Jiftach soll Israel retten
1Im Land Gilead gab es einen Kriegshelden.
Der hieß Jiftach und war der Sohn des Gilead,
seine Mutter war eine Hure.
2Sein Vater Gilead aber hatte weitere Söhne,
die ihm seine Ehefrau geboren hatte.
Als diese Söhne erwachsen wurden,
vertrieben sie Jiftach aus seinem Vaterhaus.
Sie sagten zu ihm:
»Du sollst nichts vom Erbe unseres Vaters bekommen.
Denn du bist ein unehelicher Sohn.«
3Da floh Jiftach vor seinen Brüdern
und ließ sich im Land Tob nieder.
Dort scharten sich Männer um ihn,
die nichts zu verlieren hatten.
Mit ihnen unternahm er Raubzüge.
4Nach einiger Zeit begannen die Ammoniter
einen Krieg gegen Israel.
5Während die Ammoniter gegen Israel kämpften,
machten sich die Ältesten Gileads auf den Weg.
Sie wollten Jiftach aus dem Land Tob zurückholen.
6Und so baten sie ihn:
»Komm, sei du unser Anführer!
Wir wollen die Ammoniter zurückschlagen.«
7Jiftach hielt den Ältesten Gileads entgegen:
»Habt ihr mich nicht mit eurem Hass verfolgt
und aus meinem Vaterhaus vertrieben?
Warum kommt ihr jetzt zu mir?
Ihr kommt doch nur, weil ihr in Bedrängnis seid!«
8Da sagten die Ältesten Gileads zu Jiftach:
»Ja, du hast recht!
Deshalb sind wir hier.
Komm doch mit uns und kämpfe gegen die Ammoniter!
Wenn du das tust,
sollst du über alle herrschen,
die im Land Gilead wohnen.«
9Jiftach antwortete den Ältesten Gileads:
»Gut, wenn ihr mich jetzt zurückholt,
werde ich gegen die Ammoniter kämpfen.
Wenn der Herr sie dann in meine Gewalt gibt,
werde ich bei euch die Herrschaft übernehmen.«
10Darauf sagten die Ältesten Gileads:
»Der Herr hat gehört,
was wir miteinander vereinbart haben.
Dein Wort gilt, wir halten uns daran!«
11So kehrte Jiftach mit den Ältesten Gileads zurück.
Das Volk bestimmte ihn zum Anführer
und übertrug ihm die Herrschaft.
Jiftach aber ging zum Herrn ins Heiligtum von Mizpa
und besprach mit ihm die ganze Angelegenheit.
Jiftach verhandelt mit den Ammonitern
12Jiftach schickte eine Botschaft
an den König der Ammoniter:
»Was willst du denn von mir?
Warum bist du gegen mich ausgezogen
und führst Krieg gegen mein Land?«
13Der König der Ammoniter ließ Jiftach ausrichten:
»Die Israeliten haben mir mein Land weggenommen,
als sie damals aus Ägypten gekommen sind.
Es reichte vom Arnon bis zum Jabbok,
und im Westen war der Jordan seine Grenze.
Gib mir nun diese Gebiete freiwillig zurück!«
14Doch Jiftach schickte eine weitere Botschaft
an den König der Ammoniter.
15Er ließ ihm sagen: »So spricht Jiftach:
Die Israeliten haben dir gar nichts weggenommen,
weder das Land Moab noch das Land der Ammoniter!
16Als Israel nämlich aus Ägypten kam,
zog es bis zum Schilfmeer durch die Wüste
und erreichte die Oase Kadesch.
17Von dort schickte Israel eine Botschaft
an den König von Edom und forderte ihn auf:
›Lass uns durch dein Land ziehen!‹
Doch der König von Edom erlaubte es nicht.
Ebenso hatte man den König von Moab gefragt.
Doch der wollte es auch nicht.
So blieben die Israeliten in Kadesch.
18Dann zogen sie weiter durch die Wüste
und machten einen Bogen um die Länder Edom und Moab.
Als sie das Gebiet östlich von Moab erreichten,
bezogen sie ihr Lager auf der anderen Seite des Arnon.
Das Gebiet Moabs hatten sie also gar nicht betreten.
Denn der Fluss Arnon bildet ja die Grenze von Moab.
19Daraufhin schickte Israel eine Botschaft
an den Amoriterkönig Sihon, den König von Heschbon.
Israel forderte ihn auf:
›Lass uns durch dein Land ziehen,
bis wir unser Ziel erreicht haben!‹
20Doch Sihon glaubte den Israeliten nicht,
dass sie nur durch sein Gebiet ziehen wollten.
Deshalb rief er sein ganzes Kriegsvolk zusammen.
Bei der Stadt Jahaz bezogen sie ihr Heerlager
und griffen die Israeliten an.
21Da gab der Herr, der Gott Israels,
Sihon und sein ganzes Heer in die Gewalt Israels.
Die Israeliten siegten und eroberten das ganze Land.
Sie nahmen es den Amoritern weg, die dort wohnten.
22So eroberten sie das ganze Gebiet der Amoriter.
Es reichte vom Arnon bis zum Jabbok,
und im Westen war der Jordan seine Grenze.
23Ja, der Herr, der Gott Israels, hat das getan!
Er hat die Amoriter aus dem Land vertrieben,
damit die Israeliten es in Besitz nehmen konnten.
Und jetzt kommst du und willst es für dich haben?
24Muss ich dich daran erinnern:
Wenn dein Gott Kemosch ein Land einnimmt,
gehört es dir.
Alles aber, was der Herr, unser Gott,
für uns in Besitz genommen hat, gehört uns!
25Oder meinst du, dass du stärker bist als Balak,
der Sohn des Zippor, der König von Moab?
Hat der etwa Streit mit den Israeliten angefangen
und gegen sie Krieg geführt?
26Schon seit 300 Jahren wohnen die Israeliten
in Heschbon und Aroer mit ihren Ortschaften
und in allen Städten am Fluss Arnon.
Warum habt ihr denn damals nichts unternommen,
um die Städte an euch zu reißen?
27Ich warne dich:
Ich habe dir nichts angetan!
Du aber setzt dich ins Unrecht,
wenn du Krieg gegen mich führst.
Der Herr ist der Richter!
Er soll den Streit heute entscheiden
zwischen den Israeliten und Ammonitern.«
28Doch der König der Ammoniter blieb unbelehrbar.
Er wollte von der Botschaft nichts wissen,
die Jiftach ihm geschickt hatte.
29Da kam der Geist des Herrn über Jiftach.
Sofort zog er durch das Gebiet von Gilead und Manasse
und stellte ein Heer zusammen.
Dann kehrte er nach Mizpa in Gilead zurück
und zog von dort gegen die Ammoniter in den Krieg.
Jiftach siegt und muss sein Versprechen halten
30Jiftach hatte ein Gelübde abgelegt
und dem Herrn versprochen:
»Wenn du die Ammoniter in meine Gewalt gibst
und ich wohlbehalten aus dem Krieg zurückkehre,
verspreche ich:
31Was mir als Erstes
aus der Tür meines Hauses entgegentritt,
soll dem Herrn gehören.
Ich will es ihm als Brandopfer darbringen.«
32Jiftach zog nun gegen die Ammoniter in den Krieg
und kämpfte gegen sie.
Da gab sie der Herr in seine Gewalt.
33Er besiegte sie in dem ganzen Gebiet
zwischen Aroer, Minnit und Abel-Keramim.
Außerdem vernichtete er 20 Städte.
Die Ammoniter erlitten eine schwere Niederlage
und wurden vor den Israeliten gedemütigt.
34Dann kehrte Jiftach nach Mizpa zurück
und ging zu seinem Haus.
Wer aber kam ihm da als Erstes entgegen?
Es war seine Tochter!
Sie tanzte fröhlich zum Takt der Handtrommel.
Sie war sein einziges Kind.
Außer ihr hatte er keinen Sohn und keine Tochter.
35Als er sie sah,
zerriss er seine Kleider und rief:
»Was für ein Unglück, meine Tochter!
Du schmetterst mich zu Boden,
du brichst mir das Herz.
Denn ich habe meinen Mund aufgerissen
und ein Gelübde beim Herrn abgelegt.
Jetzt kann ich es nicht mehr rückgängig machen.«
36Da antwortete sie ihm: »Vater!
Du hast ein Gelübde beim Herrn abgelegt.
Tu also mit mir, was du versprochen hast!
Denn der Herr hat Wort gehalten.
Er hat dir den Sieg über deine Feinde,
den Sieg über die Ammoniter geschenkt.«
37Weiter sagte sie zu ihrem Vater:
»Nur eins tu noch für mich, gib mir zwei Monate Zeit!
Lass mich mit meinen Freundinnen in die Berge gehen.
Dort möchte ich mit ihnen mein Schicksal beklagen,
dass ich als unverheiratetes Mädchen sterben muss.«
38Da sagte er: »Ja, tu das!«
So schickte er sie für zwei Monate fort,
zusammen mit ihren Freundinnen.
Sie ging in die Berge und beklagte ihr Schicksal,
als unverheiratetes Mädchen sterben zu müssen.
39Als die zwei Monate um waren,
kehrte sie zu ihrem Vater zurück.
Dann tat er mit ihr,
was das Gelübde von ihm forderte.
Sie starb als unverheiratetes Mädchen.
Und seitdem gibt es in Israel den Brauch:
40Jahr für Jahr gehen die Töchter Israels in die Berge
und beklagen die Tochter des Gileaditers Jiftach.
Vier Tage im Jahr tun sie das.