Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Juli 2019)

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Zora 01
Zora ist ein Ort in der nördlichen Schefela, der als Heimatort → Simsons gilt.

1. Name

Die Etymologie von Zora (hebr. צָרְעָה ṣår‘āh) ist unsicher und umstritten. Richter und Gaß identifizieren Zora als qutl-Form mit suffigiertem Femininsingular-Morphem (Gaß, 361; Richter, 48-49). Vorgeschlagen wurde auch, dass der Name auf eine Metathese der Wurzel צער ṣ‘r „klein sein“ zurückgeht, sodass er einen kleinen Ort beschreiben würde (Borée, 39). Diskutiert werden auch eine Ableitung aus dem Arabischen mit der Bedeutung „niederwerfen“ oder „demütig sein“ (Richter, 361) und die Deutung als Ausschlag (Zwickel, 1507).

2. Biblische Überlieferung

Von Zora wird lediglich im Alten Testament berichtet (zehnmal von der Stadt und dreimal von den Einwohnern), und meist wird der Ort zusammen mit dem nahen → Eschtaol genannt. Er wird in Josua einmal dem Erbteil Judas (Jos 15,33) und an anderer Stelle dem Erbteil des Stammes Dan zugeordnet (Jos 19,41). Dafür gibt es die verschiedensten Theorien und Erklärungen: So könnte es sich z.B. um eine Grenzstadt handeln, Dan einen status aparte innerhalb Judas bilden bzw. sich später dem Stamm angeschlossen haben; Zora könnte später anders zugeteilt worden sein, oder es liegt schlicht eine spätere Überarbeitung bzw. Unachtsamkeit eines Bearbeiters vor.

Zora 2
Am häufigsten wird die Stadt im Richterbuch als eine Stadt des Stammes Dans erwähnt (sechsmal). So beginnt der Simsonzyklus in der Heimatstadt Simsons (Ri 13,2.25) und endet dort mit seinem Begräbnis (Ri 16,31). Auch Ri 18, die Erzählung von der Migration des Stammes Dan, stellt Zora als eine bedeutende Stadt Dans vor (Ri 18,2.8.11). In 1Chr 2,53-54; 1Chr 4,2 werden die Zoratiter dann als Angehörige des Stammes Juda beschrieben, die früher in → Kirjat-Jearim wohnten.

Wohl aufgrund der besonderen Lage der Stadt und vielleicht als Ersatz für das von → Scheschonq zerstörte → Bet-Schemesch wurde sie laut 2Chr 11,10 von → Rehabeam zur befestigten Stadt ausgebaut, die in Neh 11,29 als eine der nach dem babylonischen Exil bewohnten Städte genannt wird.

3. Lage und Identifizierung

Bereits im Onomastikon des → Eusebius wird Zora als Dorf zehn Meilen nördlich von Eleutheropolis in Richtung Nicopolis lokalisiert (Onomastikon 156,15-17, Eusebs Onomastikon; ed. Timm, Nr. 842). Die Angabe des Eusebius ist jedoch, wie auch andere in diesem Gebiet, ungenau und stellt wohl nur eine Schätzung dar (Richter, 362).

Zora wird mit Tell Ṣar‘a (Koordinaten: 1487.1314; N 31° 46' 30'', E 34° 59' 07''; 357m ü. M.) identifiziert, das im Tal von Sorek in der nordöstlichen → Schefela liegt. Die Stadt Zora lag neben einem wichtigen → Wadi (Niemann, 29; Richter, 362) auf dem höchsten Punkt in der Schefela (Woudstra, 247), dem fruchtbaren Gebiet zwischen der Küste und dem Bergland Judas. Daher hat man von Zora aus einen eindrucksvollen und weiten Blick über die nördliche Schefela und den Aufstieg zum jüdischen Bergland, sodass die Stadt ein strategischer Schlüsselort war. Außerdem lag Zora in der Eisenzeit an einem Schnittpunkt bedeutender Straßen (Lehmann / Niemann / Zwickel, 348f.). So verläuft eine Route zwischen Zora und Bet Schemesch (3 km entfernt) durch die Schefela zwischen Jerusalem im Osten über Ekron zur Küstenebene im Westen.

4. Geschichte

Die einzige bekannte vorchristliche und außerbiblische Quelle für Zora findet sich in den → Amarna-Briefen: Dort wird Zora als eine der Städte des Königreiches von → Geser erwähnt, die von den Apiru (auch → Hapiru / Habiru genannt) angegriffen und bedrängt wurde (EA 273.21, Sia-ar-ha).

Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Zora erst ab der Eisenzeit II C besiedelt wurde (vgl. Lehmann / Niemann / Zwickel). Auch für die römische, byzantinische, früharabische, mamelukische und osmanisch-türkische Zeit finden sich Keramikfunde. Zora war bis zum Palästinakrieg 1948 eine palästinensische Siedlung und wurde anschließend aufgelöst.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1972
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Aharoni, Y., 1984, Das Land der Bibel. Eine historische Geographie, Neukirchen-Vluyn
  • Alt, A., 1959, Die Landnahme der Israeliten in Palästina, in: A. Alt (Hgg.), Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel. Bd. 1, München, 89-125
  • Alt, A., 1959a, Judas Gaue unter Josia, in: ders., Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel. Bd. 2, 2. Aufl., München, 276-288
  • Alt, A., 1959b, Bemerkungen zu einigen judäischen Ortslisten des Alten Testaments, in: ders., Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel. Bd. 2, 2. Aufl., München, 289-305
  • Alt, A., 1959c, Festungen und Levitenorte im Lande Juda, in: ders., Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel. Bd. 2, 2. Aufl., München, 306-315
  • Boling, R.G., 1975, Judges (AncB 6A), New York u.a.
  • Borée, W., 1930, Die alten Ortsnamen Palästinas, Leipzig
  • Butler, T.C., 2009, Judges (WBC 8), Nashville
  • Butler, T.C., 2014, Joshua 13-24 (WBC 7b), Grand Rapids
  • De Vos, J.C., 2003, Das Los Judas. Über Entstehung und Ziele der Landbeschreibung in Josua 15 (VT.S 95), Leiden
  • Fulton, D.N., 2011, Mapping Early Jewish Traditions: The Case of MT and LXX Nehemiah 11-12, PhD Pennsylvania State University
  • Gaß, E., 2005, Die Ortsnamen des Richterbuches in historischer und redaktioneller Perspektive (ADPV 35), Wiesbaden
  • Hess, R., 1996, A Typology of West Semitic Place Name Lists with Special Reference to Joshua 13-21, BA 59/3, 160-170
  • Howard, D.A., 1998, Joshua (NAC 6), Nashville
  • Kallai, Z., 1986, Historical Geography of the Bible. The Tribal Territories of Israel, Leiden
  • Keel, O. / Küchler, M. / Uehlinger, C., 1984, Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land. Bd. 1: Geographisch-geschichtliche Landeskunde, Zürich / Göttingen
  • Lehmann, G. / Niemann, H.M. / Zwickel, W., 1997, Zora und Eschtaol. Ein archäologischer Oberflächensurvey im Gebiet nördlich von Bet Schemesch, UF 29, 343-442
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  • Richter, W., 1996, Materialien einer althebräischen Datenbank. Die bibelhebräischen und -aramäischen Eigennamen morphologisch und syntaktisch analysiert (ATSAT 47), St. Ottilien
  • Schwennen, J., 1995, Biblische Eigennamen. Gottes-, Personen- und Ortsnamen im Alten Testament, Stuttgart
  • Woudstra, M.H., 1981, The Book of Joshua (NICOT), Grand Rapids
  • Zwickel, W., 2003, Art. Zora, in: Calwer Bibellexikon, Bd. 2, 1507

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Zora. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Eine Stätte auf dem Hügel von Zora wird heutzutage als Grab Simsons verehrt. Aus: Wikimedia Commons; © תומר א, Wikimedia Commons, lizenziert unter Creative Commons-Lizenz, Attribution-Share Alike 4.0 International; Zugriff 4.9.2019

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