Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Hananiah (engl.)

(erstellt: Mai 2011)

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1. Der Name

Hananja (hebr. חֲנַנְיָה ḥǎnanjāh) ist ein männlicher Eigenname. Grammatisch stellt er einen Verbalsatz dar, wobei an erster Position das Prädikat, 3. Pers. Sg. Perfekt vom Verb חנן ḥnn „gnädig sein / sich als gnädig erweisen“, und an zweiter Stelle als Subjekt die Kurzform des Gottesnamens JHWH steht. Der Name bedeutet also „Jah(we) ist gnädig (gewesen)“ und gehört zur Gruppe der Danknamen. Neben der Kurzform des Gottesnamens begegnet auch die Langform חֲנַנְיָהוּ ḥǎnan-jāhû (Jer 36,12; 1Chr 25,23; 2Chr 26,11). Mit der Abfolge „Verb im Perfekt – Gottesbezeichnung“ folgt der Verbalsatzname einem verbreiteten Schema der Namensbildung in der Königszeit (Noth, 21). Die Wurzel חנן ḥnn wird in der Bildung von Namen vielfältig verwendet, wie beispielsweise bei Hananel (hebr. חֲנַנְאֵל ḥǎnan’el), dem Namen eines Turms in Jerusalem, insbesondere aber bei Personennamen wie Hanan (חָנָן ḥānān), Hanna (חַנָּה ḥannāh), Hanani (חֲנָנִי ḥǎnānî) oder Johanan (יוֹחָנָן jôḥānān) (Rechenmacher, 93).

Analoge theophore Namensbildungen, in denen der Dank für die gnädige Zuwendung eines Gottes ausgedrückt wird, sind auch in der Umwelt Israels zu verzeichnen. So begegnen Ḥa-na-ni-ja-a-ma und ähnliche Formen in keilschriftlichen Texten (Coogan, 25.73f) und Ḥananba‘al (Ḥnnb[‘l]) in phönizischen Inschriften (Benz, 313-315).

Im Judentum ist der Name Hananja beliebt. Die griechische Entsprechung Ἁνανίας Hananias findet sich u.a. in der LXX und im Neuen Testament (Apg 5,1-5; Apg 9,10-17; Apg 22,12; Apg 23,2; Apg 24,1).

2. Hananja, der Prophet

Jer 28 berichtet von der Konfrontation → Jeremias mit einem Propheten namens Hananja, der als Kontrahent zu Jeremia ebenfalls den Anspruch erhebt, im göttlichen Sendungsauftrag aufzutreten. Im Masoretischen Text wird Hananja ebenso wie Jeremia als Prophet (hebr. נביא nāvî’) bezeichnet. Die LXX disqualifiziert ihn in Jer 28,1 als falschen Propheten (griech. ψευδοπροφήθης pseudoprophētēs), lässt in der Regel aber bei Hananja und Jeremia die Bezeichnung „Prophet“ unübersetzt. Hananja stammte aus → Gibeon, das unweit der Priesterstadt und Jeremias Heimatort → Anatot gelegen war. Der Name seines Vaters Asur findet sich auch noch in Neh 10,18 und Ez 11,1, ohne dass es sich um dieselbe Person handelt.

Als optimistischer Heilsprophet sagt Hananja öffentlich den Sturz Babels und die Rettung Judas innerhalb der nächsten zwei Jahre voraus (Jer 28,2-4.11). Er inszeniert das Zerbrechen des Jochs (Jer 28,10), das Jeremia im Rahmen einer Symbolhandlung zu tragen hatte (Jer 27,2). Jeremia bezichtigt ihn der falschen Prophetie und kündigt ihm den baldigen Tod an (Jer 28,15f). Dass Hananja zwei Monate später stirbt, wird als Bestätigung der Gerichtsprophetie Jeremias gedeutet (Jer 28,16f).

Der → Qumran-Text 4Q339 nennt Hananja am Ende einer Liste von sieben falschen Propheten aus dem Alten Testament (Jassen, 304f).

3. Hananja, der Freund Daniels

Dan 1,6 nennt einen Hananja neben → Daniel, Mischaël und Asarja als jungen Exilierten, der am babylonischen Königshof ausgebildet wird und dort den neuen Namen Schadrach (hebr. שַׁדְרַךְ šadrakh) erhält. Mit seinem alten Namen Hananja wird er nur in Dan 1,6.7.11.19; Dan 2,17 genannt, im weiteren Verlauf der Danielgeschichten immer mit Schadrach.

Hananja / Schadrach steht immer an erster Stelle der Dreiergruppe der Freunde Daniels und tritt nie als Einzelperson hervor. Daniel und die drei Freunde zeichnen sich durch Weisheit und Führungskompetenz aus (Dan 1,19f) und werden mit hohen Beamtenpositionen am Hof → Nebukadnezars betraut (Dan 2,49). Ihre Jahwe-Treue bringt Schadrach, Meschach und Abed-Nego in Konflikt mit dem heidnischen Königskult, führt aber auch zur wunderbaren Errettung aus dem Feuerofen.

Auch im Gesang der drei Männer im Feuerofen (Dan 3,88LXX), in 1Makk 2,59; 4Makk 16,21; 4Makk 18,12 und in der Mosaikinschrift der Synagoge von → En Gedi führt Hananja die Dreiergruppe an (Metzger, 263).

4. Weitere Personen mit dem Namen Hananja

In der nachexilischen Literatur werden weitere Personen mit dem Namen Hananja erwähnt, insbesondere in Namenslisten. Diese Personen sind jedoch, abgesehen von sehr vereinzelten Funktionsangaben, nicht näher beschrieben: Jer 37,13; 1Chr 3,19.21; 1Chr 8,24; 1Chr 25,4 (vgl. die Langform חֲנַנְיָהוּ ḥǎnan-jāhû in 1Chr 25,23); Esr 10,28; Neh 3,8 (= Neh 3,30?); Neh 7,2; Neh 10,24 (ein Oberhaupt des Volkes); Neh 12,12 (Oberhaupt der levitischen Sippe Jirmeja); Neh 12,41 (ein Priester); Tob 5,13f (der angebliche Vater des Engels Rafael [Lutherbibel: Tob 5,19]).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 5. Aufl., München / Zürich 1994-1995
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Dictionary of Judaism in the Biblical Period. 450 B.C.E. to 600 C.E., New York 1996
  • New International Dictionary of Old Testament Theology and Exegesis, Grand Rapids 1997

2. Weitere Literatur

  • Benz, F.L., 1972, Personal Names in the Phoenician and Punic Inscriptions (StP 8), Rom
  • Brandscheidt, R., 1989, Der prophetische Konflikt zwischen Jeremia und Hananja, TThZ 98, 61-74
  • Coogan, M.D., 1976, West Semitic Personal Names in the Murašû Documents (HSM 749), Missoula
  • Fischer, G., 2005, Jeremia 26-52 (HThK.AT), Freiburg
  • Fowler, J.D., 1988, Theophoric Personal Names in Ancient Hebrew, a Comparative Study (JSOT.S 49), Sheffield
  • Jassen, A.P., 2007, Mediating the Divine. Prophecy and Revelation in the Dead Sea Scrolls and Second Temple Judaism, Brill
  • Metzger, M., 2001, Hananja, Mischael und Asarja auf der Mosaikinschrift der Synagoge von En Gedi, in: B. Huwyler (Hg.), Prophetie und Psalmen (FS K. Seybold), Münster, 261-279
  • Noth, M., 1928, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT 46 = 3/10), Stuttgart
  • Oosterhoff, B.J., 1994, Jeremia 11-29 (COT), Kampen
  • Ott, K., 2009, Die prophetischen Analogiehandlungen im Alten Testament (BWANT 185), 2009
  • Rechenmacher, H., 1997, Personennamen als theologische Aussagen. Die syntaktischen und semantischen Strukturen der satzhaften theophoren Personennamen in der hebräischen Bibel (Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 50), St. Ottilien

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