• rein (unrein)

Wegen der Heiligkeit Gottes muss der Mensch, der sich ihm naht – sei es in der anbetenden Gemeinde, sei es beim Privatopfer -, rein sein. Dabei ist »rein« zunächst kein moralischer Begriff, sondern bezieht sich auf körperliche Vorgänge, die von der Nähe Gottes fern zu halten sind – vermutlich weil sie zur Einflusssphäre dämonischer Naturmächte gehören, denen sich die Menschen der Frühzeit ausgesetzt sahen. Dazu zählt alles, was mit den Bereichen von Tod und Sexualität zu tun hat, aber auch Hautkrankheiten (Aussatz). Auch jede Berührung mit Menschen, die die Reinheitsvorschriften des Gesetzes nicht beachteten, machte »unrein«. Ein wichtiges Gebiet waren die Bestimmungen über reine und unreine Speisen (Nahrungsvorschriften).
Die Gesetzestreuen zur Zeit des Neuen Testaments dehnten diese Bestimmungen, die für Priester und jeden, der den Tempel betreten wollte, verbindlich waren, auf den ganzen Alltag aus und verschärften sie. Wenn die Pharisäer also nichts mit ungewaschenen Händen aßen und streng die Reinheitsgesetze einhielten (Mk 7,1-4; Joh 2,6), dann nicht aus hygienischen, sondern aus religiösen Gründen: Sie wollten sich als Gottes erwähltes Volk rein bewahren.
Umso befremdlicher und bedenklicher erschien die Haltung und das Verhalten von Jesus in dieser Sache, wenn er alle äußeren Reinheitsvorschriften der Reinheit des Herzens unterordnete (Mk 7,1-23). Noch bei den jungen christlichen Gemeinden drohte zeitweilig die Einheit zu zerbrechen über der Frage, ob Christen nicht jüdischer Herkunft, die sich nicht an die Reinheitsvorschriften des Mose-Gesetzes hielten, mit Christen jüdischer Herkunft, die dies weiterhin taten, zusammenleben und z.B. das Mahl des Herrn gemeinsam feiern könnten (Gal 2,11-16; Apg 15,20-21Blutschande).

Quelle: Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart