Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: September 2020)

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1. Vorbemerkung zu den Formen von Wirtschaft und deren Kontext

Wirtschaft umfasst alle Einrichtungen und Handlungen, die unter Nutzung vorhandener Ressourcen Güter bereitstellen, um menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Wirtschaft schließt unterschiedliche Bereiche ein: einerseits die Produktion, die Verteilung und den Handel, andererseits den Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen. In den einzelnen „Sektoren“ sind unterschiedliche Akteure am Wirtschaftsgeschehen beteiligt. Die wirtschaftlichen Aktivitäten werden von Individuen, Haushalten, Unternehmen / Kooperationen und Regierungen bzw. Staaten betrieben. Wirtschaftliches Handeln ist eine Sonderform sozialen Handelns. Es findet im Rahmen einer sozio-politischen Sphäre statt, die Regularien für das Wirtschaftshandeln ausbildet. Ein bestimmtes Wirtschaftssystem ist das Ergebnis einer Reihe von interagierenden sozio-kulturellen wie politischen Prozessen mit Umweltbedingungen und verfügbaren materiellen wie sozialen Ressourcen. Die jeweilige Form der Wirtschaft wird durch die Kooperation der Akteure und die verfolgten Ziele bestimmt. Strebt die Wirtschaftsgemeinschaft im Wesentlichen die eigene Versorgung an, dann spricht man von Subsistenzwirtschaft bzw. Bedarfswirtschaft. Eine Spezialisierung des Wirtschaftshandelns führt zum Warenaustausch zwischen verschiedenen Produzentengruppen, der sogenannten Erwerbswirtschaft. Die Erwerbswirtschaft wandelt sich zur Marktwirtschaft, sobald Waren auf Vorrat produziert werden und über längere Distanzen und durch Zwischenhändler gehandelt werden. In der Marktwirtschaft wird die Produktion von Waren und die Bereitstellung von Dienstleistungen durch Nachfrage und Angebot der Marktteilnehmer bestimmt.

Eine Entsprechung für den Begriff „Wirtschaft“ findet sich in der Hebräischen Bibel nicht. Der abstrakten Vorstellung „Wirtschaft“ am nächsten kommt das Wort מְלָאכָה məlā’khāh, das u.a. Geschäft, Werk, Arbeit bezeichnen kann (→ Arbeit). Die alttestamentlichen Texte kennen drei verschiedene Siedlungsformen: Stadt (עִיר ‘ir / קִרְיָה qirjah), Dorf (1Sam 6,18, כֹּפֶר kofær) und Gehöft (Lev 25,31, חָצֵר ḥāṣer), die den lokalen Rahmen bilden für die Produktion, Organisation von Arbeit und Verteilung der erwirtschafteten Güter. Viele der in der Hebräischen Bibel als → „Stadt“ bezeichneten Siedlungen sind keine Städte im neuzeitlichen Sinne (Geus 2003, 171f.). Gemeinsames Merkmal der Städte und Dörfer ist die Bildung einer topographisch geschlossenen Siedlung. Von den Dörfern unterscheiden sich die altisraelitischen „Städte“ durch eine differenziertere Bausubstanz, öffentliche Gebäude, eine arbeitsteilige Gesellschaft, die Ausbildung einer Führungsschicht sowie die Orientierung ihres Wirtschaftshandelns am Erwerb nicht vor Ort produzierter, aber zum Lebensunterhalt notwendiger Güter. Unter ökonomischem Aspekt kommt in der Hebräischen Bibel die Stadt als Ort von Monumentalbauten (Hos 8,14), aber auch als Konsumentin in den Blick (Am 4,1). Das → Land Israel spielt in der Überlieferung eine zentrale theologische Rolle in der Beziehung zwischen JHWH und Israel. JHWH gilt als Eigentümer des Landes, die spätere theologische Reflexion leitet aus dieser Vorstellung dann die Unveräußerlichkeit auch des privaten Ackerlandes ab (Lev 25,23-24). Als eigene soziologische oder ökonomische Größe wird das Land nicht thematisiert. Land im sozioökonomischen Sinne umschreibt nicht-städtische Siedlungsformen. „Land“ und „Stadt“ sind ungleiche Partner auf dem Feld der Wirtschaft.

Der Verlauf der Wirtschaftsgeschichte beruht auf Voraussetzungen, die nicht dem Einfluss der Akteure unterliegen; zu diesen Konstanten zählen die geographische Lage der Wirtschaftsregion, die geologischen Konstanten, insbesondere die geomorphologische Beschaffenheit und das Klima. Die geographische Lage wirkt sich im weiteren Sinne auf die politische Entwicklung aus, da sie eine Entstehung unabhängiger politischer Gebilde fördern oder behindern kann. Die Geologie bedingt die Qualität der Böden sowie deren Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und zu speichern. Das Klima bestimmt, ob günstige geomorphologische Eigenschaften überhaupt wirtschaftlich zum Tragen kommen können. Die Ökologie nimmt eine Zwischenposition ein, da sie teilweise durch Eingriffe veränderbar ist. Zu den Variablen der Wirtschaftsgeschichte gehören die Technologie, die soziopolitische Organisation sowie die kulturellen Orientierungen. Die Wirtschaftsstrukturen verändern sich im Verlauf der Zeit durch ökologische Veränderungen, technologische Innovationen, die Ausweitung oder Verringerung des Marktraumes und die Diversifizierung der Märkte sowie durch den soziopolitischen Wandel. In der altisraelitischen Wirtschaftsgeschichte stellten die Konstanten erhebliche Risiken für die Kontinuität erfolgreichen Wirtschaftens dar, während die variablen Faktoren die wirtschaftlichen Chancen erhöhen oder beeinträchtigen konnten.

2. Konstante Faktoren der Wirtschaftsgeschichte Palästinas

2.1. Landschaften (Geographie, Geomorphologie, Verkehrswege)

Wirtschaft 01
Israel ist der südwestlichste Teil des sogenannten fruchtbaren Halbmondes, der die Landbrücke zwischen den Kontinenten Afrika und Asien bildet. Geologisch liegt das Gebiet westlich des → Jordans auf der afrikanischen Kontinentalplatte, während das östliche Gebiet auf der arabischen Platte liegt. Der Jordangraben gehört zum nördlichen Teil des syrisch-afrikanischen Grabenbruchs. Das Tote Meer und die Araba sind die südliche Fortsetzung des Jordangrabens. Der Grabenbruch bildet die Transformationszone zwischen den beiden Kontinentalplatten. Da die beiden Platten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit sich gegeneinander bewegen, führt diese Disposition zu einer hohen seismischen Aktivität in der Region. Erdbebenereignisse gehören zu den unkalkulierbaren Risikofaktoren des Wirtschaftens.

Wirtschaft 02
Die Nord-Süd-Ausdehnung des Landes beträgt ca. 250 km von Dan bis Beerscheba und von Dan bis Elat ca. 400 km, die West-Ost-Ausdehnung von der Mittelmeerküste bis zum Jordangraben ca. 60 km und bis zur ostjordanischen Hochebene ca. 100 km. Angesichts der geringen Fläche ist Israels geologische wie geomorphologische Vielgestaltigkeit bemerkenswert. Es lassen sich vier Hauptzonen unterscheiden: 1. die Küstenebene, 2. das westjordanische Bergland, 3. der Jordangraben, 4. das ostjordanische Bergland. Diese Großregionen werden intraregional durch die tektonischen Verwerfungen bestimmt (Atlas, Geomorphological Map 11).

Wirtschaft 03
2.1.1. Die Küstenebene. Bereits die Küstenebene, die sich vom Karmelgebirge im Norden bis in den Sinai erstreckt, zerfällt in mehrere Regionen. Der nördliche Teil wird durch zwei steile Gebirgshänge, den → Karmel und die sogenannte „Treppe von Tyrus“, begrenzt, die die Bucht von Akko umschließen. Bei Akko mündet der (in der Antike) ganzjährig Wasser führende Na’aman ins Meer. Am Südende der Bucht erreicht der → Kischon das Meer, dessen Flussbett die Küstenebene mit der südwestlich gelegenen Jesreel-Ebene und dem Jordangraben verbindet. Südlich des Karmel-Gebirges liegt zwischen den Hafenstädten → Dor und → Jafo die sogenannte Scharon-Ebene. Zwischen der Ebene und der Küste ziehen sich hohe Dünen hin, die die Entwässerung der Flusstäler von Jarkon und Ajalon erschwerten und die Bildung von Sümpfen förderten. Die Flüsse bieten Chancen für die wirtschaftliche Nutzung und schränken sie gleichzeitig ein. Der größte Teil dieses Landstriches wurde daher für die Weidewirtschaft genutzt. Südlich von Jafo erstreckt sich die sogenannte philistäische Küste bis nach → Gaza hin. Die Sanddünen treten zurück und die Küste erweitert sich zum Land hin. Die Verkehrsbedingungen erleichtern den Austausch innerhalb der Region. Der in einigen Bereichen angewehte lehmhaltige Sand erlaubt in diesem Bereich Ackerbau (Singer, 26-28). Natürliche Häfen hatten nur die philistäischen Städte Aschkelon und Gaza. Parallel zur Küste, östlich der Wanderdünen, verläuft die Via Maris (→ Handel; → Karawane), ein Abschnitt der Fernverbindung zwischen dem Niltal und Mesopotamien. Die Bezeichnung geht auf die Vulgata-Version von Jes 8,23 zurück (Beitzel, 66). Die Stationen der Via Maris werden in ägyptischen Dokumenten seit Sethos I. erwähnt (Aharoni, 46-54). Von der Via Maris führen etliche durch die Wadis verlaufende Ost-West-Verbindungen zur Höhenstraße des westjordanischen Gebirgszuges, von denen dann einige südlich und nördlich des Toten Meeres zur Höhenstraße des transjordanischen Berglandes weiterlaufen (Aharoni, 45).

Wirtschaft 04
Zwischen der Küstenebene und dem Bergland liegt die Schefela (Niedrigland), eine Hügelzone aus → Kalkstein (→ Schefela). Die Bodenzusammensetzung aus Terra Rossa und Rendzina erlaubt eine vielfältige landwirtschaftliche Nutzung.

Terra Rossa ist ein mineralstoffreicher, tiefgründiger, rot-brauner Boden, der sich auf Kalkgestein durch Verwitterung bildet und Wasser gut speichert (Amelung u.a., 393.413f.477). Der Boden ist sehr fruchtbar, allerdings aufgrund seiner Oberflächentextur schwer zu bearbeiten, denn in der Trockenzeit bildet er eine harte Kruste. Rendzina sind flachgründige, dunkelgrau bis schwarzbraune Böden mit einer dünnen Humusschicht über der Gesteinslage aus Kreide oder Kalkstein (vgl. Amelung u.a., 408-410). Die lockere Textur erleichtert den Ackerbau, erhöht aber das Risiko der Austrocknung (Orni / Efrat, 57f.; Richter, 25-29).

Der westliche Teil ist mit Höhen bis zu 200 m niedriger als der östliche, der bis auf 500 m ansteigt. Die Region wird von sechs Flusstälern durchschnitten, die in West-Ost-Richtung entgegen der Ausrichtung des zentralen Berglandes verlaufen und einen verkehrsgünstigen Zugang zum judäischen Bergland ermöglichen.

Im äußersten Süden von Küstenebene und Schefela liegt der westliche Negev, das Trockenland (→ Negev). Das Land ist relativ eben, wird von weiten → Wadis durchzogen und steigt bis zum Zentralort → Beerscheba (Tell es-Seba‘; Koordinaten: 1343.0726; N 31° 14' 42'', E 34° 50' 26'') auf 250-270 m an. Der Nordteil verfügt über ausreichend Niederschlag für die Landwirtschaft. Die Bodenbeschaffenheit variiert von alluvialen Schwemmböden in den Wadis über Sand, Lössanwehungen bis zu Konglomeraten (Singer, 56 fig. 3.2-3).

2.1.2. Das westjordanische Bergland. Im Zentrum des Landes erhebt sich ein hoch aufragender Gebirgszug, der von Norden nach Süden gegliedert wird in die Regionen Galiläa, Gebirge Ephraim, judäisches Gebirge und die Berge des Negev. Die Niederschläge auf der Westseite des Gebirges liegen durchschnittlich zwischen 600 und 700 mm jährlich (Atlas, Rainfall Map 12).

Wirtschaft 05
Der nördliche Teil von Galiläa ist ein Bergland, das Höhen von bis zu 1200 m erreicht. Geologisch wird Obergaliläa durch einander entgegenlaufende Auffaltungen in unterschiedlichsten Richtungen bestimmt, die ein Labyrinth aus Tälern, Klüften, Mulden, Kämmen und isolierten Gipfeln formen (Orni / Efrat, 7.76). Der intraregionale Verkehr wird durch die zerklüftete Landschaft erschwert. Die Berge von Obergaliläa waren in der Antike bewaldet. Die nördlich gelegenen Täler Obergaliläas verfügen über zahlreiche Quellen und fruchtbaren Ackerboden (Orni / Efrat, 57 Karte 435; Grishkan u.a.). Das Bet-Kerem-Tal trennt die Hochebene von Untergaliläa von Obergaliläa. Die Berge von Untergaliläa sind zwischen 450 und 600 m hoch. Weite Zwischentäler mit fruchtbaren Schwemmböden unterschiedlicher Qualität (Terra Rossa, Basalt, Löss) charakterisieren die Region (vgl. Orni / Efrat, ebd.). Vom Jordangraben läuft über Jabneel und Hannaton eine Straßenverbindung, die in → Akko (Tell el-Fuḫḫār; Koordinaten: 158.258; N 32° 55' 17'', E 35° 05' 15'') endet.

Wirtschaft 06
An die untergaliläische Region schließt sich die Jesreel-Ebene südöstlich des Karmel an; sie unterteilt die zentrale Bergkette und stellt die einzige natürliche Verbindung zwischen der Jordansenke und der Küstenebene dar. Daher war die Jesreel-Ebene für den Fernverkehr bedeutsam. Die Via Maris gabelt sich beim Erreichen der Ebene bei → Megiddo (Tell el-Mutesellim; Koordinaten: 1675.2212; N 32° 35' 07.5", E 35° 11' 05"). Die westliche Straße führt zur Küste über Akko nach Tyrus in Richtung Anatolien, der östliche Zweig wendet sich landeinwärts über Hazor nach Damaskus in Richtung Nordmesopotamien. Die Jesreel-Ebene hat fruchtbare alluviale Schwemmböden (Aharoni, 24; Singer, 152f.) und verfügt über ausreichend Wasser für den Ackerbau, da der Fluss Kischon ganzjährig Wasser führt.

Wirtschaft 07
Das Gebirge Ephraim bildet den zentralen Teil des Gebirgszuges, auf dessen Kamm sich die Wasserscheide befindet und eine durchgehende Nord-Süd-Route verläuft. Charakteristisch für die Nordregion ist die Gemengelage von vereinzelten Terra-rossa-Flächen mit den weniger fruchtbaren Rendzina-Böden (Aharoni, 29), die Region ist indes aufgrund der geringeren Höhe und weiten Täler sehr verkehrsgünstig. Die höhere Südregion umfasst ein Gebirgsplateau, das Höhen von bis zu 1000 m erreicht. Der West-Ost-Verlauf der Zwischentäler im Süden erschwert den intraregionalen Verkehr, während die auf dem Kamm verlaufende Höhenstraße den Fernverkehr begünstigt. Der Südteil ist aufgrund der Bodenbeschaffenheit, Terra Rossa überwiegt, fruchtbarer als der Nordteil (Singer, 91). Die östlich der Wasserscheide liegenden Hangseiten sind stärker zerklüftet als die westlichen. Da die vom Mittelmeer kommenden Wolken sich an der Westseite des Gebirges abregnen, breitet sich an der Ostseite des Gebirges eine karge Steppenlandschaft aus.

Das judäische Bergland ist, geologisch betrachtet, eine Fortsetzung des Zentralgebirges (Atlas, Geological Map 9). Steile Abhänge nach Westen und Osten begrenzen das Hochplateau, das um → Hebron (Tell er-Rumēde; Koordinaten: 1597.1036; N 31° 31' 28'', E 35° 06' 08'') fast 1000 m hoch ist. Westlich der Wasserscheide überwiegt die Terra Rossa, doch müssen die steilen Hänge terrassiert werden, um der Erosion vorzubeugen. Mehrere Wadis ermöglichen von Westen her den Aufstieg zur Hochebene, erschweren aber den intraregionalen Verkehr. Die vom Norden kommende Höhenstraße verläuft nahe der Wasserscheide des judäischen Gebirges. Die Ostseite des judäischen Berglandes fällt steil in Stufen aus lockerem Mergel zum Toten Meer hin ab; die Abhänge werden von tief eingeschnittenen Wadis in West-Ost-Richtung durchbrochen, die geologischen Bedingungen behindern eine West-Ost-Passage. Der minimale Niederschlag (jährlich 100-50 mm) hat eine Steppe entstehen lassen, die allmählich nach Osten und Süden in eine Wüste übergeht. Die Wüste geht in die Arad-Ebene über, die das judäische Bergland von der gebirgigen Negevlandschaft trennt.

Wirtschaft 08
Die Bergketten des östlichen Negev sind nordöstlich-südwestlich ausgerichtet und steigen bis auf 1000 m an, um dann auf 500 m abzufallen und in eine Hochebene überzugehen. Wadis, tiefe Krater und Senken durchziehen die felsige Sandsteinlandschaft. Die Niederschläge betragen auf der Ostseite der Gebirgshänge und südlich von Mizpe Ramon zwischen 100 mm und 50 mm jährlich.

2.1.3. Der Jordangraben. Der Jordangraben erstreckt sich vom Hermon-Gebirge bis zum Roten Meer und bildet eine Senke, die das westjordanische vom ostjordanischen Bergland trennt. Der israelitische Teil des Grabenbruchs ist durchschnittlich 15 km weit und von den Ausläufern des Hermon bis zum Roten Meer ca. 470 km lang. Die westlichen und östlichen Gebirgshänge ragen steil aus der Senke empor. Der Graben senkt sich von 90 m über NN in der Quellregion dann bis zum Toten Meer auf ca. 420 m unter NN, steigt dann südlich des Toten Meeres in der Araba bis auf 230 m NN an und fällt dann bis zur Küste des Roten Meeres wieder ab. Fünf Landschaftsformen folgen aufeinander. Zwischen dem nördlichen Gebirge und dem Toten Meer bestimmt der stark mäandernde Jordan die Landschaft, dessen Quellflüsse im Gebiet des Hermongebirges entspringen. Nach Durchquerung der sumpfigen Hule-Ebene fließt der Jordan in den rund 20 km langen → See Genezareth, verlässt den See am Südende, erhält vom westjordanischen Bergland den Zufluss vom Ğalud und vom ostjordanischen Bergland münden mehrere kleinere und größere Flüsse, darunter der → Jarmuk und der → Jabbok, in den Jordan, dieser endet nach 120 km im Toten Meer.

Wirtschaft 09
Das eigentliche Jordantal zwischen dem See Genezareth und dem → Toten Meer verfügt über fruchtbare Alluvialböden (Singer, 163f.). Das Tote Meer ist ein Salzsee, der in einer abflusslosen Senke liegt und aufgrund des geringen Niederschlags (weniger als 50 mm jährlich) und der hohen Verdunstung einen Salzgehalt von 28-33 % hat. Der hohe Salzgehalt ermöglichte die leichte Gewinnung des wichtigen Kochsalzes. Vor allem in der südlichen flachen Region des Meeres wurde bereits in der Antike auch Asphalt gewonnen (Rullkötter / Nissenbaum). Die zu beiden Seiten aufragenden Felsabhänge lassen nur einen schmalen Küstensaum frei, der landwirtschaftlich nicht nutzbar ist. An den wenigen Stellen mit Süßwasserquellen haben sich Oasen gebildet, u.a. → Jericho (Tell es-Sulṭān; Koordinaten: 1921.1420; N 31° 52' 15'', E 35° 26' 39''), → En-Gedi (Koordinaten: N 31° 28' 05'', E 35° 23' 18''), → Zoar, die bereits in der Antike überregional bedeutend waren. Die → Araba bildet mit einer Länge von ca. 165 km die Fortsetzung des Grabenbruchs vom Toten Meer bis zum Roten Meer. Die Senke wird gerahmt von den bis zu 600 m hohen Negevbergen im Westen und im Osten von den transjordanischen Bergen, die bis zu 1700 m aufragen. Die Senke ist aufgrund ihrer geringen Neigung und Bodenbeschaffenheit verkehrsgünstig. Im transjordanischen Bergland behindern tief eingeschnittene Wadis den Verkehr. Die Böden der Araba bestehen überwiegend aus fein- bis grobkörnigem Sedimentgestein sowie dünnen alluvialen Ablagerungen, die salzhaltig sind (Singer, 53 fig. 3.1-5, 243ff.). An einigen östlichen Wadis lagen kleinere Oasen. Der Mangel an Niederschlag (unter 50 mm jährlich) hat eine spärlich bewachsene Steinwüste entstehen lassen. Im Nordosten bei Fēnān und Südwesten bei Timna befinden sich Kupfererzstätten, die zum Einflussbereich von Edom gehörten. Das Land Israel war arm an Bodenschätzen; anders als in Dtn 8,9 verheißen, existierten nur geringe Eisenerzvorkommen im Bereich des Wādī Zerqā, in der östlichen Region des mittleren Jordangrabens (Veldhuijzen / Steen).

Wirtschaft 10
2.1.4. Das ostjordanische Bergland. Östlich des Jordan liegt in Nord-Süd-Richtung eine auf über 900 m steil aufragende Bergkette, die in eine Hochebene übergeht (→ Ostjordanland; → Gilead). Die Berge und Hochebenen erstrecken sich parallel zum Jordangraben vom → Baschan im Norden bis zum Roten Meer. Das Land wird durch von Osten nach Westen verlaufende Flüsse und Wadis zerschnitten, die in den Jordan oder das Tote Meer münden. Diese Flusstäler stellen erhebliche Verkehrshindernisse dar. Die Haupttäler sind der → Jarmuk südlich des Baschan, der → Jabbok in Gilead und der → Arnon südlich des Mischor sowie des Zered südlich von Moab. Jarmuk und Jarkon münden in den Jordan, Arnon und Sered in das Tote Meer. Östlich des Baschan erhebt sich der Gebirgszug des Hauran, dessen Steigungsregen die Hochebene mit reichlichen Niederschlägen versorgen. Die Fruchtbarkeit der Basaltböden klingt in dem Drohwort des Propheten → Amos gegen die Basanskühe von → Samaria (Am 4,1ff.) an. Das altisraelitische Siedlungsgebiet reichte, der alttestamentlichen Überlieferung nach (Jos 13,8-11.24-32), von der teilweise bewaldeten Basalthochebene des Baschan bis zum Arnon. In der Forschung wird häufig nur die geographische Region zwischen den Flüssen Jarmuk und Jabbok als Gilead bezeichnet (Orni / Efrat, 106f.113; Heyneck, 88f.). Zwischen Jarmuk und der Region beiderseits des Jabbok liegt Gilead; dessen Norden durch eine Hochebene bestimmt wird, die nach Süden in eine zerklüftete Berglandschaft übergeht. Diese Region war im Altertum auf weite Strecken hin stark bewaldet. Bei den Böden überwiegt Terra Rossa, daneben finden sich Rendzina und Basalt. Die jährlichen Niederschläge liegen im Süden um 700-800 mm und werden geringer nach Norden und Osten hin, wo die Landschaft allmählich in die Steppe übergeht (Orni / Efrat, 113). Der westlichen Wasserscheide des Plateaus folgend, führte in Nord-Süd-Richtung eine Handelsroute vom Golf bis nach Damaskus, die sogenannte Königsstraße (Num 20,17; Num 21,22), über die auch ab Petra der östliche Zweig der Weihrauchstraße verlief.

2.2. Klima

Die geographische Lage des Landes zwischen den trocken-heißen Wüsten Nordafrikas und Arabiens sowie der feucht-warmen Mittelmeerregion bestimmt die verschiedenen Klimazonen des Landes grundlegend. Das Wetter zeichnet sich durch heiße trockene Sommer (April bis Oktober) und Niederschläge zu Beginn und zum Ende des Winters (November bis März) aus. Die Ausprägung der Jahreszeiten wird von drei Faktoren wesentlich mitbestimmt: der Entfernung zum Mittelmeer, der Höhe der jeweiligen Region und der geographischen Breite. Im Bereich der Küste und der an dieser angrenzenden Jesreel-Ebene herrscht subtropisches Mittelmeerklima. Die Westseite des westjordanischen Berglandes erhält mit abnehmender Tendenz von Norden nach Süden zwischen 900 und 500 mm Niederschlag, der in Obergaliläa und im judäischen Bergland gelegentlich als Schnee herunterkommt, aber nur geringe Zeit liegen bleibt. Nachtfröste können im höheren Bergland und auch im Hule-Becken auftreten, sind aber selten (Orni / Efrat, 155). Anfang und Ende der Regenzeiten variieren ebenso wie die jährliche Regenmenge. Die regionalen Unterschiede sind erheblich (Atlas, Rainfall Map 13). Landwirtschaftlich bedeutsam sind der Frühregen im Oktober und der Spätregen im März, die allgemeine Luftfeuchtigkeit sowie der Tau. Die Hauptniederschläge fallen von Dezember bis Januar bzw. Februar als Starkregen (Atlas, Monthly Distribution Map 12.2), ein Umstand, der die Bodenerosion fördert. Die Ostwinde tragen ebenfalls zur Erosion bei; denn sie verwehen die oberen Bodenschichten und bringen im Frühjahr und im Herbst zusätzlich Sandstaub aus der Wüste. Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt im Bereich der Mittelmeerküste (Tel Aviv) von November bis März tagsüber 19,4 und nachts 11,3 Grad, während sie von April bis Oktober tagsüber 27,3 und nachts 19,6 Grad beträgt (Worldweather). Im judäischen Bergland (Jerusalem) liegen die entsprechenden Temperaturen von November bis März tagsüber bei 15,7 und nachts bei 9 Grad, während sie von April bis Oktober tagsüber 27 und nachts 17,4 Grad betragen. Die hohe Sonneneinstrahlung beschleunigt die schnelle Verdunstung des Oberflächenwassers (Atlas, Evaporation Map 12.9.10). Jedes dritte oder vierte Jahr kommt der Regen entweder unzeitig oder fällt zu gering aus, auch spielt die subregionale geomorphologische Fragmentierung eine Rolle (Am 4,7). Die kurze Dauer der jeweiligen Regenperioden, die hohe Verdunstung, die Hangneigungen, die spärliche Vegetation und die Bodendurchlässigkeit führen zu erheblichen Wasserverlusten. Die westlich des Jordans gelegenen Flüsse führen, abgesehen von Na’aman, Ajalon und Kischon, nicht ganzjährig Wasser, doch westlich der Wasserscheide tritt das Grundwasser in etwa 200 Quellen an die Oberfläche (Borowski, 96). Die Ostabhänge des westjordanischen Berglandes jenseits der Wasserscheide erhalten erheblich geringere Niederschläge. In der Negev-Region nimmt die Niederschlagsmenge von Norden nach Süden von 300 mm auf 50 mm jährlich ab. Das Klima ist semi-arid. Die Niederschläge erlauben südlich des Beckens von Beerscheba und abgesehen von wenigen Wadis keine kontinuierliche Landwirtschaft. Die östlich angrenzende Araba wird vom Wüstenklima beherrscht und ist nahezu regenlos. Der Jordangraben liegt in der Übergangszone zwischen subtropischem Klima im Nordwesten und Sahara-Klima im Süden, klimatisch sind mehrere Subregionen unterscheidbar (Orni / Efrat, 80-105). Die Niederschläge nehmen von der Quellregion an den Ausläufern des → Hermon kontinuierlich ab, sie fallen ab von 900 mm jährlich bei Metulla auf 600 mm jährlich im Hule-Tal und betragen am Südende des Toten Meeres bei Sedom 25 mm jährlich. Die Abnahme der Niederschläge ist im Wesentlichen dadurch bedingt, dass sich die Westseite des Grabens im Regenschatten des westjordanischen Gebirges befindet. Die ostjordanische Seite der Bruchkante sowie das anschließende Plateau erhalten den Steigungsregen der hoch aufragenden transjordanischen Bergkette. Die vier ganzjährig Wasser führenden ostjordanischen Flüsse – Jarmuk, Jarkon, Arnon, Sered – bestimmen das Mikroklima der betreffenden Flusstäler. Von der Jarmuk-Mündung in den Jordan bis zum Toten Meer nimmt die Niederschlagsmenge von 400 mm auf unter 100 mm ab. Das ostjordanische Bergland und die Hochebenen liegen im Bereich des kontinentalen Klimas, für das trockene heiße Sommer und kalte, regnerische Winter typisch sind. Frost und Schnee sind in den höheren Lagen häufiger als westlich des Jordans. Wüstenwinde und Sandstürme sind auf den Hochebenen typisch für die Wetterlagen zu Anfang und Ende des Sommers. Die Niederschläge auf der Westseite des Berglandes sinken vom Norden nach Süden von 500 mm auf unter 100 mm im Bereich des Toten Meeres.

2.3. Flora und Fauna

2.3.1. Flora

Ökologisch besteht das Land Israel aus verschiedenen Zonen, die durch geologische und klimatische Faktoren bedingt sind. Es handelt sich um 1. die mediterrane Region, 2. die Irano-Turane Region, 3. die Sahara-Arabische Region und 4. die Sudanesische Region. Deren Aufeinandertreffen in einem geographisch kleinen Raum hat eine erstaunlich vielfältige und reichhaltige Ökologie zur Folge. Im Prinzip erstrecken sich diese Zonen in Nord-Süd-Richtung und folgen der Hauptrichtung der geomorphologischen Gestalt des Landes, wobei sie von Westen nach Osten einander ablösen (Zohary 1982, 31 Map 2). Jenseits des Jordans folgt nach einem schmalen Irano-Turanen-Streifen auf dem ostjordanischen Hochland überwiegend die mediterrane Zone (Horowitz, 96 fig. 3.6.1). Der Jordangraben weist von Norden nach Süden alle vier Zonen auf (Horowitz, 101 fig. 3.6.8).

2.3.1.1. Die mediterrane Region. Die mediterranen Bereiche werden klimatisch durch milde, regenbringende Winter und heiße, trockene Sommer bestimmt. Diese Zone bestimmt weitgehend das Klimageschehen im Westjordanland bis zur Wasserscheide des Berglandes (Zohary 1973, II, 740 Map), sie weist aber regionale Unterschiede auf (Zohary 1973, I, 131-137). Die lokale Flora war sehr vielfältig, bevor Siedlungsprozesse sie grundlegend ab der Mittelbronzezeit veränderten.

Die in der frühen Eisenzeit um 1200 v. Chr. einsetzende dauerhafte Besiedlung der Bergländer hat zu tiefgreifenden Veränderungen von Flora und Fauna geführt, vor allem zum Rückgang der Waldgebiete und einer Zusammensetzung der Baumbestände (Benzaquen / Finkelstein / Langgut). Der durch anthropogene Faktoren ausgelöste ökologische Wandel der Landschaften bleibt hier aber außer Betracht, da die grundlegenden Voraussetzungen für die Vegetationszonen bis zum Industriezeitalter unverändert geblieben sind.

Je nach Niederschlagsmenge, Bodenbeschaffenheit und Lage prägten Laubwälder und Mischwälder sowie Buschlandschaften und Baumsteppen die Region, so u.a. → Eichen, → Aleppo-Kiefer, → Johannisbrotbäume, → Olivenbäume, → Terebinthen, Storax. Die dendroarchäologische Analyse der bei den Ausgrabungen gefundenen Bauhölzer lässt erkennen, dass die Mittelmeerzone Palästinas nicht von einem hochaufragenden Wald bedeckt war, sondern von dichter Macchie mit überwiegend niedrig wachsenden Bäumen (Liphschitz, 166-169). Dabei betrug der Anteil von Eiche (Quercus calliprinos), Terebinthe (Pistacia palaestina) und Olivenbaum (Olea europea) ca. 75 % des in den archäologischen Grabungen nachgewiesenen Holzes (Liphschitz, 46-52). Zu den wildwachsenden Fruchtbäumen und Sträuchern gehörten u.a. Birne, Brombeere, Feige, Olive, Pflaume, Pistazie, Wein. Die Buschformation bildete in manchen Regionen eine undurchdringliche Macchie, die in eine lockere Strauchbewachsung im Verbund mit den Wildpflanzen übergehen konnte, darunter befanden sich für die Gartenkulturen bedeutsame Pflanzenarten wie die Kreuzblütler (Kohlgewächse), die Leguminosen (Erbse, Linse), die Knollengewächse (Zwiebeln, Knoblauch), die Süßgräser (Wildgetreide) und die Halbsträucher (Lavendel, Thymian).

2.3.1.2. Die Irano-Turane Zonen. Diese finden sich an den Osthängen des westjordanischen Berglandes, im nördlichen Negev, im mittleren Jordangraben und den Westhängen der ostjordanischen Bergländer. Extrem heiße Sommer und kalte Winter mit geringen Niederschlägen charakterisieren diese Zonen. Der Jordangraben hat aufgrund der erheblichen Depression auch in dieser Zone recht warme Winter. Die Vegetation der Irano-Turanen Zonen wird wesentlich durch die verfügbaren Niederschläge bestimmt, dabei spielt der Tau eine bedeutende Rolle (Littmann / Berkowicz) und das Mikrosetting (Höhenlage, Hangneigung, Himmelsrichtung) für die Verdunstung (Tielbörger / Prasse / Bornkamm). Trockenresistente Pflanzen dominieren die Vegetation (Manafzadeh / Salvo / Conti; Danin 1964). In einigen Subregionen geht eine schüttere Buschlandschaft (Besenreiser, Kreuzdorngewächse, Zwergbüsche) in eine savannenartige Steppe mit einzelnen Bäumen und Bauminseln über (Tamariske, Akazie, Moringa), wobei Zwergsträucher, Gräser, Artemisia-Arten, Rautengewächse sowie weitere Geophyten und Sukkulenten den Unterbewuchs bilden (Zohary 1982, 47; ders. 1973, 167-169), die dann in den Bereichen geringen Niederschlags überwiegen (Zohary 1982, 84-91).

2.3.1.3. Die Saharo-Arabische Zone. Die Saharo-Arabische Vegetation ist in den Gebieten Palästinas verbreitet, in denen die jährlichen Niederschläge weniger als 100 mm betragen (Zohary 1973, 224-227). Dieses betrifft weite Bereiche des zentralen und südlichen Negev, die judäische Wüste, einige Abschnitte des Jordan-Tales, sowie die Araba-Ebene und → Edom. Die typischen Wüstenpflanzen wie Cassia senna oder die buschartige Melde bilden verstreute Streifen, vorzugsweise in Wadis, in deren Umfeld Tamarisken und Schirmakazien vorkommen. Das Landschaftsbild wird von salztoleranten und buschig wachsenden Pflanzengemeinschaften bestimmt (Danin, 1975).

2.3.1.4. Die Sudanesische Zone. Diese ist auf einige Enklaven im Unterlauf des Jordans und der Oasen im Jordangraben beschränkt (Zohary 1973, 248-252). Sehr heiße regenlose Sommer wechseln mit warmen Wintern, die geringe Niederschläge bringen, ab. Neben hitzeresistenten Bäumen wie Dattelpalmen, Doum-Palmen, der blattlosen Tamariske, einigen Akazienarten und Kreuzdorngewächsen finden sich diverse Zwergbuscharten, Fuchsschwanzgewächse und Gräser. Der für die Savanne typische dichte Grasbewuchs fehlt (ebd.).

Alle für den Lebensunterhalt des Menschen relevanten domestizierten Pflanzen wurden teils seit dem Neolithikum in Syrien-Palästina angebaut: Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte, Öl- und Faser produzierende Pflanzen, Gemüsepflanzen (Melonen, Lauch, Kohl), Obstbäume (Zohary / Hopf / Weiss).

2.3.2. Fauna

Die Fauna war und ist aufgrund des Zusammentreffens der unterschiedlichen Klima- und Vegetationszonen trotz des geringen geographischen Raumes artenreich. Auch in dieser Hinsicht erweist sich die südliche Region der Levante als Vermittlerin der Lebenswelt zweier Kontinente. In der alttestamentlichen Überlieferung finden sich über 200 Tierbezeichnungen (→ Tiernamen), davon bezieht sich ein Drittel auf Säugetiere, von denen die Mehrzahl wild ist (Riede 2002, 271-288).

Der Bestand an Wildtieren umfasste Säugetiere aller Größen, Reptilien, Fische und Insekten, die die unterschiedlichen natürlichen Lebensräume nutzten. Nur wenige Arten, wie der syrische → Elefant oder das Flusspferd, waren bereits am Ende des 2. Jt.s v. Chr. in Syrien-Palästina ausgestorben (Gilbert, 170f.). Viele der in den alttestamentlichen Überlieferungen erwähnten Tiere verschwanden aufgrund der intensiven Bejagung und Zersiedlung der Lebensräume erst im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Tristram; Bodenheimer). Zu diesen gehörten zahlreiche Raubtiere, u.a. die Braunbären, Füchse, Geparde, Hyänen, Löwen, Schakale, Wildhunde, Wildkatzen, Wildschweine, Wölfe und Leoparden, von Letzteren existiert noch eine kleine Population im Negev. Füchse, Schleichkatzen und Wildkatzen haben ebenfalls in einigen Gebieten überlebt. Die reale Bedrohung durch Raubtiere im alltäglichen Leben wird in alttestamentlichen Erzählungen und Prophetensprüchen thematisiert (u.a. Ri 14,5; 1Sam 17,34-35; 1Kön 13,24; Jer 5,6; Jer 8,16). Das Hereinbrechen des → Tages JHWHs veranschaulicht Amos als eine kopflose Flucht vor einem Löwen, bei der man an einen Bären gerät, und schließlich, im Haus angelangt, noch von einer Schlange gebissen wird (Am 5,19).

Der Bestand an Jagdwild (→ Jagd) war bis in das 19. Jh. vielfältig und reich (Gazellen, Hasen, Hirsche, Rehe, Wildstiere, Wildziegen). Zu den dort verbreiteten Pflanzenfressern gehörten auch Kamele und Onager. In den Steppen und teilweise auch in den Halbwüsten lebten außer Raubtieren kleinere Säugetiere (u.a. Fledermäuse, Hasen, Stachelschweine) und verschiedene Arten von Nagetieren (Meiri u.a., 64-66; Yom-Tov, 391ff.).

Die Seen und Flüsse waren bis weit in das 19. Jh. so fischreich, dass Flussotter in den Gewässern jagten. Die vielfältige Fischpopulation ist nach der Trockenlegung der Sümpfe im Hula-Becken (Dimentman u.a.) geringer geworden, aber es sind in Israel noch nahezu 700 Arten nachgewiesen (FishBase), allerdings sind davon nur gut 50 Süßwasserarten (Krupp); im Gegensatz zur Fischpopulation sind Anzahl und Arten der Weichschildkröten und Mollusken massiv zurückgegangen bzw. ausgestorben (Yom-Tov / Mendelsohn, 522ff.). Von den noch im 19. Jh. zahlreichen Amphibien überlebten nur wenige Arten von Fröschen, Lurchen und Molchen (Meiri u.a., 51; Amphibiaweb).

Mit den Beutetieren verschwanden die sich von ihnen ernährenden Vögel, u.a. Fischadler, Pelikane, Fischreiher. Israel weist mit über 500 Arten eine umfangreiche Vogelpopulation auf (Lepage), zu denen zahlreiche Zugvögel gehören, die das Land als Zwischenstation auf ihrer Route von Europa nach Afrika nutzen. Die Insekten bilden auch in der Gegenwart noch die artenreichste Population. In den alttestamentlichen Texten werden explizit erwähnt: Ameisen (Spr 6,6), Bienen (Ri 14,8), Hornissen (Ex 23,28), Fliegen (Pred 10,1), Flöhe (1Sam 24,15), Heuschrecken (1Kön 8,37) und Stechfliegen / Moskitos (Ex 8,12-27). Bekannt war, dass Fliegen die Nahrung verderben (Pred 10,1). In biblischer Zeit besonders gefürchtet waren die verschiedenen Arten der Wanderheuschrecke, deren Schwärme die Ernte vernichteten (Joel 1,4; Jes 33,4). Die Bedeutung dieses Insekts spiegelt sich in den differenzierten Bezeichnungen wider (→ Heuschrecken), die die verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung charakterisieren. Die Sümpfe und Flussauen waren ein Reservoir für Moskitos (Ex 8,12-27), von denen einige Anopheles-Arten Malaria übertragen (Sinka u.a., 8.22.24). Von den Ameisen und Bienen über Heuschrecken, Käfer, Läuse, Moskitos bis zu Schmetterlingen und Spinnen waren und sind fast 1000 Arten beobachtet worden (Insects of Israel).

Eine weit kleinere Gruppe bilden die Reptilien, von denen noch 94 Arten existieren (Reptile Database), von den harmlosen kleinen Agamen, Chamäleons und Schildkröten bis zu den giftigen Waranen, die bis zu 2 m lang werden (Tristram, 148-154). Die Mehrzahl der Reptilien lebt in den überwiegend sandigen Regionen (Werner). Auch an Schlangen, ungiftigen Nattern neben einer aggressiven Kobra (Jer 46,22) und giftigen Vipern (Jer 8,17) bestand (Tristram, 140-147; Bodenheimer, 184-191) und besteht auch gegenwärtig kein Mangel (Meiri u.a., 66-68). Das im Bereich des Hule-Sees, im Jarmuk und im Tanninim lebende Krokodil ist seit Beginn des 20. Jh.s ausgestorben (Bodenheimer, 197). Der Name des nördlich von Cäsarea Maritima ins Mittelmeer mündende Tanninim-Fluss erinnert noch an dessen einstigen Lebensraum.

Bereits seit dem Neolithikum hielten die in Syrien-Palästina siedelnden Menschen domestizierte Haustiere: Hunde, Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine (Brentjes). Die Taubenzucht und die Haltung von Hühnervögeln wurde in der Levante erst im Verlauf der zweiten Hälfte des 1. Jt.s v. Chr. betrieben (Osten-Sacken, 382.440-444). Nennenswerte Mengen von Hühnerknochen sind erst seit der Zeit der persischen Oberherrschaft archäologisch nachweisbar (Redding, 339f.). Wachteln wurden scheinbar nicht gezüchtet, sondern während des saisonalen Überfluges gefangen (Ex 16,13; Num 11,31-32; Ps 78,26-30; Ps 105,40).

3. Variable Faktoren der Wirtschaftsgeschichte vorindustrieller Gesellschaften

Das Zusammenspiel von variablen Faktoren mit den „Gegebenheiten“ bestimmt die Siedlungsstruktur, die Verkehrswege und die Wirtschaftsformen. Ein für das Wirtschaftsverhalten grundlegender variabler Faktor sind die sozialen Strukturen einer Gesellschaft. Diese beeinflussen erheblich die Wirtschaftsform. Der Wirtschaftsvollzug findet in lokalen Bezügen unterschiedlicher Reichweite statt. Der soziopolitische Raum der Wirtschaftsorganisation reicht räumlich von der Siedlung über die Region bis zum Staat und internationalen Zielen.

3.1. Soziale Agenten und Netzwerke

3.1.1. Familie / Sippe

Israel gehörte soziologisch zu den Gesellschaften, deren soziale und ökonomische Strukturen durch Verwandtschaftsbeziehungen bestimmt wurden (Lang). Zu unterscheiden sind primäre soziale Einheiten wie → Familie und Großfamilie (AT: „Vaterhaus“) von sekundären Bildungen wie Sippe / Clan (מִשְׁפָּחָה mišpāḥāh) und Sippenverband / Stamm. Aus ökonomischer Perspektive umfasst die Großfamilie drei unterscheidbare soziale Typen „nuclear family, paternal joint family, fraternal joint family“ (Albertz / Schmitt, 26).

Primäre soziale Gruppen werden durch drei Faktoren bestimmt: patrilineare Generationenfolge, Wohngemeinschaft und gemeinsames Wirtschaften. Das Vaterhaus unterscheidet sich von der zwei bis drei Generationen umfassenden Familie durch seine genealogische Weite in der zweiten Generation, die mehr als ein Ehepaar und dessen Kinder umfasst. Die nach Lev 18,6-18 verbotenen Sexualbeziehungen implizieren das Zusammenleben in einem Mehrgenerationenhaushalt. Sozioökonomisch ist die Familie bzw. das Vaterhaus hinsichtlich ihres Arbeitskräftepotenzials intra- wie intergenerationell beständig im Wandel. In sozialen wie ökonomischen Krisensituationen (Verlust von arbeitsfähigen Angehörigen, Seuchen, Missernten) ist die Weiterexistenz der einzelnen Familiengruppe abhängig von der Solidarität der patrilateralen Verwandtschaftsgruppe, der lokal ansässigen Sippe (Num 27,1-11; Rut 2,1.20). In Israel scheint die Sippe (מִשְׁפָּחָה mišpāḥāh) Eigentümerin des Landes gewesen zu sein (Vanderhooft, 489f.). Die Sippe umfasst eine oder mehrere Siedlungsgemeinschaften (Ri 18,2; 1Sam 20,6), die auf faktischer oder fiktiver Verwandtschaft beruhen und sozial, ökonomisch und militärisch bei Bedarf kooperieren. Das soziale Beziehungsnetz zwischen benachbarten Dörfern wird durch Heiratsbeziehungen begründet und aufrechterhalten (Lehmann 2004, 155ff.). Eine Region, die von Bergen, Wadis, Flüssen oder Wüstland umgeben ist, ist verkehrstechnisch von anderen Regionen her schwer erreichbar. Daher fördern topographische Hindernisse eine Verstetigung intralokaler wie intraregionaler Heiratsallianzen. Die so geknüpften dauerhaften Verwandtschaftsbeziehungen bilden die Basis für eine Kooperation der Sippen über ihre partikularen, lokal bestimmten Interessen hinaus. Ein solcher Verband von Sippen wirkt in allen Angelegenheiten zusammen, die das Ordnungsgefüge der Siedlungsgemeinschaften betreffen, sei es militärischer, rechtlicher, sozialer oder wirtschaftlicher Natur. Der jeweilige Verwandtschaftsgrad (Ri 8,4-9) sowie das Ausmaß und die Dringlichkeit der Herausforderung (Ri 7,23-24) bestimmen die real geleistete Solidarität mit. Die Beistandspflicht wie auch die gemeinsame Haftung wird ideell begründet durch die Behauptung einer gemeinsamen Abstammung. Diese findet ihren Ausdruck in gemeinsamen politischen wie militärischen Aktionen (Ri 6,33-35). Ökonomisch relevant ist eine entsprechende Gruppierung nur insoweit, als gemeinsame Aktionen der Abwehr feindlicher Beutezüge und damit der Sicherung des ungestörten Wirtschaftens dienen. Die einzelnen Großfamilien und die von ihnen konstituierten Sippen und Dorfgemeinschaften unterliegen einem ständigen demographischen Wandel (Routledge), der ebenso soziobiologischen Zufällen geschuldet ist (Krankheiten, Unfälle, Unfruchtbarkeit, Sterblichkeitsrate) wie den Unbilden der natürlichen Umgebung (Schädlingsinvasionen, Raubtiere, Ernteverluste, Klimakatastrophen, Erdbeben) und auch den Überfällen von räuberischen Horden. Über mehrere Generationen besonders begünstigte Sippen können aufgrund der steigenden Anzahl überlebender arbeitsfähiger Angehöriger ihren sozialen Vorrang ökonomisch verfestigen. Diese sozioökonomische Entwicklung kann einhergehen mit einer Verschiebung der soziopolitischen Machtverhältnisse zwischen den Sippen einer Region. Die so entstandene Ungleichheit zwischen den Sippen fördert Ansehen, Einfluss und Karriere besonders begabter Angehöriger der dominanten Sippe. Auf diese Weise wird die dominante Sippe zum Kern einer regionalen Elite.

3.1.2. Stamm

Die oberste soziopolitische Ebene bäuerlicher wie nomadischer Gesellschaften bildet der → Stamm. Diese Verbandsbildung beruht auf einer tiefen und verzweigten Genealogie, die Verwandtschaftsbeziehungen als gesellschaftliches Ordnungsgefüge über Zeit und Raum behauptet. Der Stamm ist auf Dauer instabil, da die Zugehörigkeit auch auf dem faktischen Konsens der Sippen beruht. Ein Stamm ist eher eine virtuelle Gruppierung von Sippen und Verbänden als eine dauerhaft funktionierende Organisation. Diese wird realisiert, wenn politische und militärische Herausforderungen regional nicht mehr bewältigt werden können.

3.1.3. Staat

Der altisraelitische → Staat baut als politische Organisation zum Teil auf Verwandtschaftsgruppierungen auf, zum Teil stehen die staatlichen Organisationsprinzipien und Strukturen im Widerspruch zu jenen der Verwandtschaft. Die überregionale politische Organisation, insbesondere das Verhältnis von Zentrum und Peripherie, beeinflusst wesentlich die Orientierung des Wirtschaftsverhaltens (Eisenstadt).

Soziale wie politische Organisation wandeln sich – auch unter dem Einfluss der technischen Entwicklung – im Verlauf der Geschichte Israels. Die komplexe Interaktion der konstanten und der variablen Faktoren des Wirtschaftsgeschehens im west- wie ostjordanischen Siedlungsgebiet Israels kann hier nur ansatzweise unter Berücksichtigung der regionalen Unterschiede und der historischen Entwicklung dargestellt werden.

3.2. Siedlungsprozesse und Siedlungsstrukturen im Bergland in der Eisen-I-Zeit

Im Kernbereich des späteren Staates Israel in Galiläa und auf dem ephraimitischen Gebirge kommt es in der → Eisen-I-Zeit zur Neugründung zahlreicher kleiner Siedlungen (Finkelstein 1988, 34-117). Die Besiedlung setzt im Norden des Berglandes generell früher ein als im Süden auf dem judäischen Gebirge (Ofer, 102-105). Diese Siedlungsbewegung greift auf das ostjordanische Bergland von Westen her über. Zwischen Jarmuk und Jabbok, in der später Gilead genannten Region, entwickelt sich gleichfalls eine Dorfkultur (Mittmann 1970), die allerdings in mehr oder minder ungebrochener Kontinuität zur spätbronzezeitlichen Kultur zu stehen scheint (Ottosson). Die Siedlungsgeschichte des Berglandes wird ökonomisch bestimmt durch eine dörflich orientierte Hauswirtschaft (→ Dorf). Innerhalb des Siedlungsraumes bestehen regional bedingte Unterschiede (Bloch-Smith; Zwingenberger, 138-204; Herr). Als Beispiel dient hier die Besiedlung des Gebirges Ephraim (Finkelstein 1988, 119-204). Die Neusiedlungen finden sich vorzugsweise außerhalb des politischen wie militärischen Einflussbereiches der spätbronzezeitlichen Städte, liegen aber im nördlichen Teil des Gebirges im Bereich der großen Zwischengebirgstäler, das heißt mit Zugang zu den regionalen Verkehrswegen. Viele dieser Siedlungen nehmen eine umbaute Fläche von ½ bis 1 ha ein (Zertal, 57). Die Größe der Siedlungen im palästinischen Bergland lässt auf Gruppen schließen, die aus mehreren Großfamilien bestanden. Der Populationsumfang einer Siedlung hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Gesamtfläche der Siedlung, der Bebauungsdichte, der Größe des umbauten Raumes, der Menge verfügbaren Wassers, dem Vorhandensein ausreichender Acker- und Weideflächen (Zorn 1994). Die demographischen Analysen moderner orientalischer Haushalte haben ergeben, dass zwischen fünf und sieben Personen in einem dörflichen Haushalt leben. Eine Siedlung mit einer Gesamtfläche von 1 ha hätte dann je nach Bebauungsdichte (20-30 Häuser) zwischen 100 und 210 Personen umfasst (Lehmann 2004, 152).

Die früheste Besiedlung lässt sich im Bereich der Steppenzone der Ostabhänge nachweisen, dort, wo eine Kombination von Vieh- und Feldwirtschaft aufgrund fehlender Bewaldung möglich war. In einigen Gegenden bilden die früheisenzeitlichen Siedlungen regelrechte Zusammenballungen, so um → Silo (Chirbet Sēlūn; Koordinaten: 1776.1626; N 32° 03' 22'', E 35° 17' 23''), → Bethel (Bētīn; Koordinaten: 172.148; N 31° 55' 32'', E 35° 14' 20'') und → Afek (Rās el-‘Ēn; Koordinaten: 1435.1680; N 32° 06' 18'', E 34° 55' 46'') herum. Die Siedlungen sind in der Regel unbefestigt, und etliche liegen in geraumer Entfernung zur nächsten Quelle (Finkelstein 1988, 194f.). Die → Wasserversorgung der Siedlungen wird durch Zisternen gewährleistet (Hopkins, 151f.), die über vorgeschaltete Filter verfügen können. Sofern der Fels nicht aus wasserdichtem Senon-Kreidegestein bestand, wie z.B. in → Ai (et-Tell; Koordinaten: 1748.1471; N 31° 55' 00'', E 35° 15' 40''; Callaway / Livingston, 18), wurden die Zisternen mit Mörtel ausgekleidet (Callaway 1985, 39f.). Ein früheisenzeitlicher Kalkbrennofen vom Tell Hebron ist ein Indiz für die Produktion und interlokale Distribution von speziell benötigten Baumaterialien (Eliyahu-Behar / Yahalom-Mack / Ben-Shlomo, 16ff.). Die Zisternen wurden in dieser Häufung und Verbreitung im Bergland erstmals in den früheisenzeitlichen Dörfern angelegt (Faust 2005, 207f.). Die Häuser können kreisförmig angeordnet und die Siedlung kann teilweise umwallt sein (Bloch-Smith, 104). Die Bauweise deutet auf baustatische Kenntnisse hin: Die Fundamentmauern waren aus Stein und die höheren Schichten aus ungebrannten Ziegeln, zudem lassen Mauerstärke und Steinpfeiler (Ji 1997, 394) für die Decke des Erdgeschosses auf ein Obergeschoss schließen, das teilweise oder ganz ausgebaut worden war (Braemer, 145-153). Archäologisch ließen sich auch zum oberen Stockwerk führende Treppen nachweisen (Faust / Bunimovitz, 23). Die aufwendige Konstruktion setzt entsprechendes technologisches Wissen und Fähigkeiten voraus. Die „Bauherren“ verfügten über entsprechende Erfahrungen im Hausbau (Callaway 1985, 38). Der Arbeitsaufwand für den Hausbau übersteigt das Arbeitspotenzial einer Kernfamilie (Clark). Auch müssen die Siedler Nahrungsmittelreserven gehabt haben, deren Bereitstellung ebenfalls einen gewissen Arbeitsaufwand erforderte. Diese Voraussetzungen – Arbeitskräfte, Organisation, Wissen, Rücklagen – erfüllen am ehesten Gruppen, die bereits arbeitsteilig wirtschaften und Ackerbau wie auch Viehzucht betreiben. Die materielle Kultur lässt Rückschlüsse auf die soziale Struktur der Siedlungen zu. Die Gründergenerationen bestanden aus gleichrangigen Verwandtschaftseinheiten, die beim Hausbau und den außerhäuslichen landwirtschaftlichen Aktivitäten kooperierten. Innerhalb einer Siedlung finden sich Gruppen von Häusern ungleicher Grundfläche, die auf einen zwischen diesen befindlichen Hof ausgerichtet sind; einige der Hauskomplexe haben gemeinsame Außenmauern, auch scheinen Kochstellen und Silos Gemeinschaftseinrichtungen zu sein (→ ‘Izbet Ṣarṭa, Koordinaten: 1467.1679; N 32° 06' 16'', E 34° 57' 52'', Finkelstein 1986; Chirbet Raddana, Koordinaten: 1693.1466; N 31° 54' 45'', E 35° 12' 12'', Callaway 1984). Das Vorhandensein von Silos für die Speicherung von Getreide charakterisiert die Hochlanddörfer der Eisen-I-Zeit (Faust 2005, 206). Die Baustrukturen deuten an, dass die Bewohner einer Hauswirtschaft angehörten (Gadot 2011, 178ff.).

4. Dorfkultur und Hauswirtschaft in der Eisen-I-Zeit

4.1. Hausbau und Landwirtschaft

4.1.1. Das Vierraumhaus

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Die Hausformen und die interne räumliche Struktur der Häuser bestimmen die effektive wirtschaftliche Nutzung durch den jeweiligen Haushalt (→ Haus / Hausbau). Die Grundrisse der Häuser folgen in ländlichen Siedlungen häufig dem Typus des Vierraumhauses (Shiloh, 3ff.), das gegebenenfalls ein zweites Stockwerk hat (Faust / Bunimovitz). In den urbanen Siedlungen kommen auch Drei- und Zweiraumhäuser vor. Das Vierraumhaus besteht aus drei Längsräumen und einem quer vor diesen gelagerten Breitraum (Ji, 387). Der Breitraum kann durch eine Mauer zweigeteilt sein, ein Umstand, der auf eine unterschiedliche Nutzung der beiden Räume hindeutet, aber auch die Stabilität eines Obergeschosses erhöht. Das zweite Stockwerk kann die gesamte Grundfläche einnehmen, sofern das Erdgeschoss geschlossen überdacht wurde. Dieser Sachverhalt ist relevant für die Schätzung der Einwohnerzahl einer Siedlung sowie für die innerhäuslichen wirtschaftlichen Aktivitäten.

In der Forschung wird debattiert, ob der mittlere Raum des Erdgeschosses, der sogenannte Hof, überdacht oder offen war. Zunächst dominierte die Position, dass der Hof offen war (Wright 1978, 151; Fritz 1977, 43ff.; Mazar 1990, 485f.). Einige der den offenen Hof auszeichnenden Eigenschaften scheinen das zu belegen. Die Außenräume erhalten – mangels Fenster – ausschließlich durch einen offenen Hof ausreichend Licht. Auch die Lüftung der Räume erfolgt über den Hof. Die Beschaffenheit des Fußbodens deutet ebenfalls auf einen offenen Raum hin. Die Untersuchung von Stichproben des Fußbodens des mittleren Raumes ergab, dass dieser aus einer witterungsbeständigen Mischung aus Lehm, Erde und Asche bestand (Itzhaki / Shinar, 20). Einige der ausgegrabenen Höfe wiesen einen Fußboden auf, der nur in einem Teilbereich gepflastert worden war. Auch befanden sich alle innerhäuslichen offenen Feuerstellen innerhalb des mittleren Raumes, da der Rauchabzug eine Öffnung erfordert (Zwingenberger, 334-339). Zudem deuten die hier gefundenen Artefakte (Reibsteine, Mühlsteine, Mörser, Kochtöpfe, Webgewichte), die für die Nahrungsmittelzubereitung bzw. verschiedene Gewerke verwendet werden, darauf hin, dass für diese Arbeiten Licht unerlässlich war. Fritz (2007, 115) verweist darauf, dass die Breite der Höfe, die bis zu 4 m betragen kann, lange Holzbalken zur Überspannung erfordert. Lokal wachsende Bäume wie Eichen, Tamarisken und Terebinthen können zwar entsprechend lange Balken liefern, aber es scheint zweifelhaft, ob diese in ausreichender Menge zur Verfügung standen. Stager (15) bestreitet den Mangel an Bauholz und führt praktische Erwägungen für eine Überdachung an. Der winterliche Regen hätte den Fußboden schlüpfrig werden lassen; daher wären Feuerstellen und Öfen der Witterung ausgesetzt gewesen. Zudem nehme der offene Hof einen zu großen Anteil am Wohnraum ein, übertrage man das Design des Vierraumhauses auf die urbanen Zwei- oder Dreiraumhäuser. Die Möglichkeiten der Nutzung des Hauses (Schlafen, Essen, Haushaltsaktivitäten) wären erheblich eingeschränkt worden. Die Mauerstärke und Pfeiler erlaubten ein zweites Stockwerk über der gesamten Grundfläche, was eine Überdachung des Hofes impliziere. Der Argumentation von Stager folgen u.a. Netzer (197f.), Holladay (338), Schloen (170), Faust / Bunimowiz (23). Gegen eine Überdachung der gesamten Grundfläche des Erdgeschosses sprechen allerdings die baustatischen Berechnungen von Heinrich. Seinen Berechnungen zufolge hätten bei der vorliegenden Tiefe des zentralen Raumes (Hofes) die tragenden Mauern des Flachdaches erheblich stärker sein müssen als die ausgegrabenen Mauern (Heinrich). Die Untersuchungen vergleichbarer Hauskonstruktionen in iranischen Dörfern (Kramer, 98f.) zeigen, dass die Mauerstärke zweistöckiger Häuser durchschnittlich 1 m beträgt. Die dendroarchäologischen Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil an verbautem Olivenholz (Olea europea) zwischen 44 % und 58 % in der Mittelmeerzone betrug (Liphschitz, 48) und in den trockenen Zonen das Holz der Dattelpalme (Phoenix dactylifera) als Bauholz genutzt wurde (Liphschitz, 169). Die Verwendung von Fruchtbäumen, die baustatisch von geringer Qualität sind, scheint den von Fritz angenommenen Mangel an Bauholz zu bestätigen (Benzaquen / Finkelstein / Langgut, 47-51). Bedenkt man das Argument des Schutzes vor dem winterlichen Regen, so fällt im Bergland (auf der Höhe von Jerusalem) nur an ca. 44 Tagen im Jahr Regen (Israel Meteorological Service). Der Schutz der Feuerstellen, die einen Rauchabzug benötigen, wäre auch durch eine Teilüberdachung gewährleistet gewesen. Halbierte Baumstammreste eines Vierraumhauses in Sichem, die über den Seitenräumen lagen, deuten an, dass das zweite Stockwerk nicht generell die gesamte Grundfläche einnahm (Wright 1965, 161 und fig. 79).

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Die räumliche Gliederung des Hauses erlaubt eine multifunktionale Nutzung. Die archäologischen Befunde geben einen Einblick in die Aktivitäten innerhalb des Hauses (Hardin). Im Hof befanden sich Einrichtungen wie Öfen und Kochgruben. Das niedrige untere Stockwerk diente wahrscheinlich der Unterbringung der Tiere, der Aufbewahrung der Vorräte und der Ausübung des Haushaltshandwerks, während die oberen Räume Wohn- und Schlafräume waren. Lagerfähige Vorräte wurden in fast allen Räumen aufbewahrt (Frank). Zwischen der Lagerkapazität und der Bodenfläche bestand ein direkter Zusammenhang. Das Gesamtvolumen der Gefäße betrug im Verhältnis zur Grundfläche zwischen 10,7 l pro qm und 11,5 l pro qm (Frank, 149), so dass sich aus dem Bedarf pro Person pro Lagerzeit (ca. 260 l) auf eine entsprechende Zahl von erwachsenen Bewohnern schließen lässt (a.a.O., 101f.). Die Keramikgefäße für Getreide, Öl und Trockenfrüchte befanden sich in der Regel im rückwärtigen Bereich des Hauses im Breitraum oder in einem von diesem abgetrennten Raum. Ein erheblicher Anteil der Gefäße stand entlang der Wände der Längsräume und im Bereich des zentralen mittleren Raumes. Außerhalb des Hauses in unmittelbarer Nähe existierten in der Eisen-I-Zeit Vorratsgruben, die mit Steinen ausgelegt waren, und die wahrscheinlich der Aufbewahrung von Getreide dienten.

4.1.2. Die Landwirtschaft

Die festen Installationen lassen auf eine an der Subsistenz ausgerichtete Landwirtschaft schließen (→ Ackerbau; → Viehwirtschaft). In einigen Ausgrabungen wurden unmittelbar mit den Häusern verbundene → Hürden gefunden (Callaway 1985, 38f.), was auf die Haltung von Kleinvieh hindeutet. Die Kombination von Ackerbau und Viehhaltung dient der Risikominderung bei Mindererträgen in einem der beiden Bereiche. Die Knochenfunde belegen, dass überwiegend → Schafe und → Ziegen gehalten wurden, daneben → Rinder als Zugtiere (Hellwing u.a., 348; Sasson 2010, 6-61). Als Last- und Reittiere wurden → Esel genutzt (Ri 5,10; 1Sam 9,3; 1Sam 25,18). Die Haltung von → Schweinen war nicht üblich (Sapir-Hen / Bar-Oz u.a.).

Der Mist der Haustiere wurde wahrscheinlich überwiegend auf die Felder als Dünger ausgebracht; denn wie die untersuchten Aschereste aus Öfen und Herdstellen zeigten, wurde fast ausschließlich Holz verbrannt (Gur-Arieh u.a.). Die Anlage von Terrassen, um der Bodenerosion entgegenzuwirken und zusätzliches Ackerland zu gewinnen, hat wahrscheinlich bereits in der Eisen-I-Zeit eingesetzt (Geus 1975; Faust 2005, 207). Die Terrassierung geeigneter Hänge ist arbeitsintensiv und Indiz für eine in den Dörfern funktionierende soziale Organisation (Hopkins, 173-186). Der terrassierte Bereich wurde vor allem für Gemüse und die Kultivierung von Fruchtbäumen genutzt, u.a. → Olive, → Feige, → Granatapfel, → Mandel (B. Rosen, 342). Außer Weizen und Gerste (Dtn 8,8; → Getreide) wurden auch Kichererbsen (Jes 30,24), Bohnen und Linsen (Ez 4,9) und → Flachs (Hos 2,7.11) angebaut (→ Speise / Speisezubereitung). Die Bedeutung des Flachsanbaues belegt der Geserkalender, demzufolge ein Monat nach dem Flachsschnitt benannt wird (Renz / Röllig, 35). In geeigneten Lagen dienten die Terrassen auch dem Anbau von Getreide (Callaway 1985, 41; ders., 1984, 60).

Auf die Vorratshaltung von Getreide und Trockennahrungsmitteln weisen die Anlage von abgedichteten Vorratsgruben im Bereich des Hauses hin (Currid / Navon) sowie die Aufstellung sehr großer Tonkrüge (Pithoi), die ca. 1,02-1,18 m hoch sind, einen Durchmesser von 55-60 cm und ein Fassungsvermögen von 110-120 l haben (Raban, 494f.513f.). Die Pithoi dürften auch als Behälter für Wasser, Öl oder Wein genutzt worden sein. Die häufige Erwähnung einer Kelter in der alttestamentlichen Überlieferung (u.a. Ex 22,28; Ri 6,11; Jes 5,2; Hos 9,2) deutet auf → Weinanbau und → Olivenkulturen hin. Der signifikant steigende Anteil von Olivenholz als Bau- wie als Brennmaterial belegt die zunehmende Verbreitung von Olivenbaumgärten (Liphschitz, 48.169). Auch Dreschplätze (→ Dreschen), Keltern und Ölpressen haben archäologische Spuren hinterlassen (Frankel, 56-58.62-66). Ölpressen wurden zumeist innerhalb der Siedlung in den Häusern angelegt; hingegen befanden sich die gemeinschaftlich genutzten Dreschplätze außerhalb der Siedlung, um die für das → Worfeln günstigen Winde auszunutzen (Whittaker 2014a, 137).

4.2. Hauswirtschaft, Handwerk und Handel

Nur wenige alttestamentliche Texte spiegeln das Wirtschaftsgeschehen der frühen Eisenzeit wider. Hierzu gehören Überlieferungen im → Richterbuch und den → Samuelbüchern, die mehr oder minder nebenbei entsprechende Aktivitäten erwähnen. Die geringe Professionalisierung der Arbeit zeigt sich auch im Fehlen konkreter Berufsbezeichnungen. Die Bezeichnung für → Handwerker lautet, unabhängig vom bearbeiteten Material, in dieser Zeit חֶרֶשׁ ḥæræš, das Verb umschreibt im weitesten Sinne Tätigkeiten wie pflügen, eingraben, einritzen (Hamp, 235f.). Nur in 1Sam 13,19 wird ein Handwerker (חָרָשׁ ḥārāš) erwähnt; der Kontext charakterisiert ihn als Schmied. Im Deboralied (→ Debora) unterstellt Siseras Mutter den Israelitinnen die Fähigkeit zur Buntweberei (Ri 5,30). Simson verspricht, jeden der 30 Hochzeitsgäste mit zwei Gewändern zu beschenken, sofern sie das ihnen aufgegebene Rätsel lösen (Ri 14,12). Doch Simson erwirbt diese Menge durch Raubmord (Ri 14,19), was dagegen spricht, dass die Kleider auf Vorrat gewebt wurden und binnen kurzem gekauft oder eingetauscht werden konnten. Auch erwähnen die Texte keine Händler und entsprechende Termini für → Händler wie סֹחֵר soḥer oder רֹכֵל rokhel, ebenso fehlen die Verben kaufen / erwerben / verkaufen (קנה qnh / מכר mkr).

Die materielle Kultur der Haushalte ist dem archäologischen Befund zufolge einfach, doch ihre Zusammensetzung lässt sich nicht allein als Produkt der Hauswirtschaft begreifen. Einige der Artefakte sind von Handwerkern hergestellt und erhandelt worden, vor allem jene aus Stein und Metall.

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4.2.1. Steinwerkzeuge. Als Steinwerkzeuge finden sich Mahl- und Reibsteine (Dtn 24,6), Mörser (Num 11,8), Töpferscheiben (Jer 18,3) sowie Sichelschneiden aus Feuersteinabschlägen. Die Steinwerkzeuge wie Mörser, Reibmühlen und Töpferscheiben sind häufig aus Basalt und funktional optimiert (Ebeling / Rowan, 113). Diese Eigenschaften weisen auf spezialisierte Handwerker und deren Handel hin (Hovers, 183ff.). Es ist bisher archäologisch kaum zu ermitteln, ob diese als Wanderhandwerker umherzogen oder als Handwerker im Nebenerwerb in den Siedlungen lebten. Archäologische Funde von halbfertigen Steingefäßen und Abfallprodukten, u.a. aus Hazor, Bet-Schean, Pella und Megiddo, deuten auf die Existenz von Werkstätten in den Städten hin (Ebeling / Rosenberg). Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht auch die Beschaffenheit der → Sicheln. Die Sichelschneiden bestanden in der Frühzeit (12.-10. Jh. v. Chr.) aus spezifisch zugeschlagenen Feuersteinen, die mittels einer Dichtmasse (Asphalt / Baumharze / Mörtel) in einen hölzernen Schaft eingefügt worden waren. Die Technik zur Herstellung der Sichelschneiden erforderte detailliertes Fachwissen. Der Herstellungsprozess war so komplex, dass die Teilstücke nur von Spezialisten hergestellt werden konnten (Manclossi / Rosen, 12ff.). In einigen Siedlungen, u.a. in → Dan und → Geser, wurden Vorräte von Feuersteinen in unterschiedlichem Bearbeitungszustand gefunden, was auf einen dort etablierten Handwerker hindeutet (Ilan 2011, 141.147; S.A. Rosen). Die mit Feuersteinklingen besetzten Dreschschlitten sind ebenfalls ein Produkt spezialisierter Handwerker (Whittaker 2014b, 141f.).

4.2.2. Keramik. Die alltägliche Gebrauchskeramik scheint nur teilweise im Rahmen der Haushaltswirtschaft und / oder auch der Siedlungsgemeinschaft produziert worden zu sein. Die Formgebung der Pithoi mit Kragenrandhals, die weitgehend übereinstimmenden Maße, das Volumen und die Technologie der Herstellung deuten an, dass sie Produkte professioneller Töpfer sind (Raban, 494). Die Größe der Pithoi und ihr Leergewicht von ca. 32 kg (Esse, 96 Anm. 72) spricht für ihre Herstellung vor Ort durch wandernde Töpfer (a.a.O., 97). Einige Gefäßtypen wie Schalen, Kratere und Kochtöpfe stimmen hinsichtlich der Herstellungsweise, in ihrer Qualität und Materialbeschaffenheit (Amiran, 192-194.216.227) und auch Formgebung (Finkelstein 1988, 274) soweit überein, dass ihre Herstellung durch Töpfer wahrscheinlich ist. Die Haushaltswirtschaft erzielte offenbar ausreichende Überschüsse, um diese Tonwaren erwerben zu können. Als Tauschware konnten pflanzliche und tierische Produkte in roher bzw. verarbeiteter Form dienen.

4.2.3. Textilien. Webgewichte und Wirteln, die in nahezu allen Häusern gefunden wurden, belegen, dass Wolle und Flachs weiterverarbeitet wurden und die Herstellung von Bekleidung zum Haushaltshandwerk gehörte (→ Weben / Weberei; → Kleidung / Textilherstellung). Das unterschiedliche Gewicht der Webgewichte ist ein Indiz für die unterschiedliche Fadenstärke und das verwendete Material (Flachs, Wolle); dieses deutet auf eine Spezialisierung der Produktion in einzelnen Haushalten hin (Shamir 2013, 9). Die Fundlage der Webutensilien – sie befanden sich häufig in unmittelbarer Nähe zu den Gefäßen für die Nahrungszubereitung – erlaubt die Annahme, dass die Textilherstellung den Frauen eines Haushaltes oblag (Cassuto), eine Beschäftigung, die auch nach Ri 16,13-14 als typische Frauenarbeit gilt. Die Haltbarmachung, Verarbeitung und Zubereitung der Nahrungsmittel wurden von den Frauen eines Haushaltes organisiert und ausgeführt. Diese Tätigkeiten reichten vom Mahlen des Getreides, Backen, Kochen bis zum Bierbrauen (Ebeling / Homan).

4.2.4. Holzgeräte. In der Landwirtschaft verwendete Werkzeuge und Arbeitsgeräte aus Holz oder Knochen sind archäologisch nicht mehr nachweisbar (→ Holz / Holzbearbeitung). Hölzerne Gegenstände wie Wurfgabeln (Rut 3,2), Grabstöcke und Joche (1Sam 6,7; Jer 28,10) könnten im Haushalt hergestellt worden sein (→ Stock; → Pfosten). Dabei dürfte das noch heute in Dörfern praktizierte Prinzip der Nachbarschaftshilfe eine Rolle gespielt haben. Eine innerdörfliche Arbeitsteilung bestimmte wahrscheinlich die Herstellung von Gebrauchsgegenständen aus Holz oder Ton. Besonders kompetente Dörfler fertigten diese Gegenstände bei Bedarf an, die dann von den Empfängern durch Gegenleistungen in anderen Bereichen vergütet wurden.

4.2.5. Metallwerkzeuge. Anders verhält es sich mit Metallwerkzeugen, die nur von Spezialisten hergestellt werden können (→ Metall / Metallverarbeitung). Zu den seltenen archäologischen Artefakten dieser Zeit gehören u.a. Fragmente von → Pflugscharen (1Sam 13,20), → Messer (Ri 19,29), → Äxte (Dtn 19,5), → Hacken (Jes 7,25), → Nadeln, → Sicheln (Dtn 16,9; Jer 50,16) und Pfeilspitzen (→ Waffen; 1Sam 20,20), wie aus der Zusammenstellung der Metallfunde bei Eynikel (Smith, 46-48) sowie den Beiträgen von Erb-Satullo, Gottlieb (2010) und Yahalom-Mack u.a. (2014) hervorgeht. Als Metall überwiegt in der Eisen-I-Zeit Bronze. Eisen gewinnt als Material für landwirtschaftliche Geräte erst gegen Ende der Eisen-I-Zeit an Bedeutung (Waldbaum, 24-27) und wird dann in der folgenden Periode dominant (Yahalom-Mack / Eliyahu-Behar). Die Kupfer- und Eisenerzstätten lagen in der → Araba und den angrenzenden Berggebieten. Die Erze wurden von seminomadischen Gruppen abgebaut und ausgeschmolzen (Ben-Yosef u.a., 64f.). Die alttestamentliche Überlieferung betrachtet den halbnomadischen Stamm der → Keniter als Vereinigung von Viehzüchtern und Schmieden (Gen 4,22) und schreibt ihnen den Negev als Siedlungsraum zu (1Sam 27,10). Die Verarbeitung der Rohmetalle erfordert ein detailliertes technologisches Wissen, eine langjährige Ausbildung und entsprechende Installationen (→ Läuterung). In der Eisen-I-Zeit sind zwar Metall verarbeitende Werkstätten in einer Anzahl von Städten im Norden nachgewiesen, so u.a. in Dan (Biran 1994, 147-157), Dor (Yahalom-Mack u.a. 2018, 202), Hazor (Yahalom-Mack u.a. 2014), Megiddo (Yahalom-Mack / Shalev), Jokneam (Yahalom-Mack / Shalev), doch scheinen diese ausweislich der Funde überwiegend vorhandene Bronzen eingeschmolzen und neu verarbeitet zu haben (Ilan 2011, 136.141-143). Das Recycling von Bronzeobjekten wurde auch im geringen Umfang in dem Dorf auf der Chirbet Raddana (Koordinaten: 1693.1466; N 31° 54' 45'', E 35° 12' 12'') betrieben (Callaway 1974, 93). Bemerkenswert sind in dieser Hinsicht die metallurgischen Aktivitäten in der früheisenzeitlichen Siedlung von Tel Masos (Chirbet el-Mšāš; Koordinaten: 1467.0691; N 31° 12' 47'', E 34° 58' 00''). Der Tell liegt an der von Arabien zum Mittelmeer führenden Handelsroute und hat somit die Kontrolle über den Transport des aus der Araba kommenden Kupfers. Im Zentrum der Siedlung des 11. Jh.s v. Chr. existierten in einigen Gebäuden Einrichtungen zur Verarbeitung von Kupfer (Fritz / Kempinski, 20f.39-43).

4.2.6. Subsistenzwirtschaft in Dörfern. Wirtschaftseinheit ist der Haushalt einer Großfamilie. Die arbeitsintensiven Phasen der Landwirtschaft sowie die Maßnahmen zur Verhinderung der Bodenerosion wie die Terrassierung von Hängen erfordern eine innerdörfliche Organisation der Arbeit. Das Wirtschaftsverhalten ist nachhaltig und wird bestimmt durch den Versuch der Risikominderung in einer ökologisch labilen Umwelt. Die jährlich verfügbare, aber nicht kalkulierbare Regenmenge stellt dabei das Hauptrisiko dar, das durch die Anlage von Zisternen und zeitlich differenzierte Anbaumethoden gemindert wird. Ernteverluste in Trockenjahren können teilweise durch die Kleinviehhaltung und Vorratswirtschaft ausgeglichen werden. Die Kleinviehzucht ist Teil der Subsistenzstrategie (Sasson 2008, 115). Eine Spezialisierung der Landwirtschaft findet noch nicht statt. Acker- und Gartenland dürften Familieneigentum gewesen sein, da die spätere Überlieferung auch eine Erbteilung von familiärem Grundbesitz kennt (Dtn 21,15-17; Dtn 25,5). Die in manchen Zeiten und an manchen Orten prekäre Sicherheitslage gefährdete aber die nachhaltige Vorratshaltung und damit das ökonomische Überleben kleinerer Siedlungen (Ri 2,14; Ri 6,1-6.11). Das zeigt sich auch an den Bemühungen, Vorräte sicher aufzubewahren. In der ersten Phase der Eisen-I-Zeit überwiegt die Lagerung von Getreide in nahe beim Haus angelegten Gruben (Ilan 2008, 95ff.).

4.2.7. Arbeitsteilung in Landstädten. Die Veränderung der Siedlungsstrukturen im 11. und 10. Jh. war eine erste Reaktion auf diese Bedrohung. Zahlreiche kleinere Neugründungen werden zerstört oder aufgegeben zugunsten größerer Siedlungen, dabei zeichnen sich regionale Unterschiede ab zwischen den Bergländern, den nördlichen Zwischentälern und der südlichen Küstenebene (Faust 2015, 251-253). Eine Urbanisierung des Berglandes mit weitreichenden politischen und sozioökonomischen Folgen setzt ein. Die entstehenden Landstädte bedürfen einer differenzierteren Organisation als die dörflichen Siedlungen. Zwei städtische „Gremien“ bilden sich heraus: die „Ältesten der Stadt“ (→ Älteste), denen die politischen Entscheidungen obliegen (Ri 8,16; Ri 11,5.8-11; 1Sam 11,3; 1Sam 16,1) und die „Männer der Stadt“ (Ri 6,27-28.30; Ri 8,5.8-9.16-17), die für die Verteidigung zuständig sind (Schäfer-Lichtenberger 1983, 228-322). Einige alttestamentliche Texte über die Richterzeit deuten eine sozioökonomische Differenzierung der Bevölkerung an. Der Besitz von → Eseln, die als Reittiere dienen, gilt als Statussymbol vermögender und angesehener Persönlichkeiten (1Sam 9,3; 1Sam 25,20). Ri 5,10 hebt hervor, dass die Anführer des Kriegsvolkes auf weißen Eselinnen reiten. Der Besitz einer großen Anzahl von Eseln (30 bzw. 70) wird zwei „Richtern“ der Frühzeit zugeschrieben (Ri 10,4; Ri 12,14), die zudem einen stattlichen Harem ihr eigen nannten. Die archäologischen Indizien scheinen die schriftliche Überlieferung zu bestätigen. Denn die Ausgrabungen etlicher Tells ergaben, dass, verglichen mit den Knochen von Rindern, nur eine sehr geringe Anzahl von Eselsknochen nachweisbar waren (Hellwing u.a., 316; Davis, 249; Sasson 2010, 64.79). Die bisher praktizierte Vorratshaltung mittels Gruben wird aufgegeben zugunsten oberirdisch gelagerter Pithoi und teils zentraler Speicherräume in den Ortschaften (Ilan 2008, 98ff.). Wahrscheinlich bildete sich eine kleine Schicht von wohlhabenden Familien in den dörflichen Gemeinschaften heraus, die auch in interlokalen Angelegenheiten an Einfluss gewannen. Die Kooperation mit den benachbarten Ortschaften wie auch Verpflichtungen gegenüber Tochtersiedlungen führen zur politischen Organisation, die auf Verwandtschaftsbeziehungen aufbaut und im Bedarfsfall aktiviert werden kann. Interlokale Heiratsallianzen, wie jene, die → Abimelechs Aufstieg zum Herrscher von → Sichem ermöglichen (Ri 9,1-6), können zur Basis des politischen Einflusses lokal dominanter Familien werden (Lehmann 2004, 16ff.). Siedlungsgemeinschaften, die eine bestimmte Anwohnerzahl (ca. 500) überschreiten, tendieren zur Ausbildung politischer Strukturen, die verwandtschaftliche überlagern. Die generationenübergreifende und interlokale Verstetigung politischer Beziehungen führt zur Entwicklung rudimentärer staatlicher Verhältnisse (Claessen / Skalnik, 15-17; Bintliff, 532ff.). Bevölkerungswachstum führt zu einem räumlich sich ausdehnenden Netz an Verwandtschaftsbeziehungen, deren Kontinuität durch die wachsende geographische wie genealogische Distanz nur noch durch politische Mechanismen gewährleistet werden kann, z.B. durch eine stetige interlokale Organisation der dörflichen Repräsentanten.

Das Vordringen der ephraimitischen Siedler nach Westen weist auf einen Anstieg der Bevölkerung hin (Jos 17,14), da die Rodung des Waldes einen erhöhten Einsatz an Arbeitskräften verlangt, ebenso wie die dort mögliche Gartenkultur. Das quellenarme Hügelland wird zunehmend vom Süden her besiedelt, insgesamt scheint die Terrassierung geeigneter Berghänge zuzunehmen (Faust 2013).

5. Die Entwicklung der Wirtschaft unter dem Einfluss des Staates

5.1. Die Wirtschaft im Rahmen der Nationalstaaten Israel und Juda

Charakteristisch für den Siedlungsprozess am Ende der Eisen-I-Zeit ist die regionale Ausweitung sowie die Aufgabe kleinerer Siedlungen und die Konzentration der Bevölkerung in Landstädten. Das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Bevölkerungsdichte in den Siedlungen fördern ein arbeitsteiliges Wirtschaften. Neben der Landwirtschaft entsteht ein vom Landbesitz unabhängiger Arbeitssektor, der sich in größeren Siedlungen etablieren kann: → Handwerk und → Handel. Dieser Vorgang der Ausdifferenzierung von Wirtschaftssektoren setzt voraus, dass die Landwirtschaft entsprechende Überschüsse erzeugt, um die anderen Produzenten mitzuversorgen. Das Surplus muss nicht nur dauerhaft erwirtschaftet werden, sondern der Verbrauch, die Speicherung, Weiterverarbeitung und Verwertung müssen über die jeweilige Saison hinaus gesichert werden. Die erwirtschafteten Überschüsse fördern durch den Handel die schnellere und häufigere Kommunikation zwischen den Dörfern und Regionen. Gleichzeitig erhöht der weitere Kreise ziehende Informationsaustausch die Gefahr, Opfer von Überfällen zu werden. Die Sicherung der Erträge im Rahmen der lokalen Hauswirtschaft ist nur partiell aussichtsreich (Ri 6,11). Kollektive Gegenwehr reduziert temporär die Gefahr der drohenden Einnahmeverluste (Ri 7f.). Die am Bedarfsfall orientierten Kooperationen führen auf Dauer zur regionalen und überregionalen Zentralisierung politischen Handelns (Ri 9-12). Auf diese Weise verbinden sich wirtschaftliche und politische Interessen, so dass frühstaatliche Strukturen entstehen (1Sam 11; 1Sam 13,1-2; 1Sam 14,47-49; 1Sam 16,14-22; 2Sam 2,8-10). Die politische Lösung der sozio-ökonomischen Existenzfrage bringt einen neuen Akteur auf die Bühne, den „frühen“ Staat (Schäfer-Lichtenberger 1996, 96-105). Der bereits eingesetzte Prozess der Spezialisierung in der Landwirtschaft und der Professionalisierung des Handwerks in den Landstädten wird verstärkt durch die Etablierung einer frühstaatlichen Organisation im nördlichen Bergland und den angrenzenden nordostjordanischen Gebieten unter → Saul. Die in der Eisen-II-A-Zeit vom Süden (2Sam 2,1-4) ausgehende Bildung eines die Bergregionen umfassenden politischen Herrschaftsverbandes unter → David (2Sam 5,1-5) erweiterte den Wirtschaftsraum durch die Annexion von ehemals selbstständigen kanaanäischen Stadtstaaten (2Sam 5,6-10; 1Kön 4,9-12) und der in deren Einflussbereich liegenden Zwischengebirgstäler und Ebenen (Ri 1,27-33; 2Sam 5,17-25). Die politische Integration der städtischen Gesellschaften erhöhte das Potenzial an qualifizierten Fachhandwerkern, Händlern und administrativ geschulten Fachleuten, die bei Bedarf vom Königshof herangezogen werden können, um die sich entwickelnden politischen Strukturen zu festigen.

Die politische Organisation wird auf der obersten Ebene durch zivile wie militärische Funktionäre getragen, deren Unterhalt aus dem Surplus von Land‑, Viehwirtschaft und Handwerk bestritten werden muss. Die Durchsetzung der wirtschaftlichen Interessen des Hofes war abhängig von der Kooperation der Führungselite in den Siedlungen und Städten, deren Einfluss auf ihrer Position im Verwandtschaftsgefüge wie auch auf ihrer Verfügbarkeit über ökonomische Ressourcen begründet war (Faust 2000). Soziopolitisch konnten die städtischen Eliten durch die Unterstützung der neuen politischen Autorität ihre innerstädtische Machtposition stabilisieren. Gleichzeitig eröffneten sich ihnen durch die Erweiterung des Handelsraumes ökonomische Chancen. In dem sich formierenden Flächenstaat befinden sich Teilabschnitte der Nord-Süd-Verbindungen der Via Maris im Westen, der Königsstraße im Ostjordanland und der westlichen Ausläufer der Weihrauchstraße im Negev (→ Handel; → Karawane). Die Sicherung der Handelswege erfordert erhebliche Investitionen, die von der lokalen Bevölkerung zu leisten sind, materiell durch die Abgaben von Nahrungsprodukten wie personell durch die Bereitstellung von Arbeitskräften (→ Steuer). Allerdings war die Monarchie angesichts der schwach ausgeprägten Administration auch in diesem Bereich auf die Kooperation der lokalen Eliten angewiesen, die die Maßnahmen vor Ort organisierten und über die Einnahme und die Verteilung der → Abgaben wesentlich mitbestimmten. Im Verlauf der Konsolidierung politischer Strukturen bildete sich ein Netz gegenseitiger Abhängigkeit von städtischen Eliten und Monarchie heraus, das die Strukturen der Wirtschaft von der reinen Subsistenzproduktion veränderte zu einer auf Mehrertrag abzielenden Wirtschaft. Die Kontrolle des Fernhandels wird verstetigt durch die Gründung von Siedlungen in handelsstrategisch wichtigen Regionen, die geomorphologisch für die Landwirtschaft wenig geeignet sind, so im Norden die sumpfige Scharon-Ebene (Faust 2007) und im Süden das Negev-Hochland (Faust 2006).

Wirtschaft 14
Die Siedlungsstruktur, der Bau von festungsartigen Anlagen und die Wasserversorgung durch zentrale Zisternen im Negev weisen auf eine übergeordnete Planung hin. Das Wassermanagement in den Trockengebieten erlaubt eine umfassende Kontrolle sowohl der Siedlungen wie der durchziehenden Handelskarawanen und führt zu weiteren Einnahmen des Staates und der Eliten, die ihre Position auf Dauer als Marktteilnehmer ausbauen. Die Tendenz zur Urbanisation nimmt unter der Monarchie zu; der Unterhalt der außerhalb der Landwirtschaft tätigen Stadtbevölkerung fördert die landwirtschaftliche Überschussproduktion. Die Vorratshaltung führt zum Bau entsprechender Speicher in den größeren Siedlungen (Currid 1992); die Verteilung der Vorräte einschließlich der Abgaben wird zur Aufgabe politischer Instanzen. Im verkehrsgeographisch wie ökologisch begünstigteren Nordreich → Israel ist der wirtschaftliche Aufschwung ausgeprägter und setzt früher ein als im Südreich → Juda. Verkehrsgeographisch zentral gelegene Städte wie → Bet-Schemesch (Koordinaten: N 31° 45' 03'', E 34° 58' 30'') werden ausgebaut (Bunimovitz / Lederman 2001). Planmäßig angelegte Städte wie → Beerscheba zeichnen sich im Inneren durch ein verkehrsfreundliches Straßennetz aus (Herzog 1997, 244-249). Die Wasserversorgung wird durch technisch aufwendige, teils unterirdisch geführte Systeme in einigen Festungsstädten gesichert, so u.a. in → Beerscheba (Tell es-Seba‘; Koordinaten: 1343.0726; N 31° 14' 42'', E 34° 50' 26'', Herzog 2016, 425-476), Jokneam (Koordinaten: N 32° 39' 51'', E 35° 06' 32''; Ben-Tor u.a. 2005, 226f.) und in → Hazor (Koordinaten: 2035.2693; N 33° 01' 05.65'', E 35° 34' 08.59''; Ben-Tor u.a. 1997, 237-246). Geopolitisch strategische Orte wie → Bet-Horon (Koordinaten: N 31° 52' 48'', E 35° 07' 27'') am Aufstieg nach Jerusalem werden befestigt (1Kön 9,17) oder auch neu angelegt, so Chirbet Qeijafa (Koordinaten: 1460.1227; N 31° 41' 47'', E 34° 57' 26'') im Elatal (Garfinkel / Ganor). Die Hauptstädte → Jerusalem, → Jesreel (Zer’īn; Koordinaten: 1810.2182; N 32° 33' 28'', E 35° 19' 45'') und → Samaria (Koordinaten: 1680.1870; N 32° 16' 33'', E 35° 11' 21'') werden ausgebaut bzw. neu angelegt.

Die strukturelle Entwicklung der Wirtschaft in den folgenden Jahrhunderten wurde wesentlich durch die außenpolitischen Rahmenbedingungen geprägt. Die Konsolidierung der Staaten am Nil wie am Euphrat rückte die Levante ab dem ausgehenden 10. Jh. v. Chr. wiederholt in das Zentrum imperialer Bestrebungen. Der das Nordreich verheerende Feldzug des Pharaos → Scheschonq (ca. 926/25 v. Chr.) führte nur zu temporären wirtschaftlichen Einbrüchen. Israel behielt die Kontrolle über die zentralen Nord-Süd-Routen und die damit verbundenen Einnahmen. Die ostjordanischen Kleinstaaten blieben unter der Vorherrschaft des israelitischen Staates, deren Tributabgaben trugen nicht unerheblich zum Staatshaushalt bei. Die gute wirtschaftliche Ertragslage nach dem Feldzug des Pharao Scheschonq und vor dem Auftauchen assyrischer Heere in Syrien (853 v. Chr.) ermöglichte ein umfangreiches, auf staatlicher Initiative beruhendes überregionales Bauprogramm. Das Nordreich erholte sich rasch, wie ablesbar ist am zügig einsetzenden Wiederaufbau der Städte, ihrer Mauern und Torfestungen, der Speicherbauten und der öffentlichen Wassersysteme. Die Wasserversorgung wurde in einigen Festungsstädten durch eine Kombination von unterirdischen Kanälen, Schächten und Sammlern neu angelegt bzw. ausgebaut.

Die funktionale Differenzierung der Städte setzt sich in den folgenden Jahrhunderten fort; Provinzstädte entwickeln sich zu Vororten des jeweiligen Bezirkes; die innerstädtischen Strukturen werden von zivilen wie militärischen Aufgaben geprägt, deren Träger auf die externe Versorgung mit Lebensmitteln angewiesen sind. Nach wie vor bestimmen Dörfer und kleine Landstädte, deren Bevölkerung überwiegend Landwirtschaft betreibt, die Landschaft. Das politische Machtzentrum befindet sich in der jeweiligen Hauptstadt, in der die aus Zöllen, Tributen und Naturalabgaben der Landbevölkerung sich ergebenden Überschüsse konsumiert und gegebenenfalls in Gestalt von öffentlichen Bauten thesauriert werden. Die öffentlichen Baumaßnahmen, die Administration und eine professionalisierte Truppe setzen ein umfassendes Abgaben- und Fronsystem voraus (→ Abgaben; → Fron). Großzügig dimensionierte Verwaltungsgebäude wurden in den Provinzstädten des Nordreiches errichtet, u.a. in → Megiddo, → Hazor, → Kinneret, → Tirza (Faust 2012a, 46-68). Die Bauweise (Quader, Verputzung von Mauern, Podiumsfundament) verrät ein beträchtliches technologisches Niveau und handwerkliches Können. Die Konstruktion und materielle Beschaffenheit der öffentlichen Bauten weisen auf ausreichende Ressourcen an Mitteln und Arbeitskräften hin. Die intensivierten Handelsbeziehungen zu Phönizien, insbesondere zu Tyrus, erhöhten die staatlichen Einnahmen und trugen zur ökonomischen und politischen Stabilisierung bei. Die Gründung der neuen Hauptstadt → Samaria (Koordinaten: 1680.1870; N 32° 16' 33'', E 35° 11' 21'') unter den Omriden (→ Omri; → Ahab) in der ersten Hälfte des 9. Jh.s v. Chr. und ihr Ausbau zur Festungsstadt, dokumentieren die wirtschaftliche Prosperität des Nordreiches.

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Die Tendenz zu einer defensiv ausgerichteten Stadtarchitektur kennzeichnet israelitische wie judäische Städte. Vormals kanaanäische Städte wie → Taanach und → Bet-Schemesch wurden judäische Verwaltungszentren. Die im Verlauf des Scheschonq-Feldzugs zerstörten Festungsanlagen im Negev werden aufgegeben, doch wird in → Arad (Tell ‘Arād; Koordinaten: 1620.0767; N 31° 16' 50", E 35° 07' 34") die Festung wieder auf- und massiv ausgebaut; sie dient in den folgenden Jahrhunderten als Grenzfestung zum Schutz der diese Region durchquerenden Karawanen (Herzog 2002, 10.21-32). → Lachisch (Tell ed-Duwēr; Koordinaten: 1357.1082; N 31° 33' 54'', E 34° 50' 59'') wird ab dem frühen 9. Jh. v. Chr. zur bedeutendsten Festungsstadt Judas ausgebaut (Ussishkin 1993, 905-907). Beerscheba entwickelt sich im 8. Jh. v. Chr. zu einer für Juda ertragreichen Wegstation für den Fernhandel zwischen Arabien, Ägypten und der südlichen Küste (Singer-Avitz u.a.). Die dort gefundenen Gewichtssteine entsprechen unterschiedlichen nationalen Standards (Kletter 2016, 1152f.).

Die stabile innere Ordnung förderte die landwirtschaftliche Produktion. Das Bevölkerungswachstum wie auch die für den Unterhalt der staatlichen Verwaltung notwendigen Abgaben ließen den Bedarf an Agrarerzeugnissen ansteigen. Das an einer nachhaltigen Subsistenz orientierte Wirtschaftshandeln der Landbevölkerung ändert sich in Richtung einer auf die Bedürfnisse des Staates ausgerichteten Marktwirtschaft. Die zentrale Speicherung der Vorräte setzt entsprechende Abgaben der bäuerlichen Bevölkerung voraus sowie ein regionales wie innerstädtisches Distributionssystem. Der Unterhalt der massiv befestigten Bezirksstädte und ihrer zivilen wie militärischen Verwaltung erfordert beträchtliche Abgaben und Arbeitsleistungen der Bevölkerung. Die Sozialstruktur der Bezirksstadt unterscheidet sich von jener einer Landstadt, da Erstere darauf angewiesen ist, dass vor Ort dauerhaft qualifizierte Fachhandwerker verfügbar sind, insbesondere Bauhandwerker (2Kön 12,12-13), Schmiede (Jer 24,1), Töpfer (Jer 18,2-4), Textilhandwerker (Jes 19,9), Müller (2Kön 7,1.18) und Bäcker (Jer 37,21).

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Die Anlage von Speicherhäusern und großen Silos ermöglichte eine zentrale Verwaltung der Vorräte und die Verteilung der Überschüsse, vor allem die Versorgung der Arbeitskräfte, die in der zivilen und militärischen Verwaltung tätig waren. Speicheranlagen mit entsprechend großem Fassungsvermögen wurden im Norden ausgegraben u.a. in Hazor (Ben-Tor 2008, 1774f.; Ben-Ami, 154-163), Bet-Schean (Mazar 2010, 262f.), Megiddo (Ussishkin 1994, 424-426), Sichem (Currid 1989, 45f.), Bet-Schemesch (Bunimovitz / Lederman 2009, 136) und im Süden u.a. in Lachisch (Ussishkin 1993, 906), Beerscheba (Herzog 1973) und Tel ‘Ira (Beit-Arieh / Ayalon, 83-87). Entsprechende Speichervorrichtungen dürften ab dem frühen 9. Jh. v. Chr. bis in das späte 7. Jh. v. Chr. in allen Festungsstädten gebaut worden sein. Ihre Konstruktion deutet auf eine zentrale Planung hin (Currid 1992) und auf die Möglichkeit der staatlichen Verwaltung, jeweils vor Ort Arbeitskräfte und Material bereitzustellen. Auffällig ist die Lage der Speicheranlagen in der näheren Umgebung des Torbereiches. Auch fanden sich Öl- und Weinpressen in der Nähe von Verwaltungsgebäuden, was auf eine staatlich kontrollierte Verarbeitung der Naturalabgaben hindeutet. In der unmittelbaren Umgebung gefundene Artefakte wie die Reste einer Waage oder Gewichtssteine lassen an eine Nutzung des freien Platzes vor den Gebäuden als Marktplatz denken (Bunimovitz / Lederman 2009, 128; Eph‘al / Naveh; Kletter 1998, 87; Seger, 359).

Die zunehmende Urbanisierung förderte den regionalen wie überregionalen Handel und eröffnete der Landwirtschaft neue Absatzmöglichkeiten. Es wurde rentabel, erzielte Überschüsse in die Verbesserung der Produktionsmittel zu investieren, z.B. in die Akkumulation von Agrarflächen, die Beschäftigung zusätzlicher Arbeitskräfte, die Urbarmachung ungenutzter Böden, die Terrassierung von Hängen sowie in die Anschaffung effektiverer landwirtschaftlicher Geräte aus Eisen und Arbeitstiere wie Ochsen. Eine vermehrte Aufzucht von Ochsen rentiert sich nur, wenn die zu bewirtschaftende Landfläche entsprechend zunimmt, da ein Ochse unter Reproduktionsaspekten eine Negativinvestition ist und während der Aufzucht und Trainingsphase erhebliche Kosten verursacht.

Die hohe Vermehrungsrate von Kleinvieh machte eine nachhaltige Ausweitung der → Viehwirtschaft attraktiv, zumal in den Städten eine entsprechende Nachfrage entstand. Bisher eher extensiv genutzte Trockengebiete im Bergland jenseits der Wasserscheide und im Negev wurden wirtschaftlich interessant (Shahak-Gross u.a.). Innerhalb der Mischwirtschaft mit ihrem Schwerpunkt auf dem Ackerbau kann der Bereich der Kleinviehhaltung ausgeweitet werden. In diesem Sektor finden landlose Arbeitskräfte ihr Auskommen. Die Aufzucht aller geeigneten weiblichen Tiere führt zu einem erhöhten Angebot tierischer Erzeugnisse, das den Eigenbedarf übersteigt. Fleisch und Milch werden aufgrund ihrer geringen Haltbarkeit in der Regel nur lokal bzw. im engeren regionalen Umkreis angeboten, hingegen eignen sich Käse und Leder für den überregionalen Vertrieb.

Bereits der intraregionale Handel lässt den Bedarf an Transportmitteln steigen, zu diesen gehören neben den Lasttieren wie → Esel auch die entsprechenden Behälter: Gefäße aus Ton, Schläuche aus Leder sowie gewebte und geflochtene Säcke und Lasttaschen. Der Handel und der damit verbundene Austausch von Informationen fördern die Professionalisierung des Handwerks und die Differenzierung der Tätigkeitsbereiche. Es entstehen in der Schefela und im judäischen Bergland Werkstätten zur Herstellung von Töpferwaren (Ben-Shlomo 2016; → Keramik), die sich auf bestimmte Formen und qualitativ hochwertige Gefäße spezialisieren (Ben-Shlomo 2019). In Hazor befand sich im 9. Jh. v. Chr. eine auf die Herstellung von Gefäßen aus Basalt spezialisierte Werkstätte (Ebeling / Rosenberg).

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Händler wie Konsumenten, zu Letzteren gehörten auch die auf Abgaben bedachten politischen Instanzen, hatten ein gemeinsames Interesse daran, das jeweilige Produkt seinem Volumen bzw. Gewicht nach genau zu bestimmen (→ Maße und Gewichte). Einen Ausdruck findet das in den bei Grabungen gefundenen zahlreichen Gewichtssteinen. Die gefundenen Gewichtssteine enthielten häufig Markierungen mit Maßangaben; neben hebräischen Buchstaben waren auch hieratische Zahlzeichen gebräuchlich (Kletter 1998, 62-69). Krughenkel sind mit Ortsnamen und / oder Personennamen versehen, deren Markierungen lassen an einen überregionalen Handel denken, wie auch spezielle Gewichtssteine, die regionale Maßsysteme berücksichtigen (Heltzer 2001). Indizien für den Fernhandel sind die in den Hauptstädten wie auch in den Inlandsstädten gefundenen Reste von Seefischen (→ Fisch) aus dem Roten Meer, dem Mittelmeer (Reich / Shukron / Lernau, 157-160), aber auch vom Nilbarsch (Lernau; Lernau / Golani, 2459-2481; Neer u.a., 111-117) und Muscheln (Ktalav / Borowski; Bar-Yosef Mayer), sowie Luxusartikel wie phönizische Keramik und Elfenbeinschnitzereien (Crowfoot / Crowfoot; Bechar; Reich / Shukron / Lernau, 160f.).

Die ab der Mitte des 8. Jh.s v. Chr. laut werdende Kritik an manipulierten Gewichten und Hohlmaßen (Am 8,5; Hos 12,8; Mi 6,11) setzt voraus, dass die Maße von einer übergeordneten Instanz überprüft wurden. Eine Diskrepanz zwischen der Angabe und dem Gewicht weisen die in Tel Ḥalîf (Tell el-Chuwēlife; Koordinaten: 1373.0879; N 31° 22' 58'', E 34° 51' 57'') ausgegrabenen Gewichtssteine auf, die hieratische Zahlzeichen trugen und vom Ende des 8. Jh.s v. Chr. stammen (Seger). Einzelne Städte scheinen standardisierte Gefäße und Gewichtssteine im Torbereich bereit gestellt zu haben, wie Funde vom Tel Kinneret (Tell el-‘Orēme; Koordinaten: 2008.2528; N 32° 52' 10", E 35° 32' 27") und Tell Dēr ‘Allā (→ Sukkot; Koordinaten: 2088.1782; N 32° 11' 46'', E 35° 37' 15'') vermuten lassen (Eph‘al / Naveh). Hacksilber spielte zunehmend als Zahlungsmittel im Handel eine Rolle (Kletter 2003). Auf eine gewisse Standardisierung deutet die Form einer Klasse von sogenannten „Hypo-Krügen“ hin, die als Transportbehälter dienten; denn das Gewicht der Behälter war offenkundig bei der Herstellung der dünnwandigen „Hypo-Krüge“ ein wichtiges Kriterium, da diese trotz ihres Fassungsvermögens von ca. 68 l nur ein Leergewicht von 9-11 kg hatten (Alexandre, 83). Sie waren zwischen dem 10. und 9. Jh. v. Chr. in Nordisrael gebräuchlich und wurden überwiegend an militärstrategisch wichtigen Plätzen gefunden, die entlang der Hauptroute von der Jesreel-Ebene zum mittleren Jordantal lagen. Die „Hypo-Krüge“ dienten als Transportbehälter für Korn und Mehl (Alexandre, 84-86; Panitz-Cohen 2016a, 47e-48e; dies., 2016c, 50e.52e). Die Krüge trugen eine Töpfermarke auf einem der beiden Henkel und auf den Schultern konzentrisch eingeritzte Linien, beides könnten „Garantien“ für das Fassungsvermögen sein. Ab dem 9. Jh. v. Chr. existierte in Juda eine besondere Klasse von eiförmigen Vorratskrügen mit zwei bzw. vier Henkeln (Gitin 2006, 509), die durchschnittlich ca. 45 l fassten (Zapassky u.a., 59).

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Im Verlauf der Königszeit entstanden neben den an der Subsistenz orientierten Haushalten auch Hauswirtschaften, die je nach den regionalen Bedingungen überwiegend Getreide anbauten oder in Oliven- und Weinkulturen investierten. Technologischen Innovationen bei der Olivenölgewinnung wie die Hebelpresse reduzierten den Arbeitszeitaufwand und steigerten die Ausbeute. In der Hebelpresse wird der Druck mittels eines mit Gewichten beschwerten Balkens erzeugt (Onozuka, 75-77). Diese Technik setzte sich vor allem im Nordreich durch. Der unter dem Aspekt der Vermarktung betriebene Olivenanbau wurde auch, sozusagen im Nebenerwerb, für die dörfliche Mischwirtschaft rentabel. Das Interesse an Produktion und Vermarktung der Überschüsse im Rahmen der Hauswirtschaft zeigt sich auch daran, dass technisch aufwendige Ölpressen zunehmend in Gebäuden angelegt wurden (a.a.O., 75.91f.). Das Risiko der einzelnen Hauswirtschaft steigt in dem Maße, wie sie die Subsistenzwirtschaft ganz oder teilweise aufgibt. Die unvorhersehbaren klimatischen (Dürre / Überschwemmungen), ökologischen (Schädlinge / Tierseuchen) und sozialen (Krankheiten / Tod) Wechselfälle bedrohen ohnehin bereits die selbstständige Existenz kleiner Landbesitzer, so dass das Zusammentreffen ungünstiger Faktoren den Verlust des Landes nach sich ziehen konnte. Die Besitzverhältnisse änderten sich im Verlauf der mittleren Königszeit (8.-7. Jh. v. Chr.). Laut alttestamentlicher Überlieferung spielte in der Landwirtschaft der Großgrundbesitz zunehmend eine größere Rolle (Jes 5,8; Mi 2,2).

Bereits im ausgehenden 10. Jh. bzw. frühen 9. Jh. v. Chr. fanden in Teilen der Landwirtschaft neben der Ölgewinnung weitere bemerkenswerte Spezialisierungen statt, die auf die Akkumulation von Kapital und dessen Reinvestition hinweisen. Die größte Siedlung in der → Ebene von Bet-Schean, → Rehob (Tell eṣ-Ṣārem; Koordinaten: 1970.2070; N 32° 27' 27'', E 35° 29' 52''), war der Sitz eines ungewöhnlichen Betriebes. In der Unterstadt (Eisenzeit-II-A) wurde ein Apiarium ausgegraben, dessen Umfang auf eine hoch professionelle Bienenzucht (→ Bienen) schließen lässt (Mazar / Panitz-Cohen). Die Lage des Apiariums innerhalb einer dicht bebauten urbanen Zone dient der Sicherung der Erträge, gleichzeitig deutet sie an, dass die Erbauer und Eigentümer über erheblichen politischen Einfluss in der Stadt verfügten. Die Anlage selber bestand aus extra angefertigten Tonzylindern, die in mehreren Reihen neben- und übereinander so gestapelt waren, dass die Bienen durch ein Loch auf der einen Seite ausfliegen konnten, während die Zylinder auf der anderen Seite vom Imker geöffnet werden konnten (Mazar / Panitz-Cohen, 204f.). In unmittelbarer Nähe der Installation wurden Kultobjekte gefunden. Die Analyse erhaltener Bienenreste ergab, dass diese zu einer nicht lokal verbreiteten Art gehörten, der Apis mellifera anatolica, und eingeführt worden waren. Diese Art ist weniger aggressiv als die einheimische und ertragreicher. Die Aufrechterhaltung der Zucht erforderte einen regelmäßigen Import befruchteter Königinnen aus Anatolien (Bloch u.a.). → Honig und Bienenwachs waren gesuchte Handelsprodukte. Honig war nicht nur als Nahrungsmittel begehrt (1Sam 14,25-27), sondern wurde auch für medizinische Zwecke benötigt, während das Wachs erst das Hohlgussverfahren für den Metallguss ermöglichte, und somit Bienenwachs für die Herstellung von Bronzeobjekten unverzichtbar war. Auf einem Vorratsgefäß im Apiarium stand der Name Nimschi, der bereits vor dem Brand eingeritzt worden war (Mazar / Panitz-Cohen, 212). Ein weiteres formgleiches Gefäß trug ebenfalls diesen Namen, der erst nach dem Brennen eingeritzt worden war. Dieses Gefäß wurde in einem größeren Gebäude in der Nähe des Apiariums gefunden (Mazar 2003, 178ff.). Die Planung und Konstruktion der Werkstätten waren arbeitsaufwendig und kostenintensiv. Der Betrieb war nur mit professionellen Kräften möglich und setzte kontinuierliche Handelsbeziehungen mit anatolischen Imkern voraus. Das mehrmalige Vorkommen des Namens Nimschi in derselben Region innerhalb des 10./9. Jh.s v. Chr. ist bemerkenswert. Alle diese Faktoren deuten auf die Entstehung einer regionalen Elite hin, die ihre soziale Position ökonomisch festigen konnte. Der hohe sozioökonomische Status wird durch die faunalen Reste aus den Wohngebieten der städtischen Elite bestätigt; deren Analyse ergab, dass außer Rindfleisch vorzugsweise die fleischreichen Teile junger männlicher Ziegen und Schafe verzehrt worden waren. Auch in Megiddo und Jerusalem charakterisierte der umfangreiche Konsum von Vorzugsstücken die wohlhabenderen Wohnviertel (Sapir-Hen, 229). In Rehob wurde dazu noch gelegentlich Wildschwein gegessen. Die gefährliche Wildschweinjagd (→ Jagd) erfordert entsprechende Kenntnisse, Freizeit, Fähigkeiten und Ausrüstung; über diese verfügte nur eine wirtschaftlich potente Elite (Marom u.a.). Der General → Jehu, der dem Klan Nimschi angehörte, war nicht nur ein einflussreicher Heerführer und erfolgreicher Usurpator, sondern auch als Streitwagenfahrer renommiert (2Kön 9,16.20). Der Erwerb dieser militärischen Kompetenzen setzt ein entsprechendes Vermögen seiner Herkunftsfamilie voraus.

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Die Samaria-Ostraka (Renz / Röllig, 79-109; → Schreibmaterial) deuten an, dass die Elitebildung und die Veredelung von Agrarprodukten einher gehen. Die Ostraka wurden im Palastbereich gefunden und stammen aus dem zweiten Viertel des 8. Jh.s (Kaufman, 234). Auf den Ostraka werden Personen, deren Herkunft sowie das Regierungsjahr verzeichnet, daneben findet sich die Angabe „ein Krug Feinöl“ (Amar) oder „ein Krug alter Wein“ (Suriano). Unabhängig davon, ob man die Genannten für die Empfänger der Produkte hält (Rainey) oder für die Lieferanten (Yadin), belegen die Ostraka die Produktion und Distribution von Premium-Erzeugnissen, die im Zusammenhang mit der Administration des Königshofes in Samaria erfolgten. Im ersten Fall werden die Personen durch die Vergabe ausgezeichnet, im zweiten Fall verfügen sie über Möglichkeiten und Mittel, von der Oberschicht besonders begehrte Produkte herzustellen. Die Herkunftsnotizen verweisen auf Klans im unmittelbaren Umkreis der Hauptstadt (Niemann). Das Konsumverhalten des Königshofes und der Führungsschicht zog auch die prophetische Kritik auf sich (Am 6,6; → Sozialkritik; → Königskritik).

Die im Verlauf des 9. und 8. Jh.s v. Chr. zunehmende Urbanisation in Israel wie in Juda führte zu Veränderungen der innerstädtischen Baustrukturen. Die Wohnarchitektur spiegelt die sich entwickelnde sozioökonomische Ausdifferenzierung der Gesellschaft wider (Faust 2012a, 46-96). Die Häuser der Wohlhabenderen bedeckten größere Flächen (100-120 qm) und waren freistehend. Sie verfügten über massivere Außenmauern, deren Steine sorgfältiger behauen waren als im allgemeinen Hausbau der Siedlung üblich. In der Regel lagen diese Häuser in der Nähe öffentlicher Gebäude. Ebenfalls in deren Umkreis fanden sich kommerziell genutzte Flächen wie Werkstätten und Kontore (1Kön 20,34). Die Häuser der übrigen Bevölkerung teilten sich die Außenmauern und verfügten über eine geringe Wohnfläche (40-60 qm). Die Wohnbedingungen für die Mehrheit der Stadtbevölkerung untergruben den Zusammenhalt von Großfamilien und Sippen. Die alttestamentlichen Texte, die die israelitische Gesellschaft des 8. Jh.s v. Chr. reflektieren, deuten auf sozioökonomische Probleme weiter Bevölkerungsteile und deren Ausbeutung hin (Am 4,1; Am 5,11; Am 8,4-6; Mi 3,10).

Die städtischen und die ländlichen Lebens- und Wirtschaftsbedingungen entwickelten sich konträr zueinander. Die Versorgung der jeweiligen Hauptstadt und der Festungsstädte hat sich auf die sozioökonomische Organisation der unmittelbar angrenzenden Regionen ausgewirkt. Einzeln stehende, größere Gehöfte finden sich häufiger im Umkreis der Städte Samaria und Jerusalem, zudem scheint deren Landwirtschaft auf Wein- und Olivenkulturen ausgerichtet gewesen zu sein (Faust 2003). In den von der Landwirtschaft geprägten Regionen bestimmen Landstädte und Dörfer das Bild. In Israel überwiegen Großdörfer, während in Juda einzeln stehende Gehöfte häufig vorkommen (Faust 2012a, 130-159); dazu finden sich an für den Handel und die Verteidigung wichtigen Verkehrsverbindungen neben den befestigten Städten zusätzlich festungsähnliche Gebäude. Diese militärischen Stützpunkte dienten der Sicherung der landwirtschaftlichen Kleinsiedlungen und der staatlichen Güter (a.a.O., 178-189). Die Versorgung der Hauptstadt und des Königshofes erforderte den Aufbau einer zentralen Administration in der jeweiligen Hauptstadt unter einem Majordomus. Sein offizieller Titel lautet: „der über dem Haus“ (עַל־הַבָּיִת). Der Titel ist sowohl im Alten Testament (u.a. 1Kön 4,6; 1Kön 18,3) wie auch archäologisch durch Siegel- und Bullenfunde wie durch eine Grabinschrift belegt (Layton, 637-641). In Jerusalem befand sich nahe der Gihonquelle ein Gebäude, in dem ein- und ausgehende Güter registriert wurden. Die dort gefundenen Tonbullen, Siegel und ein Zählbrett, die zwischen dem 9. und frühen 8. Jh. v. Chr. verwendet wurden, deuten auf eine funktionierende staatliche Verwaltung hin (Reich / Shukron / Lernau, 156f.162).

Allgemein grenzen sich ab dem 9. Jh. v. Chr. die größeren Dörfer durch eine Umschließungsmauer von der Umgebung ab. Die Terrassierung der Hänge wird im 8. Jh. weiter ausgebaut. In den Dörfern sind die Einrichtungen zur Verarbeitung und Lagerung der Erzeugnisse (Tennen, Silos, Öl- und Weinpressen) sowie das Wassermanagement (Zisternen) lokal konzentriert angelegt worden. Anlage und Betrieb der landwirtschaftlichen Einrichtungen lassen eine gemeinschaftliche Nutzung und eine entsprechende innerdörfliche soziale Organisation vermuten. Die Wirtschaft der ländlichen Siedlungen ist außerhalb der Hauptstadtregionen auf deren Subsistenz ausgerichtet, die besonderen ökologischen Bedingungen führten dazu, dass daneben in den höheren Lagen der Wein- und in den niedrigeren Lagen der Olivenanbau eine wichtige Rolle spielt. Die regionale Häufung von Wein- und Ölpressen in den ländlichen Regionen spricht für eine marktorientierte Landwirtschaft. In den Tälern und Ebenen wurde bevorzugt Getreide angebaut, in den Trockengebieten überwog die Viehwirtschaft (Shahak-Gross u.a.). Ein einflussreicher Wirtschaftsteilnehmer waren die → Krongüter, was die alttestamentlichen Texte andeuten (1Kön 21,1-2; 2Kön 8,5-6) und die Grabungen belegen. In → Bet-Schemesch (Koordinaten: N 31° 45' 03'', E 34° 58' 30'') und Tell Bēt Mirsim (Koordinaten: 1415.0960; N 31° 27' 21'', E 34° 54' 37'') deutet die Häufung von Ölpressen auf eine staatlich kontrollierte Produktion im 8. Jh. v. Chr. hin (Finkelstein / Na’aman).

In der Eisen-II-Zeit nimmt die Nutzung von Metall als Werkstoff erheblich zu (→ Metall / Metallverarbeitung). Die ab dem 10. Jh. v. Chr. steigende Nachfrage nach Metall löste umfangreiche Bergbauaktivitäten in den ostjordanischen Lagerstätten aus (Levy / Ben-Yosef / Najjar; Levy / Adams u.a.). Das Erz wurde abgebaut, ausgeschmolzen und gelangte dann zur Weiterverarbeitung als Roheisen in die Schmiedewerkstätten urbaner Siedlungen des West- wie Ostjordanlandes. Die Kupfer- und Bronzeproduktion in der Araba florierte im ausgehenden 10. und im 9. Jh. v. Chr. und bildete neben dem arabischen Gewürzhandel die Basis eines verzweigten Netzes von Handelsrouten zwischen Arabien und den philistäischen Städten an der Mittelmeerküste. Die zeitnah zunehmenden Siedlungsaktivitäten im Negev-Hochland deuten an, dass die seminomadischen Viehzüchter in diesen Regionen in vielfältiger Weise Anteil an den Handelsaktivitäten hatten, durch die Stellung von Transporttieren wie auch durch die Versorgung mit tierischen Erzeugnissen (Shahak-Gross). Aber im Verlauf des 9. Jh.s v. Chr. beginnt Eisen als Werkmaterial die Bronze abzulösen. Die archäologischen Funde weisen auf eine breite Palette von Metallobjekten hin, die Alltagsgegenstände (Nadeln, Haken), landwirtschaftlichen Geräte (→ Pflugscharen, → Sicheln, → Messer) ebenso wie → Waffen (Pfeilspitzen, Schwerter) umfassen. Die Werkstätten zur Metallverarbeitung befanden sich in der Eisen-II-Zeit in den städtischen Zentren (Eliyahu-Behar u.a., 2013a). Die bisher archäologisch nachgewiesenen Werkstätten lagen in Megiddo, Bet-Schemesch, Taanach und Chirbet Qeijafa in der Nähe öffentlicher Gebäude (Yahalom-Mack u.a. 2017, 60; Bunimovitz / Lederman 2003, 235f.; Stech-Wheeler u.a., 249.254-256; Rabinovich u.a., 96) oder wie in Hazor und Dan im Bereich der Toranlagen (Yahalom-Mack 2014, 38-40). Im philistäischen → Gat (Tell eṣ-Ṣāfī; Koordinaten: 1359.1237; N 31° 41' 58'', E 34° 50' 52'') befanden sich die Schmieden in unmittelbarer Nachbarschaft kultisch genutzter Räumlichkeiten (Eliyahu-Behar / Workman). Die innerstädtische Lage der Schmieden lässt vermuten, dass sie unter der Aufsicht und Verfügung der jeweiligen Elite standen. Einige Grabungen belegen, dass sich die jeweilige Werkstätte über Generationen an derselben Stelle innerhalb der Stadt befand, so z.B. in Megiddo und Hazor (Eliyahu-Behar u.a. 2013b; Yahalom-Mack u.a., Metalworking 2014). In ein und derselben Werkstätte wurden gleichzeitig Kupfer und Eisen verarbeitet. Die Eisentechnologie breitete sich in Juda früher aus als in Israel, wo sie sich erst im 9. Jh. v. Chr. weiträumig durchsetzte (Gottlieb 2018). Die Akzeptanz von Eisen als Werkmaterial ging parallel mit der Ausbildung überregionaler politischer Strukturen. In Juda ging deren Etablierung in der Eisen-II-A-Zeit einher mit der neuen Besiedlung von Arad XII. und von Beerscheba VIII. (a.a.O., 437-439). Die Metallurgen des Nordens verfügten über eine längere Tradition in der Bronzeproduktion als jene des Südens und zudem über einen gesicherten Nachschub an Kupfer aus mehreren Lagerstätten, so dass im Norden die Schmiede in der Übergangsphase eine Optimierung der Bronzetechnologie vorzogen (a.a.O., 440). Als Werkmaterial ist Eisen der Bronze nur überlegen, wenn es zu Stahl verhüttet wird. Zudem ist der Prozess der Stahlerzeugung technisch anspruchsvoller und aufwendiger als jener der Bronzeherstellung, auch konnte Eisen nicht in Formen gegossen, sondern musste in einem aufwendigen und langwierigen Verfahren geschmiedet werden (Bunimovitz / Lederman 2012, 104). Dtn 8,5 spielt auf Eisenerzvorkommen in → Kanaan an. Diese befanden sich aber in einem Randgebiet in der Region des Wādī Zerqā (→ Jabbok), im Ostjordanland (Veldhuijzen / Steen, 195). Auf dem nahe dem Vorkommen von Mugharet el-Warda gelegenen Tell el-Ḥamme (Koordinaten: 2112.1778; N 32° 11' 32'', E 35° 38' 48'') wurden Installationen zur primären Verhüttung des Eisenerzes gefunden, die zwischen dem 10. und 9. Jh. v. Chr. saisonal betrieben wurden (Veldhuijzen / Rehren, 191f.). Die Ortslage war während der Betriebszeit nicht kontinuierlich bewohnt. Da alle bei der primären Verhüttung entstehenden Arten von Schlacke vorhanden waren, aber keine Reste geschmiedeten Eisens, wurde dieses als Roheisen offenkundig an anderer Stelle weiterbearbeitet. In demselben Zeitraum befanden sich in Bet-Schemesch Einrichtungen zur Weiterverarbeitung von Roheisen, deren Betrieb eine kontinuierliche Zulieferung erforderte. Die ähnliche Zusammensetzung der Schlacken beider Werkorte wie auch die gleiche materielle und formale Beschaffenheit der in Bet-Schemesch und Tell el-Ḥamme verwendeten Keramikstutzen (tuyère), die die erhöhte Luftzufuhr für den Schmelzvorgang ermöglichen, weisen auf die Schmelzwerkstatt von Tell el-Ḥamme als Zulieferer des Rohmetalls hin (a.a.O., 196-198). Die technologischen Übereinstimmungen könnten auf dem via Handel ermöglichten Wissenstransfer beruhen, lassen aber auch an personelle Beziehungen zwischen den an beiden Orten tätigen Schmieden denken (a.a.O., 199).

Die von der Hauswirtschaft ausgehende Diversifikation der Tätigkeiten fördert eine Professionalisierung in jenen Bereichen des Haushaltshandwerkes (→ Textilherstellung), dessen Ausübung zeitaufwendig ist und besondere Kenntnisse und Fähigkeiten verlangt. Dazu gehört das Spinnen und Weben von Flachs und Wolle, das Färben und weitere Verarbeiten der Stoffe sowie die Produktion von Leder und dessen Verarbeitung. Archäologisch sind in einigen Siedlungen im 10. und frühen 9. Jh. v. Chr. Werkstätten nachgewiesen, die auf bestimmte Bereiche des Haushaltshandwerkes sich spezialisiert haben. In manchen Siedlungen wurde außerhäusliches Handwerk im großen Stil betrieben. Die mittlere Jordanregion scheint sich im Verlauf des 10./9. Jh.s v. Chr. zum lokalen Zentrum der Leinenweberei entwickelt zu haben, wie die Funde u.a. in → Bet-Schean (Tell el-Ḥoṣn, Koordinaten: 1977.2124; N 32° 30' 15'', E 35° 30' 10''), Tell el-Ḥamme (Koordinaten: 2112.1778; N 32° 11' 32'', E 35° 38' 48''), Tell Dēr ‘Allā (→ Sukkot; Koordinaten: 2088.1782; N 32° 11' 46'', E 35° 37' 15''), Tel Rehob (Tell eṣ-Ṣārem; Koordinaten: 1970.2070; N 32° 27' 27'', E 35° 29' 52'') und Tel ‘Amal (Tell el-‘Asī; Koordinaten: 1926.2123; N 32° 30' 17'', E 35° 27' 06'') vermuten lassen (Mazar 2019, 132f.). In Tel Rehob deuten die Funde von über 1000 Webgewichten sowie Fragmente von Webgerätschaften, die in einander benachbarten Gebäuden konzentriert lagen, auf die Existenz florierender Werkstätten hin (a.a.O., 128-130). Die in Tel ‘Amal (Stratum III/IV, 10. Jh. v. Chr.) gefundenen Baustrukturen und Artefakte (Öfen, Becken, Gefäße mit Farbresten, Webgewichte, Reste hölzerner Webrahmen) weisen auf Webwerkstätten hin, in denen die Produkte auch gefärbt wurden; zudem wurde das benötigte Wasser durch einen extra ausgehauenen Tunnel vom nahen Fluss zur Siedlung geleitet (Levy / Edelstein, 333-342). Die Untersuchung der Webgewichte ergab, dass deren geringes Gewicht auf Leinenweberei schließen lässt (Shamir 2013, 9). Ein Krug trug die eingeritzten Zeichen LNMŠ (Levy-Edelstein, 336 und Tafel XXV.4), die als Besitzerangabe „für Nimschi“ gedeutet werden können (Lemaire 1973, 559). Nimschi ist als Name eines Vorfahrens des Ursupators Jehu aus 2Kön 9,2.14 bekannt. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass sich in den Werkstätten bzw. in deren Umfeld sakrale Artefakte wie kleine Altäre und aufwendig gestaltete Tonkelche befanden. Die Existenz von Räumlichkeiten im Bereich des Jerusalemer Tempels, in denen Frauen Gewänder für die Göttin → Aschera webten, erwähnt die Notiz in 2Kön 23,7.

Die Bezeichnung des Produktes als בָּתִּים („Häuser“) in 2Kön 23,7 ist textkritisch fragwürdig, wie die abweichenden antiken Übersetzungen zeigen. Ursprünglich könnte dort das ähnlich lautende בָּדִּים („Leinen“) gestanden haben, בָּתִּים also auf einem Hörfehler beruhen. Wahrscheinlicher als ein Abschreibfehler wäre eine bewusste Änderung aus religiösem Motiv, da die Gewänder der JHWH-Priester gleichfalls aus Leinen hergestellt wurden (Lev 6,3; Lev 16,4.23.32). Eine mögliche Verbindung zur Anfertigung der Gewänder der Göttin wird so verschleiert.

Auf die Herstellung von Textilien spezialisierte Werkstätten sind archäologisch für die mittlere und späte Königszeit (8.-6. Jh. v. Chr.) im Norden wie im Süden des Landes nachgewiesen worden (Shamir 1996, 141f.; Orendi u.a., 182f.). Im Bereich der Webereien fanden sich in einigen Werkstätten auch Installationen und Werkzeuge zum Färben der Garne bzw. Stoffe (Dagan / Cassuto, 44-47). In nachexilischer Zeit orientierte sich die Professionalisierung und Differenzierung des Textilhandwerkes am jeweils verarbeiteten Grundmaterial (Ex 35,35).

Die Professionalisierung nicht-landwirtschaftlicher Tätigkeiten nimmt im Verlauf der Königszeit zu. Doch ist auffällig, dass in den alttestamentlichen Texten über die Königszeit, anders als in der altorientalischen Umwelt (Groß), die in den alttestamentlichen Texten erwähnten Handwerker nur unterschieden werden nach den Materialien, die sie be- und verarbeiten. Die Vorbereitungen für den salomonischen Tempelbau werden von Bauleuten (בּוֹנִים) ausgeführt, die mit Stein wie Holz arbeiten (1Kön 5,32). Für Reparaturarbeiten am Jerusalemer Tempel werden Bauarbeiter (בּוֹנִים), Steinmetze (חֹצְבֵי הָאֶבֶן), Holzhandwerker (חָרָשֵׁי הָעֵץ) und Maurer (גֹּדְרִים) angestellt (2Kön 12,12-13; 2Kön 22,5-7). Die Organisation der Bauarbeiten am Tempel obliegt Werkmeistern (עֹשֵׂי מִלְחָמָה). Unter den von Nebukadnezar II. Deportierten werden allgemein Handwerker und Schmiede (מַסְגֵּר) aufgeführt (2Kön 24,14.16; Jer 24,1). Die Heraushebung der Schmiede beruht auf ihrer Schlüsselposition in der Waffenproduktion, worauf auch die Lage der Schmieden in und bei den Festungsanlagen hinweist, so u.a. in Hazor (Yahalom-Mack 2014, 34), Megiddo (Yahalom-Mack 2017, 54ff.), Bet-Schemesch (Bunimovitz / Lederman 2009, 128), Tel Sera‘ (Tell eš-Šerī‘a; Koordinaten: 1196.0889; N 31° 23' 26'', E 34° 40' 45''; → Ziklag; Rothenberg / Tylecote). Fachhandwerker und vor allem Schmiede gehörten zu den begehrten und regelmäßig deportierten Kriegsgefangenen; sie werden in den Inschriften der assyrischen Könige als besonders wertvolle Beute erwähnt (Borger 1956, § 67, Mnm. C,27; Tadmor, Ann. 17,14). Die Schmiede nahmen als Fachhandwerker eine gesellschaftlich herausgehobene Position ein. Die Untersuchung der tierischen Überreste, die sich bei den Schmelzwerkstätten in Timna / Araba befanden, ist in dieser Hinsicht aufschlussreich. Die Diät der unmittelbar mit der Verhüttung befassten Spezialisten enthielt die besten Fleischstücke, während in den Quartieren der Hilfskräfte die Stücke minderer Qualität gegessen wurden (Sapir-Hen / Ben-Yosef). Das soziale Ansehen der Metallurgen zeigt sich auch in ihrer Kleidung; denn die an derselben Stelle gefundenen Fragmente von Wollgeweben waren von hoher Qualität und zeichneten sich durch eingewebte farbige Borten aus (Workman u.a.).

Der von König → Jehu von Israel dem assyrischen König überbrachte Tribut umfasste u.a. goldene Gefäße (TUAT I, 363), was auf die Beschäftigung von Goldschmieden am israelitischen Königshof denken lässt. Feinschmiede für Silber und Gold (צוֹרֵף) werden in der prophetischen Götterpolemik exilischer Texte erwähnt (Jer 10,9.14; Jes 40,19; Jes 41,7; Jes 44,12). Im Dienst des Königs stehen 1Sam 8,13 zufolge Salbenmischerinnen (רַקָּחוֹת), Köchinnen (טַבָּחוֹת) und Bäckerinnen (אפוֹת). Laut Jes 7,3 und 2Kön 18,17 existierte in Jerusalem zur Zeit der Könige Ahas und Hiskia ein Walkerfeld (מְסִלַּת שְׂדֵה כוֹבֵס), was auf eine Professionalisierung des Textilhandwerks hinweist. Im Jerusalem der spätvorexilischen Zeit deuten das Haus des Töpfers (בֵּית הַיּוֹצֵר) und eine Bäckergasse (מִחוּץ הָאֹפִים) auf florierende Berufszweige dieser Handwerker hin (Jer 18,2