Johannes 16,5-15 | Exaudi | 12.05.2024
Einführung in das Johannesevangelium
Das Johannesevangelium ist wie ein Fluss, in dem ein Kind waten und ein Elefant schwimmen kann.
Robert Kysar
Das Evangelium „nach Johann
Joh ist wie Mk eine kerygmatische Erzählung vom Wirken, Sterben und Auferstehen Jesu, d.h. ein Evangelium
Joh enthält eigentümliche Stoffe (Prolog, Abschiedsreden, ausgedehnte Reden und Dialoge Jesu mit Nikodemus, der Samaritanerin oder Pilatus), Erzählungen wie das Weinwunder (Joh 2), Lazarus (Joh 11), die Fußwaschung (Joh 13). Wichtige synoptische Stoffe (z.B. Geburtsgeschichten, Gleichnisse, Bergpredigt, Endzeitrede) fehlen. Die Tempelreinigung (Joh 2,13-22) ist aus dem Passionskontext an den Anfang umgestellt, der Todesbeschluss des Hohen Rates (Joh 11,45-54) erfolgt ebenfalls schon vor der Passion als Antwort auf die Lazarus-Erweckung. Dies weist auf eine bewusste Umgestaltung der älteren Jesusüberlieferung hin, die auch geschichtliche Sachverhalte in großer Freiheit anders erzählt. Dies zeigt sich auch in der anderen Sprache Jesu, die im Grunde die Sprache aller anderen Figuren und des Autors ist. D.h., auch in Jesu Worten und Reden spricht faktisch der joh Autor.
1. Verfasser
Das „Evangelium nach Johannes“ ist wie alle kanonischen Evangelien anonym überliefert. Die Überschrift ist im 2. Jh. nachgetragen. Traditionell wurde es ab dem späten 2. Jh. dem Apostel und Zebedaiden Johannes zugeschrieben, der mit der Figur des „Jüngers, den Jesus liebte“ (Joh 13,23) identifiziert wurde. Diese Zuschreibung ist erklärlich, weil man diesen ‚Lieblingsjünger‘ (LJ) mit dem ‚unbekannten‘ zweiten Jünger aus Joh 1,35-40 identifiziert hat und (aufgrund von Mk 1,16-20 oder Apg 3-5
Aufgrund von Stoff, Sprache und erzählerischer Gestalt ist allerdings höchst unwahrscheinlich, dass der galiläische Fischer im hohen Alter das Werk verfasst hat. Und selbst wenn er der Autor wäre, wäre schwer erklärlich, warum es sich von der älteren Tradition so unterscheidet.
Nur das wohl als ‚Nachtrag‘ angefügte Kapitel 21 führt die Abfassung auf den LJ zurück, in Joh 1-2
Schriftzitate und Anspielungen belegen eine gute Kenntnis des AT, das aber höchst selektiv benutzt wird. Analog ist auch für die übrigen Traditionen eine sehr eigenständige Verwendung anzunehmen. Nichts ist nur ‚abgeschrieben‘, Joh 20,30f bezeugt eine bewusste Auswahl des Autors aus den ihm verfügbaren Stoffen. Daraus folgt aber: Die Eigenständigkeit in Stoff und literarischer Ausgestaltung belegt keine ‚Unabhängigkeit‘ von der synoptischen Tradition. Jede Rekonstruktion schriftlicher Quellen (z.B. einer ‚Semeia‘-Quelle mit Wundergeschichten oder eines eigenen Passionsberichtes) ist m.E. unmöglich, doch sind neben den Synoptikern (v.a. Mk) mündliche und schriftliche Gemeindetraditionen anzunehmen, die aber alle eigenständig umgestaltet sind. Der Autor kennt das Mk (wie z.B. die Anspielungen auf die Gethsemane-Episode in 12,27f; 14,31 und 18,11 zeigen) und setzt die Kenntnis auch bei seinen Lesern voraus (s. 3,24), evtl. kennt er auch Lk oder Stoffe daraus, eine Kenntnis des Mt ist nicht zu belegen. Er ist gleichfalls vertraut mit jüdischen Bräuchen und wohl auch mit Gegebenheiten in Jerusalem. Vielleicht ist er ursprünglich ein Palästiner, der dann im Zuge des jüdischen Krieges nach Kleinasien kam.
2. Adressaten
Das Joh ist wohl in Gemeindekreisen entstanden, die auch in 1-3Joh
Nach den Abschiedsreden erscheinen die Adressaten selbst verunsichert ‚in der Welt‘, so dass Jesu Wort und das ganze Joh im Durchgang durch die Geschichte Jesu eine Antwort darauf bietet. Zugleich ist das Joh nicht nur als konkretes Wort an einen begrenzten, gar ‚sektiererisch‘ abgeschlossenen Gemeindekreis zu lesen, vielmehr zielt es auch auf Lesende in einem weiteren Rahmen, ja auf die Welt der Bücher, wenn es in 1,1 die Genesis überbietend aufnimmt und in 21,25 mit einem Hinweis auf viele Bücher endet.
3. Entstehungsort
Die Herausgabe des Evangeliums wird seit der altkirchlichen Tradition in Ephesus
4. Wichtige Themen
Wichtige Themen der exegetischen Interpretation sind die hohe Christologie: Jesus ist der eine Offenbarer Gottes, ja er ist ‚Gott‘. Er gibt Leben, gibt den Geist. Sein Tod ist ‚Vollendung‘ der Schrift und des Willens Gottes (19,30), seine Sendung (ans Kreuz) der Erweis der ‚Liebe‘ Gottes zur Welt (3,16). Auffällig ist die ‚Vergegenwärtigung‘ der Eschatologie
5. Besonderheiten
Das Joh will, dass seine Leser:innen besser und tiefer verstehen. Diesem Ziel dient die literarische Ausgestaltung durch ein eine Vielzahl literarischer Gestaltungsmittel: die Vor-Information durch den Prolog lässt die Leserschaft stets ‚wissender‘ sein als die textlichen Figuren, deren ‚dumme‘ Fragen oft Verwunderung auslösen. Die Wundergeschichten sind durch textliche Verweise so ausgestaltet, dass sie nie nur als Bericht eines vergangenen Ereignisses gelesen werden können, sondern stets auf das Ganze des Heilsgeschehens bezogen sind. Explizite und implizite Erzählerkommentare und Erläuterungen lenken den Blick auf textliche und theologische Bezüge. Narrative Figuren bieten Identifikationsangebote und provozieren durch ihre Ambivalenz zur Stellungnahme. Miteinander vernetzte, z.T. breit symbolisch ausgestaltete Metaphern (wie Wasser, Brot, Hirte, Weinstock, aber auch Geburt, Familie, Tempel, Garten) verstärken das Wirkungspotential des Textes und laden die Lesenden ein, ihn „zu bewohnen“ (Ricœur). Als subtiler literarischer Text spiegelt das Joh nicht nur die hohe Kunst seines Autors, sondern wurde selbst zur Weltliteratur.
6. Die johanneischen Abschiedsreden
Zu den Besonderheiten des Joh gehört, dass es zwischen Jesu letztem Mahl und seiner Verhaftung ausgedehnte Reden Jesu bietet, die nur an seine Jünger (ohne Judas, s. 13,30) ergehen. Diese werden „Abschiedsreden“ (AR) genannt und umfassen eine bzw. mehrere, z.T. dialogisch aufgelockerte Reden (13,31 – 16,33
Von den synoptischen Endzeitreden (Mk 13 parr.
Gliederung: Deutlich ist die Zäsur nach 14,31 (par Mk 14,42), die zu literarkritischen Vermutungen Anlass gegeben hat (s.u.). Zunächst sind zwei AR zu unterscheiden (13,31 – 14,31; 15,1 – 16,33). Man kann weiter 13,31-38 als Einleitung zu den ganzen AR abtrennen und die erste Rede in 14,1-31 sehen. Da in 15,1 keine Redeeinleitung folgt und erst in 16,4b wieder ein Neueinsatz erkennbar ist, können 15,1-17 und 15,18 – 16,4a als zwei Redestücke und 16,4b-33 als eine zweite, zu 14,1-33 parallele Redekomposition gelten. Die Gesamtkomposition bietet trotz kleiner Inkonsistenzen ein dichtes Gefüge von Wiederholungen und Wiederaufnahmen, so dass ein vertiefender Gedankenfortschritt bzw. ein sukzessives Durcharbeiten der Fragen erkennbar wird, das in den positiven Ausblick 17,24-26 mündet.
Die Reden in Kap. 14 und 16 weisen eine thematische Rahmung auf: die erste ist in 14,1.27 durch das Motiv von Erschütterung und Glauben gerahmt, die zweite in 16,7.33 (mit dem Zentrum 16,20-22) durch die Motive von Trauer und Bedrängnis (vs. Freude, s. 16,20-22). Sie adressieren je das Problem des Weggehens Jesu (14,33.36; 14,5; 16,5f) bzw. der Unsichtbarkeit und vermeintlichen Abwesenheit Jesu nach seinem Tod und auch nach Ostern (14,18-20; 16,10.16-19) und bearbeiten dies im Sinne der joh Glaubenserkenntnis so, dass die verunsicherte Jüngergemeinde in der Orientierung am Geschick Jesu und durch seine Zusage wieder neu seiner Gegenwart vergewissert und zum Zeugnis ermutigt wird.
Literarkritische Dekompositionsversuche gab es v.a. aufgrund von 14,31:
a) Bultmann wollte die Probleme durch Textumstellungen beseitigen.
b) Seit Wellhausen wurde Joh 15-17 einer späteren z.T. in sich gestuften Redaktion zugewiesen, die thematisch mit 1 Joh verbunden sei und die ‘Radikalität’ des Evangelisten oder korrigieren wolle.
c) Neuere Entwürfe (Zumstein) sehen in Joh 15-17 eine „Relecture“, d.h. eine Fortschreibung, die nicht im Widerspruch, sondern im Weiterdenken der joh Schule gesehen wird. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass ein solches Weiterdenken und -schreiben von demselben Autor stammt.
d) Andere (Brown) vermuteten hinter den Reden in Joh 14 und 16 zwei parallele Entwürfe.
e) Gegen literarkritische Versuche will Thyen 14,31 als symbolische Aufforderung an die Leserschaft und Kap. 15-17 als Exkurs verstehen. Doch bleiben auch hier viele Fragen offen. Literarkritische Versuche werden gegenwärtig nicht mehr als Schlüssel zum Verständnis der AR herangezogen.
Interpretatorisch hilfreicher ist die religions- und kulturgeschichtliche Kontextualisierung. Als „letzte Worte“ gehören die joh AR zur Literaturgattung des „literarischen Testaments“. Solche Texte sind v.a. im antiken Judentum häufig, zunächst im Dtn (und anderen atl. Texten), und dann in Abschiedsszenen und Vermächtnisreden von Stammvätern (Testamente der 12 Patriarchen), wo ein Stammvater in Todesnähe seine Nachkommen versammelt, z.T. im Rahmen eines Mahls, und im Rückblick auf sein Leben Mahnungen und (eschatologische) Ausblicke gibt. Im NT finden sich Parallelen in Apg 20,17-38 sowie in Briefform in 2Tim und 2Petr. Im Griechentum sind ultima verba i.d.R. nur als kurze Sentenzen überliefert. Bemerkenswerte Parallelen zu den joh AR finden sich aber in Trostbriefen (Seneca), in der Form der Lehrgespräche beim Mahl (Symposium, von Plato bis Plutarch) und im Drama, wenn der verzögerte Abgang des Protagonisten oder sein bevorstehender Tod die noch zu sprechenden Worte besonders gewichtig macht (Parsenios).
Die AR ergehen im Kontext der „Stunde“ Jesu (12,23), d.h. im Horizont seines Todes, hermeneutisch gesprochen auf der Grenze zwischen seinem Leben und Tod. Dies zeigt sich sprachlich darin, dass manche Formulierungen bereits die Perspektive des Rückblicks auf das irdische Wirken Jesu bzw. das vollendete Heilsgeschehen einnehmen (13,34; 15,12; 16,11.33; 17,4; vgl. 16,4; 17,11…). Instruktiv ist der Kontrast a) zu den Reden im Mt, die allesamt Reden des Irdischen sind und seine Lehre wortwörtlich und gültig zusammenfassen, und b) zu nachösterlich situierten Offenbarungsreden und Jüngergesprächen in späteren, z.T. gnostischen „Dialogevangelien“, in denen das irdische Geschehen und der Tod Jesu aus einer späteren oder ‘himmlischen’ Erkenntnis relativiert werden. Demgegenüber halten die joh AR Jesu Erdenwirken und Tod und dessen nachösterliche Deutung zusammen. Jesu Worte ergehen an seine irdischen Jünger und im Evangelium zugleich an die nachösterliche Jüngergemeinde, sie thematisieren die Trauer der Jünger vor seinem Weggehen (13,33.36-38; 14,1.5; 16,5f etc.) und zugleich die Angst und Verlassenheit der späteren Gemeinde in der Welt (14,18; 16,33).
Die AR sind nicht Rede des irdischen Jesus, sondern ein literarisch und theologisch gestalteter Text. Ihr Wert besteht gerade darin, dass im Munde Jesu bereits auf die Zeit der Gemeinde vorausgeblickt wird. Die AR sind zugleich der am stärksten für die Probleme der joh Adressaten transparente Textteil des Joh. Von hier aus lässt sich sagen, dass das Joh zunächst eine „bedrängte Gemeinde“ (K. Wengst) im Blick hat. Dennoch geht ihr Blick über eine konkrete Situation hinaus und thematisiert grundsätzlich die Situation der Jüngergemeinde in der Welt.
Thematisch kommt in den AR programmatisch die Form der Nachfolge in der nachösterlichen Zeit (13,36-38; 14,1: als Glaube), zur Sprache, weiter die Zusage des Geistes als „Beistand“, der die Gemeinde an Jesu Stelle begleitet, lehrt, zum Zeugnis ermächtigt und für sie gegenüber der „Welt“ den Prozess um die Wahrheit führt. Weiterhin expliziert sich hier erstens die Ekklesiologie (Weinstockrede) im Charakter der Gemeinde als Kreis von Freunden (15,13-15), in der Gemeinschaft wechselseitiger Liebe (13,34f; 15,12.17) und in der Hoffnung auf Erhalt ihrer Einheit (17,21). Die AR thematisieren zweitens die Eschatologie in der Interpretation der Parusieerwartung (14,2f.21-24; 16,16-19) und der Erwartung der Einwohnung Christi und Gottes in den Glaubenden und ihrer Vollendung in der Christusgemeinschaft (14,3; 17,24). Drittens entwickeln die AR die joh Form der Ethik, die im Liebesgebot kulminiert und alles an diesem (und dem Beispiel Jesu) bemisst. Weil die AR die Perspektive des Joh so programmatisch zum Ausdruck bringen, können sie als hermeneutischer Schlüssel zum Joh gelten (G. Bornkamm, Zumstein).
Literatur:
- Meyers KEK: Jean Zumstein, Das Johannesevangelium, Göttingen 2016; C.K:Barrett, Das Evangelium nach Johannes, Üs. H. Balz (KEK Sonderband), Göttingen 1991.
- Martin Hengel, Die johanneische Frage, WUNT 67, Tübingen 1993.
- Jörg Frey, Die Herrlichkeit des Gekreuzigten. Studien zu den johanneischen Schriften 1, WUNT 307, Tübingen 2013: https://www.mohrsiebeck.com/buch/die-herrlichkeit-des-gekreuzigten-9783161527968?no_cache=1
- Francis Moloney, The Gospel According to John, Sacra Pagina 4, Collegeville MN 1998; Marianne Meye Thompson, John: A Commentary, NTL, Louisville KN 2015.
A) Exegese kompakt: Johannes 16,5-15
Vom Geist gestützt, vom Geist geleitet
Übersetzung
5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand von euch fragt mich „Wo gehst du hin?“ 6 Doch weil ich euch dies gesagt habe, hat Trauer euer Herz erfüllt. 7 Aber ich sage euch die Wahrheit: Es nützt euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht wegginge, käme der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn euch senden. 8 Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen im Blick auf (die) Sünde, im Blick auf (die) Gerechtigkeit und im Blick auf (das) Gericht. 9 Im Blick auf (die) Sünde, (die darin besteht,) dass sie nicht an mich glauben; 10 im Blick auf (die) Gerechtigkeit, (die darin besteht), dass ich zum Vater weggehe und ihr mich nicht mehr seht; 11 im Blick auf (das) Gericht (dahingehend), dass der Herrscher dieser Welt (schon) abgeurteilt ist.
12 Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es noch nicht ertragen. 13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch leiten in aller Wahrheit. Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und die kommenden Dinge wird er euch verkündigen. 14 Jener wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. 15 Alles, was mein Vater hat, ist mein. Daher habe ich gesagt: ‚Von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen.‘
1. Fragen und Hilfen zur Übersetzung
V. 7: ὁ παράκλητος ist ein Verbalsubstantiv mit passivem Sinn: der ‚Herbeigerufene‘. Die Übersetzung ‚Tröster‘ (LÜ) würde einen aktiven Sinn voraussetzen (der gut ‚Zuredende‘) und ist philologisch falsch. Gemeint ist ein Beistand (‚ad-vocatus‘, Anwalt).
V. 8: ἐλέγχειν: (forensisch) einen Aufweis führen (hinsichtlich einer Sache), jmd. überführen.
V. 11: κέκριται (Pf.): Das Perfekt bringt zum Ausdruck, dass dies ein jetzt gültiger Status ist. Das Gericht über den Weltherrscher (= Teufel) ist erfolgt (vgl. Joh 3,18), er ist definitiv abgeurteilt.
V. 13: ἐν τῇ ἀληθείᾳ πάσῃ·– Die Lesart im Dativ („in aller Wahrheit“) ist der im Akkusativ („in alle Wahrheit“ vorzuziehen. Wahrheit ist hier als ein Raum (des Bezogenseins auf Jesus, der „die Wahrheit“ ist; s. 14,6) verstanden, der Raum, in dem der Geist die Jüngergemeinde bewahrt und leitet.
V. 13: τὰ ἐρχόμενα – sonst häufig für eschatologische Ereignisse, ‚letzte Dinge‘ – hier wohl offener zu verstehen: künftige Dinge als die Dinge, die in der kommenden Zeit (der Gemeinde) wichtig sind.
2. Literarische Gestalt und Kontext
Der Abschnitt ist der Anfang des letzten Teils (16,4b-33) der ‚zweiten‘ Abschiedsrede (15,1-16,33). Am Anfang steht die Ankündigung des Weggehens Jesu. Im joh. Kontext wurde dies schon 13,33 angekündigt, und dort fragten die Jünger Jesus schon, wohin er gehe (14,5). Die Spannung zu 16,5 legt nahe, dass 16,4b-33 ein ursprünglich eigenständiges Redestück ist, das an 15,1-16,4a angefügt wurde.
Die Rede setzt bei der Trauer der Jünger an und thematisiert dann (16,20-22) deren Wandlung in Freude. Am Ende steht die Ermutigung zum ‚Stark-Sein‘, weil Jesus die Welt ‚besiegt‘ hat (16,33). Die Perfekt-Formen in V. 11 und V. 33 zeigen, dass das Entscheidende geschehen ist, der ‚Ertrag‘ liegt in der Gegenwart vor. Das entscheidende Geschehen war und ist Jesu Kreuz und Auferstehung. Die formell vor Jesu Tod situierte Jesusrede formuliert somit explizit bereits aus nachösterlicher Perspektive und antwortet auf Fragen und Probleme der späteren Gemeinde. So sehr dabei wohl konkrete Adressaten im Blick waren, sind die Formulierungen doch offen: Es sind die Grundfragen der Gemeinde in der ‚Welt‘ zwischen Ostern und Parusie: Der Unglaube der umgebenden ‚Welt‘ (V. 9) und das Wirken des Teufels (das hier nicht näher spezifiziert wird) verunsichern sie. Jesu Unsichtbarkeit, seine vermeintliche Abwesenheit, stürzt die Gemeinde in Anfechtung (V. 10; vgl. 14,18: Die Jünger fühlen sich verwaist. 16,16-19: Was es mit seinem ‚Wiederkommen‘ auf sich hat, ist unklar.) Auf diese Fragen antwortet die Rede aus der Situation des Abschieds, d.h. im Modus der Verheißung Jesu. Die fragenden und hörenden Jünger stehen dabei für die ganze spätere Jüngergemeinde, der Jesu Zusagen gelten.
3. Historische Einordnung
Kernstück der Perikope sind zwei ‚Parakletsprüche‘ (V. 8-11 und 13-15). Sie sind die letzten von fünf Sprüchen über das nachösterliche Wirken des Heiligen Geistes (14,16f.; 14,26; 15,26; 16,8-11; 16,13-15). Nur im Rahmen des Abschieds Jesu wird für den Geist der Terminus ὁ παράκλητος gebraucht, dieser begegnet sonst nur noch 1 Joh 2,1 für den erhöhten Christus, der dort als Fürsprecher der Jünger beim Vater gesehen wird. Die Bezeichnung παράκλητος ist mit der Abschiedssituation verbunden, in der als ‚Stellvertreter‘ Jesu bei den Jüngern der Geist verheißen wird (14,16f.). Sie hat eine ‚forensische‘ Sinndimension, die in 15,26 (Zeugnis) und 16,8-11 (ἐλέγχειν) hervortritt. Die fünf Sprüche sind kaum eine vorgegebene Sammlung, sondern für den vorliegenden Kontext formuliert. Sie repräsentieren das spezifisch joh. Geistverständnis. Historisch vorausgesetzt ist für die joh. Gemeinden das Bewusstsein um die Gegenwart und die Erfahrung des Wirkens des Geistes, der im Johev den Jüngern am Ostertag (dem ‚joh. Pfingsten‘) von Jesus eingehaucht wird (20,22). Doch beschreibt das Johev das Wirken des Geistes signifikant anders, als dieser bei Paulus (1 Kor 12-14
4. Schwerpunkte der Interpretation
Jesu Weggang (sein Tod) ist ‚nützlich‘, gut, ja heilsnotwendig. Dies wird hier nicht im Blick auf die Heilswirkung des Todes gesagt, sondern im Blick auf den Geist, der nur kommt, wenn bzw. nachdem Jesus zum Vater geht. Die Zeit des Geistes ist gesteigerte Heilszeit, mehr als die Zeit des irdischen Jesus. Erst jetzt kann die Bedeutung des Weges Jesu richtig verstanden werden. Erst jetzt kann Glaube an ihn (14,1) gelebt werden. Keiner soll meinen, es wäre einfacher zu glauben, wenn Jesus noch ‚greifbar‘ wäre. Die Jünger des Irdischen verstanden nichts (2,22), erst ‚danach‘, durch die Erinnerung und Lehre des Geistes, wurde ein vertiefter Christusglaube möglich. Es gilt daher, die ‚Abwesenheit‘ Jesu zu akzeptieren, ihn nicht ‚festzuhalten‘ (20,17), sondern unter der Anleitung des Geistes in der Gegenwart zu glauben.
Die Gemeinde steht in einem universalen ‚Prozess‘ um die Wahrheit des Glaubens. Darin hilft ihr der Geist (vgl. Mk 13,11, im Blick auf konkrete Prozesse). Der Geist soll „die Welt überführen“. Offen bleibt, ob ‚die Welt‘ dies erkennt oder nicht, ob sie zum Glauben kommt oder nicht. Der hier gemeinte Prozess findet kaum auf dem Marktplatz oder vor Gericht statt, sondern eher im angefochtenen Denken und im Glauben der Jünger: Wo die Gemeinde verunsichert ist, ob der Glaube ‚wahr‘ ist oder bloßer Trug, ob Jesus einfach verschwunden ist oder ob er wirklich beim Vater ist und für uns eintritt, und ob die Welt nicht hoffnungslos vom Bösen beherrscht ist, da ist es der Heilige Geist, der der Gemeinde beisteht. Er hilft zu begreifen, dass der Unglaube verkehrt („Sünde“) ist und der Glaube wahr. Er hilft damit umzugehen, dass wir uns der Wahrheit des Glaubens nicht durch Augenschein versichern können, und vergewissert dessen, dass der Gekreuzigte von Gott ins Recht eingesetzt ist („Gerechtigkeit“). Er versichert trotz aller schlimmen Erfahrungen, dass diese Welt nicht vom Teufel beherrscht ist, und dass der Macht des Bösen schon jetzt ein Ende gesetzt ist („Gericht“).
16,13-15 hält fest, dass es der Hl. Geist ist, der die Jünger (und seine Kirche) in der Wahrheit (er)hält und weiterführt, auch in neue Zeiten. Jesus konnte nicht alles lehren, daher muss dies später geschehen. Aber was ist das Kriterium? Hinter V. 13-15 zeigen sich vielleicht Diskussionen in der joh. Gemeinde, ob das Christusbild der joh. Verkündigung, das sich von der älteren Tradition deutlich unterscheidet, legitim ist oder ‚eigenmächtig‘. Der joh. Anspruch ist, dass dahinter der Hl. Geist steht. Er hilft, weiter zu denken und den Glauben zu aktualisieren – und doch im Raum der Wahrheit zu bleiben. Dieser wird hier bestimmt als „von dem Meinen“ bzw. von dem, was zu Jesus gehört. D.h. der konkrete Bezug auf Jesus Christus und seine Geschichte ist das Kriterium dafür, ob dieses ‚Weiterdenken‘ legitim ist.
5. Theologische Perspektivierung
Die Situation der Gemeinde in der Welt umfasst Anfechtung, Infragestellung, ja Hilflosigkeit. Dies wird durch die Verheißung des Geistes nicht überspielt oder wunderhaft beseitigt, sondern in einen Dialog gebracht, eine Dynamik. Glaube ist ‚in der Welt‘, aber darin sind Hilfe und Bewahrung verheißen. Es geht nicht darum, ‚recht zu haben‘, sondern um Krisenbewältigung, um Resilienz.
V. 13-15 führen in die Spannung zwischen Konservativität und Progressivität, zwischen Identitäts-Bewahrung und der Notwendigkeit, in neuen Zeiten und Kontexten den Glauben mutig weiterzudenken. Hier gilt die Zusage, dass der Geist ‚mitgeht‘, zugleich stellt sich die Frage, wie vielfältige Ansprüche, vom Geist geleitet zu sein, geprüft werden können. Wesentlich ist, dass der Geist nicht Individuen gegeben ist, sondern der Gemeinde. Gegenseitige Kommunikation, kritisches Hinterfragen und Diskutieren gehört dazu, während isolierte Autoritätsansprüche suspekt bleiben. Wie ist „in aller Wahrheit“ zu verstehen? Ist dies ein definiertes Bekenntnis? Ist es ein depositum fidei, aus dem die Wahrheit stets mehr oder vertieft ‚entfaltet‘ wird (so das röm.-kath. Modell der Dogmenentwicklung)? Oder ist es eher ein relationaler Raum, ein Bezogensein auf Jesus Christus, seine Geschichte und seine Person?
B) Praktisch-theologische Resonanzen
1. Persönliche Resonanzen
Unser Text handelt von „Grundfragen der Gemeinde in der ‚Welt‘ zwischen Ostern und Parusie“. Das trifft sich gut: Mir – und vielleicht auch anderen in der Gemeinde, gar der weltweiten Christengemeinde – stellen sich auch noch ein paar Fragen zwischen Ostern und Wiederkunft.
Warum musste Jesus gehen? Abschied nimmt er aus gutem Grund – so lautet die Selbsterklärung und Selbstrechtfertigung des joh. Christus. Es ist die Erklärung, die der Evangelist der fragenden Gemeinde mitgibt und die das Christentum bis heute mit in ihre Verkündigung trägt. Dennoch ist es auch heute nicht immer einfach, den Grund als guten Grund zu akzeptieren. In einem mit dieser Perikope spielenden „Preacher Slam“ in der Evangelischen Universitätskirche Münster (2023), in dem analog zum Format des „Poetry Slam“ Studierende kreative Kurzbeiträge präsentiert und auch persönliche Anfechtungen im z. T. anklagenden Ton oder in derber Alltagssprache Luft gemacht haben, hat gerade dieser Ausspruch Jesu – „es ist gut für Euch, dass ich weggehe“ oder, in der hier vorliegenden Übersetzung „es nützt euch, dass ich weggehe“ – für die teilnehmenden Studierenden Anlass für Protest geboten: Jesu Behauptung ist schwer zu ertragen in Situationen des Zweifelns und des Leidens. Dieser Satz ist dann, im Gefühl von Verlassenheit, schlichtweg nicht akzeptabel – auch wenn die Perikope mit diesem Vers ja nicht endet, was auch die „Slammer“ vor Augen hatten. Man könnte diesen Satz in einer schlechten Beziehung akzeptieren, in einer toxischen Partnerschaft, nicht aber, wenn man sich bei dem sicher und geborgen fühlt, der einen verlassen will. Wenn dann ein „Ersatz“ kommen soll, den man zudem gar nicht greifen kann, fühlt sich das nicht nach einem „heilsnotwendigen“ (s. o.) Abschied an und macht nur traurig.
2. Thematische Fokussierung
Was traurig macht, wird im Text dem gegenübergestellt werden, was hoffen lässt und Freude über das zu Erwartende impliziert: Der Paraklet wird kommen und die Wahrheit sich Bahn brechen. Die Exegese zeigt, wie der bedrängten joh. Gemeinde – und letztlich uns – dies deutlich gemacht werden soll. Doch bleibt es dabei: „Heilsnotwendig“ fühlt sich der Weggang nicht an, aber vielleicht ist Heilsnotwendigkeit ja auch überhaupt keine Kategorie, die man fühlen könnte – dies kann man nur begreifen und genau das zeichnet sich laut Exegeten hier ab: Verstehen konnten die Jünger erst danach. Wir überblicken nur alles, was sich ereignet hat, wenn es sich ereignet hat, und – so will Joh deutlich machen – das hat es ja auch, es hat sich ereignet: Kreuz und Auferstehung – und das Kommen des Geistes! Wir müssen für diesen Blick auf das Heil nicht auf das Ende der Zeiten warten: Die Exegese verdeutlicht, dass die Ankunft des Geistes und seine bleibende Gegenwart „[h]istorisch vorausgesetzt“ sind in der Gemeinde. Jesus hat ihn nicht nur verheißen – er wurde erlebt und das kann man im Gegensatz zur zu reflektierenden Heilsnotwendigkeit fühlen. Ein „Ersatz“ ist er dann doch nicht und war er nie, sondern erlebte Hoffnung, dass es weiter gehen wird. Die Hoffnung müssen wir nicht verlieren, da wir zwar Teufel in der Welt sehen, es aber letztlich besiegte Teufel sind, wenn man genauer hinschaut: Unrecht wird nicht mehr und nirgends einfach hingenommen – in jedem Bereich finden wir die Mutigen, die den Teufel nicht walten lassen, die ihn anzeigen und den Lügen die Wahrheit entgegenstellen: Ausbeutung von Mensch, Tier und der ganzen Schöpfung, Unterdrückung von Frauen, Rassismus – all das ist grausame Realität, aber all das wird in der Wahrheit bekämpft und jeder noch so kleine Erfolg zeigt, dass Sünde aufgedeckt und Gerechtigkeit erlebbar werden kann. Dass es uns möglich ist, uns im Raum der Wahrheit zu bewegen, wird der joh. Gemeinde ins Gedächtnis gerufen und auch uns. Und dass wir uns an das erinnern können, das uns hoffen lässt und so Viele nicht aufhören zu hoffen, auch das ermöglicht doch schließlich der Geist! Dass die Exegese uns zudem erklärt oder auch – je nach Vorkenntnis des joh. Geistesverständnisses – daran erinnert, dass die Übersetzung „Tröster“ falsch ist, ist dann auch mehr als ein philologischer Befund: Auch wenn Getröstetwerden mein gutes Recht ist, hilft mir die Klarheit der Exegese: Trost wäre zu wenig. Wenn wir es ernst nehmen, dass unsere Religion nicht „vertrösten“ soll, dann brauchen wir mehr als Trost, nämlich ganz konkrete Hilfestellung, einen Beistand, der uns vertritt, so dass wir eintreten werden für das, was zu tun ist. Im Glauben tätig leben sollen wir – und das heißt mit der Durchsetzung von Wahrheit konkret Raum erschließen. Mehr als Trost – noch konsequenter will ich daher auf Luthers Übersetzung „Tröster“ verzichten und nicht herumlavieren, was παράκλητος alles bedeuten könnte. Dass es trösten kann, dass wir diesen Beistand haben, ist ein wunderbarer Nebeneffekt, doch der Geist hat stets mehr getan als getröstet – ansonsten würde unsere Gemeinde nicht Bestand haben.
3. Theologische Aktualisierung
Glaubende machen die Erfahrung des Beistands. Die Kirchengeschichte ist voller Beispiele von solchen Aktivitäten, zu denen dieser Beistand ermutigt hat, ebenso wie zu Taten, die solch ein „Anwalt“ guten Gewissens rechtfertigen kann. Nun gilt es also – ganz johanneisch – daran zu erinnern! Zu wenig wäre es aber doch, wenn wir denjenigen, die mit diesem Beistand gehandelt haben, nur Anerkennung zollen. Sie dürfen uns auch gern inspirieren! Erinnern dürfen wir an die, die mit seiner Hilfe zu Vorbildern wurden! Ein homiletischer Zugang könnte das „Lernen an Biografien“ sein, denn was in der (Religions-)Pädagogik erprobt ist, wird auch in der Verkündigung ihre Berechtigung haben: Menschen können dann an anderen Biografien ihre eigene spiegeln, können durch die Darstellung des Lebens dieser Anderen eigene existentielle Fragen stellen und die Übernahme von Verantwortung für das eigene und gemeinsame Leben „lernen“.
Der Geist regt die Gemeinde dazu an, die Zukunft des gemeindlichen Lebens zu gestalten, aber auch den Raum außerhalb der Gemeinde, der betreten werden muss, um Anderen beizustehen. Der Raum der Wahrheit muss – mit dem gültigen Kriterium im Blick (s.o.) – erweitert und durchlässig werden. Lernen am Beispiel derer, in denen wir durchaus diesen Beistand am Werk sehen – das ist nicht nur etwas für Kinder, die Vorbilder suchen. Es ist auch nicht nur etwas für junge Menschen, die sich ebenso danach sehnen und sich in den Social Media an Influencer*innen orientieren, sondern für uns alle, die sehen wollen, wie sie es gemacht haben oder machen würden, und erkennen wollen, dass es machbar ist, Leben gut zu gestalten. Die kritische Prüfung von „Vorbildern“ ist wichtig, damit wir schlechte Vorbilder erkennen und uns nicht an diese halten, nur damit uns irgendjemand beisteht. Schlechte Vorbilder schmücken aus, was sie tun und wer sie sind, und verlassen getrost den Anspruch, Wahrheit durchzusetzen. Wahrheit kann jedoch nicht ausgeschmückt werden, man kann sie aber erkennen. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe und schließlich eine Gemeindeaufgabe, zu entdecken, was wahr und durchzusetzen ist.
Der katholische Religionspädagoge Hans Mendl betont: „Der Prozess der Selbstentwicklung scheint ohne die Orientierung an anderen Personen, an Modellen, Vorbildern, Leitfiguren, Helden, Heiligen und Idolen nicht zu gelingen. Es gibt deshalb gute Argumente, die gegen die Vorstellung von Lernen im Sinne einer reinen Selbstentfaltung sprechen: Wir benötigen Impulse von außen, um dann in Auseinandersetzung, Orientierung und Abgrenzung dazu das eigene Leben zu gestalten.“ H. Mendl, Modelle – Vorbilder – Leitfiguren. Lernen an außergewöhnlichen Biografien (Religionspädagogik innovativ) Stuttgart 2015, 12.
4. Bezug zum Kirchenjahr
Exaudi: Höre meine Stimme! Psalm 27 lässt einen Beter laut werden, um Gott seine Stimme hören zu lassen – und sie wird gehört! Er erlebt, dass Mut und Hoffnung im Vertrauen auf Gott berechtigt sind, so sehr, dass er am Ende auch andere ermutigen kann (darin ist er ein gutes Vorbild). Er weiß, dass Gott ihm beistehen wird, selbst wenn die, an die man sich unbedingt halten will und die naheliegendsten Vorbilder – Vater und Mutter (v10) – ihn verlassen. Die Gemeinde ist an diesem Sonntag mit vielen Stimmen konfrontiert: mit der Stimme dieses Beters; mit den Stimmen von Menschen, die den Raum der Wahrheit zusammen mit dem Parakleten gestaltet haben, welcher lehrt und erinnert und stützt; und mit den Stimmen einer heterogenen Gemeinde mit ihrer Vielfalt von Biografien. Liturgisch gibt es viele Wege, diese Stimmen zu Gehör zu bringen, u. a. mit einer starken Einbeziehung Einzelner (z.B. in Gebeten) oder gar der ganzen Gemeinde, wie bspw. folgendermaßen: Der ausgeteilte Predigttext oder auch Psalm 27 wird von der ganzen Gemeinde gelesen, und zwar ganz bewusst nicht im Gleichklang, sondern mit der Bitte, den Text im je eigenen Tempo und mit der für einen selbst angenehmen Lautstärke zu lesen. Das Stimmengewirr wird sich zu einer Motette eines Gemeindeklangs verdichten. Dies wird dem Sonntag Exaudi gerecht werden, der die Stimmen derer hören lässt, die ermutigt sind zu reden und zu tun, was sie durch den Geist erkannt haben.
Autoren
- Prof. Dr. Jörg Frey (Einführung und Exegese)
- Dr. Sabine-Joy Ihben-Bahl (Praktisch-theologische Resonanzen)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/500040
EfP unterstützen
Exegese für die Predigt ist ein kostenloses Angebot der Deutschen Bibelgesellschaft. Um dieses und weitere digitale Angebote für Sie entwickeln zu können, freuen wir uns, wenn Sie unsere Arbeit unterstützen, indem Sie für die Bibelverbreitung im Internet spenden.
Entdecken Sie weitere Angebote zur Vertiefung
WiBiLex – Das wissenschaftliche Bibellexikon WiReLex – Das Wissenschaftlich-Religionspädagogische Lexikon Bibelkunde