Kein Stamm in Israel darf ausgelöscht werden
1Die Männer Israels hatten in Mizpa geschworen:
»Keiner von uns darf einem Benjaminiter
seine Tochter zur Frau geben!«
2Danach kam das Kriegsvolk nach Bet-El
und blieb dort beim Heiligtum bis zum Abend.
Sie fingen an, laut zu weinen und zu klagen:
3»Ach Herr, Gott Israels!
Warum ist das in Israel geschehen?
Jetzt fehlt Israel ein ganzer Stamm.«
4Am folgenden Tag, ganz früh am Morgen,
stand das Volk auf und baute dort einen Altar.
Dann brachten sie Brand- und Schlachtopfer dar.
5Die Israeliten fragten: »Wer von allen Stämmen Israels
ist nicht zur Versammlung gekommen?
Wer ist nicht vor dem Herrn erschienen?«
Denn man hatte einen feierlichen Schwur abgelegt:
Wer nicht zum Herrn nach Mizpa kommt, muss sterben!
6Die Israeliten aber hatten Mitleid
mit ihren benjaminitischen Brüdern und sagten:
»Heute ist Israel ein ganzer Stamm weggebrochen.
7Was können wir für die Überlebenden tun?
Welche Frauen sollen sie heiraten?
Wir haben ja beim Herrn geschworen:
Auf keinen Fall werden wir ihnen Frauen geben.
Keine von unseren Töchtern dürfen sie heiraten.«
8Die Israeliten fragten: »Wer von allen Stämmen Israels
ist nicht zum Herrn nach Mizpa gekommen?«
Und es stellte sich heraus:
Aus Jabesch-Gilead war keiner ins Heerlager gekommen,
um an der Versammlung teilzunehmen.
9Daraufhin musterte man das Kriegsvolk,
und tatsächlich war niemand aus Jabesch-Gilead dabei.
10Da schickte die Gemeinde 12.000 Männer dorthin.
Sie waren kampferfahren und erhielten den Befehl:
»Geht und tötet die Bewohner von Jabesch-Gilead
mit scharfem Schwert, auch Frauen und Kinder!
11Und so sollt ihr den Befehl ausführen:
Alle Männer sollt ihr dem Untergang weihen.
Und es soll auch alle Frauen treffen,
die schon mit einem Mann geschlafen haben.«
12Es fanden sich aber in Jabesch-Gilead 400 Mädchen.
Die hatten noch nicht mit einem Mann geschlafen.
Diese nahmen sie mit und brachten sie ins Heerlager,
das sich in Schilo im Land Kanaan befand.
13Die ganze Gemeinde schickte eine Friedensbotschaft
an die Benjaminiter, die beim Rimmonfelsen waren.
14So kam es, dass die Benjaminiter zurückkehrten.
Die Israeliten gaben ihnen zum Heiraten
die Mädchen aus Jabesch-Gilead,
die sie damals am Leben gelassen hatten.
Doch das reichte noch nicht aus.
Der Frauenraub in Schilo
15Das Volk hatte Mitleid mit dem Stamm Benjamin.
Denn der Herr hatte eine Lücke gerissen,
sodass Benjamin unter den Stämmen Israels fehlte.
16Da sagten die Ältesten der Gemeinde:
»Was können wir für die Überlebenden tun?
Welche Frauen sollen sie heiraten?
In Benjamin gibt es ja keine Frauen mehr.«
17Weiter sagten sie: »Es gibt noch Hoffnung für Benjamin.
Kein Stamm in Israel darf ausgelöscht werden.
18Wir aber können ihnen keine Frauen geben.
Sie dürfen keine von unseren Töchtern heiraten!«
Die Israeliten hatten nämlich geschworen:
Verflucht sei, wer einem Benjaminiter eine Frau gibt!
19Und so überlegten sie sich:
»In Schilo findet doch Jahr für Jahr ein Fest statt
für den Herrn!«
Die Stadt Schilo lag nördlich von Bet-El,
östlich der Landstraße von Bet-El nach Sichem
und südlich der Ortschaft Lebona.
20Daraufhin gaben die Ältesten Israels
den Benjaminitern folgende Anweisung:
»Geht und versteckt euch in den Weinbergen!
21Wenn das Fest beginnt, werdet ihr sehen:
Die jungen Frauen kommen aus Schilo heraus
und tanzen auf der Straße.
Dann brecht aus den Weinbergen hervor!
Jeder von euch soll sich eine Frau schnappen,
eine von den Töchtern aus der Stadt Schilo.
Danach geht ihr heim in das Land Benjamin.
22Wenn dann ihre Väter oder Brüder kommen,
um sich bei uns zu beschweren, sagen wir:
Lasst ihnen doch die Frauen! Tut es für uns!
Denn sie haben sie ja nicht in einem Krieg erbeutet.
Und umgekehrt kann man euch nicht vorwerfen,
dass ihr sie ihnen freiwillig gegeben habt.
Darum lasst ihnen doch die Frauen!
Sonst macht ihr euch noch schuldig.«
23Die Benjaminiter hielten sich an die Anweisung.
Jeder schnappte sich eines von den tanzenden Mädchen.
Doch sie raubten nur so viele Frauen,
wie sie nötig hatten.
Dann kehrten sie in das Land zurück,
das sie als Erbbesitz erhalten hatten.
Dort bauten sie die Städte wieder auf
und wohnten darin.
24Zu dieser Zeit gingen auch die Israeliten auseinander.
Jeder machte sich auf den Heimweg
zu seinem Stamm und zu seiner Großfamilie.
Jeder von ihnen zog in das Land,
das sie als Erbbesitz bekommen hatten.
25Damals gab es noch keinen König in Israel.
Und so konnte jeder tun und lassen, was er wollte.