BasisBibel (BB)
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Hannas Lobgesang

21Damals betete Hanna mit diesen Worten:

Mein Herz ist voll Freude über den Herrn2,1 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR..

Der Herr hat mich wieder stark gemacht.

Mein Mund lacht über meine Feinde.

Denn ich freue mich über deine Hilfe.

2Keiner ist so heilig wie der Herr,

denn es gibt keinen Gott außer dir.

Kein Fels2,2 Fels: Ehrenvolle Bezeichnung für den Gott Israels und Ausdruck seiner Zuverlässigkeit, die Schutz und Sicherheit gewährt. steht so fest wie unser Gott.

3Redet nicht so viel und hoch daher!

Kein freches Wort komme aus eurem Mund.

Denn der Herr ist ein Gott, der alles weiß.

Schändliche Taten duldet er nicht.

4Der Bogen2,4 Bogen: Waffe für die Jagd oder den Krieg, mit der Pfeile abgeschossen werden können. der Starken wird zerbrochen,

die Schwachen aber bekommen neue Kraft.

5Die Satten müssen sich ihr Brot verdienen,

die Hungrigen aber sind den Hunger los.

Die Unfruchtbare bringt sieben Kinder zur Welt,

doch das Glück der Kinderreichen schwindet.

6Der Herr tötet und macht lebendig,

er führt ins Totenreich2,6 Totenreich: Aufenthaltsort der Verstorbenen, der unter der Erde liegt. und wieder heraus.

7Der Herr macht arm und macht reich.

Er drückt nieder und richtet wieder auf.

8Den Geringen zieht er aus dem Staub,

den Armen holt er aus dem Dreck2,8 Dreck: Das hebräische Wort bezeichnet den Mist- und Abfallhaufen..

Seinen Platz gibt er ihm bei den Fürsten

und lässt ihn mit Würde auf einem Thron sitzen.

Denn die Säulen2,8 Säulen: Man stellte sich vor, dass die Erdscheibe auf Säulen ruht, die im unterirdischen Meer verankert sind. Sie bilden die Fundamente der Welt. der Erde sind von dem Herrn,

er hat die Welt auf sie gegründet.

9Die Schritte seiner Frommen2,9 Fromme: Menschen, die ihr ganzes Leben auf Gott ausrichten und sich für die Befolgung seiner Gebote einsetzen. lenkt er sicher,

die Frevler2,9 Frevler: Menschen, die Gottes Gebote missachten und ihre eigenen Interessen gewaltsam durchsetzen. aber kommen um in der Finsternis.

Denn kein Mensch siegt aus eigener Kraft.

10Wer gegen den Herrn kämpft, wird unterliegen.

Der Höchste2,10 der Höchste: Titel für Gott, der eng mit dem Tempel in Jerusalem verbunden ist. im Himmel lässt es donnern,

der Herr hält Gericht über die ganze Erde.

Seinem König verleiht er Macht,

seinen Gesalbten2,10 Gesalbter: Hebräisch Messias. Bezeichnet den im Auftrag Gottes eingesetzten König Israels, später auch den zum Herrscher der Welt bestimmten Retter. macht er stark.

11Danach kehrte Elkana nach Rama heim.Der Junge aber blieb dort im Tempel des Herrnund diente ihm unter der Aufsicht des Priesters Eli.

Das schlimme Treiben der Söhne Elis

12Die Söhne Elis waren ganz üble Kerleund wollten von dem Herrn2,12 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. nichts wissen.13Damals hatten die Priester2,13 Priester: Bringt Opfer im Heiligtum dar und deutet den Willen Gottes. ein Vorrecht,das ihnen vom Volk zugestanden worden war:Sooft jemand ein Schlachtopfer2,13 Schlachtopfer: Fett und Innereien wurden als Dank für Gott verbrannt, während das Fleisch von den Opfernden gegessen wurde. darbrachte,kam sogleich ein Helfer des Priesters.Er hatte eine Gabel mit drei Zinken in der Hand.Während das Fleisch noch kochte,14stach er damit in Kessel, Topf, Pfanne oder Schüssel.Und alles, was er mit der Gabel herauszog,bekam der Priester als seinen zusätzlichen Anteil.

Die Söhne Elis jedoch taten Folgendes,wenn ganz Israel zum Opfern nach Schilo2,14 Schilo: Stadt etwa 35 km nördlich von Jerusalem. Dort stand ein Heiligtum, in dem die Bundeslade aufbewahrt wurde. kam:15Noch bevor man das Fett2,15 Fett: Nach dem Priestergesetz sind die Fettstücke der wertvollste Teil der Opfergabe. Sie sind ausschließlich für Gott bestimmt, vgl. 3. Mose/Levitikus 3,16. auf dem Altar2,15 Altar: Eine Art Tisch oder Podest, auf dem einer Gottheit Opfergaben dargebracht wurden. verbrannte,war auch schon der Helfer des Priesters im Anmarsch.Er sagte zu dem, der sein Opfer darbrachte:»Gib das Fleisch her, der Priester2,15 Priester: Bringt Opfer im Heiligtum dar und deutet den Willen Gottes. will es braten!Er nimmt von dir kein gekochtes Fleisch,er will nur rohes Fleisch2,15 rohes Fleisch: Die Verfehlung der Priester besteht darin, dass sie das Fleisch für sich beanspruchen, noch bevor Gott seinen Teil davon bekommen hat. haben.«16Doch der Mann, der die Vorschrift kannte, sagte:»Zuerst muss man das Fett auf dem Altar verbrennen.Danach kannst du dir nehmen, was du willst!«Daraufhin sagte der Helfer des Priesters:»Nein! Gib es her, jetzt sofort!Wenn nicht, dann nehme ich es mit Gewalt!«17So wurden die Söhne Elis immer unverschämter.Das war ein sehr großes Unrecht vor dem Herrn.Denn die jungen Männer missachteten die Opfergaben2,17 Opfergabe: Eine Gabe für Gott als Zeichen des Danks oder der Bitte. Das Opfer wird auf dem Altar verbrannt und schafft Gemeinschaft mit Gott.,die für den Herrn dargebracht wurden.

18Samuel aber tat seinen Dienst vor dem Herrnund trug einen leinenen Priesterschurz2,18 Priesterschurz: Teil der Dienstkleidung eines Priesters. Er wird in 2. Mose/Exodus 28,6-14 beschrieben..19Seine Mutter machte ihm dazu ein kleines Obergewand.Jahr für Jahr brachte sie es ihm mit,wenn sie mit ihrem Mann kam,um das jährliche Schlachtopfer2,19 Schlachtopfer: Fett und Innereien wurden als Dank für Gott verbrannt, während das Fleisch von den Opfernden gegessen wurde. darzubringen.20Und Eli segnete Elkana und seine Frau.Er sagte zu ihm:»Der Herr schenke dir Kinder von dieser Frau –anstelle des einen2,20 anstelle des einen: Meint Samuel. 1. Samuel 1,1–2,11 erzählt, dass Samuels Mutter Gott darum bittet, schwanger zu werden. Als Dank dafür überlässt sie Gott ihren Sohn, der dann am Heiligtum in Schilo lebt und arbeitet., den du für den Herrn erbeten hast.«Danach kehrten beide nach Hause zurück.21Der Herr meinte es gut mit Hanna.Sie wurde noch ein paar Mal schwangerund brachte drei Söhne und zwei Töchter zur Welt.Samuel wuchs heran am Heiligtum des Herrn.

22Eli war inzwischen sehr alt geworden.Immer wieder musste er davon hören,wie übel es seine Söhne mit ganz Israel trieben.– Man sagte auch2,22 man sagte auch: Hier wird ein Gerücht nachgetragen, dass den Söhnen Elis zusätzlich noch sexuelle Übergriffe vorwirft., dass sie mit den Frauen schliefen,die vor dem Zelt der Begegnung2,22 Zelt der Begegnung: Transportables Zeltheiligtum der Israeliten in der Zeit, als sie durch die Wüste ziehen und bis zum Bau des Tempels in Jerusalem. Dienst taten. –23Dann schimpfte er mit ihnen:»Warum macht ihr das?Was muss ich da hören?Das sind doch abscheuliche Sachen, die ihr tut.Und alle Leute reden darüber.24Das geht so nicht, meine Söhne!Das sind ganz üble Geschichten, die ich höre –die sich das Volk des Herrn über euch erzählt.25Wenn einer einem anderen Menschen etwas antut,kann Gott für ihn eintreten.Wenn sich aber einer dem Herrn widersetzt,kann niemand mehr etwas für ihn tun!«Doch die Söhne Elis hörten nicht auf ihren Vater.Der Herr hatte nämlich beschlossen,sie umkommen zu lassen.26Samuel aber wuchs heran zu einem jungen Mann.Der Herr und die Menschen hatten ihn gern.

Ansage von Gottes Gericht über das Haus Elis

27Eines Tages kam ein Mann Gottes2,27 Mann Gottes: Verkündet wie ein Prophet, was Gott in einer bestimmten Situation zu sagen hat. zu Eliund sagte zu ihm:So spricht der Herr2,27 so spricht der Herr: Typische Einleitung eines Gotteswortes, vor allem in prophetischen Büchern.:Bin ich nicht damals deinen Vorfahren erschienen,den Männern aus dem Haus Aaron2,27 Haus Aaron: Die Familie von Aaron, dem Bruder des Mose. Aaron gilt als Stammvater der Priester in Israel.?Da waren sie noch Sklaven in Ägyptenund in der Gewalt des Pharao2,27 Pharao: Bezeichnung für den König von Ägypten..28Unter allen Stämmen Israels2,28 Stämme Israels: Israel versteht sich als Verband von zwölf Stämmen, die auf die Nachkommen der Söhne Jakobs zurückgehen. habe ich sie erwähltund zu Priestern bestimmt.Sie sollten an meinen Altar2,28 Altar: Eine Art Tisch oder Podest, auf dem einer Gottheit Opfergaben dargebracht wurden. treten,um das Fett2,28 Fett: Fett galt in der Antike als kostbarer Teil eines Tieres und wurde Gott daher als Opfer dargebracht. der Opfertiere zu verbrennen.Dafür habe ich dem Haus Aaron zugesagt,dass sie von allen Opfergaben der Israeliteneinen Teil zum eigenen Verzehr bekommen.– Auch sollten sie den Kasten2,28 Kasten: Hebräisch Efod. Bezeichnet einen tragbaren Gegenstand. Mit seiner Hilfe konnte man eine göttliche Antwort auf eine konkrete Frage einholen. tragen,mit dessen Hilfe mein Wille verkündet wird. –29Deinen Söhnen aber und dir werfe ich vor:Warum treibt ihr Missbrauch mit Schlachtopfern2,29 Schlachtopfer: Fett und Innereien wurden als Dank für Gott verbrannt, während das Fleisch von den Opfernden gegessen wurde.,die mir dargebracht werden?Warum missachtet ihr die Vorschrift für Opfergaben,die mir zustehen?Warum ehrst du deine Söhne mehr als mich?Ihr mästet euch doch vom Besten jeder Opfergabe,die mein Volk Israel darbringt.30Darum lautet der Ausspruch des Herrn2,30 Ausspruch des Herrn: Formelhafter Ausdruck, der vor allem in den Prophetenbüchern ein Gotteswort kennzeichnet.,des Gottes Israels:Ja, ich hatte dir damals fest zugesagt:Deine Nachkommen und die Nachkommen deines Vaterssollen für immer Dienst tun als meine Priester.Nun aber lautet der Ausspruch des Herrn2,30 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR.:Das gilt nicht mehr!Denn die mich ehren, die will ich ehren.Die mich aber gering achten, die werden verachtet.31Schon bald werde ich die Macht zerschlagen,die ich dir und deinem Vaterhaus verliehen habe.Dann wird von deinen Nachkommen keiner mehrein gesegnetes Alter2,31 gesegnetes Alter: Gemeint ist nicht nur das Erreichen eines hohen Alters, sondern auch die Hochachtung, die einem alten Menschen in Israel entgegengebracht wurde. erreichen.32– Und du wirst voll Neid auf alles schauen,was Israel an Gutem erfahren wird.Doch keiner deiner Nachkommenwird jemals ein gesegnetes Alter erreichen. –33Nur einen einzigen2,33 nur einen einzigen: Wahrscheinlich eine Anspielung auf Abjatar, der als einziger das Blutbad in der Stadt Nob überlebt; vgl. 1. Samuel 22,20-21. will ich nicht entfernenaus dem Dienst an meinem Altar.Sonst würde ja der Glanz deiner Augen erlöschenund dein Leben in Kummer und Schmerz untergehen.Doch alle anderen Nachkommen sollen jung sterben.34Und das Zeichen dafür, dass alles so eintrifft,werden deine Söhne Hofni und Pinhas sein:An einem einzigen Tag werden beide sterben.

Nachtrag

35In Zukunft aber werde ich einen Priester2,35 ein Priester: Hier ist an den Priester Zadok gedacht, der zu den Anhängern von König David gehörte; vgl. 1. Könige 1,32-40. Zadok gilt als Stammvater der Priester von Jerusalem. einsetzen,der für mich beständig seinen Dienst tut.Er wird nach meinem Herzen und Sinn handeln.Ich werde ihm ein beständiges Haus2,35 beständiges Haus: Die Priesterfamilie, aus der von Generation zu Generation die Priester kommen sollen. bauen:Dann werden er und seine Nachkommen für alle Zeitin der Gegenwart meines Gesalbten2,35 Gesalbter: Hebräisch Messias. Bezeichnet den im Auftrag Gottes eingesetzten König Israels, später auch den zum Herrscher der Welt bestimmten Retter. ihren Dienst tun.36Wer dann noch von deinen Nachkommen übrig ist,wird zu ihm kommen.Für ein Geldstück oder einen Laib Brotwird er vor ihm auf die Knie fallen und sagen:Lass mich doch bei den Priestern arbeiten,auch wenn es nur niedere Dienste2,36 niedere Dienste: Damit wird angedeutet, dass in späterer Zeit die Priester aus dem Haus Elis den Priestern aus dem Haus Zadoks untergeordnet waren; vgl. 2. Könige 23,9. sind!So habe ich wenigstens einen Bissen Brot zu essen.