3. Dritte Strafrede an Israel; Klagelied und Bußruf
a) Amos stimmt die Totenklage über Israel an
1Vernehmt dieses Wort, das ich als Totenklage über euch anstimme, ihr vom Hause Israel! 2Gefallen ist sie, die Jungfrau Israel, um nicht wieder aufzustehen; hingestreckt liegt sie auf ihrem eigenen Lande, niemand richtet sie wieder auf! 3Denn so hat Gott der HERR zum Hause Israel gesprochen: »Die Stadt, die mit tausend (Kriegern) ins Feld zieht, soll nur hundert übrigbehalten, und die mit hundert Mann auszieht, soll nur zehn übrigbehalten!«
b) Gottes Forderungen an das Volk und Klage über das üble Verhalten Israels
4Denn so spricht der HERR zum Hause Israel: »Suchet mich, so werdet ihr leben (= am Leben bleiben)! 5Aber suchet nicht Bethel auf, und nach Gilgal dürft ihr nicht gehen und nach Beerseba nicht hinüberziehen! denn Gilgal wird in die Gefangenschaft wandern und Bethel (d. h. Haus Gottes) zum Hause des Unheils werden. 6Suchet den HERRN, so werdet ihr leben! Sonst fährt er in das Haus Josephs wie Feuer hinein und verzehrt es, ohne daß es ein Löschen für Bethel gäbe.
7Sie verkehren das Recht in Wermut (= bitteres Unrecht) und treten die Gerechtigkeit mit Füßen; 10sie hassen den, der im Tor (= vor Gericht) für das Recht eintritt, und verabscheuen den, der die Wahrheit redet. 11Darum, weil ihr den Geringen niedertretet und Getreideabgaben von ihm erhebt: ihr mögt euch immerhin Häuser aus Quadersteinen bauen, ihr sollt aber nicht darin wohnen; herrliche Weinberge mögt ihr wohl anlegen, ihr sollt aber keinen Wein von ihnen trinken. 12Denn ich weiß, eurer Freveltaten sind viele, und zahlreich sind eure Sünden: sie vergewaltigen den Unschuldigen, nehmen Bestechung an und beugen das Recht der Dürftigen im Tor (= vor Gericht). 13Darum, wer klug ist in dieser Zeit, der schweigt, denn es ist eine böse Zeit.«
c) Gottes furchtbare Allmacht und sein Bußruf
8Er, der das Siebengestirn und den Orion geschaffen hat, der tiefes Dunkel in Morgenlicht verwandelt und den Tag zur Nacht verfinstert, der die Wasser des Meeres herbeiruft und sie weit über die Erde dahinfluten läßt – HERR (der Heerscharen) ist sein Name –: 9er läßt Vernichtung über Mächtige (oder: starke Plätze) aufblitzen und Verwüstung über feste Städte hereinbrechen.
14Suchet das Gute und nicht das Böse, auf daß ihr lebt (= am Leben bleibt)! Dann wird der HERR, der Gott der Heerscharen, so mit euch sein, wie ihr es immer behauptet. 15Hasset das Böse und liebet das Gute und haltet das Recht im Tor (= Gericht) aufrecht! Vielleicht wird dann der HERR, der Gott der Heerscharen, dem Überrest Josephs gnädig sein.
d) Neue Wehklage über ein bevorstehendes allgemeines Sterben
16Darum hat Gott der HERR, der Gott der Heerscharen, so gesprochen: »Auf allen Plätzen wird Klaggeschrei erschallen, und auf allen Straßen wird man ›wehe, wehe!‹ rufen. Den Landmann wird man zur Trauer heimrufen und die des Klageliedes Kundigen zur Totenklage (bestellen); 17auch in allen Weinbergen wird Wehgeschrei erschallen, wenn ich mitten durch dich dahinschreite!« – der HERR hat es ausgesprochen.
e) Der Tag des Herrn ist ein Unheilstag
18Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Was soll euch denn der Tag des HERRN bringen? Er ist ja Finsternis, nicht Licht! 19(Da wird es sein) wie wenn ein Mann, der einem Löwen entflohen ist, einem Bären in den Weg läuft und, wenn er glücklich ins Haus hineingekommen ist und sich mit der Hand gegen die Wand lehnt, von einer Schlange gebissen wird. 20Ja, Finsternis wird der Tag des HERRN sein und nicht Licht, dunkel und ohne hellen Schein!
f) Die äußerliche Frömmigkeit und die Abgötterei als Ursache des kommenden Strafgerichts
21»Ich hasse (eure Neumonde), ich verschmähe eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! 22Denn wenn ihr mir Brandopfer und eure Speisopfer darbringt, so habe ich kein Wohlgefallen daran, und die Dankopfer von euren Mastkälbern mag ich nicht ansehen! 23Hinweg von mir mit dem Getön deiner Lieder! Dein Harfenspiel mag ich nicht hören! 24Es möge lieber das Recht sprudeln wie ein Wasserquell und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach! 25Habt ihr mir etwa Schlachttiere und Speisopfer vierzig Jahre lang in der Wüste dargebracht, ihr vom Hause Israel? 26Nein, weil ihr euren König Sakkuth umhergetragen habt und den Kewan, eure Götzenbilder, das Sternbild eures Gottes, die ihr euch angefertigt habt, 27so will ich euch in die Verbannung (oder: Gefangenschaft) führen noch über Damaskus hinaus!« – der HERR hat es ausgesprochen: Gott der Heerscharen ist sein Name.