Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Februar 2012)

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1. Name

Der hebräische Name Nabal (‎נָבָל nābāl) kommt von der Wurzel ‎נבל nbl „verächtlich handeln / töricht sein“ und bedeutet „Tor / Narr“. Biblisch ist er nur in der Erzählung von 1Sam 25 belegt. Die Aussage des Namens steht hier in engem Zusammenhang mit der Handlungsweise des Namenträgers. Ob der Name damit eine Wurzel umdeutet, die in arabisch nabula „edel“ oder lihyanisch ‘anabal „geschickt“ belegt ist, ursprünglich also eine entgegengesetzte Bedeutung hatte, ist unklar. Sollte dies zutreffen, könnte er in 1Sam 25 bewusst doppeldeutig gemeint sein: Nabal erscheint als „edel“ und „geschickt“ nach seinen eigenen Maßstäben, aber aus der Perspektive der Geschichte als „töricht“.

2. Die Figur Nabals in der Erzählung von 1Sam 25

Nabal ist zusammen mit → Abigajil und → David eine der Hauptfiguren der Erzählung von 1Sam 25. Er wird in 1Sam 25,2f als ein wohlhabender Kleinviehzüchter eingeführt, der in → Maon wohnt, jedoch am → Karmel, einem Ort im Süden Israels / Palästinas in der Nähe von → Hebron, seiner Arbeit nachgeht. Verheiratet ist er mit Abigajil, einer späteren Frau Davids.

2.1. Aufbau und Handlung der Erzählung

Die Erzählung befindet sich innerhalb des Erzählzyklus von Davids Aufstieg (1Sam 16 bis 2Sam 5; → Aufstiegserzählung). Nach dem näheren Kontext befindet sich David auf der Flucht vor → Saul und ist Anführer einer Gruppe von Männern, die sozial und finanziell eher am Rande der Gesellschaft stehen (vgl. 1Sam 22,2).

Der Text beginnt mit einer näheren zeitlichen und räumlichen Einordnung: Der Prophet → Samuel ist verstorben und wurde in seinem Heimatort → Rama begraben (1Sam 25,1). Anschließend begibt sich David in die Steppe Paran. Für die Leserinnen und Leser ist klar, dass David auf seinem weiteren Weg nun ohne seinen Berater und Förderer zurechtkommen muss.

Anschließend werden die Figuren Nabal und Abigajil kontrastierend eingeführt: Nabal, ein Kalebiter aus Maon, ist ein reicher Grundbesitzer und Kleinviehzüchter, der jedoch als „roh und bösartig“ beschrieben wird, während Abigajil, seine Frau, „klug und von schöner Gestalt“ ist (1Sam 25,2f).

Mit dem Auftreten Davids in 1Sam 25,4 setzt die eigentliche Handlung der Erzählung ein. Die Leserinnen und Leser erfahren, dass David von Nabal einen Tribut einfordert, für den Schutz, den er Nabals Hirten bzw. Knechten während der Weidezeit gewährt hatte. Gleichwohl die Bitte an Nabal, die von Davids Leuten überbracht wird, sehr höflich und freundlich, begleitet von Segens- und Friedenswünschen, geäußert wird, bleibt offen, ob es sich bei dieser Forderung um eine materielle Bezahlung für eine Dienstleistung oder aber um eine unangemessene Forderung im Sinne von „Schutzgeld“ handelt (1Sam 25,4-9). Nabal versteht die Forderung im letzteren Sinn und lehnt sie ab (1Sam 25,10f). Damit scheint für ihn die Sache zunächst erledigt zu sein. Durch ihre jeweiligen Knechte erfahren nun Abigajil und David von der Reaktion Nabals (1Sam 25,12.14-17). David macht sich daraufhin unverzüglich mit 400 bewaffneten Männern auf den Weg zu Nabal, um ihn und alles, was in seinem Haus lebt, zu töten (1Sam 25,13.21f). Auch Abigajil begibt sich unverzüglich auf den Weg, allerdings nicht zu ihrem Mann, sondern zu David und nimmt eine sehr große Menge an verschiedenen Nahrungsmitteln als Geschenke für ihn mit (1Sam 25,18f).

Die Begegnung von David und Abigajil führt schließlich dazu, dass David von seinem Vorhaben, Nabal und dessen Haushalt zu töten, absieht (1Sam 25,20-35). Überaus höflich gegenüber David auftretend nimmt Abigajil die Schuld ihres Mannes auf sich, entschuldigt dessen Verhalten mit seiner Torheit, bittet David, von seinem Vorhaben abzulassen und übergibt die Geschenke. David akzeptiert die Entschuldigung und segnet Abigajil. Nach der Rückkehr Abigajils in das Haus Nabals feiert dieser ein Fest, und so erzählt sie Nabal erst von der Begegnung mit David, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hat (1Sam 25,36f). Daraufhin erstirbt „sein Herz in seiner Brust“ (1Sam 25,37) und einige Tage später stirbt er. Nach dem Tod Nabals bittet David die Witwe Abigajil, seine Frau zu werden, worauf sie einwilligt (1Sam 25,39-42).

2.2. Rolle und Charakterisierung der Figur Nabal

2.2.1. Nabal – ein wohlhabender Mann

Die nähere Beschreibung Nabals als eines wohlhabenden Mannes erfolgt aus verschiedenen Perspektiven: aus der Erzählerperspektive und aus den Äußerungen Davids und Abigajils. Die Erzählstimme nennt am Anfang 3000 Schafen und 100 Ziegen als Nabals Eigentum (1Sam 25,2f) und betont am Ende, dass Nabals Festmahl üppig war wie das eines Königs (1Sam 25,36). Aus der Perspektive Davids und Abigajils erfahren die Leserinnen und Leser, dass Nabal Hirten und Knechte hat, die für ihn arbeiten (2Sam 25,7.14). Nabals Reichtum zeigt sich überdies an der großen Menge an Nahrungsmitteln, die Abigajil als Geschenke für David mitnimmt (2Sam 25,18). An keiner Stelle jedoch erhalten die Leserinnen und Leser aus der Perspektive Nabals Informationen zu seinem Reichtum.

2.2.2. Nabal – ein verächtlich und töricht handelnder Mann

Die negative Beschreibung der Figur des Nabal erfolgt in erster Linie über die Erzählstimme, darüber hinaus aber auch durch die Perspektive Abigajils und der Knechte Nabals. Bei der Einführung beschreibt die Erzählstimme Nabal ohne nähere Erläuterung als „roh“ und „boshaft“ (1Sam 25,3f), Abigajil dagegen als „intelligent“ und „schön“. Auch die Zuordnung Nabals zum Volk der Kalebiter dient der negativen Konotierung, da in „Kaleb“ כֶּלֶב kælæv „Hund“ als Schimpfwort anklingt. Diese Bewertungen lenken Leserinnen und Leser und bilden den Hintergrund der anschließenden Handlungen der Figuren.

Auch aus der Perspektive Abigaijls und seiner Knechte bzw. Hirten wird Nabal als boshafter Mensch charakterisiert: Weil er den Boten Davids gegenüber unhöflich war, ihnen das Gastrecht verwehrte, der Forderung Davids nicht nachkam und aufgrund seiner mangelnden Einsicht, ist er eben ein „Nabal“ – ein verächtlich und töricht handelnder Mensch (1Sam 25,14.17.25). Anders als Abigajil erkennt er Davids Rolle und Bedeutung nicht und ist dadurch seiner Frau unterlegen (1Sam 25,10f.28-31).

Die Erzählstimme und Abigajil stellen zwischen Nabals Tod und seiner Handlungsweise keinen direkten Zusammenhang her; David fasst Nabals Tod dagegen als Strafe Gottes für Nabals Verhalten auf und legt damit eine entsprechende Deutung der Erzählung nahe (1Sam 25,39).

2.2.3. Nabals Blick auf David

Da Nabal nur in 1Sam 25,10f zu Wort kommt, werden Leserinnen und Leser nur hier mit seiner Perspektive konfrontiert. Seine Reaktion auf die Forderung der Männer Davids zeigt, dass David für ihn ein „Niemand“ ist, unbedeutend und nicht wichtig. Für Nabal ist David wie ein Knecht, der seinem Herrn weggelaufen ist – ohne weitere Bedeutung. Dazu vertritt Abigajl eine ganz andere Auffassung (vgl. bes. 1Sam 25,30f).

2.2.4. Funktion der Figurendarstellung

Die Erzählung zeichnet Nabal als einen Gegenspieler Davids und zeigt an ihm exemplarisch, welche Folgen ein Fehlverhalten gegenüber David hat. Abigajil kann durch ihr Eingreifen zwar ein Massaker, durch das sich David, der gottgewollte künftige König, selbst schuldig gemacht hätte, verhindern, doch straft Gott Nabal mit dem Tod. So wird deutlich, dass Gott auf Seiten Davids steht. Selbst nach dem Tod Samuels, der Davids Berater war, ist David nicht allein. Die Aussage ist: Keiner erhebt sich ungestraft gegen den Gesalbten.

Die Beschreibung Nabals als eines wohlhabenden Mannes dient dazu, die soziale Stellung seiner Frau Abigajil zu verdeutlichen. Gleichzeitig wird damit auch der wirtschaftliche Aufstieg Davids durch seine Ehe mit der Witwe Abigajil unterstrichen.

Nabals Blick auf David in 1Sam 25,10f eröffnet den Lesern und Leserinnen eine weitere Perspektive auf die Figuren von Saul und David. Gerade diese Perspektive zeigt auf, wie überzogen Sauls Verfolgungsjagd ist (1Sam 18-23), denn David ist aus der Perspektive Nabals ein „Niemand“. Die Erzählung insgesamt bestätigt dann demgegenüber, dass David durchaus Bedeutung zukommt und dass einige (Abigajil) dies auch erkennen. Gegen Nabals Meinung spricht Abigajil David große Bedeutung zu (vgl. bes. 1Sam 25,30f). Damit kann die Erzählung von 1Sam 25 auch als Diskurs zwischen der Meinung Nabals und der Abigajils über David und dessen Bedeutung gelesen werden.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

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  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
  • Herders Neus Bibellexikon, Freiburg u.a. 2008

2. Weitere Literatur

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Abbildungsverzeichnis

  • Abigajil erzählt Nabal von ihrer Begegnung mit David und Nabal stirbt (Kreuzritterbibel; 13. Jh.).

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