1Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in keiner Hinsicht von einem Sklaven, obwohl er Herr ist über alles; 2er steht unter Vormundschaft und sein Erbe wird verwaltet bis zu der Zeit, die sein Vater festgesetzt hat. 3So waren auch wir, solange wir unmündig waren, Sklaven der Elementarmächte dieser Welt. 4Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, 5damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen. 6Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater. 7Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.
Warnung vor Rückfall in die alte Knechtschaft: 4,8–20
8Doch einst, als ihr Gott noch nicht kanntet, wart ihr Sklaven der Götter, die in Wirklichkeit keine sind. 9Wie aber könnt ihr jetzt, da ihr Gott erkannt habt, mehr noch von Gott erkannt worden seid, wieder zu den schwachen und armseligen Elementarmächten zurückkehren? Warum wollt ihr von Neuem ihre Sklaven werden? 10Warum achtet ihr so ängstlich auf Tage, Monate, bestimmte Zeiten und Jahre? 11Ich fürchte, ich habe mich vergeblich um euch bemüht.
12Werdet wie ich, denn auch ich bin wie ihr geworden, ich bitte euch darum, Brüder und Schwestern. Kein Unrecht habt ihr mir getan. 13Ihr wisst aber, dass ich euch in der Schwachheit des Fleisches das Evangelium damals verkündet habe, 14ihr aber habt auf meine Schwäche, die für euch eine Versuchung war, nicht mit Verachtung und Abscheu geantwortet, sondern mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, wie Christus Jesus. 15Wo also ist eure Seligpreisung? Ich bezeuge euch: Wäre es möglich gewesen, ihr hättet euch die Augen ausgerissen, um sie mir zu geben. 16Bin ich also euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage? 17Jene Leute eifern um euch nicht in guter Absicht; sie wollen euch abtrünnig machen, damit ihr um sie eifert. 18Gut ist es, allezeit um das Gute zu eifern, und nicht nur, wenn ich bei euch bin, 19meine Kinder, für die ich von Neuem Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt annimmt. 20Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch sein und in anderem Ton mit euch reden; denn ihr macht mich ratlos.
Das Zeugnis der Schrift: 4,21–31
21Sagt mir, die ihr euch dem Gesetz unterstellen wollt, habt ihr niemals das Gesetz gehört? 22Es steht doch geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Sklavin, den andern von der Freien. 23Der von der Sklavin wurde gemäß dem Fleisch gezeugt, der von der Freien aufgrund der Verheißung. 24Das ist bildlich gesprochen: Diese Frauen bedeuten zwei Bundesschlüsse. Der eine stammt vom Berg Sinai und gebiert zur Sklaverei; das ist Hagar, 25denn Hagar steht für den Berg Sinai in Arabien. Ihr entspricht jedoch das jetzige Jerusalem, denn es dient mit seinen Kindern als Sklaven. 26Aber das Jerusalem oben ist frei; und dieses ist unsre Mutter. 27Denn geschrieben steht:
Freu dich, du Unfruchtbare, die nie geboren hat, / brich in Jubel aus und jauchze, die du nie in Wehen lagst! / Denn viele Kinder hat die Einsame, / mehr als die den Mann hat.
28Ihr aber, Brüder und Schwestern, seid Kinder der Verheißung wie Isaak! 29Doch wie damals der Sohn, der gemäß dem Fleisch gezeugt war, den verfolgte, der gemäß dem Geist gezeugt war, so geschieht es auch jetzt. 30In der Schrift aber heißt es: Stoß die Sklavin und ihren Sohn hinaus! Denn der Sohn der Sklavin soll nicht Erbe sein zusammen mit dem Sohn der Freien. 31Daraus folgt also, meine Brüder und Schwestern, dass wir nicht Kinder der Sklavin sind, sondern Kinder der Freien.