herrschte über Länder, Völker und Fürsten und machte sie sich tributpflichtig. 5Doch dann sank er aufs Krankenlager und fühlte seinen Tod nahen. 6Er rief seine höchsten Offiziere zusammen, die mit ihm aufgewachsen waren, und verteilte sein Reich unter sie, während er noch lebte. 7Zwölf Jahre hatte Alexander regiert, als er starb.
8Seine Offiziere übernahmen die Regierung, jeder in seinem Bereich. 9Nach seinem Tod setzten sich alle das Königsdiadem auf; ebenso hielten es ihre Nachkommen lange Zeit hindurch. Sie brachten großes Unglück über die Erde. 10Aus ihnen ging ein sündiger Spross hervor, Antiochus Epiphanes, der Sohn des Königs Antiochus. Er war als Geisel in Rom gewesen und trat im Jahr 137 der griechischen Herrschaft die Regierung an.
Innerjüdische Ursachen: 1,11–15
11Zu dieser Zeit traten Verräter am Gesetz in Israel auf, die viele überredeten und sagten: Wir wollen einen Bund mit den fremden Völkern schließen, die rings um uns herum leben; denn seit wir uns von ihnen abgesondert haben, geht es uns schlecht. 12Dieser Vorschlag gefiel ihnen 13und einige aus dem Volk fanden sich bereit, zum König zu gehen. Der König gab ihnen die Vollmacht, nach den Gesetzen der fremden Völker zu leben. 14Sie errichteten in Jerusalem ein Gymnasion, wie es bei den fremden Völkern Brauch ist, 15und ließen bei sich die Beschneidung rückgängig machen. So fielen sie vom heiligen Bund ab, vermischten sich mit den fremden Völkern und gaben sich dazu her, Böses zu tun.
Äussere religionspolitische Ursachen; Entweihung des Tempels: 1,16–40
16Als Antiochus sah, dass sich seine Herrschaft gefestigt hatte, fasste er den Plan, auch König des Landes Ägypten zu werden und so über zwei Reiche zu herrschen. 17Er drang mit vielen Soldaten in Ägypten ein, mit Streitwagen und Kriegselefanten und einer großen Flotte, 18und führte Krieg gegen Ptolemäus, den König von Ägypten. Ptolemäus wurde von ihm geschlagen und floh, nachdem viele seiner Leute im Kampf gefallen waren. 19Die befestigten Städte Ägyptens wurden erobert und das Land geplündert.
20Antiochus wandte sich nach seinem Sieg über Ägypten im Jahr 143 gegen Israel und rückte mit zahlreichen Truppen hinauf vor Jerusalem. 21In seiner Vermessenheit betrat er sogar das Heiligtum; er raubte den goldenen Rauchopferaltar, den Leuchter samt allem seinem Zubehör, 22den Tisch für die Schaubrote, die Opfer- und Trinkschalen, die goldenen Rauchfässer, den Vorhang, die Kronen und den goldenen Schmuck von der Vorderseite des Tempels, den er ganz abschlagen ließ. 23Dann nahm er das Silber, das Gold, die kostbaren Geräte, und was er von den versteckten Schätzen finden konnte, 24und ließ alles in sein Land schleppen. Er richtete ein Blutbad an und führte ganz vermessene Reden.
25Da kam große Trauer über das ganze Land Israel.
26Die Vornehmen und Alten stöhnten; / die Mädchen und jungen Männer verloren ihre Kraft / und die Schönheit der Frauen verfiel.
27Jeder Bräutigam stimmte die Totenklage an, / die Braut saß trauernd in ihrem Gemach.
28Das Land zitterte um seine Bewohner. / Das ganze Haus Jakob war mit Schande bedeckt.
29Zwei Jahre später schickte der König einen Beamten in die Städte von Juda mit dem Auftrag, die Steuern einzutreiben. Er kam mit zahlreichen Truppen nach Jerusalem. 30Arglistig bot er den Einwohnern zunächst Frieden an. Als man ihm Glauben schenkte, fiel er plötzlich über die Stadt her, richtete großen Schaden in ihr an und brachte viele Israeliten um. 31Er ließ die Stadt plündern und in Brand stecken und die Häuser und Stadtmauern ringsum niederreißen. 32Frauen und Kinder schleppte man in die Sklaverei, das Vieh nahm man als Beute mit. 33Um die Davidstadt bauten sie eine große und feste Mauer mit mächtigen Türmen, damit sie ihnen als Burg dienen konnte. 34Sie legten eine Besatzung von Sündern hinein, Männer, die sich nicht an das Gesetz hielten. Diese setzten sich dort fest, 35versahen sich mit Waffen und Nahrungsmitteln und brachten auch die Beute, die sie in Jerusalem gemacht hatten, dort unter. So wurden sie zu einer großen Gefahr.
36Aus dem Hinterhalt bedrohten sie das Heiligtum; / immer waren sie für Israel ein arger Feind.
37Rings um das Heiligtum vergossen sie unschuldiges Blut / und entweihten das Heiligtum.
38Jerusalems Einwohner flohen vor ihnen / und Fremde zogen in die Stadt ein. / Ihren angestammten Bewohnern wurde die Stadt fremd und ihre Kinder verließen sie.
39Ihr Heiligtum verödete wie die Wüste, / ihre Feste verwandelten sich in Trauer. / Ihre Sabbate wurden verhöhnt; / statt geehrt zu sein, war sie verachtet.
40So groß ihre Herrlichkeit gewesen war, / so groß war nun ihre Schande. / Von ihrer Höhe ist sie herabgestürzt, / jetzt liegt sie in Trauer.
Verbot der jüdischen Religionsausübung: 1,41–64
41Damals schrieb der König seinem ganzen Reich vor, alle sollten zu einem einzigen Volk werden 42und jeder sollte seine Eigenart aufgeben. Alle Völker fügten sich dem Erlass des Königs. 43Auch vielen Männern aus Israel gefiel seine Art des Gottesdienstes; sie opferten den Götterbildern und entweihten den Sabbat. 44Der König schickte Boten nach Jerusalem und in die Städte von Juda mit der schriftlichen Anordnung, man solle eine Lebensform übernehmen, die dem Land fremd war. 45Brand-, Schlacht- und Trankopfer im Heiligtum seien einzustellen, Sabbate und Feste zu entweihen, 46das Heiligtum und die Heiligen zu schänden. 47Man solle stattdessen Altäre, Heiligtümer und Tempel für die fremden Götter errichten sowie Schweine und andere unreine Tiere opfern. 48Ihre Söhne dürften sie nicht mehr beschneiden, vielmehr sollten sie sich mit jeder denkbaren Unreinheit und Entweihung beflecken. 49So sollte das Gesetz in Vergessenheit geraten und alle seine Satzungen sollten hinfällig werden. 50Wer aber des Königs Anordnung nicht befolge, müsse sterben. 51Ähnliche Anweisungen erließ er für sein ganzes Reich.
Er setzte Beamte ein, die die Durchführung im ganzen Volk überwachen sollten; auch gab er den Befehl, der Reihe nach in allen Städten von Juda einen Opfergottesdienst zu halten.
52Viele aus dem Volk schlossen sich ihnen an; sie alle fielen vom Gesetz ab und trieben es schlimm im Land. 53Die Israeliten mussten sich vor ihnen verstecken, wo immer sie Zuflucht fanden.
54Am fünfzehnten Kislew des Jahres 145 ließ der König auf dem Altar den Gräuel der Verwüstung errichten; auch in den Städten Judäas ringsum errichtete man Altäre. 55Vor den Haustüren und auf den Plätzen brachten sie Rauchopfer dar. 56Alle Buchrollen des Gesetzes, die man fand, wurden zerrissen und verbrannt. 57Wer im Besitz einer Bundesrolle angetroffen wurde oder zum Gesetz hielt, wurde aufgrund der königlichen Anordnung zum Tod verurteilt. 58Sie ließen Israel ihre Macht fühlen und gingen mit Gewalt gegen alle vor, die sie Monat für Monat in den Städten aufspürten. 59Am fünfundzwanzigsten dieses Monats brachten sie auf dem Altar, den sie über dem Brandopferaltar errichtet hatten, ein Opfer dar. 60Frauen, die ihre Kinder hatten beschneiden lassen, wurden auf Befehl des Königs hingerichtet; 61dabei hängte man die Säuglinge an den Hals ihrer Mütter. Auch ihre Familien brachte man um samt denen, die die Beschneidung vorgenommen hatten. 62Dennoch blieben viele aus Israel fest und stark; sie aßen nichts, was unrein war. 63Lieber wollten sie sterben, als sich durch die Speisen unrein machen und den heiligen Bund entweihen. So starben sie. 64Ein gewaltiger Zorn lag auf Israel.