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Bereits zu „normalen” Zeiten ist die Übersetzung der Bibel ein komplexer Prozess, der die Zusammenarbeit von Übersetzern in ganz unterschiedlichen und teilweise sehr herausfordernden Kontexten erfordert. Die Corona-Pandemie machte vieles noch komplizierter, doch Übersetzerteams der Bibelgesellschaften setzten sich weiterhin unermüdlich dafür ein, ihren Mitmenschen das Wort Gottes zur Verfügung zu stellen. Ein kleiner Einblick in einige der Herausforderungen, denen sich Übersetzerteams im letzten Jahr gegenübersahen – und wie sie sie bewältigten.


Carlos Rene Pop, einer der Q'eqchi'-Übersetzer, bei seiner Arbeit auf einem Berg.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten auf einen Berg steigen, um ein Internetsignal zu bekommen, das stark genug ist, damit Sie Ihre Arbeit tun können. So ging es dem Team, das an der Revidierten Bibel auf Q’eqchi’ in Guatemala arbeitet. Nur so konnten sie mit dem Übersetzungsberater des Weltverbandes der Bibelgesellschaften zusammenarbeiten, der die Übersetzung prüfte – normalerweise wird dies gemeinsam vor Ort gemacht.

„Wir standen vor vielfältigen Herausforderungen, zum Beispiel mussten wir mit dem Berater über digitale Kanäle kommunizieren“, sagt Übersetzer und Teamleiter Dario Bá Xuc, 29 Jahre. „Wegen des Wetters und des schlechten Empfangs war das alles andere als leicht. Wir mussten auf Berge steigen und uns dort auf Felsen setzen, oder was sich eben gerade anbot. Doch all diese Mühen waren es wert, weil wir das Wort Gottes bald in unserer Sprache haben werden.“


Zwei Hurrikans

Bei dem „Wetter”, von dem Dario spricht, handelt es sich um zwei Hurrikans, die Alta Verapaz im Jahr 2020 heimsuchten. Die Region, in der die Übersetzer arbeiten, liegt in Zentralguatemala. Es war schwieriger als sonst, eine sichere Internetverbindung zu bekommen – und das zu einer Zeit, wo das Team sie mehr denn je brauchte, da durch die Corona-Pandemie die ganze Arbeit nur noch online stattfinden konnte. Beide Hurrikans hinterließen eine Spur der Verwüstung. Der zweite Hurrikan, Eta, verursachte tödliche Schlammlawinen. Etwa 150 Menschen kamen ums Leben, viele wurden obdachlos.

„Wir danken Gott dafür, dass es den Übersetzern gut geht und ihr Hab und Gut in Sicherheit ist. Und dass die Übersetzung trotz des Wetters und der Pandemie weiter voranschreitet“, berichtet Mario Xuruc, der Übersetzungskoordinator der Bibelgesellschaft von Guatemala. Ende 2020 veröffentlichte die Bibelgesellschaft den Brief an die Galater mit Anmerkungen. Tausende Exemplare wurden von den Q’eqchi’-Gemeinden in der Region verteilt.

„Dieses Jahr war kein leichtes für die Q’eqchi’, aber das Team ist fest entschlossen, die Übersetzung zu vollenden, sodass das Wort Gottes Hoffnung und neuen Mut bringen kann“, fügt Mario hinzu. Ähnlich geht es vielen anderen Bibelübersetzern in aller Welt.


Internetempfang ist entscheidend


Wapischana-Übersetzer bei der Arbeit.

Weltweit konnten Übersetzungsprojekte auch während der Pandemie in einem gewissen Maß weitergehen. Obwohl Übersetzer phasenweise nicht gemeinsam im Büro zusammenkommen konnten, war es den meisten möglich, von zu Hause aus mit der Paratext-Übersetzungssoftware zu arbeiten. Selbst diejenigen, die kaum oder gar keinen Internetempfang zu Hause hatten, konnten dadurch weiterübersetzen. Hin und wieder suchten sie sich eine stabile Internetverbindung, um die neu übersetzten Abschnitte hochzuladen.

 


Wenn das Essen knapp wird

In Guyana (ein Staat im Norden Südamerikas) kamen die Akawaio-, Patamuna- and Wapischana-Übersetzer im letzten Jahr voran, obwohl es in ihren Dörfern keinen Internetzugang gibt. Während des Lockdowns übersetzten sie von zu Hause aus.

Doch es war alles andere als leicht. Da sie nicht in die Stadt fahren durften, um einkaufen zu gehen, und keine Regierungsunterstützung bekamen, wurde das Essen bald knapp. Die Dorfbewohner mussten sich von dem ernähren, was in ihren Gärten wuchs. Um den Übersetzern zu helfen, schickte die Surinamische Bibelgesellschaft, die für das Projekt verantwortlich ist, Essenspakete.

Als sich die Beschränkungen im Oktober lockerten, reisten die Übersetzer in die Hauptstadt Georgetown. Dort luden sie ihre Arbeit hoch und trafen sich online mit dem Übersetzungsberater der United Bible Societies. In der Folge konnte in den Sprachen ein kleiner Abschnitt vollendet werden: 1. Mose 12-15. Er wurde veröffentlicht und die Leser wurden um Feedback gebeten.

Doch nicht alle Übersetzungsteams kamen so gut voran. Die Übersetzung der Bibel ist ein komplexer Prozess, der eine spezialisierte Ausbildung und enge Zusammenarbeit zwischen Experten und der lokalen Bevölkerung voraussetzt. Corona erschwerte dies oder machte es teilweise sogar unmöglich.


Online-Trainings

„Durch Covid-19 mussten wir die Unterstützung, die wir Bibelübersetzern normalerweise anbieten, stark einschränken“, sagt der bei den United Bible Societies für das Übersetzertraining zuständige Esteban Voth. „Natürlich kann man zu einem gewissen Grad auch online beraten und Texte prüfen. Darin haben wir durchaus Erfahrung. Doch man braucht dafür eine stabile Internetverbindung. Manche Übersetzerteams haben diese einfach nicht, der Übersetzungsberater konnte aber auch nicht zu ihnen reisen.“

Das umfangreiche Weiterbildungsangebot für Übersetzer war in ähnlicher Weise betroffen. Zwar wurden Workshops, die normalerweise vor Ort abgehalten werden, online durchgeführt, aber in manchen Regionen konnte ein Teil der Übersetzer aufgrund mangelnden Internetempfangs nicht daran teilnehmen. „Manche konnten überhaupt kein Training besuchen“, bemerkt Esteban.

Dennoch werden verstärkt Online-Kurse für Übersetzungsberater und Übersetzer entwickelt, da das Internet in Zukunft eine noch stärkere Rolle spielen wird. „Natürlich können sie Präsenztrainings nicht ersetzen, aber sie bieten die Möglichkeit, zumindest bestimmte Inhalte zu vermitteln, und das vergleichsweise kostengünstig“, sagt Esteban.



Tragische Verluste

Doch Übersetzerteams hatten auch mit Krankheit (z. B. Corona oder dem Dengue-Fieber) zu kämpfen oder wurden sogar mit dem Tod konfrontiert. Im nördlichen Kamerun musste das Parkwa-Übersetzungsteam einen schrecklichen Verlust verkraften. Im letzten Jahr wurden zwei Kollegen des Alphabetisierungsprogramms bei zwei unterschiedlichen Angriffen von der radikal-islamischen Gruppe Boko Haram getötet.

Trotz dieser traumatischen Erfahrung, inmitten der Pandemie und bedroht von weiteren Angriffen auf ihr Dorf machte das Team im Jahr 2020 bedeutende Fortschritte. Es konnte sich sogar online mit dem Übersetzungsberater treffen, um mit ihm die Arbeit durchzugehen.

„Dieses Projekt ist dank des Einsatzes und der Leidenschaft der Parkwa-Übersetzer im Zeitplan“, berichtet die Bibelgesellschaft. Die Risiken sind allerding beträchtlich, weshalb das Übersetzerteam demnächst vom Land in die Stadt Maroua umziehen soll, wo es sicherer ist.

 

Wir sind dankbar, dass die so wichtige Übersetzungsarbeit auch im vergangen Jahr weitergehen konnte. Bitte beten Sie für Übersetzer weltweit. Sie setzen sich unablässig dafür ein, dass noch mehr Menschen die Bibel in ihrer Herzenssprache lesen können. Beten Sie besonders für diejenigen, die sich durch ihre Arbeit Gefahren aussetzen, sowie für diejenigen, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben oder den Verlust naher Angehöriger oder Teammitglieder verkraften müssen. Beten Sie auch für Gottes Versorgung, damit genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Dankeschön!

Von Andrea Rhodes, UBS Communications

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