Gottes Reaktion auf das zweite Gebet
1Der Herr sagte zu mir:
Selbst wenn Mose und Samuel vor mir stehen würden,
würde mein Herz doch nicht für dieses Volk schlagen.
Schick sie weg!
Sie sollen mir aus den Augen gehen!
2Wenn sie dich fragen: »Wohin sollen wir gehen?«,
dann antworte ihnen: »So spricht der Herr:
In den Tod, in den Kampf,
in den Hunger oder in die Gefangenschaft –
jeder dorthin, wofür er bestimmt ist.
3Vier Schrecken lasse ich auf sie los:
Zuerst kommt das Schwert, um sie zu töten.
Dann kommen Hunde, die sie wegschleifen.
Danach kommen die Vögel und andere Tiere,
um sie aufzufressen und ganz zu vernichten.
– So lautet der Ausspruch des Herrn.
4Ich werde sie zum abschreckenden Beispiel machen
für alle Königreiche dieser Erde.
Das alles mache ich wegen Manasse,
dem Sohn von Hiskija, dem König von Juda.
Es ist die Strafe für alles,
was er in Jerusalem getan hat.«
Kein Mitleid für das Volk
5Wer hat Mitleid mit dir, Jerusalem,
und wer fühlt mit dir?
Wer kommt, um dich zu fragen, wie es dir geht?
6Du warst es doch, die mich zurückgestoßen hat!
– Ausspruch des Herrn –
Du hast mir den Rücken zugekehrt!
Also habe ich dich gepackt und vernichtet.
Denn ich war es leid,
immer und immer wieder Erbarmen mit dir zu haben.
7Ich habe sie in ihren Toren auseinandergetrieben –
wie die Spreu vom Weizen wurden sie getrennt.
Ich habe mein Volk kinderlos gemacht
und ließ es zugrunde gehen.
Doch mein Volk hat die falschen Wege nicht verlassen
und ist nicht umgekehrt.
8Mittlerweile gibt es mehr Witwen als Sand am Meer.
Denn am helllichten Tag ließ ich den Zerstörer kommen.
Blitzartig traf es die Mütter der jungen Männer:
Angst und Schrecken haben sie gepackt.
9Die Frau, die sieben Kinder geboren hat,
welkt dahin und haucht ihr Leben aus.
Mitten am Tag ging für sie die Sonne unter.
Sie ist am Ende und ohne Hoffnung.
Und wer doch überlebt,
soll durch das Schwert sterben.
Ich werde sie alle den Feinden ausliefern.
– So lautet der Ausspruch des Herrn.
Vom Leiden des Propheten
Jeremia klagt über seine Einsamkeit
10»Weh mir, meine Mutter,
dass du mich geboren hast!
Ich liege mit aller Welt im Streit,
und alle feinden mich an.
Dabei bin ich niemand Geld schuldig
und habe von anderen nichts geliehen.
Trotzdem verfluchen mich alle.«
11Darauf antwortete der Herr:
»Das steht fest: Ich will nur das Beste.
Auch steht fest: In der Zeit von Unheil und Not
durfte der Feind dich treffen –
aber er kann dich nicht zerbrechen.
12Kann man denn Eisen zerbrechen,
hartes Eisen aus dem Norden und Bronze?
13Doch dich, Jerusalem, gebe ich zur Plünderung frei.
Deinen Reichtum und deine Schätze wird man dir nehmen.
Und das nicht für einen guten Kaufpreis,
sondern wegen deiner ganzen Sünden,
die du überall getan hast.
14Das wird das Schicksal deiner Feinde sein, Jeremia:
Ich werde sie in die Verbannung führen
in ein Land, das du nicht kennst.
Denn mein Zorn ist gegen euch alle aufgeflammt
und wird euch noch verbrennen.«
15»Herr, du weißt alles!
Denk an mich und kümmere dich um mich!
Nimm endlich Rache an denen, die mich verfolgen!
Halt deinen Zorn nicht länger zurück,
sonst komme ich noch um!
Bedenke, dass ich das alles nur deinetwegen erleide.
16Hast du mir deine Worte geschenkt,
habe ich jedes Wort verschlungen.
Dein Wort ist mein Glück
und bringt Freude in mein Herz.
Denn ich gehöre zu dir
und trage deinen Namen,
Herr Zebaot!
17Nie saß ich mit anderen froh zusammen,
nie konnte ich fröhlich sein.
Von deiner Hand niedergedrückt, saß ich einsam da.
Du hattest mich mit Missmut erfüllt.
18Warum nimmt mein Leiden kein Ende?
Warum ist meine Wunde so tief,
dass sie nicht heilen kann?
Eine Täuschung bist du für mich.
Du bist wie Wasser, von dem man nicht weiß,
ob es da ist oder nicht.«
19Darauf antwortete der Herr:
»Wenn du umkehrst, lasse ich dich umkehren.
Dann darfst du wieder vor mir stehen.
Wenn aus dir heraus wertvolle Worte kommen
und nicht solcher Unsinn,
wirst du wieder wie mein Mund sein.
Dann werden sich die Menschen dir zuwenden.
Aber du sollst dich ihnen nicht zuwenden.
20Ich werde dich zu einer Mauer aus Bronze machen,
die diesem Volk fest gegenübersteht.
Sie werden gegen dich kämpfen,
aber nichts gegen dich ausrichten.
Denn ich bin mit dir,
um dir zu helfen und um dich zu retten.
– So lautet der Ausspruch des Herrn.
21Ich werde dich aus der Hand der Bösen retten
und dich aus der Gewalt der Verbrecher befreien.«