BasisBibel (BB)
32

Das Lied des Mose

321Mose32,1 Mose: Führte Israel im Auftrag Gottes aus Ägypten und erhielt am Berg Sinai die Zehn Gebote. begann sein Lied:

Himmel, schenk mir Gehör, ich muss reden!

Erde, vernimm die Worte, die ich spreche!

2Mein Lied soll strömen wie der Regen,

meine Rede soll fallen wie der Tau –

wie wenn Regen auf das Gras tropft

und Tautropfen die Pflanzen benetzen.

3Denn ich will preisen den Namen des Herrn32,3 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR.:

Gebt unserem Gott die Ehre!

4Er ist der Fels, sein Tun ist vollkommen.

Denn alle seine Wege sind gut.

Er ist ein treuer Gott, niemals betrügt er.

Gerecht und rechtschaffen ist er.

5Dieses treulose, falsche Pack fiel von ihm ab.

Sie sind eine Schande und nicht seine Kinder!

6Dankst du so dem Herrn,

du dummes und verblendetes Volk?

Ist er nicht dein Vater, der dich geschaffen hat?

Ist er es nicht, der dich geformt und gebildet hat?

7Erinnere dich an alles, was früher war,

lerne aus der Geschichte der Menschheit!

Bitte deinen Vater – er wird es dir erzählen!

Frage deine Alten – sie werden es dir sagen!

8Damals teilte der Höchste32,8 der Höchste: Titel für Gott, der eng mit dem Tempel in Jerusalem verbunden ist. den Völkern ihr Land zu

und verteilte die Menschheit auf der Erde.

Er legte die Grenzen der Völker so fest,

dass es der Zahl der Söhne Israels entsprach.

9Denn das Eigentum32,9 Eigentum: Bezeichnung für das Volk Israel und Ausdruck des engen Verhältnisses zwischen Gott, dem Land und seinem Volk. des Herrn ist sein Volk,

Jakob32,9 Jakob: Bezeichnung für das Volk Israel. Der Stammvater Jakob wird in 1. Mose/Genesis 32,29 in Israel umbenannt. ist sein Erbbesitz.

10Er fand sein Volk in der Wüste,

in der öden Wildnis, wo die Tiere heulen.

Er hüllte es ein und gab auf es acht,

er behütete es wie seinen Augapfel32,10 Augapfel: Das Innere des Auges gilt als kostbar. Es ist sehr empfindlich und deshalb gegen Verletzungen besonders zu schützen..

11Ein Adler32,11 Adler: Großer Greifvogel, der sich kraftvoll und frei in die Luft schwingt. Er steht sinnbildlich für Kraft und Stärke. lässt seine Jungen aus dem Nest ausfliegen.

Wachsam kreist er über ihnen und schützt sie.

So hat er seine Flügel ausgebreitet,

sein Volk aufgefangen und getragen.

12Er allein hat es geleitet,

kein fremder Gott war mit dem Volk.

13Er führte es über die höchsten Berge

und ernährte es mit den Früchten des Landes:

Er speiste es mit Honig aus den Felsen

und mit Öl aus hartem Gestein.

14Er ernährte es mit Butter von Kühen

und Milch von Schafen und Ziegen.

Dazu kam Fett von Lämmern und Böcken,

von Widdern32,14 Widder: Ausgewachsenes männliches Schaf mit gebogenen Hörnern., wie sie nur im Baschan32,14 Baschan: Fruchtbare Hochebene bei den Golanhöhen, östlich des See Gennesaret. gedeihen.

Das feinste Mehl des Weizens gab er dir.

Den besten Wein hast du getrunken, rot wie Blut.

15Doch davon wurde Jeschurun32,15 Jeschurun: Ehrenname für Israel, der wahrscheinlich »der Rechtschaffene, Aufrechte« bedeutet. fett und bockig –

fett, dick und rund bist du geworden!

Er stieß den Gott zurück, der ihn gemacht hatte.

Er verachtete den Fels, der ihn gerettet hatte.

16Sie machten ihn mit fremden Göttern32,16 Götter: Götter, die von anderen Völkern verehrt werden. Israel hat nur einen einzigen Gott. eifersüchtig,

mit Abscheulichem erzürnten sie ihn.

17Sie brachten Opfer dar für Geister, die nicht Gott sind,

und für Gottheiten, die sie nicht kannten.

Es waren neue Götter, seit Kurzem erst bekannt,

von denen ihre Vorfahren nichts wussten.

18Du hast den Fels32,18 Fels: Ehrenvolle Bezeichnung für Gott, in der seine Stärke zum Ausdruck kommt. verlassen, ihn, der dich zeugte!

Du hast den Gott vergessen, der dir das Leben schenkte!

19Der Herr sah es und war entsetzt darüber,

was seine Söhne und Töchter alles taten.

20Er beschloss: Ich verberge mein Angesicht32,20 Angesicht verbergen: Wenn Gott sein Gesicht verbirgt, nimmt er die Bitten des Beters nicht an. vor ihnen.

Ich will sehen, wie es mit ihnen zu Ende geht.

Denn sie sind durch und durch verkehrt,

treulose Kinder sind sie.

21Sie haben mich eifersüchtig32,21 eifersüchtig: Gott will nicht, dass sein Volk andere Götter anbetet und sich von ihnen Hilfe erhofft. Er will sein einziger Gott sein. gemacht

durch einen Gott, der kein Gott ist.

Sie haben mich zornig gemacht

durch ihre Götter32,21 Götter: Götter, die von anderen Völkern verehrt werden. Israel hat nur einen einzigen Gott., die bloß Luft sind.

Aber jetzt werde ich sie eifersüchtig machen

durch ein Volk, das kein Volk ist.

Ich werde sie zornig machen

durch Leute, die bloß Dummköpfe sind.

22Denn durch meinen Zorn ist ein Feuer entfacht.

Es brennt bis in das Totenreich32,22 Totenreich: Aufenthaltsort der Verstorbenen, der unter der Erde liegt. hinunter.

Es verzehrt die Erde mit allem, was darauf wächst,

und setzt die Fundamente der Berge in Brand.

23Ich will sie mit Unglück überhäufen,

alle meine Pfeile will ich auf sie schießen.

24Dann werden sie vor Hunger sterben

und an Fieber und Seuchen zugrunde gehen.

Ich werde reißende Raubtiere auf sie hetzen

und giftige Kriechtiere.

25Draußen wird das Schwert die Kinder töten,

drinnen wird sie der Schrecken jagen –

den jungen Mann wie die junge Frau,

den Säugling wie den alten Mann.

26Eigentlich sollte ich sagen: Aus und vorbei,

nichts soll mehr an sie erinnern!

27Doch ich fürchte, die Feinde könnten sich täuschen,

ihre Gegner könnten mein Tun falsch verstehen.

Dann meinen sie noch: Wir haben das vollbracht,

und nicht: Der Herr hat das getan!

28Denn dieses Volk hat den Verstand verloren,

gar nichts sehen sie ein.

29Wären sie weise, würden sie das begreifen

und verstehen, welches Ende sie erwartet.

30Wie kann das sein: Einer verfolgt tausend

und zwei jagen zehntausend in die Flucht?

Doch nur so: Ihr Fels32,30 Fels: Ehrenvolle Bezeichnung für Gott, in der seine Stärke zum Ausdruck kommt. hat sie verkauft,

der Herr hat sie ihren Feinden ausgeliefert.

31Ihr Fels ist nicht wie unser Fels32,31 Ihr Fels ist nicht wie unser Fels.: Die Völker vergleichen den Gott Israels mit ihrem eigenen Gott.,

das müssen selbst unsere Feinde zugeben.

32Ja, ihr Weinstock32,32 Weinstock: Hier Bild für das Volk Israel und sein Handeln. Wenn der Weinstock schlecht ist, kann er keine guten Früchte hervorbringen. stammt vom Weinstock Sodoms32,32 Sodom, Gomorra: Die Städte wurden vernichtet, weil ihre Bewohner sich von Gott abgewandt hatten; vgl. 1. Mose/Genesis 19.,

aus dem Weinberg Gomorras32,32 Sodom, Gomorra: Die Städte wurden vernichtet, weil ihre Bewohner sich von Gott abgewandt hatten; vgl. 1. Mose/Genesis 19. kommt er.

Ihre Trauben sind giftig,

ihre Beeren sind bitter.

33Ihr Wein ist Gift von Drachen,

ist tödliches Gift von Schlangen.

34Das alles habe ich mir gemerkt,

es hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

35Ich werde Rache und Vergeltung üben.

Die Zeit kommt, in der ihr Fuß wankt.

Denn nahe ist der Tag ihres Untergangs,

und ihr Verderben kommt bald.

36Denn der Herr wird seinem Volk Recht verschaffen,

er wird Erbarmen haben mit seinen Knechten.

Er sieht ja: Von ihrer Kraft ist nichts mehr übrig,

sie sind alle am Ende – bis zum letzten Mann.

37Dann wird er fragen: Wo sind jetzt ihre Götter32,37 Götter: Götter, die von anderen Völkern verehrt werden. Israel hat nur einen einzigen Gott.?

Wo ist der Fels, bei dem sie Zuflucht suchten?

38Ihre Schlachtopfer32,38 Schlachtopfer: Fett und Innereien wurden als Dank für Gott verbrannt, während das Fleisch von den Opfernden gegessen wurde. waren für diese Götter bestimmt,

auch ihre Trankopfer32,38 Trankopfer: Ausgießen von Wein, Wasser oder Öl an einem Altar. gaben sie ihnen.

Sollen diese Götter jetzt aufstehen und euch helfen!

Sollen sie euch doch beschützen!

39Begreift es endlich: Ich bin Gott, ich allein!

Es gibt keinen anderen Gott außer mir.

Ich töte und mache lebendig, ich verletze und heile.

Keiner kann einen andern aus meiner Hand befreien.

40Ja, ich erhebe meine Hand zum Himmel

und erkläre: Bei meinem Leben und für immer!

41Erst schärfe ich mein blitzendes Schwert

und nehme das Gericht in meine Hand.

Dann werde ich Rache üben an meinen Gegnern

und die strafen, die mich hassen.

42Meine Pfeile werden von Blut tropfen

und mein Schwert frisst sich in ihr Fleisch.

Das Blut von Erschlagenen und Gefangenen fließt,

selbst von den Köpfen ihrer Befehlshaber strömt es.

43Ihr Leute aus allen Nationen, jubelt seinem Volk zu!

Denn er rächt das Blut seiner Knechte.

Er übt Rache an seinen Feinden.

Das Land seines Volkes befreit er von Schuld.

Mose ermahnt das Volk zum letzten Mal

44Mose32,44 Mose: Führte Israel im Auftrag Gottes aus Ägypten und erhielt am Berg Sinai die Zehn Gebote. stellte sich vor das Volkund trug ihnen dieses Lied vor,zusammen mit Josua32,44 Josua: Nachfolger von Mose. Nach dessen Tod führte er Israel in das verheißene Land., dem Sohn Nuns.45Als Mose damit fertig warund alle diese Worte ganz Israel32,45 Israel: Nachkommen der zwölf Söhne Jakobs. Gott hat mit Israel einen Bund geschlossen. vorgetragen hatte,46sagte er zu ihnen:»Nehmt euch alle diese Worte zu Herzen,mit denen ich euch heute ermahnt habe!Schärft sie auch euren Kindern ein!Sie sollen alle Worte dieser Weisung32,46 diese Weisung: Gemeint ist 5. Mose/Deuteronomium bzw. große Teile davon, die den Kern der Weisung bilden und zusammenfassend für den Willen Gottes stehen. beachtenund danach handeln!47Denn dieses Wort ist kein leeres Gerede.Von ihm hängt euer Leben ab.Durch dieses Wort werdet ihr lange leben:Ein langes Leben wartet auf euch,wenn ihr über den Jordan32,47 Jordan: Wichtigster Fluss in der Region, der vom Hermongebirge durch den See Gennesaret ins Tote Meer fließt. zieht,um das Land in Besitz zu nehmen.«

Gott spricht noch einmal zu Mose

48Am selben Tag sprach der Herr32,48 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. zu Mose32,48 Mose: Führte Israel im Auftrag Gottes aus Ägypten und erhielt am Berg Sinai die Zehn Gebote.:49»Geh zum Gebirge Abarim32,49 Abarim: Gebirge im heutigen Jordanien, das sich in Nord-Süd-Richtung östlich des Toten Meeres entlangzieht. Der nördliche Teil wird auch Pisga genannt, dessen höchster Gipfel der Berg Nebo ist. und steig auf den Berg Nebo!Er liegt im Land Moab32,49 Moab: Nachbarstaat Israels im Ostjordanland. gegenüber von Jericho32,49 Jericho: Oasenstadt in der judäischen Wüste nördlich des Toten Meers..Schau von dort hinüber in das Land Kanaan32,49 Kanaan: Bezeichnung für das Gebiet zwischen Jordantal und Mittelmeer bis zur Stadt Sidon, bevor es durch das Volk Israel in Besitz genommen wurde.,das ich den Israeliten32,49 Israel: Nachkommen der zwölf Söhne Jakobs. Gott hat mit Israel einen Bund geschlossen. als Besitz geben werde.50Du wirst auf dem Berg sterben,auf den du hinaufgestiegen bist.Dort wirst du mit deinen Vorfahren vereint32,50 mit seinen Vorfahren vereint: Biblischer Ausdruck für einen friedlichen Tod. werden,so wie damals dein Bruder Aaron32,50 Aaron: Bruder von Mose und erster Hohepriester Israels. Er gilt in der Bibel als Stammvater der Priester. auf dem Berg Hor32,50 Hor: Bedeutender Berg im Süden des Siedlungsgebiets der Israeliten, auf der Ostseite des Jordangrabens. Vom Tod Aarons am Berg Hor erzählt 4. Mose/Numeri 20,22-29..Auch er wurde mit seinen Vorfahren vereint.51Ihr beide dürft das Land nicht betreten,weil ihr mir nicht vertraut32,51 nicht vertraut: Die Geschichte des Ungehorsams von Mose und Aaron gegenüber Gott wird in 4. Mose/Numeri 20,1-13 erzählt. habt –und das vor den Augen der Israeliten!Es war an der Quelle von Meriba in Kadesch32,51 Kadesch: Wüstenregion auf der Sinaihalbinsel, die nach der Oase Kadesch benannt ist.,in der Wüste Zin.Dort habt ihr den Israeliten nicht vor Augen geführt32,51 nicht vor Augen geführt: Das Fehlverhalten wird in 4. Mose/Numeri 20,1-13 berichtet.,dass ich der Heilige32,51 der Heilige: Ehrenvolle Bezeichnung für den Gott Israels. bin und alles vermag.52Daher darfst du nur hinüberschauen in das Land,das ich den Israeliten geben werde.Aber hineinkommen wirst du nicht.«