Bundesverdienstkreuz für Bibelwissenschaftlerin Barbara Aland
Internationales Ansehen durch das "Novum Testamentum Graece". Barbara Aland, ehemalige Leiterin des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF) und des Bibelmuseums Münster, wurde vor kurzem in Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Die 74-jährige Theologin war unter anderem Herausgeberin des "Novum Testamentum Graece", der wissenschaftlichen Ausgabe des Neuen Testaments in Griechisch.
Der so genannte "Nestle-Aland" erscheint bei der Deutschen Bibelgesellschaft und bietet den weltweit maßgeblichen Grundtext des Neuen Testaments.
Als Professorin an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster forschte und unterrichtete sie von 1978 bis 2002 mit dem Schwerpunkt neutestamentliche Textgeschichte. Sie war zudem von 1992 bis 2004 Geschäftsführerin der Hermann Kunst Stiftung zur Förderung Neutestamentlicher Textforschung. Ebenso gehörte sie dem Verwaltungsrat und dem Programmausschuss der Deutschen Bibelgesellschaft an.
Durch die Arbeit am griechischen Urtext des Neuen Testaments erlangte die gebürtige Hamburgerin internationales Ansehen. Zunächst mit ihrem 1994 verstorbenen Ehemann Professor Kurt Aland hat sie in einem international und interkonfessionell zusammengesetzten Herausgeberkreis maßgeblich an der ständigen Verbesserung und Aktualisierung der Ausgaben des "Nestle-Aland" sowie des "Greek New Testament" mitgearbeitet. Diese Ausgaben liegen weltweit Lehre und Forschung zugrunde. "Sie hat damit wesentlich an der Festigung des Rufes der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als einem international anerkannten Forschungsstandort mitgewirkt", hieß es bei der Verleihung.
Darüber hinaus sind unter Leitung der Wissenschaftlerin seit 1997 die ersten Lieferungen der Editio Critica Maior bei der Deutschen Bibelgesellschaft erschienen. Diese Ausgabe des Neuen Testaments dokumentiert bei Fertigstellung die gesamte griechische Textgeschichte des 1. Jahrtausends. Sie bietet dann erstmals die vollständige Überlieferung in griechischen Handschriften, Zitaten der Kirchenväter und alten Übersetzungen wie Latein, Koptisch und Syrisch. Bibelwissenschaftler erhoffen sich so ein neues und besser fundiertes Bild der neutestamentlichen Textgeschichte.
Das Bundesverdienstkreuz am Bande wurde auf Vorschlag der Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft vom Bundespräsidenten Christian Wulff verliehen. Barbara Aland erhielt die Auszeichnung aus den Händen des Arnsberger Regierungspräsidenten Dr. Gerd Bollermann. Die Bibelwissenschaftlerin lebt in Herdecke.