Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Oktober 2015)

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1. Terminologie

Die hebräische Bezeichnung für Salz ist מֶלַח mælaḥ, die griechische ἅλας hálas. Von מֶלַח mælaḥ ist das Verb מָלַח mālaḥ „salzen“ (Ex 30,35; Lev 2,13; Ez 16,4) abgeleitet und außerdem der Terminus מְלֵחָה məleḥāh „Salzland“ (Jer 17,6; Ps 107,34; Hi 39,6).

2. Altes Testament

2.1. Salzgewinnung und -handel

Salz 01

Salz erhielt man vor allem aus Salzquellen und aus dem Toten Meer, das einen hohen Salzgehalt aufweist (ca. 20-30%). Es trug aufgrund dieser Besonderheit den Namen „Salzmeer“ ( Gen 14,3; Num 34,3.12; Dtn 3,17; Jos 3,16; Jos 12,3 u.ö.). In späterer Zeit wurde Salz auch bei Ostracine aus dem Mittelmeer gewonnen. Zur Beschleunigung der Verdunstung leitete man das salzhaltige Wasser mitunter gerne in kleine Tümpel (Ez 47,11) oder Gruben ein (vgl. den Hinweis auf Salzgruben Zef 2,9). Daneben war auch Steinsalz bekannt, das schwer zu tragen war (Sir 22,15 [Lutherbibel: Sir 22,18]). Die Erzählung von der Verwandlung von Lots Frau in eine Salzsäule Gen 19,26 spielt auf seltsame und auffällige Salzgebilde an, wie sie z.B. am Ǧebel Usdum / Har Sedom im Südwesten des Toten Meeres vorkamen. Dort konnten die Salzlagen eine Höhe von bis zu 50m erreichen.

Verschiedene Ortsnamen deuten auf Salzvorkommen hin, so das Salztal oder die Salzstadt ( Jos 15,62). Im Salztal – wahrscheinlich ist der Arabagraben südlich des Toten Meeres gemeint – kämpften → David und → Amazja gegen die → Edomiter (2Sam 8,13; 1Chr 18,12; 2Chr 25,11, vgl. Ps 60,2).

Salzhandel war zur Zeit der → Seleukiden eine wichtige Steuereinnahme (1Makk 10,29; 1Makk 11,35): Für alle Salzteiche in Palästina verlangten sie einen Salzzins.

2.2. Gebrauch als Gewürz und als Heilmittel

Salz war ein wichtiges Gewürz. Nach Sir 39,26 [Lutherbibel: Sir 39,31] gehört es gar zum „Nötigsten im Leben der Menschen“. Ohne Salz waren Speisen fad (Hi 6,6). Entsprechend findet sich im Talmud die Feststellung: „Eine Mahlzeit ohne Salz ist keine Mahlzeit“ (Traktat Berakhot 44a). Auch von Tieren wurde es geschätzt (Jes 30,24).

Salz hat zudem eine heilende und reinigende Kraft. Das neugeborene Kind konnte mit Salz eingerieben werden ( Ez 16,4; zu außerbiblischen Quellen und Bräuchen vgl. Dalman 1934, 51; Zimmerli 1979, 349). Dem heiligen Räucherwerk mischte man Salz bei, um es haltbarer zu machen (Ex 30,35). Auf die Heilkraft von Salz spielt auch 2Kön 2,20f an: Die Wundererzählung schildert, wie → Elisa die schädlichen Wasser einer bei Jericho entspringenden Quelle reinigt, indem er Salz hineinschüttet.

2.3. Zeichen für Unheil

Da Salz häufig in öden, unfruchtbaren und menschenfeindlichen Gegenden vorkam (vgl. das „Salzland“ Jer 17,7; Hi 39,6; Ps 107,34), wurde es auch mit Unheil in Verbindung gebracht. Salz kann daher zum Symbol für das göttliche Gericht werden (Dtn 29,22; Ps 107,34; Zef 2,9; Sir 39,23 [Lutherbibel: Sir 39,28]). Eine zerstörte Stadt wurde als Zeichen für ihre Vernichtung mit Salz bestreut (Ri 9,45; vgl. KAI 222A, 36 [→ Inschriften von Sfire]). Kontrastiv dazu ist die Verheißung Ez 47,8-12, dass das salzige Wasser des Toten Meeres „gesund“ und von Fischen bevölkert wird.

2.4. Salz und Opfer

Speiseopfer sollten gesalzen werden ( Lev 2,13), ebenso die Fleischopfer (Ez 43,24). Das Salz des → Bundes Gottes war bei jeder Art von Opfern nötig und bildete das Symbol des Bundes (Lev 2,13). „Wie also Salz an keinem Opfer fehlen kann, so auch nicht Gottes Bund, weil das Opfer sonst ohne Gültigkeit wäre“ (Seebass 2003, 233).

In Esr 6,9; Esr 7,22 wird von großen Salzlieferungen an den Jerusalemer Tempel berichtet, die vom persischen Hof veranlasst wurden.

2.5. Metaphorik

Sir 43,19 [Lutherbibel: Sir 43,21] vergleicht Salz wegen des Aussehens und der Konsistenz mit Reif.

2.6. Salz als Zeichen für Gemeinschaft

Durch das gemeinsame Essen von Salz wurde Gemeinschaft hergestellt (vgl. Dalman, 50f). Nach Esr 4,14 wurde dadurch die enge Bindung von Satraphie (→ Provinz) und persischem Hof gestärkt. Auch der Salzbund (Num 18,19) ist in diesem Zusammenhang zu nennen: Durch ihn wird die enge Bindung zwischen JHWH und der aaronidischen Priesterschaft zum Ausdruck gebracht: Genauso wie Salz Lebensmittel haltbarer macht, so unterstreicht der Salzbund die Unverbrüchlichkeit aller für die Aaroniden geltenden Bestimmungen, wie sie in Num 18,8ff niedergelegt sind. Die Zusage des Königtums über Israel ist für David und seine Nachkommen „Salz auf ewige Zeiten“ (2Chr 13,5).

3. Neues Testament

Salz galt als wertvoller Stoff ( Mk 9,50). In Kol 4,6 wird auf seine Verwendung als Gewürz Bezug genommen und wegen seines Wertes mit der christlichen Rede verglichen. Apg 1,4 (συναλίζομαι) bezieht sich auf eine Mahlsituation, insbesondere auf das gemeinschaftsstiftende Essen von Salz (vgl. dazu auch oben 2.6.). Die übrigen Belege finden sich in dem „Salzwort“ Mk 9,50; Mt 5,13; Lk 14,34, das der Belehrung der Jünger dient. Die Rede vom „Salzen mit Feuer“ (Mk 9,49), das die reinigende Kraft von Salz und Feuer voraussetzt, bezieht sich wohl auf die Existenz der Jünger, die durch Prüfungen geläutert und in ihrem Dasein als Jünger bestärkt werden sollen. Das darauf folgende Salzwort und die Aufforderung an die Jünger „Habt Salz in euch“ (Mk 9,50) könnte sich auf das von ihnen empfangene Wort Jesu beziehen, das sie stets in sich tragen und von dem sie leben sollen. Das Salzwort Lk 14,34f hat ebenfalls die Jünger im Blick, die in ihrem Jüngerdasein nicht fade und kraftlos werden, sondern an ihrer Gottesreichorientierung unablässig festhalten sollen. Demgegenüber betont Mt 5,13 den Auftrag der Gemeinde, „Salz der Erde“ zu sein und somit ihre missionarische Sendung in die Welt wahrzunehmen, die so notwendig und unersetzlich ist wie das Salz mit seiner Würzkraft.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft, Stuttgart 1894-1972
  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. u.a. 1993-2001
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina IV: Brot, Öl und Wein, Gütersloh 1934
  • Fensham, F.C., Salt as Curse in the Old Testament and the Ancient Near East, BA 25 (1962), 48-50
  • Forbes, R.J., Studies in Ancient Technology III, Leiden, 2. Aufl. 1965
  • Krauß, S., Talmudische Archäologie I, Leipzig 1910, 119f
  • Seebass, H., Numeri. 2.Teilband: Numeri 10,11-22,1 (BK IV/2), Neukirchen-Vluyn 2003
  • Zimmerli, W., Ezechiel. 1. Teilband: Ezechiel 1-24 (BK XIII/1), Neukirchen-Vluyn 2. Aufl. 1979

Abbildungsverzeichnis

  • Steine mit einer Salzkruste am Ufer des Toten Meeres. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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