Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Jesse

(erstellt: Januar 2006)

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1. Der Name Isai / Jesse

Isai (hebr. יִשַׁי / יִשָׁי jišaj / jišāj; in 1Chr 2,13 אִישַׁי ’îšaj) ist in der biblischen Überlieferung der Vater → Davids. Sein Name findet sich in der Hebräischen Bibel zweiundvierzig Mal, einmal in den deuterokanonischen Schriften (Sir 45,25 [Lutherbibel: Sir 45,31]) sowie fünfmal im Neuen Testament (Mt 1,5.6; Lk 3,32; Apg 13,22; Röm 15,12). Die → LXX gibt den Namen als Ιεσσαι wieder, die → Vulgata verwendet Isai und Jesse.

Herkunft und Bedeutung des Namens sind ungeklärt. Von der singulären Bezeichnung אִישַׁי (’îšaj) in 1Chr 2,13 leitet Noth die Bedeutung „Mann von …“ ab (vgl. Noth, 138), bei der dann allerdings das entscheidende bestimmende Element fehlt.

2. Die biblische Überlieferung

In der biblischen Überlieferung ist Isai in erster Linie in seiner Eigenschaft als Vater Davids bedeutend, an ihm selbst besteht kaum Interesse. Isai findet sich in genealogischen Reihungen (Boas, Obed, Isai und David), in denen die Herkunft Davids im Mittelpunkt steht (vgl. Rut 4,17; 1Chr 2,13-15; Mt 1,5.6; Lk 3,32). Nach den biblischen Erzählungen stammt Isai aus Bethlehem, ist Efratiter (1Sam 16,1.18; 1Sam 17,12) und wird als Sohn Obeds dargestellt, der der Sohn der Moabiterin Rut und des Bethlehemiten Boas ist (vgl. Rut 4,17.18-22). Die Angaben über die Zahl seiner Kinder schwanken: Nach 1Sam 16,10.11; 1Sam 17,12 hatte Isai acht Söhne, nach 1Chr 2,13-15 sieben Söhne und zwei Töchter, wobei David als siebter Sohn genannt wird. Vermutlich gab es engere Beziehungen zwischen der Familie von Isai und Moab (vgl. Rut 4,17.22; 1Sam 22,3.4).

David selbst wird häufig durch die Apposition „Sohn Isais“ näher spezifiziert (2Sam 23,1; 1Chr 10,14; 1Chr 29,26; Sir 45,25 [Lutherbibel: Sir 45,31]; vgl. 1Sam 25,10) oder anstelle seines Eigennamens nur als „Sohn Isais“ bezeichnet (1Sam 20,27.30.31; 1Sam 22,7-9). Ob diese Umschreibung dazu dient, David lediglich als Emporkömmling zu charakterisieren, sei dahingestellt (anders vgl. 1Chr 10,14; 1Chr 12,19; 1Chr 29,26).

In der → Aufstiegsgeschichte Davids (1Sam 16,1-2Sam 10) erscheint Isai (1Sam 16,1.3.5.8.9.10.11.18.19.20.22; 1Sam 17,12.13.17.20.58) in seiner Rolle als Vater Davids besonders häufig in den Erzählungen, die auf je unterschiedliche Weise den Beginn von Davids öffentlichem Wirken schildern (1Sam 16,1-13: Salbung Davids durch Samuel; 1Sam 16,14-23: David als ‚Musiktherapeut’ am Hof → Sauls; 1Sam 17: Davids militärischer Einsatz gegen Goliat).

Mit dem Kolophon „zu Ende sind die Bittgebete Davids, des Sohnes Isais“ (Ps 72,20), in dem Davids familiärer Ursprung eigens hervorgehoben wird, wird der zweite Davidspsalter (Ps 42-72) abgeschlossen und zugleich die folgende Asafsammlung (Ps 73-83) vorbereitet. Signifikanterweise wird gerade am Ende dieses Psalms auf Davids väterliche Herkunft verwiesen, in dem die betende Figur David am Beginn betont, dieses Bittgebet für seinen SohnSalomo zu sprechen (Ps 72,1).

Mit der Metapher vom neu ausschlagenden Baumstumpf in Jes 11 wird ein neuer Herrscher verheißen, der aus der Familie Isais stammen solle: „Und ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen“ (Jes 11,1 sowie Jes 11,10; vgl. Röm 15,12). Mit Bezug auf den Beginn des Königshauses in Juda wird mit dem Vegetationsbild die Rettung der davidischen Dynastie in letzter Minute geschildert. Der Rückgriff auf den Vater Isai ohne Erwähnung von David hat die Funktion, die unerwartet neue Initiative Gottes für die Familie Isais zu schildern (vgl. dagegen → Eschatologie 3.1.2.).

3. In der christlichen Kunst

In der christlichen Tradition findet sich die Bezeichnung „Reis“ bzw. „Blüte aus der Wurzel Isais“ zuerst bei Tertullian (De carne Christi 21,5 Text Kirchenväter). Die Verheißung des neuen Spross aus dem Stumpf Isais ist in der christlichen Kunst häufig mit der Genealogie und dem Stammbaum Jesu in Mt 1 verbunden und in Form eines Baums dargestellt worden.

Ein zu Beginn des 16. Jh.s hergestelltes Fenster im nördlichen Seitenschiff des Kölner Doms, das sog. „Petrus-Wurzel Jesse-Fenster“, zeigt rechts Isai liegend, aus dessen Bauch ein Baum erwächst, auf dem unten links David mit Königskrone und Harfe und oben rechts Maria mit Jesuskind zu sehen sind.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
  • Lexikon der christlichen Ikonographie, Freiburg i.Br. 1968-1976 (Taschenbuchausgabe, Rom u.a. 1994)

2. Weitere Literatur

  • Beuken, Willem A.M., 2003, Jesaja 1-12 (HThK.AT), Freiburg / Basel / Wien
  • Beuken, Willem A.M., 2004, The Emergence of the Shoot in Jesse. An Eschatological or a Now Event?, Calvin Theological Journal 39, 88-108
  • Frid, Bo, 1983, Jesaja und Paulus in Röm 15,12, BZ 27, 237-241
  • Hossfeld, Frank-Lothar / Zenger, Erich, 2000, Psalmen 51-100 (HThK.AT), Freiburg / Basel / Wien
  • Noth, Martin, 1928, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namensgebung, Stuttgart
  • Réau, Louis, 1957, Iconographie de l´Art chrétien, Band 2/2, Paris, 129-140
  • Watson, Arthur, 1934, The Early Iconography of the Tree of Jesse, Oxford

Abbildungsverzeichnis

  • Wurzel Jesse (Glasfenster im Kölner Dom; 16. Jh.). Mit freundlicher Erlaubnis von © Dombauarchiv Köln (Foto: Matz und Schenk)

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