Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Januar 2021)

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weitere Bäume: → Akazie; → Aloe; → Amberbaum; → Bachweide; → Buche; → Buchsbaum; → Eiche; → Kiefer; → Lorbeerbaum; → Mandragora; → Mastixbaum; → Pappel; → Pistazie; → Platane; → Styraxbaum; → Tamariske; → Tanne; → Terebinthe; → Zeder; → Zypresse

1. Bezeichnungen

Das hebräische Nomen עֵץ ‘eṣ bezeichnet ebenso wie das griechische ξύλον xylon sowohl den Baum als auch das Holz als Material (→ Holz / Holzbearbeitung). Eine weitere griechische Bezeichnung für Baum ist δένδρον dendron.

Häufig ist von den → Ästen, der → Wurzel, dem → Reis / → Spross, den → Früchten und den → Blättern der Bäume die Rede.

2. Altes Testament

2.1. Lebensweltliche Bedeutung

Baum 01

Bäume hatten für die Menschen des alten Israel eine wichtige Bedeutung: Sie dienten als Schattenspender in der drückenden Hitze (Ri 9,15; Bar 5,8), die Fruchtbäume lieferten wertvolle Lebensmittel (Lev 19,23; Lev 26,4.20), wie → Weintrauben, → Feigen, → Datteln, → Granatäpfel und → Oliven, die Waldbäume → Holz und → Harz. Man fällte Bäume (Jer 10,3; 2Kön 6,4; vgl. 1Kön 5,20), um Bauholz zu erhalten und aus dem Holz die verschiedensten Gegenstände für den Alltag (Lev 15,12 u.ö.) und den Kult (→ Götterbilder: Jes 44,14; Jer 10,3) zu schaffen. Ein wichtiges Kriterium der Kundschafter bei der Erforschung des verheißenen Landes war daher auch, ob es dort Bäume gibt (Num 13,20). Einen Baum als Ort der Liebe setzt ZusDan 1,54 voraus. Bäume sind der Lebensraum von Vögeln (Dtn 22,6). Die sprichwörtliche Weisheit Salomos zeigt sich daran, dass auch die Bäume, „von der Zeder des Libanon bis zum Ysop, der an der Mauer wächst“, Eingang in seine Sprüche und Lieder gefunden haben (1Kön 5,13).

Bäume hatten im → Krieg Bedeutung für den Bau von Wällen und Belagerungsmaschinen (Jer 6,6; Dtn 20,20). Dtn 20,19 verbietet im Krieg eine mit dem Fällen von Fruchtbäumen verbundene Praxis der verbrannten Erde. Vor allem wenn die Fruchtbäume vernichtet waren, war die Lebensexistenz der Menschen unmittelbar und dauerhaft bedroht (2Kön 3,19.25).

Die Bäume der ersten Schöpfungserzählung, die die Erde hervorbringen soll, sind Fruchtbäume (Gen 1,11f). Sie schaffen die Voraussetzung für die Ernährung der Menschen (Gen 1,29). Zu einer königlichen Parkanlage gehörten Bäume (Pred 2,5; → Garten). Dies setzt auch die zweite Schöpfungserzählung Gen 2f voraus, in der Fruchtbäume eine wichtige Rolle spielen (→ Baum der Erkenntnis / Baum der Erkenntnis).

2.2. Metaphorik

Das Gericht Gottes wird auch die Natur mit ihren Bäumen umfassen (Jer 7,20). Das Jauchzen und Klatschen der Bäume (Ps 96,12; 1Chr 16,33) zeigt, dass diese wie andere Geschöpfe auch in den Schöpfungsjubel der Befreiten miteinstimmen können (vgl. Ps 148,9; Jes 44,23; Jes 55,12).

Wenn ein Mensch wächst wie ein Baum an einem Kanal oder einer Quelle (Gen 49,22), also stetig mit Wasser ausgestattet, so zeigt das an, dass der Mensch gesund ist und voller Vitalität (Ps 1,3; Jer 17,8). Wenn aber ein Mensch seine Situation mit einem Baum vergleicht, der mit den Wurzeln ausgerissen ist (Hi 19,10), dann zeigt das die totale Hoffnungslosigkeit auf: Denn ein Baum, der nur abgehauen wäre, könnte aus dem Wurzelstock wieder austreiben, zumal wenn er mit Wasser in Kontakt kommt (vgl. Hi 14,7), wo aber auch die Wurzeln mit ausgerissen sind, ist „jede Lebenshoffnung erloschen“ (Fohrer 1989, 313, vgl. ebd. 256; Horst 1983, 208f). Der Überhebliche droht zu enden wie ein verdorrter Baum (Sir 6,3). So wie man an der Frucht erkennt, ob ein Baum gepflegt wurde, so erkennt man das Herz eines Menschen an seiner klugen Rede (Sir 27,6 [Lutherbibel: Sir 27,7]).

Auf das lange Alter von Bäumen spielt das Heilswort Jes 65,22, wenn betont wird, „dass die Tage meines Volkes sein werden wie die Tage eines Baumes“. Wenn Menschen dagegen die Vernichtung eines anderen mit der Aufforderung verbinden: „Lasst den Baum verderben mit seiner Nahrung“, dann soll hier umgesetzt werden, was selbst in Zusammenhang mit einer Belagerung (Dtn 20,19) verboten ist (Jer 11,19).

In der Metaphorik ist die → Zeder die Königin der Bäume, die alle anderen überragt (Ez 31,5ff), ein Bild für die Stellung des → Königs. Sie gilt auch als Gottesbaum schlechthin (Ps 104,16). Die königskritische → Jotamfabel Ri 9,8-15 beschreibt die Suche der Bäume nach ihrem König, wobei sie letztlich beim Dornbusch landen. Dieser ist aber denkbar ungeeignet dafür, als König über die Bäume zu fungieren, kann er doch die Schutzfunktion eines Königs nicht übernehmen (keinen Schatten spenden) und ist darüber hinaus Ausgangsort von Gefahren, die den ganzen Wald zerstören können (Waldbrand). Das aber heißt: Der Dornbusch ist für das Königsamt gerade nicht prädestiniert (vgl. Riede 2002, 14-16).

Die Unverfügbarkeit der Zukunft verdeutlicht Pred 11,3 am Bild des Baumes, der nach Süden oder nach Norden fallen kann „(Zu-fall), ist er einmal gefallen, nimmt der Sturm auf seine Lage keinen Einfluss mehr: Wo er liegt, da bleibt er liegen“ (Schwienhorst-Schönberger 2004, 513). Das Auf und Ab von Leben und Sterben verdeutlicht Sir 14,18 (Lutherbibel: Sir 14,19) am Bild eines Baumes mit grünen Blättern: Die einen fallen ab, andere wachsen nach. Das vor Furcht bebende Herz gleicht den Bäumen im Wald, die vom Wind hin und her bewegt werden (Jes 7,2).

„Bäume der Gerechtigkeit“ ist ein Epitheton für die Bewohner Zions, in dem das neu gewordene Heil treffend umschrieben wird (Jes 61,3).

2.3. Religiöse Bedeutung

Dass die Bäume ihre Früchte bringen, ist Zeichen des → Segens Gottes (Lev 26,4). Das Verdorren von Bäumen (Joel 1,12) oder der Baumbruch durch Hagel (Ex 9,25; Ps 105,32) ist ebenso wie deren Zerfraß durch → Heuschrecken (Ex 10,5.15) und anderes Ungeziefer (Dtn 28,42) oder die Vernichtung durch → Feuer (Ez 21,3) Zeichen von Strafe und Gericht (Jer 7,20; vgl. Ez 17,24). Ausdruck des göttlichen Gerichts ist auch, wenn im Wald von seinen naturgemäß zahlreichen Bäumen nur so wenige übrigbleiben, dass ihre Zahl von einem Kind festgehalten werden kann (Jes 10,19). Dagegen umfasst der von Gott gewährte Heilsbund eine umfassende Friedenszeit, die geprägt ist von der → Fruchtbarkeit des Landes und dem Ertrag der Bäume, wodurch ein notfreies Leben für die Menschen möglich wird (Ez 34,27, vgl. Ez 36,30; Joel 2,22).

Den Bereich des Tempels als Ort intensivsten Lebens markieren echte (Palme // Zeder: Ps 92,13f) und künstliche (die Tempelsäulen → Jachin und Boaz im Salomonischen Tempel) Bäume (vgl. Ez 47,7.12 und Riede 2002, 31f).

Der Zehnte der Früchte der Obstbäume wurde als Opfer dargebracht (Lev 27,30; Neh 10,36). Zum Laubhüttenfest gehören Baumfrüchte und Palm- und Weidenwedel (Lev 23,40).

Baum 02

Heilige Bäume waren Orte von Kultstätten (Ri 4,11; Ri 6,11.19 u.ö., sowie Schroer 1987, 215). Eine Münze aus Tyros aus dem 2. Jh. n. Chr. zeigt einen solchen, häufig in der Nähe einer Quelle gelegenen Kultort mit den typischen Ausstattungselementen: Baum, zwei → Mazzeben und ein Weihrauchständer (Abb. 2).

Bei den Propheten → Hosea, → Jesaja, → Jeremia und → Ezechiel (vgl. z.B. Jer 2,20) und den → Deuteronomisten (vgl. z.B. 2Kön 17,10f) wurden die bei den „grünen Bäumen“ stattfindenden Kulte obsolet, galten sie ihnen doch als Götzendienst und Abkehr vom wahren JHWH-Glauben (→ Pflanze: Gott und Pflanze).

3. Neues Testament

3.1. Lebensweltliche Bedeutung

Bäume sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebenswelt der Menschen (vgl. Apk 7,1.4; Apk 9,4). Sie werden vorausgesetzt beim Einzug Jesu in Jerusalem, wenn die Menschen Zweige von ihnen abhauen und auf den Weg streuen, um Jesus zu huldigen (Mt 21,8). Das mangelnde Augenlicht des Blinden zeigt sich daran, dass er die Menschen herumlaufen sieht, als seien es Bäume (Mk 8,24).

3.2. Metaphorik

Die Folge von kleiner Ursache und großer Wirkung verdeutlicht Mt 13,32; Lk 13,19 am kleinen Samenkorn, das zu einem großen Baum heranwächst, Bild für die Ausbreitung und Wirkung der Königsherrschaft Gottes.

Bäume stehen häufig metaphorisch für Menschen: So im Bild vom guten Baum, der gute Frucht bringt in Gegensatz zum schlechten Baum mit schlechter Frucht (Mt 12,33; vgl. Mt 7,17f; Lk 6,43). Ähnlich ist auch das Bild in Lk 6,44; Mt 12,33 zu werten, wo es heißt, dass man an den Früchten den Wert von Bäumen erkennen kann. Ein deutliches Schicksal blüht dem Baum mit schlechten Früchten: Er wird umgehauen und verbrannt (Mt 3,10; Mt 7,19; Lk 3,9).

Das Baumbild in Jud 12 bezieht sich auf Irrlehrer, die die Gemeinde verwirren: Sie werden in einer Anhäufung negativer Attribute charakterisiert als spätherbstlich, fruchtlos, zweimal gestorben und entwurzelt, sind somit insgesamt völlig nutzlos und dem Bereich des Todes, und nicht dem Leben zuzurechnen.

Andere Bilder nehmen die alttestamentliche Metaphorik auf, etwa wenn als Zeichen des Gerichts Bäume verbrennen (Apk 8,7, vgl. Apk 9,4). Die Lebensbaummetaphorik findet sich vor allem in der Johannesoffenbarung (Apk 2,7; Apk 22,2; Apk 22,14.19).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973-2015
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 6. Aufl., München / Zürich 2004
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
  • Wörterbuch Alttestamentlicher Motive, Darmstadt 2013

2. Weitere Literatur

  • Fohrer, G., Das Buch Hiob (KAT XVI), Gütersloh 2.Auf. 1989, 313
  • Horst, F., Hiob: Kapitel 1-19 (BK XVI/1), Neukirchen-Vluyn 4. Aufl. 1983
  • Keel, O. / Küchler, M. / Uehlinger, Chr., Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land, Bd. 1, Zürich u.a. 1984, 72ff
  • Neumann-Gorsolke, U. / Riede, P. (Hg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Neukirchen-Vluyn 2002
  • Nielsen, K., There is Hope for a Tree (JSOT.S 65), Sheffield 1989
  • Nielsen, K., Der Baum in der Metaphorik des Alten Testaments, in: U. Neumann-Gorsolke / P. Riede (Hgg.), Das Kleid der Erde, Stuttgart / Neukirchen-Vluyn 2002, 114-131
  • Riede, P., Von der Zeder bis zum Ysop. Zur Bedeutung der Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, in: ders., Schöpfung und Lebenswelt. Studien zur Theologie und Anthropologie des Alten Testaments (MThSt 106), Leipzig 2009, 3-18
  • Riede, P., „Der Gerechte wird wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon“ (Psalm 92,13). Pflanzenmetaphorik in den Psalmen, in: ders., Schöpfung und Lebenswelt. Studien zur Theologie und Anthropologie des Alten Testaments (MThSt 106), Leipzig 2009, 19-41
  • Schwienhorst-Schönberger, L., Kohelet (HThKAT), Freiburg 2004
  • Neumann-Gorsolke, U. / Riede, P., Der Baum als Symbol von Macht und Leben, in: dies., Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stuttgart / Neukirchen-Vluyn 2002, 244-249
  • Schroer, S., Die Zweiggöttin in Palästina / Israel. Von der Mittelbronze II B-Zeit bis zu Jesus Sirach, in: M. Küchler / Chr. Uehlinger (Hgg.), Jerusalem. Texte – Bilder – Steine (NTOA 6), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1987, 201-225

Abbildungsverzeichnis

  • Zeder in den Bergen des Libanon. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
  • Münze aus Tyros mit der Darstellung eines Kultortes (3./4. Jh. n. Chr.; BIBEL+ORIENT Datenbank Online). Mit Dank an © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz

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