Weg, bibeldidaktisch
(erstellt: März 2024)
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1. Lebensweltliche Zugänge
Drei Buchstaben nur braucht es in manchen Sprachen, um ein solch breites Spektrum an Bedeutungen und Denkfiguren aufzuspannen: Weg auf Deutsch, lateinisch via oder persisch rāh.
Wege bezeichnen zunächst schlicht Verbindungen, im unübersichtlichen grünen Dschungel ebenso wie in der durchgeplanten Infrastruktur eines Neubaugebietes. Wege können gleich einem Labyrinth durch mittelalterliches Gassengewirr führen oder als monumentale Magistralen die Massen bei Love- und Militärparaden lenken. Wegenetze dienen immer auch Herrschaftsinteressen, die expansive Logistik des Römischen Weltreiches war genauso auf sie angewiesen wie die zügellose Prachtentfaltung göttlicher Despoten von Peking bis Versailles. Und auf Wegen vollzieht sich die ganze Ambivalenz des Verkehrs: Deportation und Kreuzfahrt, Rettungswagen und ersehntes Wiedersehen sind ohne sie nicht möglich.
Wege haben eine zutiefst soziale Dimension (vgl. Bernstorff, 2021, 697). Sie stehen für den menschlichen Willen zur Begegnung. Die Allgegenwart von Wegen, Straßen und Autobahnen in unserer Kulturlandschaft weist zugleich darauf hin, dass der Mensch in der Spätmoderne eigentlich ständig unterwegs ist. Flexibilität und räumliche Beweglichkeit steigern Karrierechancen und optimiertes Freizeitverhalten ist auf effektives, also schnelles Reisen angewiesen. Aber wo Orte und Plätze dem Durchgang und immer neuen Trassen geopfert werden, verschwindet auch der Raum dazwischen, wie Paul Virilio treffend beschrieben hat (Virilio, 1986). Den homo viator (der Mensch als Wanderer) gibt es heute nicht mehr zuerst in einem übertragen spirituellen Sinn, vielmehr ist er zur normativen Leitvorstellung neoliberal-kapitalistischer Arbeitsbedingungen geworden, auch wenn die Verarbeitung der Corona-Krise zu einem gewissen Aufstieg des home-office geführt hat. Und komplementär empfiehlt sich das wiederentdeckte Pilgern mit dem Wanderpfad seit Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ als breitenwirksames Alternativkonzept zu Asphalt und Geschwindigkeit. Zwar ist der Wanderpfad hinsichtlich seiner Funktion ebenso an der Überwindung von Distanz beteiligt, will zwei Orte verbinden, jedoch nimmt hier das Verweilen im Sinn des „der Weg ist das Ziel“ eine oft größere Bedeutung ein. Nicht die Ankunft steht im Mittelpunkt, sondern das Erlebnis des Wanderns selbst (Knoll, 2016).
In Übertragung nun von direkter zu bildhafter Bedeutung hinsichtlich der Wegsemantik lassen sich alltagssprachlich ebenso offensichtliche wie auch eher verdeckte Bezüge finden: abwegig – bahnbrechend – Vergehen – der Lauf der Dinge sollen hier als Initial zur weiteren Spurensuche motivieren, nicht ohne auch auf Entlehnungen aus anderen Sprachen zu verweisen: progressiv und aggressiv von gradus, Schritt – Exkurs und Kurrikulum von currere, laufen.
Naheliegend zur Grundbedeutung und unterschieden von anderen Sprachbildern wie Haus, Herz, Licht etc. ist die Wegmetapher grundsätzlich exzentrisch angelegt, d.h. sie zieht nach außen oder noch weiter in die Ferne (Biehl, 1989, 98).
Der Weg und damit verbunden die Straße, das Reisen etc. sind beliebte Metaphern für das Leben selbst (→ Leben
Unterschiedlichste Genres der Musikkultur bedienen die Wegmetapher. In beklemmender Chromatik erklingt „Der saure Weg ist mir zu schwer“ bei Johann Sebastian Bach, unnachahmlich bleibt Frank Sinatras Interpretation von „My way“ und die Pet Shop Boys, unterlegt von ausgelassener Stimmung beim Wellensurfen im Video-Clip, bekennen „That’s the Way Life is“!
Die ausgesprochene Vielgestaltigkeit der Wegmetapher erhält im Zeichen von Digitalisierung weiteren Schub (→ Digitalisierung
Die Lebensform von Kindern und Jugendlichen bleibt auch parallel zur steigenden Nutzung digitaler Angebote gerne das „Unterwegs oder außer Haus sein“. Sie treffen sich auf Spielplätzen, an Straßenecken oder in Parkanlagen mit ihrer peer-group (→ Gruppe/Peergroup
2. Biblisch-theologische Klärungen
I. Zum Befund: Auf stolze 6½ Spalten bringt es das Lemma „Weg“ in der Großen Lutherkonkordanz und zeigt damit bereits die enorme biblische Bedeutung des Begriffs an. Die wichtigste Vokabel für Weg (däräk : דֶּרֶךְ) kommt im Alten Testament insgesamt ca. 700mal vor, etwa ein Dutzend weitere hebräische Lexeme können im Deutschen mit „Weg“ wiedergegeben werden. Neutestamentlich weist die griechische Entsprechung (hodos : ὁδός) ca. 100 Zählungen auf.
II. Zum Alten Testament: Auffällig treten hier die übertragenen Bedeutungen hervor. Denn neben der einfachen Bezeichnung für eine konkrete Streckendistanz wird „Weg“ häufig als Lebensweg und Lebenswandel des Menschen verwendet, ebenso ist auch die Rede vom Weg Gottes, verstanden als dessen Gebote, seltener umfasst dies auch sein Handeln selbst (Bell, 2008, 347). Diese übertragenen Verwendungsweisen sind im Alten Testament wesentlich stärker vertreten als in der Literatur des altorientalischen Umfeldes (Zehnder, 1999, 608). Ebenso lässt sich für Israel beobachten, dass nicht nur das Leben des einzelnen, sondern die Geschichte eines ganzen Volkes auf das Stichwort des Weges bezogen wird und damit eine teleologisch-eschatologische Aufwertung erfährt: Heilsgeschichte, Bund und Erwählung sind hierzu die einschlägigen theologischen Vorstellungen. Und weiter werden die Weg-Lexeme ausschließlich auf den Bereich des Diesseits angewendet. Jenseitsvorstellungen mit Wegen über die Grenze des Todes hinaus, wie sie in der Umwelt, etwa Ägypten, üblich sind, bleiben ausgespart (Zehnder, 1999, 611f.).
Näher hin ist der israelitische Glaube ganz ursprünglich eine Weg-Religion. JHWH ist Beistand und Schutz, indem er von Weideplatz zu Weideplatz mitzieht und Bewahrung schenkt. Zentraler Haftpunkt ist der Erzählkreis der Abrahamgeschichten (→ Abraham und Sara, bibeldidaktisch, Sekundarstufe
Deuterojesaja hebt an mit dem neuen Weg, der ebenen Bahn, die bereitet werden soll, dort wo Gott seinem Volk heilvoll entgegenkommen wird (Jes 40,1-5
III. Zum Neuen Testament: Der überwiegende Anteil der Weg-Belege findet sich bei den Synoptikern, nimmt man noch die Apostelgeschichte hinzu, kommt man auf annähernd 80 Prozent. Dies mag überraschen, denn der Reisende Paulus (→ Paulus, bibeldidaktisch, Sekundarstufe
Theologisch gelenkt wird die Weg-Metapher durch verschiedene Christus-Bezüge. Mit Buße, also Umkehr und Sündenvergebung vor Augen leitet Johannes der Täufer den Beginn des ältesten Evangeliums ein: „Bereitet den Weg des Herrn!“ (Mk 1,2
Die Emmausjünger in Lk 24
Ganz schlicht nennt Apg 9,2
Die exklusive Dynamik des christologischen Gebrauchs der Wegmetapher zeigt sich u.a. in der dualistischen Konzeption der zwei Wege: Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen (Mt 7,13
Naheliegend lässt sich biblisch insgesamt, sowohl alttestamentlich wie neutestamentlich von Weg-Theologien sprechen (Trautmann, 2001, 44).
3. Religionspädagogische Potenziale
Non scholae sed vitae discimus – nicht für die Schule sondern das Leben lernen wir! Wie vielleicht nur wenige andere Symbole drängt gerade die Weg-Metapher danach, unterrichtliches Lernen und Lebenswelten der SuS auf das Engste miteinander in Beziehung zu setzen, eben zu verbinden. Die religionspädagogisch hervorgehobene Bedeutung des Weg-Themas zeigt sich u.a. in Titeln verschiedener Schulbücher für den Religionsunterricht (→ Schulbücher, aktuelle, evangelische, Sekundarstufe I
Den eigenen Lebensweg oder einzelne Etappen deutend zu artikulieren und hierbei biblische Erschließungsangebote einzubinden, ist sicherlich das zentrale Motiv religionspädagogischer Bearbeitung der Weg-Thematik. So selbstverständlich die Übertragung des Bildes vom Weg auf das menschliche Leben ist, dass sich eine didaktisch aufwendige Annäherung an diese Metapher eigentlich erübrigt, so leicht kann dies gerade im Religionsunterricht trivial abgleiten oder zu Engführungen verleiten. Allzu offensichtliches will nicht unbedingt hinterfragt werden. Entweder wird das Leben selbst als „spannend, vielschichtig oder auch geheimnisvoll“ empfunden oder aber die Anreize zur Auseinandersetzung müssen besonders stark sein. Eine Möglichkeit hierzu sind Perturbationen (Verstörungen) oder Kontrastierungen und Vergleiche (→ Konstruktivistischer Religionsunterricht
1. Gegenüber hedonistisch-selbstbezogenen Lebensweg-Entwürfen, wie sie häufig in der belletristischen Ratgeberliteratur anzutreffen sind, findet sich in biblischen Bespielungen der Wegmetapher oft die Ausrichtung an gesellschaftlicher Verantwortung. Auch in Kontrast zu einer in materieller Hinsicht gewinnorientierten Lebensführung kann exemplarisch die prophetische Forderung nach Umkehr oder die sozial-ethische Ausrichtung an der Tora zur möglichen Verhinderung allzu harmloser „Reli“-Erkenntnisse beitragen. Zusammenhänge zwischen dem Wohlergehen des Einzelnen und dem kollektiven guten Leben können so erschlossen werden.
2. Die Spannung zwischen der neutestamentlichen Existenz der Wanderschaft, sei es bei Jesus oder Paulus oder im Hebräerbrief, lässt sich nicht einfach in Einklang mit dem Sozialgefüge einer sesshaften Referenzgesellschaft bringen. In evangelischer Sicht problematisch ist der Ausweg des hierarchischen Zwei-Wege-Schemas mit der Option von Auserwählten, die in eine besondere Nachfolge gerufen sind und der nachrangigen Sicht auf die „Normalen“. Die gleichberechtigte Wertigkeit unterschiedlicher Lebensentwürfe kann so zum Thema werden.
3. Für die biblische Identifikation von Lebenswegen ist charakteristisch, dass diese nicht nur auf Gott bezogen sind, sondern auch von ihm aktiv gelenkt werden. Dies widerspricht den unter den Bedingungen der Aufklärung laufenden Idealen von Autonomie und Souveränität (→ Aufklärung
Wenn religiöse Bildung ein lebenslanger Prozess ist (exemplarisch Klein, 2018), dann stellt sich die Frage, wie der je eigene Lebensweg mit der entsprechenden Glaubensentwicklung in ein Verhältnis zu setzen ist. Zwei prominente Antworten aus der Kirchengeschichte, die immer noch in Frömmigkeit, aber auch religiöser Bildungsarbeit nachwirken (→ Spiritualität, Lehrende
Innerhalb der religionspädagogischen Diskussion lässt sich insgesamt beobachten, dass weniger trennscharf als in den philologisch orientierten theologischen Disziplinen der Exegese das Lexem Weg als Bild, Metapher und Symbol annähernd synonym verwendet wird.
4. (Bibel-)Didaktische Konkretionen
Die Weg-Symbolik eröffnet eine Fülle von Möglichkeiten für den Religionsunterricht über alle Altersstufen hinweg. So unterschiedlich und vielgestaltig das Leben ist und Erfahrungen eigentlich immer im Plural stehen, so haben auch die einzelnen Lebensabschnitte ihre spezifischen Zugänge. Im fortgeschrittenen Lebensalter und der Rückschau auf Erlebtes ist die Perspektive eine andere als bei Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen (so erschließt sich etwa der erwähnte Song „My way“ zunächst vor allem retrospektiv, lädt sich aber schnell mit kritischem Potential auf, wird er aus der Sicht von Teenagern als selbst-legitimierendes Statement eines Erwachsenen gehört!). – Exemplarisch werden nun drei konkrete, aber nicht zu spezifische Themen benannt, die zur Einbindung der biblischen Wegsymbolik geeignet sind, zugleich in ihrer Aktualität und Relevanz altersunabhängig in religiösen Bildungskontexten angetroffen werden.
A) Identitätsfindung und Persönlichkeit:
„Wer bin ich?“, „wer war ich“ und „wer möchte oder werde ich sein?“ sind existentielle Fragen, die so zeitübergreifend gestellt wie kontextgebunden beantwortet werden müssen. Mit biblischen Texten kann zur Förderung eigener Formulierungen eine gehaltvolle Palette zum Teil auch provokanter Deutungen von Lebenserfahrung eingespeist werden. Spezifisch ist die transzendente Perspektive, und bibeldidaktisch lässt sich ausloten, inwiefern eigene Lebenswege als Glaubenserfahrung verstanden werden wollen. Narrative von Abraham bis Paulus, losgeschickt und auf dem Weg allerlei Turbolenzen erleiden zu müssen sowie auf dem richtigen Weg begleitet zu sein oder Weg-Erzählungen über die Mosegruppe bis hin zu den Emmausjüngern, denen Befreiung aus Sklaverei bis Trauer widerfährt, sind religiöse Vertextungen von Sinngebung, die Rezipienten und Rezipientinnen zur Verstrickung aufrufen.
Solch biblische Beschreibungen zum Mensch-Sein können im didaktischen Geschehen nicht als normative Setzung individueller und kollektiver Identität eingefordert werden. Sie haben Bekenntnischarakter. Der Beutelsbacher Konsens (→ Beutelsbacher Konsens
Lernformen von Bibliolog (→ Bibliolog
B) Umweltschutz – Klimakrise:
Dieser Themenbereich verknüpft nicht nur die Lebensweise des/der Einzelnen mit dem „way of life“ moderner Gesellschaften, sondern bringt auch den je eigenen Beitrag zur Nachhaltigkeit in eine dissonante Begegnung mit komplexer Schuldhaftigkeit, struktureller Ungerechtigkeit und resultierender Ohnmacht (→ Bildung für nachhaltige Entwicklung
Wiederum gilt auch hier: Die konkrete Ausgestaltung, was in diesem Kontext „der Weg“ ist, kann pädagogisch verantwortet nur als eine Suchbewegung eingeführt werden, die offene Auseinandersetzungen, eben gestützt mit Bibelimpulsen, auch zulässt. Biblische Aussagen wie beispielhaft die erwähnte Aufforderung „Bereitet den Weg des Herrn“ aus Mk 1
Selbst- und re-identifikatorische Lesarten, die aktuelles Leben in den Textraum biblischer Diskurse einzeichnen, sind als bibeldidaktisches Lektüreverfahren ebenso üblich wie riskant. Die Kontroverse, inwiefern Greta Thunberg nicht nur durch ihre Botschaft einer grundlegenden Abkehr von umweltschädlichen Lebensweisen, sondern konkreter auch mit ihrer fundamentalen Kritik an den politischen Eliten in ein Analogieverhältnis zur alttestamentlichen Prophetie zu bringen ist, zeigt Wagnis und Chancen für eine gegenwartsbezogene Auseinandersetzung mit biblischen Erfahrungsverdichtungen auf (vgl. Heger, 2022; Trömper/Plagentz, 2019).
C) Leben in der einen Welt:
Die Globalisierung macht Begegnungen mit dem Anderen alltäglich, zugleich rückt sie das Entfernte in den Nahbereich. Die Kontaktgestaltung mit religiös Fremden in der „einen“ Welt einerseits, die Aufarbeitung der Beteiligung an historischem Unrecht andererseits haben im interreligiösen und erst ansatzweise im postkolonialen Lernen einen Ausdruck gefunden (→ Interreligiöses Lernen
Pilgern, als religiöser Ausdruck für „auf dem Weg sein“, hat längst sein Image rückständigen Wanderns verloren und kann daher auch gut zum Lernen außerhalb des Klassenzimmers einbezogen werden (→ Reisen/Pilgern als religiöser Bildungsort
Die Bedeutung einer bibeldidaktischen Erschließung des Weg-Symbols wird nicht zuletzt von zwei miteinander korrespondierenden hermeneutischen Vorentscheidungen gelenkt:
- Dies ist erstens ganz basal die referentielle bibeldidaktische Selbstverortung (→ Bibeldidaktik, Grundfragen
): - So betonen glaubenshermeneutische Programme (vgl. Ingo Baldermann) vor allem die vertikale Dimension biblischer Erzählungen, also die Erfahrung der Transzendenz, oder einfacher die Begleitung Gottes auf dem Weg.
- Problemorientierte Entwürfe (vgl. Horst K. Berg) nutzen biblische Texte deutlicher kritisch-konstruktiv für Selbstklärungsprozesse.
- Und kulturwissenschaftliche Ansätze (vgl. Gerd Theißen) heben besonders die prägende Wirkung der Bibel hervor, deren Kenntnis unverzichtbar zum Verstehen von „Welt“ und hierin interagierender „Subjekte“ ist.
- Die zweite Vorentscheidung umgreift das Symbolverständnis:
- Symbole werden als heilsame Vermittlungsgrößen biblischer Wahrheiten wahrgenommen (Hubertus Halbfas) und die biblische Wegsymbolik wird auf gegenwärtige Lebenswelten angewendet.
- Anders akzentuiert lassen sich biblische Symbole auch in stärkerer Ambivalenz begreifen, was eine wechselseitige Erschließung von Symbol und Lernenden begründet (Peter Biehl). Dialogisch werden Elemente der biblischen Weg-Symbolik als Widerspruch und Anfrage, als Horizonterweiterung oder auch Bestätigung geklärt.
- Und eine semiotisch gefasste Kritik am Symbolverständnis versieht dieses mit Metaphysik-Verdacht und treibt die Transformation des Symbols in den Zeichenbegriff voran (Michael Meyer-Blanck), wodurch die arbiträre Dynamik im Deutungsvorgang hervorgehoben wird. Erschließungsprozesse werden dann als ergiebige Innovation oder auch als nicht nachvollziehbare Willkür gewertet (→ Symboldidaktik
).
So changieren die bibeldidaktische Theorie und Praxis zur Wegsymbolik einerseits zwischen Fundamentalreflexionen zum Bibel- und Symbolverständnis, andererseits arbeiten sie sich an der konkreten Vielfalt der biblischen Textwelten ab. Da sowohl die hierzu in Beziehung zu setzenden Zugänge als auch die existentiellen Erfahrungen der Lernenden ebenso nur im Plural zu haben sind, kann die Bearbeitung der Wahrheitsfrage gerade in diesem Zusammenhang als exponierte Einübung in den Umgang mit verschiedenen Evidenzen gelten. Wege individuell oder kollektiv, Deutungen mit und ohne Transzendenzbezug, Erklärungen für Weggabelungen sowie die Entscheidung für Wegkehren können somit diskursiv nach der Reichweite ihrer Plausibilität, aber auch ihren Konsequenzen befragt und miteinander dialogisch in Beziehung gesetzt werden. Eine Schrankenfunktion schulischer Bildungsprozesse, aber auch darüber hinaus, kommt wie immer dem Grundgesetz zu. Und methodisch fordert die im ersten Abschnitt erwähnte Exzentrik der Weg-Metapher geradewegs dazu auf, vielfältigen Beschäftigungen, insbesondere auch kreativen Unterrichtsideen weiten Raum zu geben. So kann die Bearbeitung der biblischen Weg-Symbolik schließlich auch einen wichtigen Beitrag leisten, neue Lernformate für (religiöse) Bildungsprozesse auszuloten.
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