Wirtschaft (AT)
(erstellt: September 2020)
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→ Abgaben
1. Vorbemerkung zu den Formen von Wirtschaft und deren Kontext
Wirtschaft umfasst alle Einrichtungen und Handlungen, die unter Nutzung vorhandener Ressourcen Güter bereitstellen, um menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Wirtschaft schließt unterschiedliche Bereiche ein: einerseits die Produktion, die Verteilung und den Handel, andererseits den Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen. In den einzelnen „Sektoren“ sind unterschiedliche Akteure am Wirtschaftsgeschehen beteiligt. Die wirtschaftlichen Aktivitäten werden von Individuen, Haushalten, Unternehmen / Kooperationen und Regierungen bzw. Staaten betrieben. Wirtschaftliches Handeln ist eine Sonderform sozialen Handelns. Es findet im Rahmen einer sozio-politischen Sphäre statt, die Regularien für das Wirtschaftshandeln ausbildet. Ein bestimmtes Wirtschaftssystem ist das Ergebnis einer Reihe von interagierenden sozio-kulturellen wie politischen Prozessen mit Umweltbedingungen und verfügbaren materiellen wie sozialen Ressourcen. Die jeweilige Form der Wirtschaft wird durch die Kooperation der Akteure und die verfolgten Ziele bestimmt. Strebt die Wirtschaftsgemeinschaft im Wesentlichen die eigene Versorgung an, dann spricht man von Subsistenzwirtschaft bzw. Bedarfswirtschaft. Eine Spezialisierung des Wirtschaftshandelns führt zum Warenaustausch zwischen verschiedenen Produzentengruppen, der sogenannten Erwerbswirtschaft. Die Erwerbswirtschaft wandelt sich zur Marktwirtschaft, sobald Waren auf Vorrat produziert werden und über längere Distanzen und durch Zwischenhändler gehandelt werden. In der Marktwirtschaft wird die Produktion von Waren und die Bereitstellung von Dienstleistungen durch Nachfrage und Angebot der Marktteilnehmer bestimmt.
Eine Entsprechung für den Begriff „Wirtschaft“ findet sich in der Hebräischen Bibel nicht. Der abstrakten Vorstellung „Wirtschaft“ am nächsten kommt das Wort מְלָאכָה məlā’khāh, das u.a. Geschäft, Werk, Arbeit bezeichnen kann (→ Arbeit
Der Verlauf der Wirtschaftsgeschichte beruht auf Voraussetzungen, die nicht dem Einfluss der Akteure unterliegen; zu diesen Konstanten zählen die geographische Lage der Wirtschaftsregion, die geologischen Konstanten, insbesondere die geomorphologische Beschaffenheit und das Klima. Die geographische Lage wirkt sich im weiteren Sinne auf die politische Entwicklung aus, da sie eine Entstehung unabhängiger politischer Gebilde fördern oder behindern kann. Die Geologie bedingt die Qualität der Böden sowie deren Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und zu speichern. Das Klima bestimmt, ob günstige geomorphologische Eigenschaften überhaupt wirtschaftlich zum Tragen kommen können. Die Ökologie nimmt eine Zwischenposition ein, da sie teilweise durch Eingriffe veränderbar ist. Zu den Variablen der Wirtschaftsgeschichte gehören die Technologie, die soziopolitische Organisation sowie die kulturellen Orientierungen. Die Wirtschaftsstrukturen verändern sich im Verlauf der Zeit durch ökologische Veränderungen, technologische Innovationen, die Ausweitung oder Verringerung des Marktraumes und die Diversifizierung der Märkte sowie durch den soziopolitischen Wandel. In der altisraelitischen Wirtschaftsgeschichte stellten die Konstanten erhebliche Risiken für die Kontinuität erfolgreichen Wirtschaftens dar, während die variablen Faktoren die wirtschaftlichen Chancen erhöhen oder beeinträchtigen konnten.
2. Konstante Faktoren der Wirtschaftsgeschichte Palästinas
2.1. Landschaften (Geographie, Geomorphologie, Verkehrswege)
Terra Rossa ist ein mineralstoffreicher, tiefgründiger, rot-brauner Boden, der sich auf Kalkgestein durch Verwitterung bildet und Wasser gut speichert (Amelung u.a., 393.413f.477). Der Boden ist sehr fruchtbar, allerdings aufgrund seiner Oberflächentextur schwer zu bearbeiten, denn in der Trockenzeit bildet er eine harte Kruste. Rendzina sind flachgründige, dunkelgrau bis schwarzbraune Böden mit einer dünnen Humusschicht über der Gesteinslage aus Kreide oder Kalkstein (vgl. Amelung u.a., 408-410). Die lockere Textur erleichtert den Ackerbau, erhöht aber das Risiko der Austrocknung (Orni / Efrat, 57f.; Richter, 25-29).
Der westliche Teil ist mit Höhen bis zu 200 m niedriger als der östliche, der bis auf 500 m ansteigt. Die Region wird von sechs Flusstälern durchschnitten, die in West-Ost-Richtung entgegen der Ausrichtung des zentralen Berglandes verlaufen und einen verkehrsgünstigen Zugang zum judäischen Bergland ermöglichen.
Im äußersten Süden von Küstenebene und Schefela liegt der westliche Negev, das Trockenland (→ Negev
2.1.2. Das westjordanische Bergland. Im Zentrum des Landes erhebt sich ein hoch aufragender Gebirgszug, der von Norden nach Süden gegliedert wird in die Regionen Galiläa, Gebirge Ephraim, judäisches Gebirge und die Berge des Negev. Die Niederschläge auf der Westseite des Gebirges liegen durchschnittlich zwischen 600 und 700 mm jährlich (Atlas, Rainfall Map 12).
Das judäische Bergland ist, geologisch betrachtet, eine Fortsetzung des Zentralgebirges (Atlas, Geological Map 9). Steile Abhänge nach Westen und Osten begrenzen das Hochplateau, das um → Hebron
2.1.3. Der Jordangraben. Der Jordangraben erstreckt sich vom Hermon-Gebirge bis zum Roten Meer und bildet eine Senke, die das westjordanische vom ostjordanischen Bergland trennt. Der israelitische Teil des Grabenbruchs ist durchschnittlich 15 km weit und von den Ausläufern des Hermon bis zum Roten Meer ca. 470 km lang. Die westlichen und östlichen Gebirgshänge ragen steil aus der Senke empor. Der Graben senkt sich von 90 m über NN in der Quellregion dann bis zum Toten Meer auf ca. 420 m unter NN, steigt dann südlich des Toten Meeres in der Araba bis auf 230 m NN an und fällt dann bis zur Küste des Roten Meeres wieder ab. Fünf Landschaftsformen folgen aufeinander. Zwischen dem nördlichen Gebirge und dem Toten Meer bestimmt der stark mäandernde Jordan die Landschaft, dessen Quellflüsse im Gebiet des Hermongebirges entspringen. Nach Durchquerung der sumpfigen Hule-Ebene fließt der Jordan in den rund 20 km langen → See Genezareth
2.2. Klima
Die geographische Lage des Landes zwischen den trocken-heißen Wüsten Nordafrikas und Arabiens sowie der feucht-warmen Mittelmeerregion bestimmt die verschiedenen Klimazonen des Landes grundlegend. Das Wetter zeichnet sich durch heiße trockene Sommer (April bis Oktober) und Niederschläge zu Beginn und zum Ende des Winters (November bis März) aus. Die Ausprägung der Jahreszeiten wird von drei Faktoren wesentlich mitbestimmt: der Entfernung zum Mittelmeer, der Höhe der jeweiligen Region und der geographischen Breite. Im Bereich der Küste und der an dieser angrenzenden Jesreel-Ebene herrscht subtropisches Mittelmeerklima. Die Westseite des westjordanischen Berglandes erhält mit abnehmender Tendenz von Norden nach Süden zwischen 900 und 500 mm Niederschlag, der in Obergaliläa und im judäischen Bergland gelegentlich als Schnee herunterkommt, aber nur geringe Zeit liegen bleibt. Nachtfröste können im höheren Bergland und auch im Hule-Becken auftreten, sind aber selten (Orni / Efrat, 155). Anfang und Ende der Regenzeiten variieren ebenso wie die jährliche Regenmenge. Die regionalen Unterschiede sind erheblich (Atlas, Rainfall Map 13). Landwirtschaftlich bedeutsam sind der Frühregen im Oktober und der Spätregen im März, die allgemeine Luftfeuchtigkeit sowie der Tau. Die Hauptniederschläge fallen von Dezember bis Januar bzw. Februar als Starkregen (Atlas, Monthly Distribution Map 12.2), ein Umstand, der die Bodenerosion fördert. Die Ostwinde tragen ebenfalls zur Erosion bei; denn sie verwehen die oberen Bodenschichten und bringen im Frühjahr und im Herbst zusätzlich Sandstaub aus der Wüste. Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt im Bereich der Mittelmeerküste (Tel Aviv) von November bis März tagsüber 19,4 und nachts 11,3 Grad, während sie von April bis Oktober tagsüber 27,3 und nachts 19,6 Grad beträgt (Worldweather). Im judäischen Bergland (Jerusalem) liegen die entsprechenden Temperaturen von November bis März tagsüber bei 15,7 und nachts bei 9 Grad, während sie von April bis Oktober tagsüber 27 und nachts 17,4 Grad betragen. Die hohe Sonneneinstrahlung beschleunigt die schnelle Verdunstung des Oberflächenwassers (Atlas, Evaporation Map 12.9.10). Jedes dritte oder vierte Jahr kommt der Regen entweder unzeitig oder fällt zu gering aus, auch spielt die subregionale geomorphologische Fragmentierung eine Rolle (Am 4,7
2.3. Flora und Fauna
2.3.1. Flora
Ökologisch besteht das Land Israel aus verschiedenen Zonen, die durch geologische und klimatische Faktoren bedingt sind. Es handelt sich um 1. die mediterrane Region, 2. die Irano-Turane Region, 3. die Sahara-Arabische Region und 4. die Sudanesische Region. Deren Aufeinandertreffen in einem geographisch kleinen Raum hat eine erstaunlich vielfältige und reichhaltige Ökologie zur Folge. Im Prinzip erstrecken sich diese Zonen in Nord-Süd-Richtung und folgen der Hauptrichtung der geomorphologischen Gestalt des Landes, wobei sie von Westen nach Osten einander ablösen (Zohary 1982, 31 Map 2). Jenseits des Jordans folgt nach einem schmalen Irano-Turanen-Streifen auf dem ostjordanischen Hochland überwiegend die mediterrane Zone (Horowitz, 96 fig. 3.6.1). Der Jordangraben weist von Norden nach Süden alle vier Zonen auf (Horowitz, 101 fig. 3.6.8).
2.3.1.1. Die mediterrane Region. Die mediterranen Bereiche werden klimatisch durch milde, regenbringende Winter und heiße, trockene Sommer bestimmt. Diese Zone bestimmt weitgehend das Klimageschehen im Westjordanland bis zur Wasserscheide des Berglandes (Zohary 1973, II, 740 Map), sie weist aber regionale Unterschiede auf (Zohary 1973, I, 131-137). Die lokale Flora war sehr vielfältig, bevor Siedlungsprozesse sie grundlegend ab der Mittelbronzezeit veränderten.
Die in der frühen Eisenzeit um 1200 v. Chr. einsetzende dauerhafte Besiedlung der Bergländer hat zu tiefgreifenden Veränderungen von Flora und Fauna geführt, vor allem zum Rückgang der Waldgebiete und einer Zusammensetzung der Baumbestände (Benzaquen / Finkelstein / Langgut). Der durch anthropogene Faktoren ausgelöste ökologische Wandel der Landschaften bleibt hier aber außer Betracht, da die grundlegenden Voraussetzungen für die Vegetationszonen bis zum Industriezeitalter unverändert geblieben sind.
Je nach Niederschlagsmenge, Bodenbeschaffenheit und Lage prägten Laubwälder und Mischwälder sowie Buschlandschaften und Baumsteppen die Region, so u.a. → Eichen
2.3.1.2. Die Irano-Turane Zonen. Diese finden sich an den Osthängen des westjordanischen Berglandes, im nördlichen Negev, im mittleren Jordangraben und den Westhängen der ostjordanischen Bergländer. Extrem heiße Sommer und kalte Winter mit geringen Niederschlägen charakterisieren diese Zonen. Der Jordangraben hat aufgrund der erheblichen Depression auch in dieser Zone recht warme Winter. Die Vegetation der Irano-Turanen Zonen wird wesentlich durch die verfügbaren Niederschläge bestimmt, dabei spielt der Tau eine bedeutende Rolle (Littmann / Berkowicz) und das Mikrosetting (Höhenlage, Hangneigung, Himmelsrichtung) für die Verdunstung (Tielbörger / Prasse / Bornkamm). Trockenresistente Pflanzen dominieren die Vegetation (Manafzadeh / Salvo / Conti; Danin 1964). In einigen Subregionen geht eine schüttere Buschlandschaft (Besenreiser, Kreuzdorngewächse, Zwergbüsche) in eine savannenartige Steppe mit einzelnen Bäumen und Bauminseln über (Tamariske, Akazie, Moringa), wobei Zwergsträucher, Gräser, Artemisia-Arten, Rautengewächse sowie weitere Geophyten und Sukkulenten den Unterbewuchs bilden (Zohary 1982, 47; ders. 1973, 167-169), die dann in den Bereichen geringen Niederschlags überwiegen (Zohary 1982, 84-91).
2.3.1.3. Die Saharo-Arabische Zone. Die Saharo-Arabische Vegetation ist in den Gebieten Palästinas verbreitet, in denen die jährlichen Niederschläge weniger als 100 mm betragen (Zohary 1973, 224-227). Dieses betrifft weite Bereiche des zentralen und südlichen Negev, die judäische Wüste, einige Abschnitte des Jordan-Tales, sowie die Araba-Ebene und → Edom
2.3.1.4. Die Sudanesische Zone. Diese ist auf einige Enklaven im Unterlauf des Jordans und der Oasen im Jordangraben beschränkt (Zohary 1973, 248-252). Sehr heiße regenlose Sommer wechseln mit warmen Wintern, die geringe Niederschläge bringen, ab. Neben hitzeresistenten Bäumen wie Dattelpalmen, Doum-Palmen, der blattlosen Tamariske, einigen Akazienarten und Kreuzdorngewächsen finden sich diverse Zwergbuscharten, Fuchsschwanzgewächse und Gräser. Der für die Savanne typische dichte Grasbewuchs fehlt (ebd.).
Alle für den Lebensunterhalt des Menschen relevanten domestizierten Pflanzen wurden teils seit dem Neolithikum in Syrien-Palästina angebaut: Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte, Öl- und Faser produzierende Pflanzen, Gemüsepflanzen (Melonen, Lauch, Kohl), Obstbäume (Zohary / Hopf / Weiss).
2.3.2. Fauna
Die Fauna war und ist aufgrund des Zusammentreffens der unterschiedlichen Klima- und Vegetationszonen trotz des geringen geographischen Raumes artenreich. Auch in dieser Hinsicht erweist sich die südliche Region der Levante als Vermittlerin der Lebenswelt zweier Kontinente. In der alttestamentlichen Überlieferung finden sich über 200 Tierbezeichnungen (→ Tiernamen
Der Bestand an Wildtieren umfasste Säugetiere aller Größen, Reptilien, Fische und Insekten, die die unterschiedlichen natürlichen Lebensräume nutzten. Nur wenige Arten, wie der syrische → Elefant
Der Bestand an Jagdwild (→ Jagd
Die Seen und Flüsse waren bis weit in das 19. Jh. so fischreich, dass Flussotter in den Gewässern jagten. Die vielfältige Fischpopulation ist nach der Trockenlegung der Sümpfe im Hula-Becken (Dimentman u.a.) geringer geworden, aber es sind in Israel noch nahezu 700 Arten nachgewiesen (FishBase), allerdings sind davon nur gut 50 Süßwasserarten (Krupp); im Gegensatz zur Fischpopulation sind Anzahl und Arten der Weichschildkröten und Mollusken massiv zurückgegangen bzw. ausgestorben (Yom-Tov / Mendelsohn, 522ff.). Von den noch im 19. Jh. zahlreichen Amphibien überlebten nur wenige Arten von Fröschen, Lurchen und Molchen (Meiri u.a., 51; Amphibiaweb).
Mit den Beutetieren verschwanden die sich von ihnen ernährenden Vögel, u.a. Fischadler, Pelikane, Fischreiher. Israel weist mit über 500 Arten eine umfangreiche Vogelpopulation auf (Lepage), zu denen zahlreiche Zugvögel gehören, die das Land als Zwischenstation auf ihrer Route von Europa nach Afrika nutzen. Die Insekten bilden auch in der Gegenwart noch die artenreichste Population. In den alttestamentlichen Texten werden explizit erwähnt: Ameisen (Spr 6,6
Eine weit kleinere Gruppe bilden die Reptilien, von denen noch 94 Arten existieren (Reptile Database), von den harmlosen kleinen Agamen, Chamäleons und Schildkröten bis zu den giftigen Waranen, die bis zu 2 m lang werden (Tristram, 148-154). Die Mehrzahl der Reptilien lebt in den überwiegend sandigen Regionen (Werner). Auch an Schlangen, ungiftigen Nattern neben einer aggressiven Kobra (Jer 46,22
Bereits seit dem Neolithikum hielten die in Syrien-Palästina siedelnden Menschen domestizierte Haustiere: Hunde, Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine (Brentjes). Die Taubenzucht und die Haltung von Hühnervögeln wurde in der Levante erst im Verlauf der zweiten Hälfte des 1. Jt.s v. Chr. betrieben (Osten-Sacken, 382.440-444). Nennenswerte Mengen von Hühnerknochen sind erst seit der Zeit der persischen Oberherrschaft archäologisch nachweisbar (Redding, 339f.). Wachteln wurden scheinbar nicht gezüchtet, sondern während des saisonalen Überfluges gefangen (Ex 16,13
3. Variable Faktoren der Wirtschaftsgeschichte vorindustrieller Gesellschaften
Das Zusammenspiel von variablen Faktoren mit den „Gegebenheiten“ bestimmt die Siedlungsstruktur, die Verkehrswege und die Wirtschaftsformen. Ein für das Wirtschaftsverhalten grundlegender variabler Faktor sind die sozialen Strukturen einer Gesellschaft. Diese beeinflussen erheblich die Wirtschaftsform. Der Wirtschaftsvollzug findet in lokalen Bezügen unterschiedlicher Reichweite statt. Der soziopolitische Raum der Wirtschaftsorganisation reicht räumlich von der Siedlung über die Region bis zum Staat und internationalen Zielen.
3.1. Soziale Agenten und Netzwerke
3.1.1. Familie / Sippe
Israel gehörte soziologisch zu den Gesellschaften, deren soziale und ökonomische Strukturen durch Verwandtschaftsbeziehungen bestimmt wurden (Lang). Zu unterscheiden sind primäre soziale Einheiten wie → Familie
Primäre soziale Gruppen werden durch drei Faktoren bestimmt: patrilineare Generationenfolge, Wohngemeinschaft und gemeinsames Wirtschaften. Das Vaterhaus unterscheidet sich von der zwei bis drei Generationen umfassenden Familie durch seine genealogische Weite in der zweiten Generation, die mehr als ein Ehepaar und dessen Kinder umfasst. Die nach Lev 18,6-18
3.1.2. Stamm
Die oberste soziopolitische Ebene bäuerlicher wie nomadischer Gesellschaften bildet der → Stamm
3.1.3. Staat
Der altisraelitische → Staat
Soziale wie politische Organisation wandeln sich – auch unter dem Einfluss der technischen Entwicklung – im Verlauf der Geschichte Israels. Die komplexe Interaktion der konstanten und der variablen Faktoren des Wirtschaftsgeschehens im west- wie ostjordanischen Siedlungsgebiet Israels kann hier nur ansatzweise unter Berücksichtigung der regionalen Unterschiede und der historischen Entwicklung dargestellt werden.
3.2. Siedlungsprozesse und Siedlungsstrukturen im Bergland in der Eisen-I-Zeit
Im Kernbereich des späteren Staates Israel in Galiläa und auf dem ephraimitischen Gebirge kommt es in der → Eisen-I-Zeit
Die früheste Besiedlung lässt sich im Bereich der Steppenzone der Ostabhänge nachweisen, dort, wo eine Kombination von Vieh- und Feldwirtschaft aufgrund fehlender Bewaldung möglich war. In einigen Gegenden bilden die früheisenzeitlichen Siedlungen regelrechte Zusammenballungen, so um → Silo
4. Dorfkultur und Hauswirtschaft in der Eisen-I-Zeit
4.1. Hausbau und Landwirtschaft
4.1.1. Das Vierraumhaus
In der Forschung wird debattiert, ob der mittlere Raum des Erdgeschosses, der sogenannte Hof, überdacht oder offen war. Zunächst dominierte die Position, dass der Hof offen war (Wright 1978, 151; Fritz 1977, 43ff.; Mazar 1990, 485f.). Einige der den offenen Hof auszeichnenden Eigenschaften scheinen das zu belegen. Die Außenräume erhalten – mangels Fenster – ausschließlich durch einen offenen Hof ausreichend Licht. Auch die Lüftung der Räume erfolgt über den Hof. Die Beschaffenheit des Fußbodens deutet ebenfalls auf einen offenen Raum hin. Die Untersuchung von Stichproben des Fußbodens des mittleren Raumes ergab, dass dieser aus einer witterungsbeständigen Mischung aus Lehm, Erde und Asche bestand (Itzhaki / Shinar, 20). Einige der ausgegrabenen Höfe wiesen einen Fußboden auf, der nur in einem Teilbereich gepflastert worden war. Auch befanden sich alle innerhäuslichen offenen Feuerstellen innerhalb des mittleren Raumes, da der Rauchabzug eine Öffnung erfordert (Zwingenberger, 334-339). Zudem deuten die hier gefundenen Artefakte (Reibsteine, Mühlsteine, Mörser, Kochtöpfe, Webgewichte), die für die Nahrungsmittelzubereitung bzw. verschiedene Gewerke verwendet werden, darauf hin, dass für diese Arbeiten Licht unerlässlich war. Fritz (2007, 115) verweist darauf, dass die Breite der Höfe, die bis zu 4 m betragen kann, lange Holzbalken zur Überspannung erfordert. Lokal wachsende Bäume wie Eichen, Tamarisken und Terebinthen können zwar entsprechend lange Balken liefern, aber es scheint zweifelhaft, ob diese in ausreichender Menge zur Verfügung standen. Stager (15) bestreitet den Mangel an Bauholz und führt praktische Erwägungen für eine Überdachung an. Der winterliche Regen hätte den Fußboden schlüpfrig werden lassen; daher wären Feuerstellen und Öfen der Witterung ausgesetzt gewesen. Zudem nehme der offene Hof einen zu großen Anteil am Wohnraum ein, übertrage man das Design des Vierraumhauses auf die urbanen Zwei- oder Dreiraumhäuser. Die Möglichkeiten der Nutzung des Hauses (Schlafen, Essen, Haushaltsaktivitäten) wären erheblich eingeschränkt worden. Die Mauerstärke und Pfeiler erlaubten ein zweites Stockwerk über der gesamten Grundfläche, was eine Überdachung des Hofes impliziere. Der Argumentation von Stager folgen u.a. Netzer (197f.), Holladay (338), Schloen (170), Faust / Bunimowiz (23). Gegen eine Überdachung der gesamten Grundfläche des Erdgeschosses sprechen allerdings die baustatischen Berechnungen von Heinrich. Seinen Berechnungen zufolge hätten bei der vorliegenden Tiefe des zentralen Raumes (Hofes) die tragenden Mauern des Flachdaches erheblich stärker sein müssen als die ausgegrabenen Mauern (Heinrich). Die Untersuchungen vergleichbarer Hauskonstruktionen in iranischen Dörfern (Kramer, 98f.) zeigen, dass die Mauerstärke zweistöckiger Häuser durchschnittlich 1 m beträgt. Die dendroarchäologischen Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil an verbautem Olivenholz (Olea europea) zwischen 44 % und 58 % in der Mittelmeerzone betrug (Liphschitz, 48) und in den trockenen Zonen das Holz der Dattelpalme (Phoenix dactylifera) als Bauholz genutzt wurde (Liphschitz, 169). Die Verwendung von Fruchtbäumen, die baustatisch von geringer Qualität sind, scheint den von Fritz angenommenen Mangel an Bauholz zu bestätigen (Benzaquen / Finkelstein / Langgut, 47-51). Bedenkt man das Argument des Schutzes vor dem winterlichen Regen, so fällt im Bergland (auf der Höhe von Jerusalem) nur an ca. 44 Tagen im Jahr Regen (Israel Meteorological Service). Der Schutz der Feuerstellen, die einen Rauchabzug benötigen, wäre auch durch eine Teilüberdachung gewährleistet gewesen. Halbierte Baumstammreste eines Vierraumhauses in Sichem, die über den Seitenräumen lagen, deuten an, dass das zweite Stockwerk nicht generell die gesamte Grundfläche einnahm (Wright 1965, 161 und fig. 79).
4.1.2. Die Landwirtschaft
Die festen Installationen lassen auf eine an der Subsistenz ausgerichtete Landwirtschaft schließen (→ Ackerbau
Der Mist der Haustiere wurde wahrscheinlich überwiegend auf die Felder als Dünger ausgebracht; denn wie die untersuchten Aschereste aus Öfen und Herdstellen zeigten, wurde fast ausschließlich Holz verbrannt (Gur-Arieh u.a.). Die Anlage von Terrassen, um der Bodenerosion entgegenzuwirken und zusätzliches Ackerland zu gewinnen, hat wahrscheinlich bereits in der Eisen-I-Zeit eingesetzt (Geus 1975; Faust 2005, 207). Die Terrassierung geeigneter Hänge ist arbeitsintensiv und Indiz für eine in den Dörfern funktionierende soziale Organisation (Hopkins, 173-186). Der terrassierte Bereich wurde vor allem für Gemüse und die Kultivierung von Fruchtbäumen genutzt, u.a. → Olive
Auf die Vorratshaltung von Getreide und Trockennahrungsmitteln weisen die Anlage von abgedichteten Vorratsgruben im Bereich des Hauses hin (Currid / Navon) sowie die Aufstellung sehr großer Tonkrüge (Pithoi), die ca. 1,02-1,18 m hoch sind, einen Durchmesser von 55-60 cm und ein Fassungsvermögen von 110-120 l haben (Raban, 494f.513f.). Die Pithoi dürften auch als Behälter für Wasser, Öl oder Wein genutzt worden sein. Die häufige Erwähnung einer Kelter in der alttestamentlichen Überlieferung (u.a. Ex 22,28
4.2. Hauswirtschaft, Handwerk und Handel
Nur wenige alttestamentliche Texte spiegeln das Wirtschaftsgeschehen der frühen Eisenzeit wider. Hierzu gehören Überlieferungen im → Richterbuch
Die materielle Kultur der Haushalte ist dem archäologischen Befund zufolge einfach, doch ihre Zusammensetzung lässt sich nicht allein als Produkt der Hauswirtschaft begreifen. Einige der Artefakte sind von Handwerkern hergestellt und erhandelt worden, vor allem jene aus Stein und Metall.
4.2.2. Keramik. Die alltägliche Gebrauchskeramik scheint nur teilweise im Rahmen der Haushaltswirtschaft und / oder auch der Siedlungsgemeinschaft produziert worden zu sein. Die Formgebung der Pithoi mit Kragenrandhals, die weitgehend übereinstimmenden Maße, das Volumen und die Technologie der Herstellung deuten an, dass sie Produkte professioneller Töpfer sind (Raban, 494). Die Größe der Pithoi und ihr Leergewicht von ca. 32 kg (Esse, 96 Anm. 72) spricht für ihre Herstellung vor Ort durch wandernde Töpfer (a.a.O., 97). Einige Gefäßtypen wie Schalen, Kratere und Kochtöpfe stimmen hinsichtlich der Herstellungsweise, in ihrer Qualität und Materialbeschaffenheit (Amiran, 192-194.216.227) und auch Formgebung (Finkelstein 1988, 274) soweit überein, dass ihre Herstellung durch Töpfer wahrscheinlich ist. Die Haushaltswirtschaft erzielte offenbar ausreichende Überschüsse, um diese Tonwaren erwerben zu können. Als Tauschware konnten pflanzliche und tierische Produkte in roher bzw. verarbeiteter Form dienen.
4.2.3. Textilien. Webgewichte und Wirteln, die in nahezu allen Häusern gefunden wurden, belegen, dass Wolle und Flachs weiterverarbeitet wurden und die Herstellung von Bekleidung zum Haushaltshandwerk gehörte (→ Weben / Weberei
4.2.4. Holzgeräte. In der Landwirtschaft verwendete Werkzeuge und Arbeitsgeräte aus Holz oder Knochen sind archäologisch nicht mehr nachweisbar (→ Holz / Holzbearbeitung
4.2.5. Metallwerkzeuge. Anders verhält es sich mit Metallwerkzeugen, die nur von Spezialisten hergestellt werden können (→ Metall / Metallverarbeitung
4.2.6. Subsistenzwirtschaft in Dörfern. Wirtschaftseinheit ist der Haushalt einer Großfamilie. Die arbeitsintensiven Phasen der Landwirtschaft sowie die Maßnahmen zur Verhinderung der Bodenerosion wie die Terrassierung von Hängen erfordern eine innerdörfliche Organisation der Arbeit. Das Wirtschaftsverhalten ist nachhaltig und wird bestimmt durch den Versuch der Risikominderung in einer ökologisch labilen Umwelt. Die jährlich verfügbare, aber nicht kalkulierbare Regenmenge stellt dabei das Hauptrisiko dar, das durch die Anlage von Zisternen und zeitlich differenzierte Anbaumethoden gemindert wird. Ernteverluste in Trockenjahren können teilweise durch die Kleinviehhaltung und Vorratswirtschaft ausgeglichen werden. Die Kleinviehzucht ist Teil der Subsistenzstrategie (Sasson 2008, 115). Eine Spezialisierung der Landwirtschaft findet noch nicht statt. Acker- und Gartenland dürften Familieneigentum gewesen sein, da die spätere Überlieferung auch eine Erbteilung von familiärem Grundbesitz kennt (Dtn 21,15-17
4.2.7. Arbeitsteilung in Landstädten. Die Veränderung der Siedlungsstrukturen im 11. und 10. Jh. war eine erste Reaktion auf diese Bedrohung. Zahlreiche kleinere Neugründungen werden zerstört oder aufgegeben zugunsten größerer Siedlungen, dabei zeichnen sich regionale Unterschiede ab zwischen den Bergländern, den nördlichen Zwischentälern und der südlichen Küstenebene (Faust 2015, 251-253). Eine Urbanisierung des Berglandes mit weitreichenden politischen und sozioökonomischen Folgen setzt ein. Die entstehenden Landstädte bedürfen einer differenzierteren Organisation als die dörflichen Siedlungen. Zwei städtische „Gremien“ bilden sich heraus: die „Ältesten der Stadt“ (→ Älteste
Das Vordringen der ephraimitischen Siedler nach Westen weist auf einen Anstieg der Bevölkerung hin (Jos 17,14
5. Die Entwicklung der Wirtschaft unter dem Einfluss des Staates
5.1. Die Wirtschaft im Rahmen der Nationalstaaten Israel und Juda
Charakteristisch für den Siedlungsprozess am Ende der Eisen-I-Zeit ist die regionale Ausweitung sowie die Aufgabe kleinerer Siedlungen und die Konzentration der Bevölkerung in Landstädten. Das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Bevölkerungsdichte in den Siedlungen fördern ein arbeitsteiliges Wirtschaften. Neben der Landwirtschaft entsteht ein vom Landbesitz unabhängiger Arbeitssektor, der sich in größeren Siedlungen etablieren kann: → Handwerk
Die politische Organisation wird auf der obersten Ebene durch zivile wie militärische Funktionäre getragen, deren Unterhalt aus dem Surplus von Land‑, Viehwirtschaft und Handwerk bestritten werden muss. Die Durchsetzung der wirtschaftlichen Interessen des Hofes war abhängig von der Kooperation der Führungselite in den Siedlungen und Städten, deren Einfluss auf ihrer Position im Verwandtschaftsgefüge wie auch auf ihrer Verfügbarkeit über ökonomische Ressourcen begründet war (Faust 2000). Soziopolitisch konnten die städtischen Eliten durch die Unterstützung der neuen politischen Autorität ihre innerstädtische Machtposition stabilisieren. Gleichzeitig eröffneten sich ihnen durch die Erweiterung des Handelsraumes ökonomische Chancen. In dem sich formierenden Flächenstaat befinden sich Teilabschnitte der Nord-Süd-Verbindungen der Via Maris im Westen, der Königsstraße im Ostjordanland und der westlichen Ausläufer der Weihrauchstraße im Negev (→ Handel
Die strukturelle Entwicklung der Wirtschaft in den folgenden Jahrhunderten wurde wesentlich durch die außenpolitischen Rahmenbedingungen geprägt. Die Konsolidierung der Staaten am Nil wie am Euphrat rückte die Levante ab dem ausgehenden 10. Jh. v. Chr. wiederholt in das Zentrum imperialer Bestrebungen. Der das Nordreich verheerende Feldzug des Pharaos → Scheschonq
Die funktionale Differenzierung der Städte setzt sich in den folgenden Jahrhunderten fort; Provinzstädte entwickeln sich zu Vororten des jeweiligen Bezirkes; die innerstädtischen Strukturen werden von zivilen wie militärischen Aufgaben geprägt, deren Träger auf die externe Versorgung mit Lebensmitteln angewiesen sind. Nach wie vor bestimmen Dörfer und kleine Landstädte, deren Bevölkerung überwiegend Landwirtschaft betreibt, die Landschaft. Das politische Machtzentrum befindet sich in der jeweiligen Hauptstadt, in der die aus Zöllen, Tributen und Naturalabgaben der Landbevölkerung sich ergebenden Überschüsse konsumiert und gegebenenfalls in Gestalt von öffentlichen Bauten thesauriert werden. Die öffentlichen Baumaßnahmen, die Administration und eine professionalisierte Truppe setzen ein umfassendes Abgaben- und Fronsystem voraus (→ Abgaben
Die stabile innere Ordnung förderte die landwirtschaftliche Produktion. Das Bevölkerungswachstum wie auch die für den Unterhalt der staatlichen Verwaltung notwendigen Abgaben ließen den Bedarf an Agrarerzeugnissen ansteigen. Das an einer nachhaltigen Subsistenz orientierte Wirtschaftshandeln der Landbevölkerung ändert sich in Richtung einer auf die Bedürfnisse des Staates ausgerichteten Marktwirtschaft. Die zentrale Speicherung der Vorräte setzt entsprechende Abgaben der bäuerlichen Bevölkerung voraus sowie ein regionales wie innerstädtisches Distributionssystem. Der Unterhalt der massiv befestigten Bezirksstädte und ihrer zivilen wie militärischen Verwaltung erfordert beträchtliche Abgaben und Arbeitsleistungen der Bevölkerung. Die Sozialstruktur der Bezirksstadt unterscheidet sich von jener einer Landstadt, da Erstere darauf angewiesen ist, dass vor Ort dauerhaft qualifizierte Fachhandwerker verfügbar sind, insbesondere Bauhandwerker (2Kön 12,12-13
Die zunehmende Urbanisierung förderte den regionalen wie überregionalen Handel und eröffnete der Landwirtschaft neue Absatzmöglichkeiten. Es wurde rentabel, erzielte Überschüsse in die Verbesserung der Produktionsmittel zu investieren, z.B. in die Akkumulation von Agrarflächen, die Beschäftigung zusätzlicher Arbeitskräfte, die Urbarmachung ungenutzter Böden, die Terrassierung von Hängen sowie in die Anschaffung effektiverer landwirtschaftlicher Geräte aus Eisen und Arbeitstiere wie Ochsen. Eine vermehrte Aufzucht von Ochsen rentiert sich nur, wenn die zu bewirtschaftende Landfläche entsprechend zunimmt, da ein Ochse unter Reproduktionsaspekten eine Negativinvestition ist und während der Aufzucht und Trainingsphase erhebliche Kosten verursacht.
Die hohe Vermehrungsrate von Kleinvieh machte eine nachhaltige Ausweitung der → Viehwirtschaft
Bereits der intraregionale Handel lässt den Bedarf an Transportmitteln steigen, zu diesen gehören neben den Lasttieren wie → Esel
Die ab der Mitte des 8. Jh.s v. Chr. laut werdende Kritik an manipulierten Gewichten und Hohlmaßen (Am 8,5
Bereits im ausgehenden 10. Jh. bzw. frühen 9. Jh. v. Chr. fanden in Teilen der Landwirtschaft neben der Ölgewinnung weitere bemerkenswerte Spezialisierungen statt, die auf die Akkumulation von Kapital und dessen Reinvestition hinweisen. Die größte Siedlung in der → Ebene von Bet-Schean
Die im Verlauf des 9. und 8. Jh.s v. Chr. zunehmende Urbanisation in Israel wie in Juda führte zu Veränderungen der innerstädtischen Baustrukturen. Die Wohnarchitektur spiegelt die sich entwickelnde sozioökonomische Ausdifferenzierung der Gesellschaft wider (Faust 2012a, 46-96). Die Häuser der Wohlhabenderen bedeckten größere Flächen (100-120 qm) und waren freistehend. Sie verfügten über massivere Außenmauern, deren Steine sorgfältiger behauen waren als im allgemeinen Hausbau der Siedlung üblich. In der Regel lagen diese Häuser in der Nähe öffentlicher Gebäude. Ebenfalls in deren Umkreis fanden sich kommerziell genutzte Flächen wie Werkstätten und Kontore (1Kön 20,34
Die städtischen und die ländlichen Lebens- und Wirtschaftsbedingungen entwickelten sich konträr zueinander. Die Versorgung der jeweiligen Hauptstadt und der Festungsstädte hat sich auf die sozioökonomische Organisation der unmittelbar angrenzenden Regionen ausgewirkt. Einzeln stehende, größere Gehöfte finden sich häufiger im Umkreis der Städte Samaria und Jerusalem, zudem scheint deren Landwirtschaft auf Wein- und Olivenkulturen ausgerichtet gewesen zu sein (Faust 2003). In den von der Landwirtschaft geprägten Regionen bestimmen Landstädte und Dörfer das Bild. In Israel überwiegen Großdörfer, während in Juda einzeln stehende Gehöfte häufig vorkommen (Faust 2012a, 130-159); dazu finden sich an für den Handel und die Verteidigung wichtigen Verkehrsverbindungen neben den befestigten Städten zusätzlich festungsähnliche Gebäude. Diese militärischen Stützpunkte dienten der Sicherung der landwirtschaftlichen Kleinsiedlungen und der staatlichen Güter (a.a.O., 178-189). Die Versorgung der Hauptstadt und des Königshofes erforderte den Aufbau einer zentralen Administration in der jeweiligen Hauptstadt unter einem Majordomus. Sein offizieller Titel lautet: „der über dem Haus“ (עַל־הַבָּיִת). Der Titel ist sowohl im Alten Testament (u.a. 1Kön 4,6
Allgemein grenzen sich ab dem 9. Jh. v. Chr. die größeren Dörfer durch eine Umschließungsmauer von der Umgebung ab. Die Terrassierung der Hänge wird im 8. Jh. weiter ausgebaut. In den Dörfern sind die Einrichtungen zur Verarbeitung und Lagerung der Erzeugnisse (Tennen, Silos, Öl- und Weinpressen) sowie das Wassermanagement (Zisternen) lokal konzentriert angelegt worden. Anlage und Betrieb der landwirtschaftlichen Einrichtungen lassen eine gemeinschaftliche Nutzung und eine entsprechende innerdörfliche soziale Organisation vermuten. Die Wirtschaft der ländlichen Siedlungen ist außerhalb der Hauptstadtregionen auf deren Subsistenz ausgerichtet, die besonderen ökologischen Bedingungen führten dazu, dass daneben in den höheren Lagen der Wein- und in den niedrigeren Lagen der Olivenanbau eine wichtige Rolle spielt. Die regionale Häufung von Wein- und Ölpressen in den ländlichen Regionen spricht für eine marktorientierte Landwirtschaft. In den Tälern und Ebenen wurde bevorzugt Getreide angebaut, in den Trockengebieten überwog die Viehwirtschaft (Shahak-Gross u.a.). Ein einflussreicher Wirtschaftsteilnehmer waren die → Krongüter
In der Eisen-II-Zeit nimmt die Nutzung von Metall als Werkstoff erheblich zu (→ Metall / Metallverarbeitung
Die von der Hauswirtschaft ausgehende Diversifikation der Tätigkeiten fördert eine Professionalisierung in jenen Bereichen des Haushaltshandwerkes (→ Textilherstellung
Die Bezeichnung des Produktes als בָּתִּים („Häuser“) in 2Kön 23,7
Auf die Herstellung von Textilien spezialisierte Werkstätten sind archäologisch für die mittlere und späte Königszeit (8.-6. Jh. v. Chr.) im Norden wie im Süden des Landes nachgewiesen worden (Shamir 1996, 141f.; Orendi u.a., 182f.). Im Bereich der Webereien fanden sich in einigen Werkstätten auch Installationen und Werkzeuge zum Färben der Garne bzw. Stoffe (Dagan / Cassuto, 44-47). In nachexilischer Zeit orientierte sich die Professionalisierung und Differenzierung des Textilhandwerkes am jeweils verarbeiteten Grundmaterial (Ex 35,35
Die Professionalisierung nicht-landwirtschaftlicher Tätigkeiten nimmt im Verlauf der Königszeit zu. Doch ist auffällig, dass in den alttestamentlichen Texten über die Königszeit, anders als in der altorientalischen Umwelt (Groß), die in den alttestamentlichen Texten erwähnten Handwerker nur unterschieden werden nach den Materialien, die sie be- und verarbeiten. Die Vorbereitungen für den salomonischen Tempelbau werden von Bauleuten (בּוֹנִים) ausgeführt, die mit Stein wie Holz arbeiten (1Kön 5,32
Der von König → Jehu