Deutsche Bibelgesellschaft

Weisung

Hebräisch Tora. Sie umfasst die schriftliche und mündliche Mitteilung von Gottes Willen.

Das hebräische Wort Tora bedeutet »Lehre«, »Weisung«, »Regel« oder auch »Gesetz«, und zwar speziell im Sinne der Anweisungen, die Mose am Berg Sinai von Gott empfangen hat und die in den fünf Büchern Mose (griech. »Pentateuch« von pente = »fünf« und teuchos = »Buch«), niedergeschrieben sind (1. Chronik 16,40; 22,12; 2. Chronik 17,9). Die Tora umfasst damit den ersten und wichtigsten Teil der Hebräischen Bibel bzw. des Alten Testaments.
Entsprechend bezeichnete man zur Zeit Jesu die Bücher des Alten Testaments insgesamt als »das Gesetz und die Propheten« (Matthäus 5,17; 7,12; 11,13; 22,40).
Im weiteren Sinne ist »Tora« dann auch umfassender Begriff für Gottes Offenbarung an sein Volk. Deshalb werden einerseits einzelne Weisungen oder eine Gruppen von Anweisungen zu einem bestimmten Thema (z.B. Opfervorschriften, 3. Mose/Levitikus) als Tora bezeichnet, andererseits aber auch die Hebräische Bibel als Ganzes (Johannes 10,34; 12,34; Römer 3,19; 1. Korinther 14,21); sogar die mündlich überlieferte Auslegung der Hebräischen Bibel kann dabei noch mit eingeschlossen sein.
Indem Juden die Lebensregeln der Tora einhalten und die Anweisungen (z.B. zur Beschneidung, zum Sabbat sowie die Reinheitsvorschriften) aus den fünf Mosebüchern befolgen, unterscheiden sie sich klar von anderen Menschen. In der jüdischen Religion bestimmt die Tora das ganze Leben.
Bereits bei der Übersetzung der Hebräischen Bibel ins Griechische und dann vor allem bei der Übersetzung ins Lateinische wurde der Begriff Tora mit »Gesetz« wiedergegeben und dadurch in seiner Bedeutung verengt. Dies konnte leicht zu dem Missverständnis führen, das Judentum sei eine starre und kleinliche »Gesetzes­Religion«. Tora ist jedoch etwas völlig anderes als ein starres Gesetz. Sie will eine Wegweisung zu einem gelingenden und erfüllten Leben sein und in einer dem Wort Gottes entsprechenden Gestaltung einzelner Lebenssituationen immer wieder neu zur Geltung kommen.
In Psalm 1 meint die Tora die ganze Heiligen Schrift, das Wort Gottes. Das beständige Nachdenken über das Wort Gottes ist das wahre Glück des Menschen. Die Tora wird hier gesehen als Lebenshilfe, die ein glückliches und gelingendes Leben ermöglicht.
Psalm 119 ist ein einziger Lobpreis auf die Tora. Tora wird hier umschrieben als Weisung, Gebot, Ordnung, Regel, Wort, Wille Gottes, Recht, Weg, Versprechen usw. Tora ist hier verstanden als Gottes lebendiges Wort, das wahr und zuverlässig ist und das den Weg zu Gott weist.
Jesus hat, wie es im Judentum nicht unüblich ist, eigene neue Tora­Auslegungen entwickelt (Matthäus 5,21-42: »Ihr wisst, dass unseren Vorfahren gesagt worden ist … Ich sage euch aber…«; Markus 10,2-12). Damit wollte er der Tora aber nicht widersprechen, sondern vielmehr ihren wahren Sinn aufdecken (Matthäus 5,17-20). Die höchste Norm und zugleich der Kern der Tora ist für ihn das doppelte Liebesgebot, das die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen umfasst (Markus 12,29-31).
Zu Paulus und seinem Verständnis der Tora vgl. die Erklärung zu Gesetz.


(Quelle: ​BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.26.9
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