Deutsche Bibelgesellschaft

6.6.06. Der Prophet Micha (Mi)

Übersicht über das Michabuch

1-2 Gerichtsworte an Juda
   2,12f.     Heilswort für Jakob
3-5 Gericht über die Führenden
   4+5     Heilsworte
6-7 Gerichtsworte an Juda
   7,8-20     Liturgie/Psalm: Hoffnung auf Vergebung

Wirksamkeit

Der Prophet Micha (abgekürzt für Micha-el/-jahu: „Wer ist wie Gott/JHWH“) aus Moreschet-Gad wirkte zeitgleich mit Jesaja in Jerusalem (ca. 740-705). Er wird allerdings weder im Königs- noch im Jesajabuch erwähnt, dafür zitiert Jer 26,18 das Wort Michas gegen den Tempel, 3,12. Von Micha sind keine weiteren biographischen Details bekannt.

Gliederung

Das Buch lässt sich nach der obigen Gliederung als dreifacher Rhythmus von Gerichts- und Heilsankündigung lesen (andere Forscher sehen nur ein Doppelschema, aber vgl. die Neueinsätze in 3,1 und 6,1). Dieses Schema ist sicher nicht ursprünglich, wie auch die Echtheit ganzer Teile des Buches umstritten ist. So gelten die größten Teile der Kap. 4-7 als sicherlich später, auch in Kap. 1-3 werden deuteronomistische Überarbeitungen gesehen.

Inhalt

Inhaltlich ist das Michabuch von einer kompromisslosen Anklage sozialer Missstände bestimmt (wie Amos für das Nordreich). Vor allem geht es wohl um Fragen des Bodenrechts (vgl. etwa 2,4f.). Die Oberschicht enteignet mit juristisch zwar einwandfreien Mitteln die kleinen Bauern, nimmt ihnen so aber das von Gott her zustehende Erbteil (vgl. oben zu Rut).

Micha erwartet das Gericht Gottes über Samaria (?), Juda und Jerusalem (nicht über die Völker!), das Kommen JHWHs kann er sich nur als zerstörerisches Werk vorstellen. In besonderer Weise werden in Kap. 3 die Häupter, Fürsten und Propheten für die Misslage verantwortlich gemacht. Sie sollten das Recht kennen, doch sie selbst hassen das Gute und lieben das Böse (3,2).

Wichtige Einzeltexte

Wichtig ist auch bei Micha, wie bei Jesaja, die besondere Bedeutung der Zionsvorstellung. Seine Gegner greifen sie auf mit dem Hinweis „Ist nicht Gott in unserer Mitte? Es kann kein Unglück über uns kommen“ (3,11). Gegen diese Heilssicherheit (vgl. inhaltlich Jer 7) sagt Micha die Zerstörung an: „Jerusalem wird zum Trümmerhaufen und der Tempelberg zur Waldeshöhe“ (3,12).

Die Kapitel 4-5 stellen dann im Gegensatz dazu den Zion wieder als Heilsgaranten in den Mittelpunkt des Interesses. Die Völker werden zum Zion wallfahren, von dort wird das Friedensreich ausgehen. Kap. 5 weissagt den davididischen Messias aus Bethlehem. Kap. 6 stellt die Forderungen Gottes an sein Volk zusammen; 6,8 fasst dies (wohl später) nochmals zusammen: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Recht (מִשְׁפָּט, mišpāt) zu üben und Gutes zu lieben und einsichtig mit Gott zu wandeln“. Dieser Satz gilt im Judentum als Summe der 613 Gebote der Tora.

Das in Kap. 7 zugefügte liturgische Formular geht möglicherweise auf eine besondere Redaktion zurück, die das Buch Micha für exilische Klagefeiern verwendet und überarbeitet hat.

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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