14. Der Zug des Antiochus Epiphanes nach Persien endet unglücklich; Krankheit, Reue und letzte Verfügungen des Königs in Persien
1Unterdessen durchzog der König Antiochus die oberen Länder (vgl. 3,37). Als er nun vernahm, daß Elymais in Persien eine durch ihren Reichtum, durch Silber und Gold berühmte Stadt sei 2und daß sich dort ein überaus reicher Tempel mit goldenen Rüstungen und Panzern und anderen Waffen befinde, die der mazedonische König Alexander, der Sohn Philipps, der erste König von Griechenland, dort niedergelegt habe, 3so zog er hin und suchte die Stadt zu erobern und zu plündern; aber es gelang ihm nicht, weil die Sache den Stadtbewohnern kund geworden war. 4Sie traten ihm also mit den Waffen in der Hand entgegen, und er mußte die Flucht ergreifen und zu seinem großen Leidwesen von dort wieder abziehen, um nach Babylon zurückzukehren. 5Da kam ein Bote zu ihm nach Persien mit der Meldung, daß seine Heere, die ins jüdische Land geschickt worden waren, in die Flucht geschlagen seien; 6auch Lysias, der an der Spitze einer starken Heeresmacht ins Feld gezogen war, sei von ihnen geschlagen worden; die Juden aber seien durch die Waffen und den Kriegsbedarf und die reiche Beute, die sie den besiegten Heeren abgenommen hätten, stark geworden, 7hätten auch den scheußlichen Greuel, den der König auf dem Altar in Jerusalem aufgestellt habe, wieder entfernt und das Heiligtum wie früher mit hohen Mauern umgeben, ebenso auch seine Stadt Bethsura.
8Als der König diesen Bericht vernahm, erschrak er sehr und wurde tief erschüttert; er mußte sich zu Bett legen und verfiel vor Kummer in eine Krankheit, weil die Dinge nicht nach seinem Wunsch verlaufen waren. 9Er blieb dort längere Zeit, weil tiefer Kummer ihn immer aufs neue überfiel. Da er nun sein Ende nahen fühlte, 10ließ er alle seine Freunde (= Vertrauten, vgl. 2,18) zu sich rufen und richtete folgende Ansprache an sie: »Der Schlaf bleibt meinen Augen fern, und aller Mut ist mir vor Kummer entschwunden. 11Ich sage zu mir selbst: In welche Trübsal bin ich geraten, und in welchem gewaltigen Unglücksstrudel befinde ich mich jetzt! Ich war ja doch menschenfreundlich und beliebt während meiner Regierung. 12Jetzt aber denke ich an die Übeltaten zurück, die ich in Jerusalem verübt habe, wo ich alle goldenen und silbernen Geräte, die sich dort befanden, geraubt habe, und ich habe (Heere) hingeschickt, um die Bewohner des jüdischen Landes ohne Ursache auszurotten. 13Ich sehe wohl ein, daß mich zur Strafe dafür dieses Unglück betroffen hat; und nun muß ich ach! in einem fremden Lande in tiefer Betrübnis sterben!«
14Hierauf berief er Philippus, einen seiner Freunde, setzte ihn zum Reichsverweser ein 15und übergab ihm sein Diadem (= Stirnreif), seinen Mantel und seinen Siegelring, damit er seinen Sohn Antiochus erziehe und zur Führung der Staatsgeschäfte fähig mache. 16Hierauf starb der König Antiochus daselbst im Jahre 149 (= 163 v. Chr.). 17Als nun Lysias den Tod des Königs erfuhr, setzte er dessen Sohn Antiochus, den er bisher erzogen hatte, als König ein und legte ihm den Beinamen Eupator (= Sohn eines edlen Vaters) bei.
15. Judas beginnt die Belagerung der Burg in Jerusalem; die Besatzung und einige abtrünnige Juden bitten den Syrerkönig um Hilfe
18Unterdessen machte die (syrische) Besatzung in der Burg den Israeliten rings um den Tempelbezirk in beängstigender Weise zu schaffen; sie war allezeit darauf bedacht, Unheil anzurichten, und bildete eine Stütze für die Heiden. 19Daher entschloß Judas sich dazu, ihrem Treiben ein Ende zu machen; er bot also sein gesamtes Kriegsvolk auf, um sie zu belagern. 20Als alle sich gesammelt hatten, eröffneten sie die Belagerung im Jahre 150 (= 162 v. Chr.), indem er Geschütztürme und Belagerungsmaschinen gegen sie aufstellte. 21Es gelang aber einigen von ihnen, aus der Umschließung zu entkommen, und diesen schlossen sich etliche vom Glauben abgefallene Juden an; 22diese begaben sich zum Könige und sagten zu ihm: »Wann wirst du endlich Recht schaffen und Rache für unsere Brüder nehmen? 23Wir haben deinem Vater willig gedient und nach seinen Geboten uns verhalten und sind seinen Befehlen nachgekommen. 24Eben deswegen haben nun unsere Volksgenossen die Burg zu belagern begonnen und sind uns feind geworden; ja, sie haben die von uns, deren sie habhaft werden konnten, ums Leben gebracht, und unser Hab und Gut ist geraubt worden. 25Und nicht gegen uns allein haben sie ihre Hand ausgestreckt, sondern auch gegen alle angrenzenden Gebiete. 26Und jetzt haben sie sich gar gegen die Burg in Jerusalem gelagert, um sich ihrer zu bemächtigen, und haben ihr Heiligtum und auch Bethsura befestigt. 27Und wenn du ihnen nicht schnell zuvorkommst, so werden sie noch Schlimmeres als dies anrichten, und du wirst nicht mehr imstande sein, ihnen Einhalt zu tun!«
16. Antiochus Eupator zieht mit einem gewaltigen Heere gegen Judas und siegt in der Elefantenschlacht bei Beth-Sacharja
28Als der König dies hörte, geriet er in Zorn; er ließ alle seine Freunde (= Vertrauten) zusammenkommen, auch seine Heeresobersten und die Befehlshaber der Reiterei; 29auch aus anderen Reichen und von den Inseln des Mittelmeeres kamen Söldnerscharen zu ihm, 30so daß sich seine Streitkräfte auf 100.000 Mann zu Fuß und 20.000 Reiter beliefen; außerdem waren noch 32 für den Krieg abgerichtete Elefanten da. 31Diese zogen dann durch Idumäa, lagerten sich vor Bethsura und bestürmten es längere Zeit, wobei sie auch Belagerungsmaschinen in Anwendung brachten. Die Belagerten aber machten Ausfälle, verbrannten die Maschinen und wehrten sich mannhaft.
32Judas zog nun von der Burg (in Jerusalem) ab und lagerte sich bei Beth-Sacharja dem königlichen Heere gegenüber. 33Da ließ der König sein Heer früh am Morgen im Eilmarsch auf Beth-Sacharja zu vorrücken, seine Truppen stellten sich dann in Schlachtordnung auf, und man ließ Trompetensignale erschallen; 34den Elefanten aber zeigte man Rotwein und (gegorenen) Maulbeersaft, um sie zum Kampfe zu reizen. 35Man verteilte die Tiere unter die einzelnen Abteilungen des Heeres und ordnete jedem Elefanten 1000 Mann zu, die mit Kettenpanzern gewappnet waren und eherne Helme auf dem Haupte trugen; auch waren jedem Tiere 500 auserlesene Reiter beigegeben; 36diese waren auch früher schon immer mit dem (betreffenden) Tiere, wo es war, zusammengewesen und waren mit ihm gegangen, wohin es immer ging, ohne sich von ihm zu entfernen. 37Auf den Tieren aber waren feste Holztürme angebracht, die ein jedes Tier bedeckten und mit Gurten kunstvoll auf ihm festgemacht waren; und auf jedem Turme befanden sich 32 Krieger, die von oben her kämpften, und überdies der (das Tier lenkende) Inder. 38Die übrige Reiterei aber stellte man hierhin und dorthin an die beiden Flügel des Heeres, um (die Feinde) zu beunruhigen und den Abteilungen als Deckung zu dienen. 39Als nun die Sonne auf die vergoldeten und mit Erz überzogenen Schilde schien, erglänzten die Anhöhen von ihnen und strahlten wie Feuerfackeln. 40Ein Teil des königlichen Heeres breitete sich über die hohen Berge aus und ein anderer über die Niederungen, und sie zogen zuversichtlich und in guter Ordnung heran. 41Da wurden alle bestürzt, die das Getöse von diesen Massen und den Anmarsch ihrer Menge und das Klirren ihrer Waffen vernahmen; denn es war ein gewaltig großes und starkes Heer.
42Nun zog Judas mit seinem Heere zum Angriff heran, und es fielen vom königlichen Heer 600 Mann. 43Als nun Eleasar (genannt) Awaran eines der Tiere mit königlichen Panzern gewappnet und alle die übrigen Tiere überragen sah, so daß es aussah, als ob sich der König auf ihm befände, 44da opferte er sich auf, um sein Volk zu retten und sich ewigen Ruhm zu erwerben. 45Er lief nämlich kühn auf das Tier zu mitten in die feindliche Abteilung hinein und teilte tödliche Hiebe nach rechts und nach links aus, so daß die Feinde hüben und drüben vor ihm zurückwichen. 46Sodann kroch er unter den Elefanten, stieß ihm das Schwert in den Leib und tötete ihn; da das Tier dann aber zur Erde auf ihn fiel, fand er dort seinen Tod. 47Als sie aber die Überlegenheit der königlichen Streitmacht erkannten und den Andrang des Heeres gewahrten, wichen sie vor ihnen zurück.
17. Das syrische Heer zwingt die Festung Bethsura zur Übergabe und belagert den Berg Zion erfolgreich
48Hierauf zogen die Mannschaften des königlichen Heeres zum Kampfe mit ihnen nach Jerusalem hinauf, und der König schlug ein Lager auf zur Unterwerfung des jüdischen Landes und zur Eroberung des Berges Zion. 49Mit der Besatzung von Bethsura aber schloß er einen Vertrag, auf Grund dessen sie aus dem Orte abzogen; sie hatten sich dort infolge des Mangels an Lebensmitteln nicht länger halten können, weil für das Land ein Sabbatjahr (= Ruhejahr, vgl. 3. Mose 25,1 ff.) bestand. 50Der König gewann also Bethsura und legte eine Besatzung hinein, um es zu behaupten.
51Das Heiligtum aber belagerte er lange Zeit und ließ dort Geschütztürme und andere Maschinen aufstellen, z. B. Feuerwerfer und Skorpione, um Pfeile zu schießen, auch Steinschleuderer. 52Aber auch die Belagerten stellten Maschinen auf gegen die der Feinde und verteidigten sich lange Zeit. 53Doch hatten sie keine Lebensmittel mehr im Heiligtum, weil es das siebente Jahr (= Sabbatjahr) war, und die, welche vor den Heiden nach Judäa geflüchtet waren, hatten den Rest der Vorräte aufgezehrt. 54So waren denn im Heiligtum nur wenige Männer zurückgeblieben, weil der Hunger für sie unerträglich geworden war; sie hatten sich vielmehr zerstreut, ein jeder nach seinem Wohnort.
18. Mißliche Nachrichten aus der Heimat bewegen die Syrer zum Friedensschluß und zum Abzug
55Da erhielt Lysias die Nachricht, daß Philippus, den der König Antiochus kurz vor seinem Tode zum Vormund seines Sohnes Antiochus bestellt hatte, um ihn für die Regierung heranzubilden, 56aus Persien und Medien zurückgekehrt sei, und zwar an der Spitze der Truppen, die mit dem Könige ausgezogen waren, und daß er darauf ausgehe, die Regierung des Reiches in seine Hand zu bringen. 57Da war er auf eiligen Abzug bedacht und sagte zum Könige, sowie zu den Heerführern und den Mannschaften: »Wir werden jeden Tag schwächer; auch haben wir nur noch wenig Proviant, und der Platz, den wir belagern, ist fest; dazu liegt uns die Sorge für das Reich ob. 58So wollen wir denn jetzt diesen Leuten die Hand der Versöhnung bieten und Frieden mit ihnen und mit ihrem ganzen Volke schließen; 59wir wollen ihnen also gestatten, nach ihren Gesetzen und Bräuchen zu leben wie früher; denn um ihrer Gesetze und Bräuche willen, die wir abgeschafft haben, sind sie in solchen Zorn geraten und haben dies alles getan«.
60Dieser Vorschlag fand den Beifall des Königs und der Heerführer, und Lysias ließ ihnen Friedensvorschläge machen, die sie auch annahmen. 61Der König und die Heerführer beschworen diesen Vertrag, und die Belagerten zogen aus der Festung ab. 62Als dann aber der König auf den Berg Zion gezogen war und die Festungswerke des Platzes in Augenschein genommen hatte, da brach er den Eid, den er geschworen hatte, und gab Befehl, die Mauer ringsum niederzureißen. 63Hierauf zog er in aller Eile ab und kehrte nach Antiochien zurück; dort fand er Philippus als Herrn der Stadt vor; er griff ihn an und bemächtigte sich der Stadt mit Gewalt.