Deutsche Bibelgesellschaft

Von der Karwoche bis Ostern

Die Karwoche und die Ostertage

Die Woche vor Ostern wird Karwoche genannt, manchmal auch Heilige bzw. Große Woche. In ihr denken die Christen an die so genannte Passion, den Leidensweg Jesu bis zu seinem Tod. Er spielte sich in der letzten Woche seines Lebens in Jerusalem ab. Hier eine Übersicht über die Ereignisse, wie die Evangelien sie berichten:

Palmsonntag

Einzug in Jerusalem: Jesus reitet auf einem jungen Esel und wird wie ein König begrüßt (Markus 11,1-11).

Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert (Matthäus 21,1-11). Dort wollte Jesus mit seinen Jüngern das Passafest feiern. Auf einem Esel reitend kam er in die Stadt und erfüllte damit die Erwartungen, die mit dem ersehnten Friedenskönig verbunden waren:

»Sagt der Zionsstadt: Dein König kommt jetzt zu dir! Er verzichtet auf Gewalt. Er reitet auf einem Esel.« (Matthäus 21,5; vgl. Jesaja 62,11 und Sacharja 9,9).

Mit großem Jubel wurde Jesus empfangen und als »Davidssohn« begrüßt. In katholischen Gemeinden erinnern noch heute Palmprozessionen daran, dass die Menschen damals ihrer Verehrung Ausdruck verliehen, indem sie Zweige von den Bäumen und sogar ihre eigenen Kleider vor Jesus auf der Straße ausbreiteten, damit er wie auf einem Teppich darüber reiten konnte.

Die Hoffnung vieler Zeitgenossen Jesu war wohl, er werde das jüdische Volk – vielleicht sogar durch einen Aufstand – von den römischen Besatzern befreien. Doch seine Königsherrschaft verwirklichte sich in anderer Weise. Sein Weg führte ans Kreuz.

Montag
Tempelreinigung – Jesus vertreibt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel (Markus 11,15-19).

Dienstag
Jesus lehrt im Tempel (Markus 12-13).

Mittwoch
Salbung in Betanien (Markus 14,3-9). Judas kommt mit den führenden Priestern überein, Jesus zu verraten (Markus 14,10-11).

Gründonnerstag

Das letzte Abendmahl mit den zwölf Aposteln im Obergeschoss eines Hauses in Jerusalem. Danach nimmt Jesus die Jünger mit in den Garten Getsemani, um zu beten. Jesus wird verhaftet, nachdem Judas ihn mit einem Kuss verraten hat (Matthäus 26,17-56).

Am Abend seiner Gefangennahme feierte Jesus mit seinen Jüngern ein Abschiedsessen (Markus 14,17-26; Lukas 22,14-20). Dabei sagte er ihnen, dass ihre Gemeinschaft mit seinem Tod nicht enden wird. Er, der Menschen zu Gott gebracht hat, wird auch weiterhin bei ihnen sein, wenn sie in seinem Namen eine Tischgemeinschaft halten, wozu er sie ausdrücklich auffordert.

Bei der Einsetzung des Abendmahls, die ihren Gedenktag am Gründonnerstag hat, deutete Jesus sein bevorstehendes Leiden und Sterben als Hingabe seines Lebens, seiner ganzen Person für die Menschen. Wenn wir heute Abendmahl feiern, erleben wir durch Brot und Wein, dass diese Hingabe auch uns gilt, dass er gegenwärtig ist in unserer Gemeinschaft und auch uns mit Gott versöhnt.

Der Name »Gründonnerstag« kommt entgegen einem verbreiteten Missverständnis nicht von der Farbe Grün sondern von »greinen«, d.h. weinen. Die Sünder, die »Greinenden«, die am Aschermittwoch aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden waren, wurden am Gründonnerstag aus ihrer Bußzeit entlassen und wieder in die Gemeinde aufgenommen, die nun versöhnt Tod und Auferstehung Jesu feiern konnte.

In der katholischen Kirche nimmt der Priester am Gründonnerstag an einigen Gemeinde- gliedern symbolisch die Fußwaschung vor – in Erinnerung an die Fußwaschung, mit der Jesus seinen Jüngern diesen Sklavendienst tat (Johannes 13,2-17). Beides, Abendmahl und Fußwaschung, machen Gründonnerstag im Unterschied zu den anderen Tagen der Karwoche zu einem Tag festlicher Freude.

Karfreitag

Jesus wird vor führenden Priester gebracht (Matthäus 26,57-68), danach vor den Hohen Rat, das oberste Gericht der Juden. Anschließend wird er Pontius Pilatus vorgeführt, der ihn zu Herodes zu einem Verhör schickt (Lukas 23,1-12). Pilatus fällt das Todesurteil. Jesus wird nach Golgota gebracht und gekreuzigt (Markus 15,21-41). Nach seinem Tod wird der Leichnam vom Kreuz abgenommen und im Grab des Josef von Arimathäa, eines reichen Juden, beigesetzt (Markus 15,42-47).

Am Freitag vor Ostern gedenkt die Christenheit der Kreuzigung und des Todes Jesu.
Der Name »Karfreitag« kommt von dem althochdeutschen Wort »kara«, das Trauer bedeutet. Entsprechend wird die gesamte Woche von Palmsonntag bis zum Samstag vor Ostern »Karwoche« genannt. Sie bildet den Höhepunkt der Passionszeit.

Karfreitag und Palmsonntag bilden einen Gegensatz, wie er stärker kaum denkbar ist. Beim Einzug in Jerusalem wurde Jesus jubelnd empfangen. Mit ihm verband sich die Hoffnung, er werde als Messias das jüdische Volk von den verhassten römischen Besatzern befreien. Doch stattdessen müssen seine Anhänger erleben, wie der Gottessohn geschunden und elend den Verbrechertod stirbt (Johannes 19,16-37). Erst nach der Auferstehung erkannten die Jünger, welch tiefer Sinn in diesem Tod am Kreuz liegt: Jesus Christus litt nicht nur an der Welt, die ihn und seine Botschaft nicht verstehen und annehmen wollte, und durch die Welt, die ihn folterte und tötete, sondern auch und gerade für die Welt, in die er von Gott gesandt war, um sie zu erlösen.

Evangelischen Christen gilt der Karfreitag seit dem 19. Jahrhundert als einer der höchsten Feiertage. Auch heute noch ist es in manchen Gegenden üblich, an diesem Tag in Trauerkleidung das Abendmahl zu nehmen. Im Gottesdienst schweigen Orgel und Glocken. Fasten, Besinnung und Stille charakterisieren den Tag. Katholische Christen gehen am Todestag Jesu die vierzehn Stationen des Kreuzwegs, um sich seinen Gang in den Tod zu vergegenwärtigen.

Ostern

Ostersonntag
Jüngerinnen von Jesus, die den Leichnam salben wollen, finden sein Grab leer vor und erfahren als Erste von der Auferstehung (vgl. Lukas 24,1-12). Die Jünger, denen sie von ihrem Erlebnis berichten, schenken ihnen keinen Glauben. Doch dann begegnen zwei von ihnen auf dem Weg zum nahe gelegenen Emmaus selbst dem auferstandenen Herrn (Lukas 24,13-35). In den folgenden Tagen begegnen auch die anderen Jünger dem Auferstandenen.

»Der Herr ist auferstanden.« – »Er ist wahrhaftig auferstanden.« So grüßen sich orthodoxe Christen bei Sonnenaufgang am Ostermorgen. In den Ostkirchen hat sich, anders als bei uns, der ursprüngliche Rang des Festes erhalten: Der Osternachtsgottesdienst ist der feierlichste und glanzvollste Gottesdienst des Jahres, Ostern das christliche Fest schlechthin.

An Ostern feiern wir die Auferstehung Jesu und damit Christus als Sieger über Sünde und Tod. Die ersten Christen erinnerten sich jeden Sonntag an die Auferstehung, also an dem Tag der Woche, an dem die Frauen das leere Grab entdeckten. In Anlehnung an das jüdische Passafest wurde im Laufe der Jahrhunderte eine jährliche Feier daraus. Damit wird auch der Zeitpunkt für das Oster- wie für das Passafest nach dem Mond- und nicht nach dem Sonnenjahr bestimmt. Auf dem Konzil von Nizäa einigte man sich auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Das bedeutet, dass wir Ostern frühestens am 22. März, spätestens am 25. April feiern.

Das Wort »Ostern« ist wahrscheinlich aus einem germanischen Wort »Ostara« abgeleitet, das »Morgenröte« bedeutet und auf die aufgehende Sonne als Bild für die Auferstehung weist.

Mit dem Osterfest verbindet sich heute ein reiches Brauchtum, das zum Teil auch mit der erwachenden Natur im Frühling zusammenhängt: bunt gefärbte Eier, Osterlämmer aus Teig und Schokoladenhasen. Ursprünglich hatten alle diese Dinge aber auch eine tiefere symbolische Beziehung zum Auferstehungsfest:

Das Osterlamm erinnert an das Passalamm und ist ein Symbol für Christus. Für den Evangelisten Johannes ist er das wahre Passalamm, das den Tod und die Sünde überwunden hat (Johannes 1,29).

Das Ei ist ein uraltes Symbol des Frühlings und des erwachenden Lebens. Die frühe Christenheit sah im Ei ein Bild der Schöpfung und zugleich des Grabes Christi: Wie die Eierschale aufbricht, so zerbricht Jesus durch seine Auferstehung das Gefängnis des Todes.

Der Hase galt den Kirchenvätern als Symbol für die Heiden, die wie die Klippdachse in Psalm 104 am Felsen des Glaubens Zuflucht suchen. (Da »Klippdachse« in Europa unbekannt waren, wurden schon in der alten griechischen Übersetzung des hebräischen Textes »Hasen« daraus.) Weil zu Ostern die bekehrten Heiden getauft wurden, hielt auch der Hase Einzug ins Brauchtum.

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.26.9
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