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Die Bibel in den Tresor?

„Bibel persönlich“ von Eckart Schultz-Berg aus: Bibelreport 1/2018


Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Psalm 119,105


Wie bewahren Sie Ihre Wertgegenstände auf? Verstecken Sie sie an einem sicheren Platz oder halten Sie sie griffbereit, sodass Sie schnell an sie herankommen? Wertgegenstände, Sparbücher, Schmuck, Münzen und Ähnliches versucht man in der Regel vor fremdem Zugriff zu schützen. Man vergräbt seine Schätze in der Kommode unter der Wäsche oder schließt sie in eine Geldkassette oder sogar in einen kleinen Tresor ein. Was einem wertvoll und wichtig ist, wird weggeschlossen, damit es in Sicherheit ist.

Vor etwas über einem Jahr kam die neue, revidierte Lutherbibel auf den Markt, die neue katholische Einheitsübersetzung ist im vergangenen Herbst erschienen. Davor gab es in den letzten Jahren neue, überarbeitete Ausgaben der Zürcher Bibel und der Neuen Genfer Übersetzung. Dazu etliche Ausgaben in Sprachstilen der heutigen Zeit. Eine reiche Auswahl an hervorragenden Bibelübersetzungen steht uns zur Verfügung. Das ist ein wahrer Schatz. Doch wie gehen wir damit um?

Wir verfahren mit der Bibel oft genauso wie mit den materiellen Schätzen, die wir besitzen: Wir stellen sie weg. Die Bibel steckt irgendwo im Regal, vergraben zwischen Büchern, Zeitschriften oder Fotoalben. Dort schlummert sie und rückt aus dem Blickfeld. Ein schneller Zugriff im Alltag ist selten. Die Konfirmationsbibel oder die Traubibel scheinen das Schicksal aller Schätze zu teilen: Sie sind vergraben und weggesteckt.

Doch die Bibel ist nicht zum Wegstecken gedacht, sondern sie ist ein Buch, das benutzt und entdeckt werden will und in dem Schätze ausgegraben werden können: Ich denke zum Beispiel an die Psalmen, in denen wir Gebete finden, die ansprechen, was uns in unterschiedlichen Lebenslagen bewegt. In Psalmversen kommt Lob zum Ausdruck, wird Verzweiflung in Worte gefasst, findet Trauer eine Sprache.

Ich denke an prophetische Worte. Sie beschreiben oft Zustände, an denen wir auch heute leiden und von denen wir wissen, dass sie nicht Gottes Willen und nicht Gottes Wollen für unsere Welt entsprechen. Oder ich denke an die Erzählungen über Jesus. Vom Umgang mit Ausgestoßenen, vom Verhalten gegenüber förmlichen Alltagsvorschriften oder von der Verzweiflung über eine Krankheit wird berichtet.

Die Bibel schildert Situationen, in denen wir uns wiederfinden können. Aus ihr erwachsen Anstöße, wie mit diesen Lebenslagen auch heute umgegangen werden kann. Sie gibt eine Richtung an, in die wir gehen können. Wir bekommen Hoffnung, die Zukunft ermöglicht.

Es wäre schade, wenn die Bibel den Weg der übrigen Wertsachen unserer Welt gehen und weggesperrt würde. Es gibt so viele gute Bibelworte, die es wert sind, darüber nachzudenken. Deshalb möchte ich Sie ermutigen, die Bibel nicht einfach wegzustecken und hoch oben im Regal zu vergraben, sondern sie herauszuholen und regelmäßig zu benutzen. So wird dieses Buch zu einem Wertgegenstand, zu einem richtigen Schatz!


Über den Autor

Eckart Schultz-Berg studierte Theologie und Erziehungswissenschaften in Berlin, Edinburgh, Rom, Chicago und Tübingen. 1989 trat er in den Pfarrdienst der Württembergischen Landeskirche ein. Stationen waren Heilbronn, Stuttgart-Vaihingen, Abano Terme/Venedig, Stuttgart-Ost. Seit 2010 ist Eckart Schultz-Berg Dekan von Bad Cannstatt, dem ältesten und größten Stadtteil Stuttgarts. Im Oktober 2017 besuchte er im Rahmen einer Erkundungsfahrt der Weltbibelhilfe Armenien und Projekte der dortigen Bibelgesellschaft.


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