Saul
Saul wird König
Saul sucht die Eselinnen seines Vaters
1Damals lebte ein Mann im Stamm Benjamin,
der hieß Kisch.
Er war der Sohn von Abiel, dem Sohn von Zeror,
dem Sohne von Bechorat, dem Sohn von Afiach.
Er war ein Benjaminiter,
wohlhabend und einflussreich.
2Der Mann hatte einen Sohn namens Saul.
Der war jung und schön.
Unter den Israeliten gab es keinen,
der schöner gewesen wäre als er.
Um einen Kopf war er größer als alle anderen im Volk.
3Eines Tages waren dem Kisch, dem Vater Sauls,
die Eselinnen weggelaufen.
Da sagte Kisch zu seinem Sohn Saul:
»Nimm dir einen von den jungen Männern!
Geh mit ihm los und such die Eselinnen!«
4Die beiden zogen durch das Gebirge Efraim
und durchstreiften die Landschaft Schalischa.
Doch sie fanden nichts.
Sie zogen durch das Land Schaalim – wieder nichts.
Dann durchwanderten sie die Landschaft Jemini.
Doch sie fanden nichts.
5Als sie in die Gegend von Zuf kamen,
sagte Saul zu dem jungen Mann, der ihn begleitete:
»Auf, lass uns umkehren!
Sonst macht sich mein Vater noch Sorgen um uns
statt um die Eselinnen!«
6Doch der entgegnete ihm:
»Schau, dort in der Stadt gibt es einen Mann Gottes!
Der Mann ist bedeutend:
Alles, was er sagt, trifft ganz gewiss ein.
Lass uns doch dahin gehen.
Vielleicht kann er uns den Weg sagen,
auf dem wir weitersuchen sollen.«
7Saul antwortete dem jungen Mann:
»Einverstanden! Doch wenn wir hingehen:
Wie könnten wir den Mann bezahlen?
Das Brot in unseren Beuteln ist ja ausgegangen.
Und ein Geschenk haben wir nicht,
das wir dem Gottesmann bringen könnten.
Unsere Taschen sind leer!«
8Der junge Mann antwortete auf der Stelle
und sagte zu Saul:
»Schau, ich hab noch eine Silbermünze gefunden.
Die will ich dem Gottesmann geben,
damit er uns den Weg sagt.«
9– Früher sagten die Leute in Israel,
wenn sie eine Antwort von Gott haben wollten:
Kommt, wir gehen zum Seher!
Denn wer heute als Prophet bezeichnet wird,
den nannte man früher einen Seher. –
10Da sagte Saul zu dem jungen Mann:
»Also gut! Komm, wir wollen gehen!«
So kamen sie zu der Stadt, wo der Gottesmann wohnte.
11Als sie den steilen Weg zur Stadt hinaufgingen,
trafen sie einige Mädchen.
Die waren gerade unterwegs zum Wasserholen.
Sie fragten die Mädchen: »Ist der Seher hier?«
12Sie antworteten: »Ja!
Er ist euch schon ein gutes Stück voraus! Beeilt euch!
Gerade heute ist er in die Stadt gekommen.
Denn das Volk feiert heute ein Opferfest,
oben auf dem Kultplatz.
13Wenn ihr schnell in die Stadt geht,
könnt ihr ihn noch treffen.
Danach steigt er zum Kultplatz hinauf,
um am Festessen teilzunehmen.
Denn das Volk beginnt nicht mit dem Essen,
bis er kommt.
Er muss nämlich zuerst das Schlachtopfer segnen.
Dann dürfen die geladenen Gäste davon essen.
Jetzt geht los! Gerade heute könnt ihr ihn treffen.«
14Da gingen sie zur Stadt hinauf.
Samuel und Saul treffen zusammen
Als Saul und sein Begleiter in die Stadt hineinkamen,
da kam ihnen Samuel tatsächlich entgegen.
Er wollte gerade zum Kultplatz hinaufsteigen.
15Der Herr hatte Samuel einen Tag zuvor angekündigt:
16»Morgen um diese Zeit schicke ich einen Mann zu dir,
der aus dem Land Benjamin kommt.
Den sollst du zum königlichen Hirten salben
über mein Volk Israel.
Er wird mein Volk aus der Gewalt der Philister retten.
Denn ich habe die Not meines Volkes gesehen,
und ihr Hilferuf hat mich erreicht.«
17Als nun Samuel Saul sah, sagte der Herr zu ihm:
»Das ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe:
Der soll über mein Volk herrschen.«
18Im Stadttor ging Saul auf Samuel zu und fragte:
»Sag mir doch, wo das Haus des Sehers ist!«
19Samuel antwortete Saul: »Ich selbst bin der Seher!
Geh du schon voraus, hinauf zum Kultplatz!
Denn dort sollst du heute mit mir essen.
Morgen früh darfst du weiterziehen.
Ich werde dir alle Fragen beantworten,
die du auf dem Herzen hast.
20Was die Eselinnen betrifft,
die seit drei Tagen weg sind:
Um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
Denn sie wurden gefunden.
Aber was ist mit der Suche Israels?
Ist sie nicht viel wichtiger?
Gilt sie nicht dir und dem ganzen Haus deines Vaters?«
21Saul entgegnete: »Ich bin doch nur ein Benjaminit!
Ich komme aus dem kleinsten Stamm in Israel.
Und meine Familie ist ganz unbedeutend,
unbedeutender als alle anderen Familien in Benjamin.
Warum redest du denn so mit mir?«
22Samuel nahm Saul und den jungen Mann mit sich
und führte sie in die Halle beim Heiligtum.
Er ließ sie Platz nehmen ganz oben am Tisch,
wo die geladenen Gäste saßen, etwa 30 Personen.
23Dann sagte Samuel zu dem Koch:
»Bring das Stück Fleisch, das ich dir gegeben habe.
Ich hab dir gesagt, dass du es zurücklegen sollst!«
24Daraufhin brachte der Koch die Fleischkeule.
Er stellte sie vor Saul auf den Tisch und sagte:
»Das ist das Stück, das für dich zurückgelegt wurde.
Es steht jetzt vor dir auf dem Tisch.
Iss es, denn es ist für dich aufbewahrt worden –
genau für diesen Moment.«
So aß Saul mit Samuel an diesem Tag.
25Danach stiegen sie vom Kultplatz in die Stadt hinab.
Auf dem Dach des Hauses richtete man ein Lager her,
auf dem Saul sich schlafen legte.
26Als der Morgen dämmerte,
rief Samuel zum Dach hinauf und sagte zu Saul:
»Steh auf, ich will dich noch ein Stück begleiten!«
Da stand Saul auf, und beide gingen hinaus auf die Straße,
Saul und Samuel.
27Als sie zum Stadtrand kamen,
sagte Samuel zu Saul:
»Sag dem jungen Mann, der dich begleitet,
er soll schon vorausgehen!
Und du, bleib einen Augenblick hier stehen!
Ich will, dass du ein Wort Gottes hörst.«
Der junge Mann aber war schon vorausgegangen.