Magier
(erstellt: Mai 2024)
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Der Begriff „Magier“ entstammt ursprünglich der altpersischen Sprache und ist als Lehnwort in die griechische Kultur (μάγος / mágos) eingegangen. Er dient im Allgemeinen zur Bezeichnung für Menschen aus den orientalischen Ländern, die über magisches Wissen und Können verfügen, d.h. Symbolhandlungen vollziehen oder den Lauf der Sterne und Träume deuten können (Dan 2
Das Judentum und in der Folge auch das frühe Christentum schwanken in der Bewertung von Magiern zwischen schroffer Ablehnung und Faszination: zum einen steht auf magische Handlungen nach alttestamentlichem → Recht die Todesstrafe
1. Magier in der Apostelgeschichte
Magier und ihre Zauberei spielen in der →Apostelgeschichte
1.1. Der Magier Simon Magus (Apg 8)
In Folge der Vertreibung der Hellenisten aus Jerusalem kommt Philippus nach Samaria und trifft dort auf Simon mit dem Beinamen Magus, von dem Lukas zweimal berichtet, er habe Zauberei betrieben (Apg 8,9
1.2. Der Magier Barjesus Elymas (Apg 13)
Zu Beginn der ersten Missionsreise treffen →Paulus und →Barnabas
Barjesus wird in mehrfacher Hinsicht negativ charakterisiert. Ganz zu Beginn wird er als Magier (Apg 13,6
2. Magier im Matthäusevangelium
Mit der Ankunft der Magier aus dem „Osten“ in Jerusalem beginnt die Szenerie in Mt 2,1–12
2.1. Die heidnischen Magier als Gegenspieler zu den jüdischen Autoritäten
Die Magier weisen sich aufgrund ihrer Frage nach dem Ort des Judenkönigs (Mt 2,2
Abb. 1: Die Magier und Hohepriester bei Herodes; Mosaik in Santa Maria Maggiore in Rom (5. Jh.), aus: H. Karpp, Die frühchristlichen und mittelalterlichen Mosaiken in Santa Maria Maggiore zu Rom, Baden-Baden 1966, Abb. 26.
2.2. Die Proskynese der Magier
Mit der Proskynese der Magier, die ein Sich-zu-Boden-Werfen meint, wird ein zentrales Motiv des Matthäusevangeliums bereits angespielt, insofern in der folgenden Jesusgeschichte die Proskynese vor Jesus als Höhergestelltem oftmals mit der Bitte um Hilfe für sich oder andere verbunden wird (Mt 8,2
2.3. Wirkungsgeschichte
Die Erzählung von den Magiern aus Mt 2,1–12
2.3.1. Herkunft, Anzahl und Namen der Magier
Die Erzählung Mt 2,1–12
Die Anzahl der Magier lässt der neutestamentliche Text offen. Während die syrische Tradition oftmals mit zwölf Magiern rechnet (Luz, 2002), setzt sich in der westlichen Kirche auch gegen den späteren Widerstand der Reformatoren die Dreizahl durch. Die uns heute bekannten Namen Kaspar, Melchior und Balthasar lassen sich erst ab dem 6. Jh. belegen.
Abb. 2: Die drei Magier; Unterster Mosaikfries des Langhauses. Farbtafel VII Ravenna. Santa Apollinare Nuovo um 560, aus: Wladimir Sas-Zaloziecky, Die altchristliche Kunst, Frankfurt a.M. 1963, 112.
2.3.2. Magier als Repräsentanten der Menschheit
Schon im Matthäusevangelium werden die Magier als Heiden vorgestellt und in ihrer großen Freude über das Auffinden des Jesuskindes mit der negativen Reaktion des Königs →Herodes
Ab dem frühen Mittelalter werden die Magier zu Repräsentanten der Menschheit. Schon Beda Venerabilis kennt im 7. Jh. den Bezug der drei Weisen zu den drei damals bekannten Erdteilen Asien, Afrika und Europa, deren Bewohner von den drei Söhnen Noachs abstammen (Beda 13A, 12-15). Insofern wird häufig einer der Magier mit dunkler Hautfarbe dargestellt. Damit einher geht auch ein antijüdischer Akzent, wenn etwa Johannes Chrysostomus den Magiern die ungehorsamen Juden gegenüberstellt und seine Leserinnen und Leser dazu auffordert, Jerusalem wie die Magier zu verlassen.
2.3.3. Die Magier als Könige
Bei Caesarius von Arles im 6. Jh. ist mit dem Verweis auf Jes 60,6
2.3.4. Volksfrömmigkeit und Brauchtum
Seit dem Spätmittelalter und der Überführung der Reliquien der Magier aus Mailand nach Köln durch König Barbarossa kommt dem Reliquienkult um die Magier im deutschsprachigen Raum eine große Bedeutung zu: sie schützen demnach u.a. vor Feuergefahr und schlechtem Wetter und wehren Krankheiten ab. Aus dem Dreikönigssingen sind später die Sternsinger hervorgegangen.
Literaturverzeichnis
- Berghorn, M., Die Genesis Jesu Christi aber war so … Die Herkunft Jesu Christi nach dem matthäischen Prolog (Mt 1,1–4,16) (BBB 187), Göttingen 2019.
- Berghorn, M., The Kings and the Messiah. A Contribution to the Conflict History in the Gospel of Matthew, in: S. Breuer u.a. (Hgg.), Konflikte und Krisen im Neuen Testament und ihre Bewältigungsstrategien (WUNT II/587), Tübingen 2023, 31–58
- Blumenthal, C., Basileia im Matthäusevangelium (WUNT I/416), Tübingen 2019.
- Förster, N., Der besiegte Magier (Die Blendung des Barjesus Elymas) Apg 13,6–12, in: R. Zimmermann u.a. (Hgg), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, Band 2: die Wunder der Apostel, Gütersloh 2017, 216–227.
- Klauck, H.-J., Magie und Heidentum in der Apostelgeschichte des Lukas (SBS 167), Stuttgart 1996.
- Konradt, M., Das Evangelium nach Matthäus (NTD 1), Göttingen 2015.
- Lau, M., 22020, Weder drei noch Könige. Der Stern von Bethlehem und die Magier auf seinen Spuren, in: T. Hieke / K. Huber (Hgg.), Bibel falsch verstanden. Hartnäckige Fehldeutungen biblischer Texte erklärt, Stuttgart, 185–194
- Luz, U., Das Evangelium nach Matthäus. Mt 1–7 (EKK I/1), Düsseldorf/Zürich 52002.
- Von Ungern Sternberg, W., Konfrontation von Wunder und Magie (Philippus in Samaria – Simon der Zauberer) Apg 8,6 – 8.13.39f., in: R. Zimmermann u.a. (Hgg), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, Band 2: die Wunder der Apostel, Gütersloh 2017, 171–179.
Abbildungsverzeichnis
- Abb.1 Die Magier und Hohepriester bei Herodes; Mosaik in Santa Maria Maggiore in Rom (5. Jh.), aus: H. Karpp, Die frühchristlichen und mittelalterlichen Mosaiken in Santa Maria Maggiore zu Rom, Baden-Baden 1966, Abb. 26
- Abb. 2 Die drei Magier; Unterster Mosaikfries des Langhauses. Farbtafel VII Ravenna. Santa Apollinare Nuovo um 560, aus: Wladimir Sas-Zaloziecky, Die altchristliche Kunst, Frankfurt a.M. 1963, 112
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