Astarte
(erstellt: Dezember 2007)
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1. Name
Astarte ist eine weibliche nordwestsemitische Gottheit, die im Alten Testament als ‘aštoræt (zumeist aber im Plural: ‘aštārôt) erscheint. Die masoretische Vokalisation hat hierbei der Göttin die Vokale von „Schande“ (hebr. bošæt) unterlegt. In Ugarit ist sie als ‘Aschtartu (‘ttrt), im Phönizisch-Punischen als ‘Aschtart (‘štrt), im Ägyptischen als ‘strt (auch andere Schreibweisen) und im Griechischen als ’Astartē (Άστάρτη), woher sich auch die deutsche Schreibweise ableitet, bekannt. Der Name der Göttin ist als weibliche Form des Gottesnamens ‘štr (Aschtar), der in Syrien bereits in den → Mari
2. Altes Testament
2.1. Name einer Göttin
Das Alte Testament erwähnt die Göttin Astarte (‘aštoræt) zumeist im Plural ‘aštārôt „Astarten“, gemeinsam mit „dem Baal“ oder „den Baalen“ in pauschalen Verurteilungen des Fremdgötterdienstes in Ri 2,13
Die auf das → deuteronomistische Geschichtswerk
2.2. Ortsname
Gen 14,5
Diese Ortslage ist wahrscheinlich auch mit der in der 2. Hälfte des 2. Jt.s v. Chr. in der Ortsliste → Thutmoses III.
3. Vorkommen in der Umwelt des Alten Testaments
3.1. Syrien und Phönizien im 2. Jahrtausend
In den keilalphabetischen Texten aus → Ugarit
3.2. Phönizisch-punische Kultur im 1. Jahrtausend
Obwohl nur verhältnismäßig wenige epigraphische Quellen auf sie Bezug nehmen und auch über eine mit ihr verbundene Mythologie nichts aussagen, wird Astarte im Gegensatz zur Bezeugung im 2. Jt. v. Chr. in der phönizisch-punischen Kultur seit der 2. Hälfte des 1. Jt. v. Chr. die bedeutendste weibliche Gottheit. Der früheste Beleg im 1. Jt. v. Chr. ist der Vertrag → Asarhaddons
In der Sarkophaginschrift des Königs Tabnit von Sidon (KAI 13,1 = TUAT II/4, 589) aus dem 6. Jh. v. Chr. bezeichnet sich dieser als Priester der Astarte. Die Sarkophaginschrift seines Sohnes Eschmunezer (KAI 14, 15-18 = TUAT II/4, 590f) vom Beginn des 5. Jh. v. Chr. erwähnt die Mutter des Königs als Priesterin der Göttin und auch den Ausbau von Tempeln der Astarte, des Eschmun, des Baal und der Astarte „Namen Baals“. Die sidonische Astarte erwähnt auch eine Siegelinschrift unbekannter Herkunft des 7. Jh. v. Chr. (Avigad / Sass 1997, Nr. 876). Der Besitzer des Siegels spricht von einem Gelübde, das er der Göttin geschworen hat, und erbittet ihren Segen. Aus den sidonischen Inschriften lässt sich schließen, dass Astarte wahrscheinlich die Stadtgöttin von → Sidon
Eine Votivinschrift des 2. Jh. v. Chr. aus → Tyrus
3.3. Ägypten
Im Zuge der ägyptischen Hegemonialpolitik in der Spätbronzezeit (1550-1200 v. Chr.) sind auch Elemente der kanaanäischen Religion in Ägypten rezipiert worden. Eines der wichtigsten Zeugnisse hierfür ist der im sog. Astarte-Papyrus (Pritchard, ANET, 17-18) berichtete Mythos, in dem Astarte als Tochter des → Ptah
3.4. Hellenistisch-römische Zeit
Spätestens in der hellenistischen Zeit ist Astarte mit Anat zu einer Gottheit, der Atargatis (aus ‘Aštart und ‘Atta = ‘Anat), verschmolzen. In römischer Zeit wird sie allgemein Dea Syria, „Syrische Göttin“, genannt und ihr Kult am Hauptkultort in Hierapolis-Bambyke in Lukians Schrift De dea syria ausführlich beschrieben. Die Atargatis der hellenistisch-römischen Zeit ist primär eine → Göttin
4. Ikonographie
Die meisten Denkmäler, auf denen sich Astarte identifizieren lässt, stammen aus der Zeit des ägyptischen → Neuen Reiches
Die Ikonographie der Atargatis in hellenistisch-römischer Zeit ist lokal variabel: In Darstellungen aus ihrem Hauptkultort Hierapolis-Bambyke und aus Dura Europos thront sie wie Kubaba/Kybele auf einem Löwenthron und ist mit einem Polos bzw. einer Mauerkrone geschmückt. In Damaskus erscheint sie auf Münzbildern wie die Artemis von Ephesos in einem Futteralgewand mit Stierhoden und eine Stele aus Rom zeigt sie thronend mit dem Spiegel der Aphrodite und einer hohen, kegelförmigen Mitra mit Halbmond (van Berg 1972, Frontispiz).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Wörterbuch der Mythologie I, Götter und Mythen im Vorderen Orient, Stuttgart 1965
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
- Dictionary of Deities and Demons in the Bible, 2. Aufl., Leiden 1999
2. Weitere Literatur
- Avigad, N. / Sass, B., 1997, Corpus of West Semitic Stamp Seals, Jerusalem
- Cornelius, I., 2004, The Many Faces of the Goddess (OBO 204), Fribourg / Göttingen
- Dietrich, M. / Loretz, O. / Sanmartín, J., 1995, The Cuneiform Alphabetic Texts from Ugarit, Ras Ibn Hani and other Places (KTU 2. Aufl.), (ALASP 8), Münster
- Donner, H. / Röllig, W., 5. Aufl. 2001, Kanaanäische und Aramäische Inschriften, Wiesbaden
- Gese, H. / Höfner, M. / Rudolf, K., 1970, Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart u.a.
- Haider, P.W. / Hutter, M. / Kreuzer, S. (Hgg.), 1996, Religionsgeschichte Syriens, Stuttgart / Berlin / Köln
- Hörig, M. 1978, Dea Syria (AOAT 208), Kevelaer / Neukirchen-Vluyn
- Kaiser O. (Hg.), 2005, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments (TUAT) (CD-Rom Ausgabe), Gütersloh
- Negbi, O., 1976, Canaanite Gods in Metal, Tel Aviv
- Niehr, H. 1998, Religionen in Israels Umwelt: Einführung in die nordwest-semitischen Religionen Syrien-Palästinas (NEB Ergänzungsband 5), Würzburg
- Keel, O., 5. Aufl. 1996, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament, Göttingen
- Keel, O. / Uehlinger, Chr., 5. Auf. 1998, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg / Basel / Wien
- Pritchard, J.B., 3. Aufl. 1969, Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (ANET), Princeton
- Pritchard, J.B., 2. Aufl. 1969, Ancient Near Eastern Pictures Relating to the Old Testament (ANEP), Princeton
- Ringgren, H., 1979, Die Religionen des Alten Orients (GAT Sonderband), Göttingen
- Van Berg, C.-L., 1972, Corpus Cultus Deae Syriae (EPRO 28), Leiden
- Vermaseren, M.J. (Hg.), 1981, Die orientalischen Religionen im Römerreich (EPRO 93), Leiden
Abbildungsverzeichnis
- Die Exilierung der Bewohner von Aschtarot (?) auf einem Relief aus Nimrud. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Rollsiegel aus Bethel mit der hieroglyphischen Beischrift ‘strt (13. Jh.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Astarte (?), Tonscherbe aus Theben (14. Jh. v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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